Mittwoch, 1. Februar 2006

He Hamas!
Ich kann Dich ja irgendwo verstehen, dass Du nicht sofort Frieden schliessen kannst. Klar, wie bringt man sowas den ganzen Knalltüten in den Camps bei, die davon leben, Kids und junge Frauen für Attentate zu rekrutieren. Die würden ja einen Schlag für´s Leben bekommen.

Aaaaber, liebe Hamas: Kommste Dir nicht ein bischen bescheuert vor? Auf der einen Seite mit Israel über einen Waffenstillstand verhandeln, auf der anderen Seite Israel die Existenzberechtigung verweigern? Ich mein, wenn Ihr wirklich meint, dass Israel weg muss, bitte, dann ist so ein Waffenstillstand nicht wirklich klug - es sei denn, Ihr wollt die Israelis ins Meer kitzeln. Oder mit Wasserpistolen reinspülen. Ich weiss nicht, ob das geht. Historisch gibt es dazu noch keine Erfahrungen. Ist also eher unsicher. Wenn, dann hat sich für sowas noch immer der Krieg bewährt. Aber den wollt Ihr ja offensichtlich im Moment nicht. Also, was dann?

Und nochwas. Kommt Ihr Euch nicht auch blöd vor, wenn Ihr einen Vertrag unterzeichnet mit jemandem, den Ihr als nicht existent betrachtet? So ne Art störendes Rosa Kaninchen? Ist das nicht ein wenig, hm, inkonsequent?

Wie wär´s, Hamas, wenn Ihr einfach mal sagt: OK, wir reden über den Waffenstillstand.

Und über alles andere halten wir einfach mal den Mund. Heute. Morgen. Eine Woche. Vielleicht kann man ja irgendwann nach der israelischen Wahl auch einen Tee trinken gehen. Machen die Israelis sicher. Weil die meisten innerlich wohl verstanden haben, dass Ihr halt auch faktisch da seid, egal wie wenig sie Euch leiden können.

Und die paar Deppen im Iran, die Scharfmacher in Washington und bei den deutschen Neoconazis, die sollen sich doch bittschön irgendwo bei Osama in Pakistan treffen. We´re not their fucking business, and they´re not your, they´re not our fucking business.

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Freitag, 20. Januar 2006

Nervthema Juden
ich musste diese Woche einen Artikel schreiben. An sich nichts besonderes, wenn es sich nicht darum gehandelt hätte, einen neutralen Artikel über zwei Personen zu schreiben, die eigentlich keine Neutralität brauchen, sondern eigentlich nur einen gemeinsamen Raum, wo sie sich weitab jeder Zivilisation das antun können, was sie sich antun möchten. Ich rede vom Konflikt Abi Melzer (unbedeutender Verleger) gegen Henryk Broder (Journalist, der weitaus bessere Tage hatte). Beide schädigen meines Erachtens das Ansehen des Judentums, weil sie ihren Streit um Sachthemen mit den maximalen Keulen des Nazivergleichs austragen. Wobei die Verwendung des Begriff "Berufsüberlebender" durch Broder nach meinem Dafürhalten für alle seine Arbeitgeber ohnehin ein Anlass sein könnte, sich die nicht in Medien veröffentlichten Einlassungen von Broder der letzten Jahre mal genauer anzuschauen. Dass es auf der Linie des real existierenden SPIEGELs liegt, ist irgendwo verständlich, aber in einigen Texten sind einfach Grenzen weit hinter jeder Polemik überschritten.

Natürlich könnte man sagen, dass Juden mit Worten ebenso rumsaubeuteln dürfen wie alle anderen. Wenn sich schon Neonazis, Wirtschaftsbosse und Politiker jeder Coleur nicht an Mindeststandards halten, warum sollte das ein Jude tun? Muss nicht sein, wenn er den Ruf eines anderen Juden kaputt machen will - und vielleicht noch vorhat, durch den Skandal etwas gegen die eigene Bedeutungslosigkeit zu tun. Das Problem ist die logische Konsequenz für die Umwelt, die da lautet: "Die Juden sagen doch selbst..."

Broder dürfte das egal sein; es dauert noch lange, bis die Vorsicht im Umgang mit dem Judentum, die in gewissen Bereichen sicher nicht sinnlos ist, durch Aktionen wie die Seinigen abgeschliffen ist. Er selbst wird vermutlich nicht mehr in den "Genuss" kommen, auf die gleiche Art - vorsicht - "behandelt" zu werden, ganz gleich, wie er seine problematischen Kampagnen gegen Oliver Gehrs und andere durchzieht. Dass er jetzt in der Sache Melzer- mal wieder - vor Gericht steht, ist eine menge Publicity für kleines Geld, mit der er den Verteidiger der jüdischen Sache geben kann.

Es sind diese billigen Nummern, dieses platte Gewäsch von beiden Seiten, die das Thema so eklig machen, es ist jüdischer Streit auf unterstem Niveau, es kotzt einen beim Schreiben an, weil im Prinzip beide Recht haben, die jeweils andere Seite ist schlichtweg unerträglich, eine Belästigung und ein brilliantes Argument für alle, die über Juden herziehen wollen. Und das nur wegen eines Buches, in dem ein gewisser Hajo Meyer eine - meines Erachtens - saublöde, dummkontoverse Attacke auf Irael reitet. So what. Man könnte einfach ein paar Witzchen drüber reissen, oder mal debattieren, was Zionismus wirklich noch bedeutet, wenn die Leute in Scharen das gelobte Land Richtung Deutschland verlassen. Wäre doch mal prima.

Statt dessen - dieser Mist, angerichtet von ein paar leuten, denen man gerne den Ruhestand wünschen möchte. Soll Melzer doch Grabwache bei Arafat machen, soll Broder doch ein Bildungszentrum für angehende rechts-neoconservative Judenanschleimer aufmachen, aber bitte: Nicht mehr die Öffentlichkeit mit diesem piefigen, privaten Kleinscheiss belästigen.

So. Jetzt ist es raus, jetzt geht´s wieder. Ich persönlich glaube, dass Broder den Prozess am 27.1. verliert. Und es wird mich nicht mal betroffen machen. Umgekehrt aber auch nicht.

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Freitag, 6. Januar 2006

Erstaunen
Es gibt kein Land, in dem mehr Auslandskorrespondenten auf die Einwohner kommen als Israel. Man sollte denlen, dass deutsche Medien dadurch in der Lage wären, ein realistisches Bild der Lage zu zeichnen. Ist aber nicht so.

- Da ist die Rede davon, dass Sharon so beliebt ist. Weil er angeblich so wahnsinnig akzeptiert und bejubelt wird, von "den" Israelis. Komischerweise ist es kein Jahr her, da wünschte ihm ein gar nicht kleiner Teil der Rechten (das sind die, die nach Meinung mancher Neoconazis für die "westlichen Werte" gegen "die Araber" kämpfen) Sharon den Tod wünschte, weil er wohl nicht mehr so viel Lust auf den Kampf hatte. Und da war auch eine Likudpartei, die ihn faktisch davongejagt hat. Und da sind immer noch weite Teile der sozialdemokratischen Partei, die Sharon eine ganze Menge vorwerfen, was weit über das typisch deutsche Beharren auf die Massaker von Sabra und Shatilla hinausgeht. Druck auf die Gewerkschaften, eine unsoziale Politik, wenig Verständnis für die wirtschaftlichen Probleme - man übersieht gerne, dass Israel seit der zweiten Intifada ziemlich am Boden ist. Und dann gibt es auch noch die arabische Partei und ihre Wähler, die mit Sharon auch wenig anfangen konnten. Ganz Israel? Nein, allenfalls die 40%, die Sharons Partei Kadima ihre Stimme gegeben hätten.

- und da ist die behauptung, da gäbe ein ein Vakuum. mein lieber Scholli, wer so einen Bullshit schreibt, kennt weder die Biographie von Bibi Netanyahu, Ehud Olmert und Shimon Perez. Alle drei sind immer wieder damit aufgefallen, dass sie sich in entstehende Lücken gedrängelt haben, ohne dass sie dabei besonders fein oder ideologisch korrekt umgegangen wären. Netanyahu hat Sharon aus dem Likud gejagt, Olmerts Karriere begann mit der Diskreditierung eines Konkurrenten, dieser wäre ein Krimineller, und Peres war unlängst noch nicht mal bereit, seine demokratische Niederlage in der Arbeiterpartei zu akzeptieren. Übrigens hat der Likud-Block gerade die Chance genutzt, um von ihrem Austritt aus der Koalition wieder zurückzutreten. Opportunismus verträgt sich schlecht mit Vakuum.

- Ohne Sharon käme der Friedensprozess ins Stocken. Sowas hat gerade auch Henryk Broder im Spiegel Online geschrieben, und dabei den Begriff "Haudegen Gotttes" verwendet. Ich erspare mir hier die Bewertung seiner gejiddelten Anbiederung an das deutsche Publikum, aber wessen Gehirn länger als drei Tage zurückreicht, wird sich vielleicht an diese Meldung erinnern: Sharon wollte wohl die Roadmap kippen und im Westjordanland neue Tatsachen schaffen. Friedensprozess? Wo bitteschön?

- Sharon hätte die Wahlen sicher gewonnen. Hätte er wohl nicht. Sharons Clan stand immer im Ruch der Korruption, es gab viele Ermittlungen, mitunter wurde er in Israel auch als "Pate" bezeichnet. Und jetzt hat die Staatsanwaltschaft neues Material gegen Sharon - es geht um eine 3-Millionen-Spende, die Sharon im Wahlkampf eingesetzt haben soll. Wenn sich der Verdacht erhärtet, wäre es zur Anklage gekommen, dann hätte er wohl zurücktreten müssen -

und alle Medien, die jetzt flennen, hätten sich das Maul über den alten, kranken Mann zerrissen.

Die Darstellung von Ariel Sharon in den westlichen Medien wurde seiner Person nie gerecht. Weder im Guten, noch im Schlechten. Offensichtlich, weil sie nicht genug vom Nahostkonflikt und Israel verstehen.

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Sonntag, 4. Dezember 2005

Sharoniaden
Man ist schon im Normalfall gut beraten, israelische Politik nicht mit deutschen Massstäben zu messen. Die einzige westliche Demokratie im Nahen Osten ist schon im Alltagsgeschäft bereit, alle Kriegstaktiken dieser Demokratie gegen den politischen Feind anzuwenden. Wer heute der Gegner ist, kann morgen schon der Koalitionspartner sein, und alte Freunde können blitzschnell zu Todfeinden werden. Kaum eine Regierung der letzten Jahrzehnte hat eine volle Wahlperiode gehalten, selbst wenn es im Regierungslager fliegende Wechsel gab. Dieser unübersichtliche, ganz normale Irrsinn ist aber nichts gegen das, was jetzt passiert ist.

Da sind die beiden alten Männer auf der rechten und linken Seite, Ariel Sharon und Shimon Peres, von ihren jeweiligen Parteien Likud und Arbeiterpartei zusammengestaucht worden. Sharon bekam die Quittung für den Rückzug aus dem Gazastreifen, und Peres verlor die Wahl um den Vorsitz seiner Partei bei Ausnutzung aller Tricks gegen den linken Gewerkschaftsboss Peretz. Ursache dürfte der Ausverkauf der Gewerkschaftsinteressen an die Wirtschaftspolitik von Sharon sein. Likud und Arbeiterpartei haben sich also gegen einen Kurs der Mitte ausgesprochen, und jetzt ziehen die beiden alten Männer Sharon und Peres gemeinsam in die Schlacht der nächsten Wahl Ende März. Mit einer eigenen Partei namens Kadima, die den anderen das Fürchten lehren könnte. Bisher waren israelische Parteien Klientelparteien, jeder bot seiner Wählerschaft einen Deal an und versorgte sie in der Regierung mit Pfründen. Eine Mainstreampartei der Mitte gab es bislang nicht - jetzt ist sie da, und von Likud und Arbeiterpartei laufen die Mitglieder in Scharen über. Besonders der von Sharon mitbegründete Likudblock ist auf dem Weg ins politische Nichts. Nach Sharons Abgang tobt dort ein heftiger Machtkampf. Und für ihre treue Klientel der ärmeren Juden aus der arabischen Welt ist die alte Europäerpartei, die Arbeiterpartei plötzlich wählbar, denn der neue Chef ist einer die ihren.

Wenn sie nicht gleich zuu Kadima überlaufen. Die neue Partei der alten Männer hat gerade die besten Chancen, die jahrzehntelange gegenseitige Blockade von Rechts und Linksparteien in Israel aufzubrechen. Und mehr noch, wenn sie an die Macht gelangt, kann sie auf eine Beteiligung der Religiösen Kleinparteien verzichten und endlich die lange aufgeschobenen innerstaatlichen Reformen anpacken. Weder Sharon noch Peres verhalten sich besonders vorbildlich demokratisch, ganz im Gegenteil: Man darf ihnen ein grosses Mass an brutaler Machtpolitik und das Fehlen aller Skrupel gegenüber ihrer politischen Heimat unterstellen. Beide handeln eher wie Condottiere der Renaissance. Sie sind auf die Macht aus und praktizieren dabei politischen Pragmatismus bis zur Prinzipienlosigkeit. Vorbildliche Demokratie sieht anders aus. Aber im Moment scheint eine starke Partei der Mitte, die auch schmerzhafte Kompromisse im Friedensprozess mit breiter Mehrheit durchsetzen kann, die beste Lösung für die verfahrene Situation im Nahostkonflikt.

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Sonntag, 30. Oktober 2005

Guten Morgen, Westen.
Na sowas. Ist es im Iran noch immer nicht vorbei mit dem Antisemitismus, obwohl all die netten Bloggerlein so ein hübsches Bild von der neuen Zivilgesellschaft gezeichnet haben. So viel Hoffnung, und jetzt das. Und genau in dem Moment, als die Amerikaner einen Haufen anderer Sorgen haben. Weshalb der politische Druck, der die Iraner zum neuen Volkssport Extreme Zurückrudering und Hardcore Unschulding und Westen Godd Absichts missverstehing bringt, aus Europa kommt.

Aber bitte, wo ist denn das Neue an der Geschichte? Nur weil der Vorgänger des jetzigen Präsidenten nicht das sagte, was alle unter ihm die ganze Zeit sagten, heisst das nicht, dass sich wirklich was in Sachen Israel und Iran getan hätte. Zumindest auf propagandistischer Ebene. Ein wenig anders, wenn man ehrlich ist, sieht das auf der realpolitischen Bühne aus, da hat man sich stillschweigend über Mittelsmänner mit der Hisbollah geeinigt, dass das mit dem "von der landkarte wischen" ein klein wenig irrealistisch ist, und abgesehen davon, warum sollten die Schiiten im Bekaatal plötzlich die besten Kunden für ihr Rauschguft auf der anderen Seite der Grenze wegwischen?

Rein militärisch gesehen, ist an der realen Front zwischen Israel und Iran längst Ruhe. Und so doof sind die Iraner auch nicht, noch nicht mal die Extremisten an der Spitze, dass sie mit dem Status Quo nicht gut leben könnten. Saddam, der erzfeind und Schiitenmörder ist weg, der Süden des Irak ist quasi eine Kolonie des Irans mit Einwilligung der Amerikaner, die sich noch lange da unten blutige Nasen holen werden. Vermutlich ist es die Sorge um diesen Machtzuwachs und die dank Bush glänzend gewordene Ausgangsposition für die schiiten, die "Juden des Islam", die sie jetzt die Schnauze halten lässt. Aller roger vom Wansee bis Teheran, vom Libanon bis Afghanistan. Ein dummer Sager, unvorsichtig und nur das, was man nicht sagen muss, weil es jeder weiss - und auch, dass es nicht kommen wird.

Aber so gibt man der Volksseele zwischen Marokko und Indonesien wieder mal zu verstehen, wer der wahre Macher ist. Und jetzt ist auch wieder gut, schliesslich will man weiterhin Öl verkaufen, und auch im Bereich Teppiche erlebt man gerade einen Aufschwung. Und der Westen - mei, der dreht sich nochmal um und pennt weiter. Europa will doch keinen Krieg, die Koalition der Willigen hat andere Probleme, und der Iran wird so oder so die ganz grosse Nummer im Mittleren Osten sein. Und wer sich mal ein wenig mit dem Islam beschäftigt, weiss, dass Israel für die Schiiten nur ein Winzproblem ist - im Vergleich zur historischen Mission, die Trennung des Islams aufzuheben und die Sunniten zu dominieren. Was nicht heisst, dass sie, wenn sie könnten, israel nicht auch auslöschen würden. Aber vorher ist da erst mal der 1300 Jahre alte Bruderkrieg. Und der läuft jetzt schon.

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Sonntag, 23. Oktober 2005

Tel Aviv kann, was berlin nicht kann:
Love parade machen! Gestern war es mal wieder so weit, unter nahöstlicher Sonne - und anstelle des Laubhüttenfestes - kamen zehntausende Israelis und Touristen an das Meer, wo am Strand und auf Booten getanzt wurde, Eindrücke gibt es hier, die meisten anderen Blogger sind wohl noch etwas komatös.

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Donnerstag, 28. Juli 2005

75.000 Dollar
für Dayans Augenklappe - Einstiegspreis.

Komischerweise ist Dayan im Ausland inzwischen populärer als in Israel, scheint mir. Wenn man nach 1967 auf ihn gehört hätte, gäbe es heute keine Siedler und keine Siedlerproblematik. Irgendwann muss ich mal diese Geschichte von Dayan und Micha Bar-Am als MP3 hier einstellen, wie sie mal nach dem 5-Tage-Krieg bei den Palästinenser unterwegs waren, erzählt von Bar-Am selbst.

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Freitag, 8. Juli 2005

Die Stunde der Schwallköpfe
Journalisten sind Generalisten, und das merkt man momentan. Da schwafeln sie also jetzt auf Kommando los über Terrorismus, ohne auch nur ansatzweise vorher Google um Rat gefragt zu haben, geschweige denn die gar nicht seltenen Spezialisten, die es für sowas in nicht kleinen Zahlen an den Unis und Zhink Tanks gibt.

Ein paar Delikatessen des heitigen Tages von bayerischen Radiostationen: "Terroristen handeln nicht rational" - totaler Bullshit. Natürlich handeln sie rational. Kann sein, dass es in unseren Augen nicht ok und vernünftig ist, aber der Anschlag vom Bau der Bomben über die Ausspähung der Ziele bis zum doch ziemlich präzisen "Erfolg" der Operation zeigt, dass diese Leute sehr rational denken. Der Depp ist allenfalls der Idiot, der die Bombe am Körper trägt; seine Hinterleute sind ebenso intelligent wie rational wie zynisch. Und deshalb bevorzügte Ziele der israelischen Armee, am Rande erwähnt.

"eine Zelle" - völlig daneben. Nach allem, was man über derartige Gruppen weiss, sind sie alles andere als Zellen, wie man sie in Europa aus Deutschland, dem Baskenland oder Griechenland kennt. Die Jungs haben ein gut geschmiertes Netzwerk mit Soldaten, Leutnants und Verbindungsoffizieren.

"Terroristen denken nicht strategisch" - ach nein? Allgemein geht man inzwischen sehr wohl davon aus, dass die Jungs mit ihren Kräften haushalten und sie sehr dosiert einsetzen. Sie tun das, was nötig ist, die westliche Welt zu verunsichern. Schleicht sich dann wieder die Entwarnung ein, kommt das nächste Ding. Die wissen genau, wie sie das Thema am Laufen halten.

"jetzt ist es wichtig, britische Botschaften" - nach allem, was man jenseits der atypischen Anschläge von Istanbul weiss, tendieren die Jungs ausserhalb der islamischen Welt zu Anschlägen auf weiche Ziele, wo die Bewachung nicht stark ist und es jeden, nicht nur die Führer der Gegner der Terroristen treffen kann.

Das ist ihr Muster, ihr Kennzeichen. Damit hat die andere Seite auch gerechnet. Dass es jetzt trotzdem passiert ist, wirft kein gutes Licht auf die Arbeit der britischen Polizei und Geheimdienste.

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Freitag, 1. Juli 2005

Shabbat Shalom - und Sharon macht Ernst.
Der alte Mann schafft es doch immer wieder, einen zu überraschen: Massive Militäreinsätze gegen Siedler im Gazastreifen, Zwangsräumungen, militärische Sperrzonen. Sharon hat beste Chancen, zum nächsten grosse Hassobjekt im kommenden innerisraelischen Konflikt zu werden. So viele neue Siedlungen im Westjordanland kann er gar nicht zulassen, als dass ihm die Rechte diese Bilder verzeihen würde.

Andererseits ist es schwer, sich einen anderen Politiker vorzustellen, der das Ganze noch mit einer derartigen Unterstützung eines grossen Teils der Israelis über die Bühne bringen würde. Trotzdem wird es das Land in eine tiefe Krise stürzen, und die Geheimdienste werden alle Hände voll zu tun haben, Sharons Leben zu schützen. Vermutlich gibt es bei den Palästinensern inzwischen eine ganze Menge Politker, die darauf hoffen, dass Sharon nicht zu Schaden kommt. Eine an sich völlig irrwitzige Geschichte, aber iegendwo auch rypisch für den Nahen Osten.

Wie weit man übrigens auf ultraorthodoxer Seite bereit ist zu gehen, zeigte sich letzte Woche beim Christopher Street Day in Jerusalem: Das oberste Gericht hatte den rechten Bürgermeister angewiesen, den Marsch zuzulassen. Daraufhin kreuzten 200 Ultras auf - einer davon stach mit einem Messer auf drei Schwule ein und verletzte sie. Der Mann wurde festgenommen - mal schaun, was aus ihm wird, wenn er sich im Knast nach der Seife bückt...

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Dienstag, 28. Juni 2005

Iranischer Schock
Das war sie also, die Wahl im Iran. Und damit weiss man auch, was einen erwartet, wenn man im Nahen Osten wählen lässt. Man wird sich damit abfinden müssen: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, würden die Islamisten wohl in den meisten Ländern die Wahlen gewinnen. Diktaturen erzeugen Kurruption und riesige Mengen armer Menschen, die nicht gebildet sind und keinen Zugang zu Medien haben. Und die wählen dann eben das, was ihnen am meisten verspricht. Auch Hamas und Hisbollah beziehen einen grossen Teil ihrer Popularität aus sozialen Diensten und dem Kampf gegen Korruption, ihre Sprache ist die einer gewissen Gleichheit - das zieht, ganz gleich ob in Tulkarem oder Teheran.

Für so etwas sind die hiesigen medien natürlich blind. Mal in den Slum gehen, das macht doch keiner. Statt dessen lesen sie die Blogs der iranischen Studenten, finden das toll und kreieren daraus das Bild einer islamischen Republik im Umbruch - ja von wegen. Die Wahl zeigt bei aller Kritik, was da wirklich los ist. Internet spielt in der iranischen Realität keine Rolle, und wer es zu was bringen will, geht weg. Zurück bleiben die Mullahs und die grosse Menge der Leute, die das gut und richtig finden.

Leider bin ich nicht mehr in berlin. Es wäre interessant zu hören, wie die Nation Builder in den superklugen Think Tanks darauf reagieren wollen. Demokratie, das ist die Botschaft, schützt vor dem hier verhassten islamischen Fundamentalismus nicht. Da werden sie wohl nicht drumrum kommen, sich mit denen direkt auseinanderzusetzen. Wenn sie nicht gleich die Methode Bush favorisieren. Denn den Kampf um die kulturelle Vorherrschaft im Iran hat der Westen wohl definitiv verloren, und es wird mit jedem weiteren Jahr islamischer "Revolution" nicht leichter, die aus der islamischen Republik entstehenden Probleme und fragwürdigen Vorbilder zu bekämpfen.

Und mit Merkel an der Spitze der Regierung werden wir möglicherweise dabeier und embeddeder sein, als uns lieb sein kann.

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