Sonntag, 3. April 2005

Anders sein
Es gibt Stunden, da merkt man die Andersartigkeit besonders stark. Das war schon so, als Ajatolla Khomeni gestorben ist, und man im Iran diese seltsame Totenshow abzog, und das ist im Moment wieder so. Das Judentum hat einen recht, hm, undramatischen Umgang mit dem Tod, begraben werden muss am nächsten Tag, da bleibt keine Zeit für gigantische Zeremonien. Blumen am Grab sind kein Thema, und auch der Grabstein muss 1 Jahr warten. Und dann gibt es auch noch keine ausgewiesenen Führer - das Judentum ist, von ein paar Sekten abgesehen, relativ lässig im Umgang und der Bewertunng von Führungspersonal. Rabbiner und Oberrabbiner sind nun mal keine Mittler zwischen Volk und dem Einzigen, wie sich das Christentum das so vorstellt. Sie können auch abgewählt werden, oder in stinknormale Pension gehen. Kein Problem, das Judentum läuft auch so ganz gut.

Einzige Ausnahmen sind etwa die Lubawitscher mit ihrem Rebbe, der, aus der ostjüdischen Tradition stammend, tatsächlich eine zentrale Führungsfigur war. Aber selbst da lief das Ende bei weitem nicht so showmässig würdelos ab. Ich weiss nicht, ob der momentane Bohei wirklich typisch für das Christentum ist, aber es passt zum Bild dieser doch etwas exaltierten Religion, mit ihrer krassen Bildersprache und öffentlichen Lust am Leiden und der Schuld. Sehr strange, das alles.



Zum Glück, denke ich zumindest, ist viel von dem, was da in den Medien aufgeführt wird, glatte Erfindung. Ich sehe selbst hier im katholischen Kernland nicht, dass sich die Menschen weinend in den Armen liegen. Die Kneipen sind voll, die Gespräche gut wie immer, es wird gegessen, und auch die Freudenhäuser sind hell erleuchtet. Alles nur Show, alles nur Getue und Schlagzeilenmache. Morgen wird auf Pro7 sicher wieder geballert, und 9Live wird die Ereignisse des Tages später mal als Frage für 1000 Euro verwursten. Vielleicht nicht schön, aber immer noch besser als eine Religion, die an solchen Momenten kollektiv den Rappel kriegt, wie früher. Hatten wir schon mal, brauchen wir eigentlich nicht mehr.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Freitag, 1. April 2005

Fucking up old Nazi Bastards
So, Joschka Fischer geht also nach der Methode Rasenmäher über Mitarbeiter seines Hauses hinweg, die zwischen 33-45 das Hakenkreuz am Revers hatten. Die sollen nicht mehr öffentlich geehrt werden, wenn sie denn das Zeitliche segnen. Prompt geht ein Sturm der Entrüstung durch die eigenen Reihen, und auch so manche Zeitungm, die nach 45 nicht ohne PGs oder gar SS auskam, fühlt sich bemüssigt, mit drein zu schlagen...

Es ist so: Entgegen der Fama gab es viele Mitarbeiter des Diplomatischen Dienstes, die keine Parteigenossen waren. Wer ein Mitglied wurde, musste sich erst mal drum bewerben. Das haben auch viele getan, sei es nun aus Überzeugung, Karrieregeilheit oder Mitläufertum.

Die Überzeugten: Ganz klar - es geht hier nicht darum, sie nach ihrem Tod zu Schrumpfköpfen zu verarbeiten und den grünen Parteitagsdelegierten zu schenken, sondern um das Ausbleiben einer besonderen Ehrung. Warum sollte man solche Leute auch ehren? Lügen erfinden, von wegen, dass sie einen guten Job gemacht haben, wenn sie jahrelang beim grössten Verbrechen der neuesten Geschichte mitgemacht haben? Würdigt man da nicht die herab, die sauber geblieben sind, wenn selbst die übelsten Kreaturen hgelobt werden?

Dia Nazi-Arschkriecher: Die repräsentierten de facto und de jure den Willen Adolf Hitlers. Und ordneten sich gezielt unter, um im Mastdarm der braunen Brut vorranzukommen. Ehre - wofür bitte? Warum? Wie verkommen muss man denn sein, um nicht mehr geehrt zu werden?

Die Mitläufer: Tja. Mitgefangen, Mitgehangen, das sind die Regeln des Spiels.

Fischer hat vollkommen Recht, die Jungs nicht zu ehren - und würde man ihnen ins Gesicht spucken, wäre das nicht fein, aber angesichts ihres eigenen Versagens immer noch eine lässliche Kleinigkeit.

Besonders perfide erscheinen mir Entschulder und Versöhnlinge, die sagen, ganz Deutschland habe eine zweite Chance bekommen, das müsse man den Diplomaten auch zugestehen. Nicht ganz fucking Deutschland war an so entscheidender Stelle wie die Diplomaten, die Mehrheit hat den Falschen gewählt und war danach feige. Die Mehrheit war aber nicht bei der Partei, und hat nicht Angriffskriege und Völkermord mitkoordiniert. Nach der Argumentation hätte man jedes dreckige Schwein der Wehrmachtsführung begnadigen müssen, was man zum Glück nicht getan hat.

Die Ex-Nazi-Bande im AA kann froh sein, dass sie so billig davon kommt. Und das Geld fehlt, mal ganz genau nachzuforschen, was die Jungs im 2. Weltkrieg eigentlich genau gemacht haben. Fischer ist immer noch gnädig. Leider.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 31. März 2005

Na so was...
Da wächst man jahrzehnte lang im besten Glauben auf: Mit Palästina oder Zionismus hatte unsereins überhaupt gleich gar nichts zu tun, darum kümmerte man sich nicht, Auswandern war eigentlich nie ein Thema, schon gar nicht da runter, und erst recht nicht vor 1933.

Aber dann kommt der Abend, an dem man wegen eines Events ein altes Familienphoto braucht, man durchsucht alles, was so da ist, findet noch ein älteres Album, guckt es durch, und hoppla:



Ei ei ei, welcher angeblich nicht existierende Zionist in der Familie hat sich denn gleich ein paar Dutzend Ansichten vom Land der Väter besorgt? Und die auch gleich so richtig gesammelt? Das passt aber gar nicht zum Bild der treudeutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens. Und die Nackedeis, die hier nicht abgebildet sind, sollen wohl abschreckende Beispiele von Tempelprostitution sein oder wie darf ich das verstehen?

Vielleicht sollte ich mich doch mal genauer mit dieser Kiste da auseinandersetzen...

... link (1 Kommentar)   ... comment


Mittwoch, 30. März 2005

Armageddon
Das war ja klar: Irgendwann würde es mal wieder ganz heftig krachen, zwischen Liberalen und den ultraorthodoxen Chabad-Leuten. Tut es auch - in Russland. Die weltweit dominierende Reform-Bewegung sei demnach eigentlich kein Judentum, sagt ein russischer Oberrabbiner.

Das wird ganz heftig. ich habe den Mann mal erlebt, kurz nach seiner nicht eben glatt verlaufenden Amtseinführung. Das ist keiner, der zurücksteckt. Und vermutlich wird Chabad weltweit ihm zur Hilfe eilen. Andererseits - wer sagt eigentlich, dass Chabad was mit Judentum zu zun hat - werden sich viele Liberale denken.

Da kommt was auf uns zu. Vielleicht ein Ende des Schmusekurses mit Chabad, auch in Deutschland, insbesondere Berlin.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Wieder was los...
Da hat es wohl wieder mal einen Hinweis auf irgendwas gegeben - vor unserem Fenster zeigen die Freunde in Grün erhebliche Präsenz. Erst mit Blaulicht, jetzt mit den grossen Mannschaftswägen. Man gewöhnt sich daran und macht blöde Witzchen über die local Dealer, die sich mal wieder eine andere Telefonzelle für ihre Geschäfte suchen müssen.

So ist das...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freudscher Verschreiber
bayerischer Art: Baziaufmarsch statt Naziaufmarsch.

Folgen akuter Deadlinitis.

... link (0 Kommentare)   ... comment


500 Tage online.
Gar nicht schlecht für ein Blog, das eigentlich nur ein Versuch war. Aber der Versuch hat Spass gemacht, und so geht es weiter. Demnächst wieder mit etwas völlerer Kraft. Aber mit dem gleinen zersetzenden Tonfall. Und viel Unausgewogenheit.

Als ich angefangen habe, stand der Don Dahlmann gerade mal bei 441 Tagen, und jetzt bin ich schon älter als er damals - man reiche mir meinen Blogkrückstock! Wo soll das alles noch hinführen?

Danke für´s Lesen, und an Dirk Olbertz für das Bloghosting.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Montag, 28. März 2005

Comment-Spammer killen...
...immer wieder ein Vergnügen...

... link (0 Kommentare)   ... comment


And now for something
completely different - Frühlingsgefühle!



Spätestens nach der letzten Nacht, meine lieben Leser, halte ich alle, die die Mauer um die alte DDR und ihre BürgerInnen wieder haben wollen, für impotente kleine Stinker. Mauern bringen gar nichts. Und in 10 Jahren ist das alles eh kein Thema mehr. Hey, die 30-jährigen werden sich dann gar nicht mehr dran erinnern!

... link (1 Kommentar)   ... comment


Kein Referendum über den Abzug aus dem Gaza.
Sharon hat es geschafft. Eine deutliche Mehrheit in der Knesset hat es abgelehnt, ein Referendum über den Abzug der Israelis und eine Ende der Siedlungen im Gaza-Streifen abzuhalten. Ein Referendum hätte den Rückzug sicher verzögert und angesichts der Stimmung in IIsrael und der Mobilisierung der Siedler möglicherweise ganz verhindert.

Man kann über Sharon sagen, was man will: Aber dadurch nimmt er es jetzt allein auf seine Kappe. Sharon wird der Mann sein, den die Siedler Verrat vorwerfen werden. Sharon wird es sein, der aber auch Israel einen Bruderzwist vorerst erspart hat. Hätte es das Referendum gegeben, hätten die Siedler alles, wirklich alles versucht, es in ihrem Sinne zu entscheiden. Wie so was gehen kann, sieht man hier - Siedler kaufen Waffen, um Anschläge gegen den Abzugsplan auszuführen. Und wenn sie das Referendum gewonnen hätten, wäre Israel für die nächsten paar Jahre in Sachen Friedensprozess handlungsunfähig.

Sharons schärfste Konkurrenten wie Bibi neanyahu waren natürlich für das Referendum. Man muss Sharon wirklich nicht mögen - aber wer meint, dass der alte Mann ein dauernder Skandal ist, sollte sich erst mal die Alternativen anschauen. Dann doch lieber Sharon.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 28. März 2005

Doch Google.
Die bringen immer noch die National Zeitung. Na denn soll es eben sein. Wer das Zeug vertreibt, muss damit leben können, dass man bei ihm jicht einkauft. Und mit dem Finger auf ihn zeigt.

"Nichts Böses tun", nennt Google sein Rezept. Aber Nazis verbreiten, das schon. Na denn.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Deutschland in Ruinen
Delbert R. Walden betrat Deutschland 1945 als Leutnant der U.S. Army mit einer Panzereinheit. Er blieb bis 1946, schoss dabei viele Bilder und sammelte alte Aufnahmen aus der Zeit von 1933 bis 1945. Sein Sohn hat einige der Bilder im Netz veröffentlicht - durchaus sehenswert. Vielleicht erkennt der eine oder andere scheinbar Altbekanntes wieder. Vieles ist noch da, wie der Macher der Homepage bei seinen Deutschlandreisen dokumentiert hat.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Samstag, 26. März 2005

Ein paar Worte zum sog. Evangelium des Matthäus
"Sein Blut komme über uns und unsere Kinder" - so steht es in Griechisch in der Bibel der Christen, genauer im "Matthäus-Evangelium". Wie vielleicht (oder auch nicht) bekannt sein dürfte, besteht die Bibel der Christen im Kern aus vier ziemlich ähnlich verlaufenden Beschreibungen des Lebens des Jesus, den die Christen für den Messias halten, die Juden dagegen - logischerweise, sonst wären sie ja keine Juden - dezidiert nicht. Trotz der ständigen Wiederholung dieser Geschichte gibt es einige Unterschiede, die im Kern dazu führten, dass man alle vier aufbewahrt hat. So manche schöne Anekdote - Stichwort Stall, Esel und Rindvieh oder auch der beliebte antisemitische Dauerbrenner Kindermord von Bethlehem - wären sonst wohl rausgefallen. Ebenso das obige Zitat, das so nur bei "Matthäus" vorkommt - von dem die christliche Bibelforschung ziemlich eindeutig sagt, dass er mehrere Autoren war, die zum Zeitpunkt der behaupteten Ereignisse - sage ich salopp - bestenfalls befruchtete Eierstöcke gewesen sind.

Das obige Zitat hat viel Unheil angerichtet. Es war immer als Begründung für einen christlichen Mord an Juden gut, schliesslich wollten die es ja so. Vollkommen unverständlich, wieso man im Christentum an diesem Splatterzitat weiterhin festhält, denn es ist nicht nur ein Schandfleck in ihrer Geschichte, sondern auch garantiert so nie gefallen - selbst, wenn es, was ich nicht für erwiesen halte, einen Jesus gegeben haben sollte, der auf Forderung der jüdischen Priesterschaft gekreuzigt wurde.

Man muss sich das so vorstellen: Da steht also mal wieder einer der in dieser Zeit ziemlich häufig auftretenden Typen, denen manche Anhänger nachsagen, er wäre der Messias, der die Römer rausschmeisst und danach die Weissagungen der jüdischen Bibelwahr macht. Die Zeiten waren schlecht, die Römer nervten, überall sprossen komische Sekten aus dem Boden, es war ein wenig wie 68. Das mit dem Messias finden alle weltlichen Orgas nicht so doll und sind deshalb tendenziell der Meinung, das Problem mit einer Kreuzigung - damals als probates Mittel gesellschaftlich durchaus akzeptiert - aus der Welt zu schaffen. Nehmen wir weiter an, die Hohepriester des Tempels hätten tatsächlich den am Tempeldienst verdienenden Mob auf die Strasse geholt, um Randale für die Kreuzigung zu machen - dann doch nur mit dem Arguent, dass hier jemand versucht hat, gegen die jüdischen Gesetze zu verstossen.

Und die sollen rufen, dass das Blut von Christus, und so? Das, meine Freunde, geht gar nicht. Das Blut eines Menschen ist nach jüdischem Verständnis etwas, was in die Adern gehört, und sonst nirgendwohin. Blut ist NICHT KOSCHER und verboten, und von der Frage, was koscher ist und was nicht, lebte damals der besagte Mob. Blut ist ein Donteventhinkoff des Judentums. Es kann schon mal sein, dass einer das vergisst, aber ein schreiender Mob, der plötzlich unisono zentrale Regeln, für deren Einhaltung er hier aufgelaufen ist, völlig negiert? Kinners, die Rote Armee hat bei der Eroberung Berlins doch auch nicht Sieg Heil gerufen... die ganze Story passt nicht zum Judentum. Nur zur christlichen Propaganda. Also nehmt Euren Messias, viel Spass damit und beim Eiersuchen, solange Ihr uns mit dem Herrn und seinen wenig zuverlässigen Lebensbeschreibungen nicht behelligt.

... link (6 Kommentare)   ... comment