Samstag, 11. Dezember 2004

Backlash
Bei der amerikanischen Präsidentenwahl stimmten 3/4 der amerikanischen Juden für die Demokraten; so eindeutig wie keine andere Minorität in den USA. Viele hatten Angst, Amerika könne sich durch eine zweite Amtszeit in einen christlich-fundamentalistischen Staat verwandeln. Einer, der das nicht befürchtete, war der eher konservative Vorsitzende der Anti Defamation League Abe Foxman. Möglicherweise muss er jetzt umdenken, denn der grosse Fernseh-Konzern Fox lässt gerade die Judenfeinde von der Leine. Foxman hatte dagegen protestiert, dass christliche Gruppen an Weihnachten in den Schulen Juden missionieren wollten. Aus dem amerikanischen Verständnis heraus, das alle Religionen au der Schule heraus halten will, ist der Plan eigentlich schon ein Verfassungsbruch. Aber der Fernsehkommentator Bill O´Reilly setzte noch eins drauf: Die Antidefamation League sein eine Extremistengruppe, und wer sich über die Bekehrungsversuche beschwere, solle nach Israel auswandern.

William Donohue, der Chef der Katholischen Liga und Freund von Bush, setzt gleich noch eins drauf: Hollywood werden von säkularen Juden kontrolliert, die das Christentum im Allgemeinen und den Katholizismus im besonderen hassten. Donohue ist dann mit seiner Gruppe auch eine der treibenden Kräfte hinter dem Versuch, die Serie Sex and the City in Zukunft nur noch in einer zensierten Version auszustrahlen.

Kein Wunder also, wenn sich auf der Website www.marryanamerican.com inzwischen auch viele Juden finden, die einen ausländischen Ehepartner suchen, um aus God´s own Country zu entkommen

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Samstag, 11. Dezember 2004

Shabbat shalom für den alten Mann,
der sich erst mal in einer sicher wenig angenehmen Sitzung das OK seiner Partei für eine Koalition mit der Partei des anderen alten Mannes, Shimon Peres holen musste. Und mit dem erst mal eine Koalition machen, dann mit den Idis von der Schas-Partei und ihrem geistig nicht immer zurechnungsfähigen geistigen Oberhaupt zu Potte kommen, um überhaupt weiter regieren zu können, um bei der Gelegenheit eine marode Wirtschaft zu sanieren und einen halbwags sauberen Abzug aus Gebieten hinbekommen, die nur der Beginn für weitere schmerzhafte Entscheidungen sein werden. Sie werden ihn dafür in der eigenen Partei hassen, einen Verräter nennen, und er wird es politisch kaum überleben.

Nein, es werden keine schönen Wochen für Sharon, und ich kann mir vorstellen, wie er das alles wahr nimmt:



Wie dicken Nebel in der Nacht, hinter ihm eine schimmernde, böse Meute, die heranbraust, um ihn zu fressen, und nach vorne ist kaum Sicht, auf einer viel zu engen Fahrbahn mit vielen Baustellen, die vor ihm aus dem Nichts auftauchen, aber er muss weiter, es gibt kein Halten auf der Flucht vor den Geistern der Vergangenheit.

Bei mir dauerte der Zustand heute nur 170 Kilometer, von Berlin bis Thüringen. Für Sharon wird es lange dauern. Mitleid? Nö. Er weiss, was er tut, der einsame, gehasste alte Mann.

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Donnerstag, 9. Dezember 2004

Das kenn ich doch:
Das hier ist uns in grauester Vorzeit auch schon mal passiert - allerdings ist die damalige Moderatorin schon seit Jahren nicht mehr dabei. Wobei, es war nicht privat, oder auf Papier, sondern On Air, mitten in der Sendung, von der man glücklicherweise ohnehin schon den ein oder anderen Ausrutscher gewohnt ist: Bodenluft-Raketen gegen den Weihnachtsmann, beispielsweise, Ho ho ho! Oder ein Deathmatch gegen Judas Makkabäus...

Also, das war so: Da macht man einen Beitrag über Konzentrationslager, und dieses eine Mal ist die Sendung nicht vorproduziert, sonder live - auf dem Zettel steht KZ-Wärter, und dann liest sie, laut und deutlich:

KFZ-Wärter.

Nein, es ist bei genauem Überlegen nicht lustig, aber in der Situation überlegt keiner, sondern lacht noch hintendrein. Shit happens. Kann passieren.

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Die andere Seite
blogt angeblich aus Rafah, wobei ich eher darauf tippe, dass die Macher in amerikanisch-palästinensischen Kreisen zu finden sind. Dennoch, gute Links und Quellen.

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Donnerstag, 9. Dezember 2004

Elefantenrunde
Julius Schoeps gegen Micha Brumlik - Doppel-Buchvorstellung an einem Abend, im sehr schönen Cafe des Gropiusbaus in Berlin Mitte. Mässig voll, immer das gleiche Publikum bein solchen Veranstaltungen: Wohlmeinende ältere Tugendwächterinnen. evangelische Religionslehrerinnen, oberlehrerhafte Co-Kommentatoren, und ein paar Studenten, die auf eine besondere Vorlesungen hofften.

Im Prinzip war es eine sehr nette, wenig stringente Plauerei über dies und das; ältere, gewitzte Herren über G´tt, die Welt und den Genozid. Aufgrund einer Radarfalle in Mitte (sie fielen zu Hunderten zu meiner Rechten, aber mir geschah nichts) und eines Telefonats kam ich etwas zu spät, aber wie inmmer bei solchen Zusammentreffen von Leuten, die sich die Bälle zuwerfen, konnte man jederzeit ein- und aussteigen, solang man die Insiderwitze (Wolfsohn - höhöhö) verstand.



Nur einmal wure es etwas rau und ruppig - als der werte Herr Verleger auf die Zurückhaltung der Buchhändler zu sprechen kanm, sich die bei ihm verlegten Werke führender jüdischer Intellektueller ins Regal zu stellen. Vielleicht hätte ich mich melden sollen und zugeben, dass das meiste von seinem Haus auch bei mir keine Chance hat, denn noch ein Schuldfragenbuch eines führenden jüdischen Intellektuellen, der sicher ganz toll geforscht hat und zu brillianten Schlussfolgerungen kommt, ändert nichts an der Tatsache, dass er damit Nummer 1.349 der unrezensierten Bücher führender jüdischer Intellektueller wird.

Es gibt einfach eine enorme Überproduktion. Und die Zahl derer, die sich die Kisten voller derartiger Literatur kaufen und lesen, ist begrenzt. Vielleicht, wenn sich die Herren führende jüdische Intellektuelle mal dazu herablassen wollten, einen Knaller zu schreiben, irgendwas, das man gern liest, spannend ist, und nichts mit Genozid zu tun hat - dann könnte man gern nochmal über das Thema reden.

So wie jetzt bleibt es beim Achselzucken der Buchhändler.

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Dienstag, 7. Dezember 2004

Vor genau einem jüdischen Jahr
sah es noch viel imposanter aus. Hier im Büro, wo heute Abend auch Chanukka beginnt, sind dagegen erst mal nur 3 statt der dafür nötigen Kerzen da - weil es in drei Tagen nämlich raus aus Berlin geht, Richtung Süden.



Dort werden dann die anderen 5 Kerzen entzündet, also insgesamt acht. Eine für jeden Tag, da das Licht mit dem letzten Rest reinem Öl im Jerusalemer Tempel brannte, nachdem die jüdischen Makkabäer das Heiligtum vor fast 2200 Jahren den syrischen Despoten abgenommen hatten. Ähnlich hoch her gehen wie damals wird es auch heute. Von wegen, geruhsames Chanukka - viel Autobahn, Sendung, Familie, Dauerstress diesmal. Ein Job für einen echten Judas Makkabäus. Vielleicht ist das die Ausrede der Grund, warum ich so viel - rituell ohnehin vorgeschriebene - Krapfen esse.

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Aus der beliebten Serie:
Leute, von denen sie immer schon dachten, dass sie Juden sein müssten, sich aber nie zu trauen fragten. Heute:

Dorothy Parker!

actually, somewhat jewish. Genauer: Ihr vater war jüdischer bekleidungsfabrikant, ihre Mama dagegen römisch-papistisch-katholisch. Natürlich ist man ein wenig stolz auf das grosse Lästermaul der 20er und 30er Jahre, die begnadete Kolumnistin, die bitterböse Chronistin ihrer Zeit, in der die Damen von Welt Grippe bekamen, wenn das Collier ihres Lovers nicht teurer als ein Cadillac war. Wie sagte sie nicht so schön: "Ich schreibe oberflächliches Zeug, denn dies (New York) ist eine oberflächliche Stadt". Als sie 1967 starb, vermachte sie alles Martin Luther King.

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Dienstag, 7. Dezember 2004

Man entgeht ihm nicht
Noch nicht mal im Büro, das expressis verbis jüdisch ist. Ihm, dem Majority-Grauen in Coca-cola-rot und debilem Kiffergrinsen über verfettetem Körper:



Aber es tut ihm vielleicht mal ganz gut, hier mitzubekommen, wie man sich als Minderheit so fühlt.

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Sonntag, 5. Dezember 2004

Irgendwie fremd
Das, von dem die Rechten immer reden, von den Fremden, die zwar hier leben, aber in diesem Land innerlich nie angekommen sind - das sollte man nicht so einfach wegwischen.

Natürlich denkt das Leitkultur-Luder dabei an finstere Orientalen, die sich anders anziehen und beim frühen Tageslicht Obstkisten schleppen, und deren Söhne in tiefergelegten Fords Schnulzen aus Istanbul laufen lassen. Ich fahre keinen Ford, meine Familien leben seit Jahrhunderten hier, weitaus länger jedenfalls als das "Flichtlings-Gschwerrl", wie der gnadenlose bayerische Volksmund die Sudetendeutschen bezeichnet. Die im übrigen doch auch in ihren Mercedes-Limousinen Schnulzen aus der Egerländer Heimat hören, aber das ist eine andere Sache. Ich und viele meiner Freunde, beileibe nicht nur Juden, empfinden eine, sagen wir mal, abstammungsbedingte Fremdheit. So wie die junge Frau, mit der ich gestern Essen war: Intelligent, gute Ausbildung, gleich nach der Geburt nach Deutschland gekommen, die Eltern selbst auch ein deutsches Idealpaar. Nur eben - sie kommt aus einem anderen Erdteil, das sieht man ihr an, im besten Sinne des Begriffs.



Das führt trotzdem in ihrem Leben zu Konflikten und Problemen. Es liegt nicht an ihr, sondern an der Umwelt, die damit nicht umgehen kann, blöd schaut, gewisse Erwartungen in ihre "Rasse" setzt, und ich vermute stark, dass es bei Menschen aus Afrika nochmal eine Ecke heftiger kommt.

Andere Bekannte haben Namen, die die Herkunft erkennen lassen, auch wenn sie nicht anders aussehen als Hinz und Kunz, Respektive bei jüdischen Freunden, Creti und Pleti. Es sind Kinder und Enkel von Menschen, die teilweise schon vor fast 60 Jahren hier angekommen sind, alle sind hier geboren, sprechen perfekt Deutsch - was schon wieder so ein Zeichen der Fremdheit ist. Aber wenn wir uns treffen, genügen meistens nur ein paar Worte, ein, zwei Fragen, und schon reden wir über das, was uns anders erscheinen lässt, und über die Frage, ob wir anders sind. Die Fortsetzung der jüdischen Selbstzweifel im Lichte der "Multi-Kulti-Gesellschaft", an die auch nur die Arschgeigen glauben, die die Realität da draussen in ihren versifften Bierzelten nicht mitbekommen. Multi-Kulti ist ebenso wünschenswert und unwahrscheinlich wie ein Ende der (Männer-)Gewalt in den Familien.

Und weil für den grossen Teil der Mehrheitsbevölkerung Döner oder Chinapfanne und einen kleineren Teil das Klezmerkonzert und japanische Geigerin die Inbegriffe von zulässigem Multi-Kulti sind, weil ihnen der ganze Rest vollkommen am amtlich-arischen Arsch vorbei geht, sitze ich dann mit einer schönen Frau beim Essen, sage ihr, dass sie sich den ganzen Dreck nicht zu Herzen nehmen soll, so what, schlimmer wäre es doch, wenn wie genau so wie die anderen wäre, aber innen drinnen weiss ich, dass sie sich die Dinge nur bewusster macht, oder es ihr aufgrund ihrer Abstammung brutaler reingedrückt wird, als mir, der ich zu einer, wenn man so will, bevorzugt behandelten "Luxusrandgruppe" gehöre. Und damit, zumindest an diesem Abend, sehr fremd in diesem Land bin.

Und das ist nicht das Problem der tiefergelegten Fords, der lauten Musik, der Sprache, der Ghettos, der Erziehung, alles Dinge, die auf mich und meine musterdeutsch fremden Freunde nicht zutreffen - es ist das Problem der real existierenden Leitkultur. Wer da dann noch von mir einfordert, dieses bescheuerte NaziOralgedicht (Rechtsschreibung ist meine Stärke) auf einer vergewaltigten Haydn-Melodie zu singen, dem wünsche ich, dass er mal die Unterbodenansicht von Mehmeds tiefergelegtem Ford zu Gesicht bekommt, und zwar die ganze Strecke von der Mass bis an die Memel, und von der Etsch bis an die Belt. dass er sich zuvor mal mit der Realität auseinandersetzt - Gesprächspartner gäbe es genug.

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Es ist so mit dem Patriotismus:
Ich liebe Essen, ich liebe Ficken, und einiges mehr - aber dieses Land - ne, das liebe ich nicht, genausowenig wie jedes andere Land. Sollte ich einen Moment in Versuchung kommen, den Südrand der Alpen in Richtung Verona und die dortige Landschaft sowie die dortige Küche und die beim Sex knarzenden, dicken Hotelbetten zu lieben, muss ich nur an Berlusconi, Bossi und die Neofaschisten denken, um auch das nicht zu lieben.

Und ich werde auch nicht auf die Idee kommen, dieses Land indirekt zu lieben, indem ich es esse oder ficke oder sonstwas. Und wenn man Patriot sein will, sollte man beim CDU-Parteitag den Antrag stellen, die CDU wegen ständiger Inkompetenz, mit ihren braunen Rändern aufzuräumen, aufzulösen und das gesparte/eingenommene/auf schwarzen Konten beschlagnahmte Geld wohltätigen Zwecken zuzuführen.

Dann wäre Deutschlend einen guten Schritt weiter auf dem Weg zur Liebenswürdigkeit.

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