Donnerstag, 20. November 2003

100 0 Zeilen Hass
Es war einmal ein knalliges Kerlchen, das der Welt seinen Hass ins Gesicht hämmerte. 100 Zeilen, Monat für Monat. Und es war gut so. Dann kam das Feuilleton, und liess ihn auch mal woanders was schreiben, als in der Tempo, die ihn berühmt gemacht hatte. Das war schon nicht mehr so gut.

Das Kerlchen, Biller mit Namen, zettelte dann noch 2 Debatten an, eine über Hirnf*ck im Kulturteil und eine über "Schlappschwanzliteratur" - ein Vorwurf, den sich die Popliteratur so zu Herzen nahm, dass sie in die Ecke ging und tatsächlich vor Scham und miesen Umsätzen starb. Das war gut so.

Biller hingegen versuchte sich an der Krönung des, zumal jüdischen, Intellektuellendaseins: Den grossen Romanen. No. 1 hiess Die Tochter und floppte. No.2 hiess Esra und wurde auf Antrag der mutmasslichen Namensgeberin und ihrer Mutter in Grund und Boden geklagt. Und zwar gleich so heftig, dass sich nicht mehr mal die nicht gerade zimperliche Volksbühne in Berlin rantraut. Statt dessen wird jetzt über das Buch und die Freiheit der Kunst debattiert.

In solchen blutleeren Skandälchen und beleidigten Ex-Geliebten also endet etwas, das mit 100 gnadenlosen Zeilen begann. Hatte der mal besser weitergehasst, statt sich so vorführen zu lassen. Gar nicht gut, das.

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