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Samstag, 16. Juli 2005
Noch mehr Shabbat Shalom -
uceda, 01:22h
auch wenn mal wieder allerorten gekürzt wird - in Frankfurt wird es zumindest noch einen Junior-Professor für jüdische Studien geben. Ich persönlich glaube ja, dass Judentum studieren so was ähnliches ist wie zu Tanzen Architektur machen, aber das ist nur eine Mindermeinung.
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Donnerstag, 14. Juli 2005
Terror-PR
uceda, 23:40h
So ein Selbstmordattentäter ist kein verstockter Schweiger, der grimmig seinen Job macht. Ein Selbstmordattentäter hat nur noch eine einzige Gelegenheit, das zu sagen, was er und seine Hintermänner denken: Den Anschlag an sich. Es mag zynisch klingen, aber der Anschlag ist Kommunikation, er ist PR, er orientiert sich an den Strukturen der Medien und liefert ihnen das, was sie brauchen - und dazu die Aussagen, die kommuniziert werden sollen.
Die Mörder von London sagen ein paar fraglos richtige Dinge: Es ist kein Krieg Land gegen Land mehr, kein ihr gegen uns. Die Front ist überall. Sie sagen ganz klar, dass die Herkunft und Erziehung keine Rolle spielt, und auch die Umwelt den nötigen Einfluss nicht immer hat. Sie sagen, dass sie zu allem bereit sind, und sie teilen uns mit, dass eine Clique dafür ausreicht, die sich selbst bestätigt. Sollte es sich herausstellen, dass es noch einen fünften Attentäter gab, der es dann doch nicht getan hat, würde das wenig an ihrer Aussage ändern; eine kleine Irritation, eine Ausnahme von einer Regel.
Sie sagen auch, dass wir uns etwas vorgemacht haben, dass hinter dem lustig erzählten Cultural Clash von "Mein wunderbarer Waschsalon" und "Kick it like Beckham" noch ganz andere Probleme stecken, als es sich die Briten und wir haben träumen lassen. Und die Beliebigkeit der Attentäter soll uns sagen, dass es jeder andere Pakistani, Syrer, Inder, Lybier, Saudi oder Indonesier genauso tun könnte. Hier jetzt, morgen, wann anders, in drei jahren, je nach Lust und Laune.
Es ist bei solchen Informationen immer schwer, zwischen wahren Aussagen und Propaganda zu unterscheiden. Selbst in der totalen Verblendung so eines Arschlochs steckt ein guter Teil wahrheit; leider ist der Irrsinnsteil ideales Futter für artverwandte Arschlöcher der Überwachungs-, Polizeistaat-, Bürgerrechtsabschaffungs-Fraktion. Meist sind das auch die eigenen Überfremdungs- und Durchrassungsfanatiker, die dank eigener christlich-abendländischer Überlegenheitssprüche der anderen Seite wieder Futter liefern. Araber gegen Europäer, Christen gegen Moslems - das sind die Fronten, die beide wollen.
Dabei geht es um einen Konflikt, der sich schon seit Jahrtausenden durch jedes Volk und jede Kultur zieht: Toleranz und Aufklärung gegen Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung. Die Arschlöcher in der U-Bahn denken strukturell auch nicht anders als die Arschlöcher der deutschen freikorps der zwanziger Jahre, die Hassprediger in den Moscheen verstünden sich ganz blendend mit französischen Klerikalen aus der Zeit der Dreyfus-Affaire. Und was passiert, wenn man die Irren zu lange gewähren lässt, sieht man im Moment bei den fanatischen Siedlern im Westjordanland - die Vorstellung, dass diese Durchgeknallten demnächst in Israel siedeln, ist für viele Israelis auch nicht gerade angenehm. Das Problem hat mit den klassischen militärischen Konflikten, bei denen Religion allenfalls ein Unterstützer ist, nichts zu tun, und ist deshalb nach militärischen Gesichtspunkten auch nicht zu gewinnen. Das Einzige, was da hilft, ist der zähe Kleinkrieg um die Ausgestaltung der eigenen Gesellschaft. Die Anschläge in London, verübt von Briten, treffen nebenbei auch das liberale Staatsbürgerschafts recht in England und Deutschland, und es wundert mich, dass da noch kein Hinterbänkler dazu seine rassistische Scheisse ausgekotzt hat.
Kommt wahrscheinlich noch. Aber es hilft nichts, da müssen die westlichen Gesellschaften durch, wir müssen die Minderheiten ansprechen, mitnehmen, bei Fortschritten belohnen und bei Rückfällen nicht pauschalisieren, sondern die durch solche Katastrophen, Versagen und Verbrechen sichtbaren Probleme anpacken. Also genau das tun, was die Terroristen auf keinen Fall wollen. Ihre Kommunikation entkräften. Und, so hart das auch sein mag, nie vergessen, dass man in jedem land, in jeder Gruppe und schicht immer die vier Arschlöcher finden, die sich zu so einer Scheisse überreden lassen. man kann sie nicht völlig verhindern, aber man kann ihnen das Sterben und Töten schwerer machen.
Die Mörder von London sagen ein paar fraglos richtige Dinge: Es ist kein Krieg Land gegen Land mehr, kein ihr gegen uns. Die Front ist überall. Sie sagen ganz klar, dass die Herkunft und Erziehung keine Rolle spielt, und auch die Umwelt den nötigen Einfluss nicht immer hat. Sie sagen, dass sie zu allem bereit sind, und sie teilen uns mit, dass eine Clique dafür ausreicht, die sich selbst bestätigt. Sollte es sich herausstellen, dass es noch einen fünften Attentäter gab, der es dann doch nicht getan hat, würde das wenig an ihrer Aussage ändern; eine kleine Irritation, eine Ausnahme von einer Regel.
Sie sagen auch, dass wir uns etwas vorgemacht haben, dass hinter dem lustig erzählten Cultural Clash von "Mein wunderbarer Waschsalon" und "Kick it like Beckham" noch ganz andere Probleme stecken, als es sich die Briten und wir haben träumen lassen. Und die Beliebigkeit der Attentäter soll uns sagen, dass es jeder andere Pakistani, Syrer, Inder, Lybier, Saudi oder Indonesier genauso tun könnte. Hier jetzt, morgen, wann anders, in drei jahren, je nach Lust und Laune.
Es ist bei solchen Informationen immer schwer, zwischen wahren Aussagen und Propaganda zu unterscheiden. Selbst in der totalen Verblendung so eines Arschlochs steckt ein guter Teil wahrheit; leider ist der Irrsinnsteil ideales Futter für artverwandte Arschlöcher der Überwachungs-, Polizeistaat-, Bürgerrechtsabschaffungs-Fraktion. Meist sind das auch die eigenen Überfremdungs- und Durchrassungsfanatiker, die dank eigener christlich-abendländischer Überlegenheitssprüche der anderen Seite wieder Futter liefern. Araber gegen Europäer, Christen gegen Moslems - das sind die Fronten, die beide wollen.
Dabei geht es um einen Konflikt, der sich schon seit Jahrtausenden durch jedes Volk und jede Kultur zieht: Toleranz und Aufklärung gegen Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung. Die Arschlöcher in der U-Bahn denken strukturell auch nicht anders als die Arschlöcher der deutschen freikorps der zwanziger Jahre, die Hassprediger in den Moscheen verstünden sich ganz blendend mit französischen Klerikalen aus der Zeit der Dreyfus-Affaire. Und was passiert, wenn man die Irren zu lange gewähren lässt, sieht man im Moment bei den fanatischen Siedlern im Westjordanland - die Vorstellung, dass diese Durchgeknallten demnächst in Israel siedeln, ist für viele Israelis auch nicht gerade angenehm. Das Problem hat mit den klassischen militärischen Konflikten, bei denen Religion allenfalls ein Unterstützer ist, nichts zu tun, und ist deshalb nach militärischen Gesichtspunkten auch nicht zu gewinnen. Das Einzige, was da hilft, ist der zähe Kleinkrieg um die Ausgestaltung der eigenen Gesellschaft. Die Anschläge in London, verübt von Briten, treffen nebenbei auch das liberale Staatsbürgerschafts recht in England und Deutschland, und es wundert mich, dass da noch kein Hinterbänkler dazu seine rassistische Scheisse ausgekotzt hat.
Kommt wahrscheinlich noch. Aber es hilft nichts, da müssen die westlichen Gesellschaften durch, wir müssen die Minderheiten ansprechen, mitnehmen, bei Fortschritten belohnen und bei Rückfällen nicht pauschalisieren, sondern die durch solche Katastrophen, Versagen und Verbrechen sichtbaren Probleme anpacken. Also genau das tun, was die Terroristen auf keinen Fall wollen. Ihre Kommunikation entkräften. Und, so hart das auch sein mag, nie vergessen, dass man in jedem land, in jeder Gruppe und schicht immer die vier Arschlöcher finden, die sich zu so einer Scheisse überreden lassen. man kann sie nicht völlig verhindern, aber man kann ihnen das Sterben und Töten schwerer machen.
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Dienstag, 12. Juli 2005
Treibjagden
uceda, 02:00h
Ich hatte mir vorgenommen, in Berlin diesmal nicht auf die Kästen der Gossenjournaille zu schauen. gehalten habe ich mich daran natürlich nicht. Und sollte demnächst mal irgendein rechtslastiger Chefredakteur von einem tiefgespoilerten 5er-BMW mit Galataseray-Wimpel zwischen die Gullyritzen gerubbelt werden, wird es bei Berlins Ausländern eher wenig Trauer geben - ich könnte es verstehen.
Die Leichen in London waren noch nicht geborgen, da begann schon die Jagd auf die "gefährlichsten Islamisten Berlins", die flugs zum Bedrohungsszenario hochgejazt wurden. Wie überaus praktisch, dass gerade jetzt noch der Prozess gegen die drei Brüder beginnt, die ihre Schwester ermordet haben, weil sie zu westlich war. Es ist durchaus sinnvoll, mit einer Verurteilung ein deutliches Signal an ALLE zu schicken, die Frauen wie den letzten Dreck behandeln, aber leider sind damit Moslems nicht allein.
Aber für die Zeitungen mit den grossen Buchstaben ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Schliesslich fährt auch der Berliner U-Bahn, und der will natürlich am besten Bilder, um zu erkennen, ob der armenische Opa neben ihm nicht vielleicht eine Bombe dabei hat. Keine Bedrohungslage, sagt Schily? Na dann schnitzen sie sich eben selber eine.
Und es ist ja nicht nur für die Auflage, sondern auch für einen guten Zweck - vielleicht gelingt es mit einer Serie, auch das rotgrüne Projekt der kulturellen Annäherung zu diskreditieren. Vielleicht macht dann die Merkel auch Trauzeugin, wenn einer dieser Knilche kirchlich, ganz in Weiss und ohne störende Nichtarier äh Nichtindigene heiratet.
Die Leichen in London waren noch nicht geborgen, da begann schon die Jagd auf die "gefährlichsten Islamisten Berlins", die flugs zum Bedrohungsszenario hochgejazt wurden. Wie überaus praktisch, dass gerade jetzt noch der Prozess gegen die drei Brüder beginnt, die ihre Schwester ermordet haben, weil sie zu westlich war. Es ist durchaus sinnvoll, mit einer Verurteilung ein deutliches Signal an ALLE zu schicken, die Frauen wie den letzten Dreck behandeln, aber leider sind damit Moslems nicht allein.
Aber für die Zeitungen mit den grossen Buchstaben ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Schliesslich fährt auch der Berliner U-Bahn, und der will natürlich am besten Bilder, um zu erkennen, ob der armenische Opa neben ihm nicht vielleicht eine Bombe dabei hat. Keine Bedrohungslage, sagt Schily? Na dann schnitzen sie sich eben selber eine.
Und es ist ja nicht nur für die Auflage, sondern auch für einen guten Zweck - vielleicht gelingt es mit einer Serie, auch das rotgrüne Projekt der kulturellen Annäherung zu diskreditieren. Vielleicht macht dann die Merkel auch Trauzeugin, wenn einer dieser Knilche kirchlich, ganz in Weiss und ohne störende Nichtarier äh Nichtindigene heiratet.
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Freitag, 8. Juli 2005
Die Stunde der Schwallköpfe
uceda, 00:51h
Journalisten sind Generalisten, und das merkt man momentan. Da schwafeln sie also jetzt auf Kommando los über Terrorismus, ohne auch nur ansatzweise vorher Google um Rat gefragt zu haben, geschweige denn die gar nicht seltenen Spezialisten, die es für sowas in nicht kleinen Zahlen an den Unis und Zhink Tanks gibt.
Ein paar Delikatessen des heitigen Tages von bayerischen Radiostationen: "Terroristen handeln nicht rational" - totaler Bullshit. Natürlich handeln sie rational. Kann sein, dass es in unseren Augen nicht ok und vernünftig ist, aber der Anschlag vom Bau der Bomben über die Ausspähung der Ziele bis zum doch ziemlich präzisen "Erfolg" der Operation zeigt, dass diese Leute sehr rational denken. Der Depp ist allenfalls der Idiot, der die Bombe am Körper trägt; seine Hinterleute sind ebenso intelligent wie rational wie zynisch. Und deshalb bevorzügte Ziele der israelischen Armee, am Rande erwähnt.
"eine Zelle" - völlig daneben. Nach allem, was man über derartige Gruppen weiss, sind sie alles andere als Zellen, wie man sie in Europa aus Deutschland, dem Baskenland oder Griechenland kennt. Die Jungs haben ein gut geschmiertes Netzwerk mit Soldaten, Leutnants und Verbindungsoffizieren.
"Terroristen denken nicht strategisch" - ach nein? Allgemein geht man inzwischen sehr wohl davon aus, dass die Jungs mit ihren Kräften haushalten und sie sehr dosiert einsetzen. Sie tun das, was nötig ist, die westliche Welt zu verunsichern. Schleicht sich dann wieder die Entwarnung ein, kommt das nächste Ding. Die wissen genau, wie sie das Thema am Laufen halten.
"jetzt ist es wichtig, britische Botschaften" - nach allem, was man jenseits der atypischen Anschläge von Istanbul weiss, tendieren die Jungs ausserhalb der islamischen Welt zu Anschlägen auf weiche Ziele, wo die Bewachung nicht stark ist und es jeden, nicht nur die Führer der Gegner der Terroristen treffen kann.
Das ist ihr Muster, ihr Kennzeichen. Damit hat die andere Seite auch gerechnet. Dass es jetzt trotzdem passiert ist, wirft kein gutes Licht auf die Arbeit der britischen Polizei und Geheimdienste.
Ein paar Delikatessen des heitigen Tages von bayerischen Radiostationen: "Terroristen handeln nicht rational" - totaler Bullshit. Natürlich handeln sie rational. Kann sein, dass es in unseren Augen nicht ok und vernünftig ist, aber der Anschlag vom Bau der Bomben über die Ausspähung der Ziele bis zum doch ziemlich präzisen "Erfolg" der Operation zeigt, dass diese Leute sehr rational denken. Der Depp ist allenfalls der Idiot, der die Bombe am Körper trägt; seine Hinterleute sind ebenso intelligent wie rational wie zynisch. Und deshalb bevorzügte Ziele der israelischen Armee, am Rande erwähnt.
"eine Zelle" - völlig daneben. Nach allem, was man über derartige Gruppen weiss, sind sie alles andere als Zellen, wie man sie in Europa aus Deutschland, dem Baskenland oder Griechenland kennt. Die Jungs haben ein gut geschmiertes Netzwerk mit Soldaten, Leutnants und Verbindungsoffizieren.
"Terroristen denken nicht strategisch" - ach nein? Allgemein geht man inzwischen sehr wohl davon aus, dass die Jungs mit ihren Kräften haushalten und sie sehr dosiert einsetzen. Sie tun das, was nötig ist, die westliche Welt zu verunsichern. Schleicht sich dann wieder die Entwarnung ein, kommt das nächste Ding. Die wissen genau, wie sie das Thema am Laufen halten.
"jetzt ist es wichtig, britische Botschaften" - nach allem, was man jenseits der atypischen Anschläge von Istanbul weiss, tendieren die Jungs ausserhalb der islamischen Welt zu Anschlägen auf weiche Ziele, wo die Bewachung nicht stark ist und es jeden, nicht nur die Führer der Gegner der Terroristen treffen kann.
Das ist ihr Muster, ihr Kennzeichen. Damit hat die andere Seite auch gerechnet. Dass es jetzt trotzdem passiert ist, wirft kein gutes Licht auf die Arbeit der britischen Polizei und Geheimdienste.
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Mittwoch, 6. Juli 2005
Was vom Broder übrig bleibt.
uceda, 02:12h
Irgendwann so um 1990 herum besuchte der damalige Jungautor Maxim Biller den Essayisten und Journalisten Hendryk M. Broder und schrieb, ganz im Gegensatz zu seinem sonstigen Texten, ein sehr blumiges Lob. Darin stellte er Broder so ziemlich an die Spitze der kritischen Geister dieses Landes, lobte seinen Stil und die Schärfe seiner Argumentation.
Biller schreibt mittlerweile für das rechte Schmarrnblatt Cicero, die sich neben ihren mickrigen Neocons deutscher Prägung ein paar Juden halten, um das ganze nicht gar so stramm auf einer Linie mit der Stahlhelmfraktion, Lobbyisten und schwarzen Krawallkritzlern erscheinen zu lassen. Broder ist noch nicht da unten gelandet, aber dass sein publizistisches Werk oft beim Internet-Resteverwerter des Spiegels, dem eigenständigen Bananenproduzenten Spiegel Online landet, spricht Bände.
Da schreibt er also alle paar Wochen eine kleine Volte gegen irgendwas. Der Stil dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein; Broder ist immer noch an dem Ort, wo sein 90er-Jahre-Beststeller "Erbarmen mit den Deutschen" entsprang. Sprich, an der damals noch recht heissen Front zwischen Philosemiten, Gutmenschen, Altnazis, Neurechten, ganz normal dummdeutschen Deutschen, Juden, die Broder nicht leiden konnte, und Juden wie Broder, von denen es aber auch nur einen gab: Ihn selbst. In den 90ern konnte er von diesem Punkt aus auf alles ballern, was sich da irgendwie bewegte, und Broder tat das mit grosser Lust. Weil es sonst niemand so deutlich sagte, weil er irgendwie Recht hatte.
Inzwischen ist diese Debatte aber ziemlich durch, nur Broder gibt immer noch den jüdischen Aussenseiter, der allen anderen die Meinung geigt. Twin Towers und Live 8, Neue Weltordnung und Friedman: Broder schreibt im Kern immer die gleiche Geschichte, drei politische Unkorrektheiten, 2 mässig witzige Wortspiele, eine Entgleisung zum Aufregen und 0 neue Ansätze. Immer der gleiche Aufbau, never change a winning Team, und tatsächlich wird er immer noch von vielen wahrgenommen, weil sie sich ärgern. Überraschenderweise über seine Aussagen und weniger darüber, dass sie dumm genug sind, schon wieder dem Brodersystem auf den Leim zu gehen. Was manche wohl bis heute dazu bringt, Broder nicht für einen 3-Tasten-Klimperer auf ihrem Gefühls-Pianola, sondern für einen kritischen Geist zu halten. Manchmal frage ich mich, ob Broder überhaupt noch anders könnte, wenn er denn wollte. Und ob es ihm nichts ausmacht, dass er im Medienbetrieb die nicht allzu überzeugende Rolle des zersetzenden Juden spielt, wofür eigentlich mehr nötig wäre als ein wenig Provokation hier und ein Brocken Beleidigung da.
Broder bringt heute keine Debatte mehr in Gang, Broder denkt nicht mehr voraus, er trägt nichts zur Gegenwart bei, noch nicht mal was Kritisches, sondern blafft von seinen breitgesessenen Lorbeeren der 90er Jahre aus hinterher. Spiegel Online bekommt dadurch einen Promi, und Broder wirkt angesichts der dort versammelten, vom Nachrichtendruck glattgebügelten Publischißten wie einer, der schreiben kann. Vielleicht sogar wie ein Intellektueller. Der er mal war, und der er vielleicht immer noch sein könnte, aber längst nicht mehr ist.
Es wäre spannend zu lesen, was der heute weiten Teilen der Jugend unbekannte Autor Biller heute wohl schreiben würde, wenn er ihn treffen würde. Vermutlich irgendwas, was ohne korrigierenden Eingriff in der Zeit stehen könnte, oder in der FAZ. So tief unten ist das alles angekommen. Sehr tief - zum Glück aber immer noch ein paar Kilomter über dem selbstverschuldeten Sumpf, in dem Gemeinden wie Augsburg, Berlin und Potsdam sowie ein gewisser Zentralrats-Vize gesteckt ist.
Biller schreibt mittlerweile für das rechte Schmarrnblatt Cicero, die sich neben ihren mickrigen Neocons deutscher Prägung ein paar Juden halten, um das ganze nicht gar so stramm auf einer Linie mit der Stahlhelmfraktion, Lobbyisten und schwarzen Krawallkritzlern erscheinen zu lassen. Broder ist noch nicht da unten gelandet, aber dass sein publizistisches Werk oft beim Internet-Resteverwerter des Spiegels, dem eigenständigen Bananenproduzenten Spiegel Online landet, spricht Bände.
Da schreibt er also alle paar Wochen eine kleine Volte gegen irgendwas. Der Stil dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein; Broder ist immer noch an dem Ort, wo sein 90er-Jahre-Beststeller "Erbarmen mit den Deutschen" entsprang. Sprich, an der damals noch recht heissen Front zwischen Philosemiten, Gutmenschen, Altnazis, Neurechten, ganz normal dummdeutschen Deutschen, Juden, die Broder nicht leiden konnte, und Juden wie Broder, von denen es aber auch nur einen gab: Ihn selbst. In den 90ern konnte er von diesem Punkt aus auf alles ballern, was sich da irgendwie bewegte, und Broder tat das mit grosser Lust. Weil es sonst niemand so deutlich sagte, weil er irgendwie Recht hatte.
Inzwischen ist diese Debatte aber ziemlich durch, nur Broder gibt immer noch den jüdischen Aussenseiter, der allen anderen die Meinung geigt. Twin Towers und Live 8, Neue Weltordnung und Friedman: Broder schreibt im Kern immer die gleiche Geschichte, drei politische Unkorrektheiten, 2 mässig witzige Wortspiele, eine Entgleisung zum Aufregen und 0 neue Ansätze. Immer der gleiche Aufbau, never change a winning Team, und tatsächlich wird er immer noch von vielen wahrgenommen, weil sie sich ärgern. Überraschenderweise über seine Aussagen und weniger darüber, dass sie dumm genug sind, schon wieder dem Brodersystem auf den Leim zu gehen. Was manche wohl bis heute dazu bringt, Broder nicht für einen 3-Tasten-Klimperer auf ihrem Gefühls-Pianola, sondern für einen kritischen Geist zu halten. Manchmal frage ich mich, ob Broder überhaupt noch anders könnte, wenn er denn wollte. Und ob es ihm nichts ausmacht, dass er im Medienbetrieb die nicht allzu überzeugende Rolle des zersetzenden Juden spielt, wofür eigentlich mehr nötig wäre als ein wenig Provokation hier und ein Brocken Beleidigung da.
Broder bringt heute keine Debatte mehr in Gang, Broder denkt nicht mehr voraus, er trägt nichts zur Gegenwart bei, noch nicht mal was Kritisches, sondern blafft von seinen breitgesessenen Lorbeeren der 90er Jahre aus hinterher. Spiegel Online bekommt dadurch einen Promi, und Broder wirkt angesichts der dort versammelten, vom Nachrichtendruck glattgebügelten Publischißten wie einer, der schreiben kann. Vielleicht sogar wie ein Intellektueller. Der er mal war, und der er vielleicht immer noch sein könnte, aber längst nicht mehr ist.
Es wäre spannend zu lesen, was der heute weiten Teilen der Jugend unbekannte Autor Biller heute wohl schreiben würde, wenn er ihn treffen würde. Vermutlich irgendwas, was ohne korrigierenden Eingriff in der Zeit stehen könnte, oder in der FAZ. So tief unten ist das alles angekommen. Sehr tief - zum Glück aber immer noch ein paar Kilomter über dem selbstverschuldeten Sumpf, in dem Gemeinden wie Augsburg, Berlin und Potsdam sowie ein gewisser Zentralrats-Vize gesteckt ist.
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Freitag, 1. Juli 2005
Shabbat Shalom - und Sharon macht Ernst.
uceda, 20:44h
Der alte Mann schafft es doch immer wieder, einen zu überraschen: Massive Militäreinsätze gegen Siedler im Gazastreifen, Zwangsräumungen, militärische Sperrzonen. Sharon hat beste Chancen, zum nächsten grosse Hassobjekt im kommenden innerisraelischen Konflikt zu werden. So viele neue Siedlungen im Westjordanland kann er gar nicht zulassen, als dass ihm die Rechte diese Bilder verzeihen würde.
Andererseits ist es schwer, sich einen anderen Politiker vorzustellen, der das Ganze noch mit einer derartigen Unterstützung eines grossen Teils der Israelis über die Bühne bringen würde. Trotzdem wird es das Land in eine tiefe Krise stürzen, und die Geheimdienste werden alle Hände voll zu tun haben, Sharons Leben zu schützen. Vermutlich gibt es bei den Palästinensern inzwischen eine ganze Menge Politker, die darauf hoffen, dass Sharon nicht zu Schaden kommt. Eine an sich völlig irrwitzige Geschichte, aber iegendwo auch rypisch für den Nahen Osten.
Wie weit man übrigens auf ultraorthodoxer Seite bereit ist zu gehen, zeigte sich letzte Woche beim Christopher Street Day in Jerusalem: Das oberste Gericht hatte den rechten Bürgermeister angewiesen, den Marsch zuzulassen. Daraufhin kreuzten 200 Ultras auf - einer davon stach mit einem Messer auf drei Schwule ein und verletzte sie. Der Mann wurde festgenommen - mal schaun, was aus ihm wird, wenn er sich im Knast nach der Seife bückt...
Andererseits ist es schwer, sich einen anderen Politiker vorzustellen, der das Ganze noch mit einer derartigen Unterstützung eines grossen Teils der Israelis über die Bühne bringen würde. Trotzdem wird es das Land in eine tiefe Krise stürzen, und die Geheimdienste werden alle Hände voll zu tun haben, Sharons Leben zu schützen. Vermutlich gibt es bei den Palästinensern inzwischen eine ganze Menge Politker, die darauf hoffen, dass Sharon nicht zu Schaden kommt. Eine an sich völlig irrwitzige Geschichte, aber iegendwo auch rypisch für den Nahen Osten.
Wie weit man übrigens auf ultraorthodoxer Seite bereit ist zu gehen, zeigte sich letzte Woche beim Christopher Street Day in Jerusalem: Das oberste Gericht hatte den rechten Bürgermeister angewiesen, den Marsch zuzulassen. Daraufhin kreuzten 200 Ultras auf - einer davon stach mit einem Messer auf drei Schwule ein und verletzte sie. Der Mann wurde festgenommen - mal schaun, was aus ihm wird, wenn er sich im Knast nach der Seife bückt...
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Freitag, 1. Juli 2005
Das hat noch gefehlt
uceda, 01:51h
Gewissermassen ein pseudojüdisches Arschgeweih:
Oder werde ich nur langsam zu alt für diese Form der Jugendkultur?
Oder werde ich nur langsam zu alt für diese Form der Jugendkultur?
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