Sonntag, 6. November 2005

Apropos Klezmer
Spielen wir nie. Mag bei uns keiner. Die Popularität hat die Volksmusik der Ostjuden gemacht - und wie es der Zufall will, stammen wir alle weniger aus dem Osten, als vielmehr Franken, oder, wenn es mal ganz exotisch sein soll, Rheinland oder - man höre - Tschechien.

Aber bei der Vorbereitung fiel mir dann Goya Projects mit Klezmatics in die Hände, mit gewissen Anklängen an einen Spaghettiwestern-Score - da macht man schon mal eine Ausnahme, und deshalb läuft das jetzt.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Wer hätte das gedacht:
Dass ich rechtzeitig, mit 3 Minuten Luft, frisch geduscht mit einer fertigen Sendung im Sender bin, davor 4 Stunden geschlafen habe und am Abend davor auch noch die Zeit hatte, zu kochen, nach München zu fahren, einen Kumpel heimzubringen und noch woanders einen Beitrag zu schreiben.

Ich ganz sicher nicht. Das heisst: Das nächste Mal kann ich noch später anfangen, denn wo bliebe sonst der Thrill die Hektik, die Angst? Eben. Der Stream ist hoch hier und da niedrig.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 30. Oktober 2005

Bang Bang
Sieh an, sieh an: Der ein oder andere Bloghoster geht gegen Websites vor, die sich antiislamistisch geben, aber nicht wirklich substanzielles in den Diskurs einbringen... ausser vielleicht Beleidigungen gegen alle Muslime. Und im nächsten Atemzug Israel toll finden. Da geht was nicht zusammen, da wird üble Stimmung gemacht, das hilft nichts und keinem, und ich kann es verstehen, wenn diese Typen von den Hostern gekickt werden.

Es gibt da eine Szene im Film "Pork Chop Hill" über den Koreakrieg, in der Gregory Peck einem durchgeknallten Soldaten sagt, er soll aus dem Kriegsgebiet verschwinden, denn wenn es keine andere Möglichkeit als seine Brutalität gebe, den Krieg zu gewinnen, dann verzichte er lieber darauf. Daran muss ich immer denken, wenn ich diese Typen lese. Den Krieg gewinnt man nicht, indem man jeden, der nicht auf der eigenen Seite ist, zum Gegner macht. Wer das tut, argumentiert wie die Extremisten der anderen Seite, die natürlich bekämpft werden müssen. Aber nicht dadurch, dass ich alle beleidige, die ich nicht mag.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 30. Oktober 2005

Guten Morgen, Westen.
Na sowas. Ist es im Iran noch immer nicht vorbei mit dem Antisemitismus, obwohl all die netten Bloggerlein so ein hübsches Bild von der neuen Zivilgesellschaft gezeichnet haben. So viel Hoffnung, und jetzt das. Und genau in dem Moment, als die Amerikaner einen Haufen anderer Sorgen haben. Weshalb der politische Druck, der die Iraner zum neuen Volkssport Extreme Zurückrudering und Hardcore Unschulding und Westen Godd Absichts missverstehing bringt, aus Europa kommt.

Aber bitte, wo ist denn das Neue an der Geschichte? Nur weil der Vorgänger des jetzigen Präsidenten nicht das sagte, was alle unter ihm die ganze Zeit sagten, heisst das nicht, dass sich wirklich was in Sachen Israel und Iran getan hätte. Zumindest auf propagandistischer Ebene. Ein wenig anders, wenn man ehrlich ist, sieht das auf der realpolitischen Bühne aus, da hat man sich stillschweigend über Mittelsmänner mit der Hisbollah geeinigt, dass das mit dem "von der landkarte wischen" ein klein wenig irrealistisch ist, und abgesehen davon, warum sollten die Schiiten im Bekaatal plötzlich die besten Kunden für ihr Rauschguft auf der anderen Seite der Grenze wegwischen?

Rein militärisch gesehen, ist an der realen Front zwischen Israel und Iran längst Ruhe. Und so doof sind die Iraner auch nicht, noch nicht mal die Extremisten an der Spitze, dass sie mit dem Status Quo nicht gut leben könnten. Saddam, der erzfeind und Schiitenmörder ist weg, der Süden des Irak ist quasi eine Kolonie des Irans mit Einwilligung der Amerikaner, die sich noch lange da unten blutige Nasen holen werden. Vermutlich ist es die Sorge um diesen Machtzuwachs und die dank Bush glänzend gewordene Ausgangsposition für die schiiten, die "Juden des Islam", die sie jetzt die Schnauze halten lässt. Aller roger vom Wansee bis Teheran, vom Libanon bis Afghanistan. Ein dummer Sager, unvorsichtig und nur das, was man nicht sagen muss, weil es jeder weiss - und auch, dass es nicht kommen wird.

Aber so gibt man der Volksseele zwischen Marokko und Indonesien wieder mal zu verstehen, wer der wahre Macher ist. Und jetzt ist auch wieder gut, schliesslich will man weiterhin Öl verkaufen, und auch im Bereich Teppiche erlebt man gerade einen Aufschwung. Und der Westen - mei, der dreht sich nochmal um und pennt weiter. Europa will doch keinen Krieg, die Koalition der Willigen hat andere Probleme, und der Iran wird so oder so die ganz grosse Nummer im Mittleren Osten sein. Und wer sich mal ein wenig mit dem Islam beschäftigt, weiss, dass Israel für die Schiiten nur ein Winzproblem ist - im Vergleich zur historischen Mission, die Trennung des Islams aufzuheben und die Sunniten zu dominieren. Was nicht heisst, dass sie, wenn sie könnten, israel nicht auch auslöschen würden. Aber vorher ist da erst mal der 1300 Jahre alte Bruderkrieg. Und der läuft jetzt schon.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 23. Oktober 2005

Nicht wirklich konvertiert
Da hat es wohl nicht ganz geklappt mit der Assimilation: Ein Grabstein einer deutschjüdischen Familie auf einem christlichen Friedhof in Kreuzberg.



Heine hat mal gesagt, man kann aus dem Judentum nicht austreten. Da ist wohl was dran.

... link (4 Kommentare)   ... comment


München kann halb gar nicht:
Zumindest keine Hate Parade. Ein Aufmarsch der Neonazis am 9. November, der an den gescheiterten Hitkerputsch in München erinnern sollte, wurde verboten. Erlaubt wurde dagegen eine Demo der gleichen Ecke zum Gedenken an den Fall der Berliner Mauer. Man muss es also nur richtig begründen, dann klappt´s auch mit den historisch belasteten Tagen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Tel Aviv kann, was berlin nicht kann:
Love parade machen! Gestern war es mal wieder so weit, unter nahöstlicher Sonne - und anstelle des Laubhüttenfestes - kamen zehntausende Israelis und Touristen an das Meer, wo am Strand und auf Booten getanzt wurde, Eindrücke gibt es hier, die meisten anderen Blogger sind wohl noch etwas komatös.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Freitag, 14. Oktober 2005

Und? Wo warst Du?
Jaja. Ich habe geschwänzt, oder besser gesagt, im trauten Familienkreis. Kunststück. Wieviel Leute passen rein in die Synagoge in München? 1000? Und wieviele Mitglieder hat die Gemeinde? 8000, 9000?

Also dieses Jahr kein Schaulaufen an Yom Kippur, nächstes Jahr wieder - wahrscheinlich. wenn ich dann noch in München bin, vielleicht schicken sie mich ja auch mal wieder nach Israel, oder zur PA, wer kann das schon wissen. Oder nach Berlin, nachdem mit Steinmeier ein guter Freund Israels Fischer ersetzt. Besser hätte es kaum laufen können - man muss sich nur mal den wegen seiner antisemitischen Möllemannbeihilfe bekannten Leichtmatrosen Möllemann in Israel vorstellen, nein danke. Es lohnt sich sicher, ab un zu mal mit Steinmeier zu reden. Und da war damals noch so eine geschichte, da kennt man sich halt. Freut mich. Alles wird gut.

Dieses Jahr. Hoffentlich.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Samstag, 8. Oktober 2005

Shabbat Shalom und eine Runde Mitleid,
denn der rechtslastigen Postille Cicero muss es echt dreckig gehen. Ausser ein paar absteigenden Ex-Stars der deutschen Publizistik mag so mancher nicht gern für die schreiben, und das Ego-Marketing als Intellektuellen-Zeitschrift glauben allenfalls Junge Liberale. Nicht dass ich es kaufen würde, aber irgendjemand erachtet mich dort als beschleimbar wichtige Stimme, so dass man mich kostenlos damit belästigt. Fast kostenlos, denn ich muss ja die Papiertonne zahlen.

Cicero jedenfalls muss es schlecht gehen. Das schliesse ich zumindest aus der Tatsache, dass sie Judith Hart als Redakteurin anstellen. Judith Hart war bisher Chefredakteurin der nun wirklich nicht guten Jüdischen Allgemeinen Zeitung, dem Hausblatt des Zentralrats. Frau Hart hat ziemlich oft danebengegriffen; traurige Berühmtheit erlangte sie durch einen - witzig gemeinte, aber grenzwertig formulierten - Vorschlag zur Beschneidung von Frauen, als es um das Rabbinat der Frau ging. Und durch einen Beitrag knapp vor der Wahl von Paul Spiegel zum Zentralratsvorsitzenden, der nicht weniger war als der Versuch, die Gegenkandidatin zu diskreditieren. Das war allerunterste Schublade in einem Blättchen, das sich stets nach den herrschenden Winden richtete - unvergessen die Nibelungentreue zu Herrn Friedmann, der eine Weile die Geschicke des Blattes leitete.

Im Ergebnis war und ist die Allgemeine genau das langweilige, öde und viel zu teure Verbandsblättchen ohne echte Debatten und Unabhängigkeit, ein trauriges Aushängeschild einer Vereinigung, die in den letzten Jahren medienpolitisch kaum was gerissen hat, obwohl ihre Mitglieder in so ziemlich jedem Gremium der öffentlich-rechtlichen Anstalten sitzen. Die Website ist ein schlechter Witz, wer die Inhalte kostenpflichtig herunterladen soll, weiss beim Zentralrat wohl nur derjenige, der mal in die Unterlagen schaut, mit denen das beschlossen wurde. Was man allgemein so hört, nerven die hohen Kosten für das Blatt erheblich; so mancher mächtige Landesverband findet wohl, dass es wie früher reicht, wenn das Ding wieder alle zwei statt momentan wöchentlich erscheint.

Jetzt, wo Frau Hart bei Cicero ihren Stil fahren kann und hoffentlich auch einigen der Leute, die sich immer schon in der Allgemeinen ausbreiten durfte, mitnimmt, gibt es vielleicht sowas wie eine Chance für die Allgemeine - der neue Chef Christian Böhme wird ob seines Namens vielleicht etwas kritisch beäugt werden, ist aber an sich ein fähiger Mann, der hoffentlich auch mit ein paar Gewohnheiten und Erbhöfen der Zeitung aufräumt. Und die Cicero... mei, jeder bekommt die Autoren, die er verdient.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 2. Oktober 2005

Paradise not now, but somewhen.
Ein Film eines Palästinensers über palästinensische Selbstmordattentäter - das kann nicht ohne lautstarke Diskussionen bleiben. Im Internet wird auf angeblich "israelfreundlichen" Seiten gegen den Film "paradise now" polemisiert und zu Demonstrationen aufgerufen. Der Vorwurf: Der Film rechtfertige Selbstmordattentate, mache sie nachvollziehbar und zeige für Mörder Sympathie. Und tatsächlich wird der Regisseur des Films in arabischen Medien mit Sprüchen zitiert, die keine restlose Verdammung von Attentaten erkennen lassen.

Aber ganz so einfach ist es dann mit der Beurteilung doch nicht. Natürlich sind die beiden Selbstmordattentäter die Hauptfiguren, natürlich verfügen sie über ein gewisses Potential der Identifizierung. Vor allem, weil sie eben keine komplett fanatisierten Volldeppen sind, sondern unsicher sind, zweifeln, Emotionen zeigen. Der Film ist, was die Gefühle angeht, logisch und konsequent. Es ist kein plumpes Propaganda-Machwerk, dazu sind die Strukturen des Terrorismus, die Hintermänner und Profiteure viel zu negativ gezeichnet. Die Attentate sind keine James-Bond-Action, sondern stümperhaft umgesetzte, dumme Metzeleien. Die Organisation im Hintergrund wird als zynisch und menschenverachtend dargestellt - zumindest kann man die Szenen so deuten.

Natürlich kann man ihn auch anders sehen. Es fehlt der Blick auf die israelischen Opfer. Er macht eventuell Mörder sympathisch. Er zeigt das Umfeld, in dem Terror entsteht, und Israel kommt natürlich nicht gut dabei weg. Natürlich geben Juden anderen Filmen den Vorzug, wie den in München letzte Woche gezeigten Dokumentarfilm "Der Tag, an dem ich ins Paradies wollte". Esther Schapira zeigt darin einen Fall, der glimpflich verlief, und der die Strukturen hinter dem Terror gründlich ausleuchtet.

Aber man darf bei all der Aufregung um Paradise Now nicht übersehen, in welchem Umfeld dieser Film spielt. Es ist noch nicht lang her, da sprachen sich 80% der Palästinenser für solche Anschläge als legetime Reaktion auf die israelische Besetzung aus. Vorbehaltlos, ohne nachzudenken. Gestern hat man gesehen, dass es überall gedankenlos propagiert wird, auch in Bali. Genau das tut der Film nicht; er ist voll von Vorbehalten.

So sehr man in gewissen Kreisen den Film und seine Aufführung als Propaganda begreift: Zuerst einmal ist er ein Beitrag zu einer Debatte, die unterhalb der Palästinenser geführt werden muss. Keiner von "denen" wird einen Film zu dem Thema von "uns" einfach so anschauen. Anders wäre es schöner, aus meiner Sicht, klar, aber man muss das im Auge behalten, was machbar ist. In dieser Funktion ist der Film fast schon revolutionär. Und unendlich weit weg von der Propaganda, mit der sonst in Palästina Politik gemacht wird. Die Hamas debattiert nicht, die Hamas lässt Kinder in der Öffentlichkeit mit scharfen Raketen spielen.

Man muss Paradise Now nicht mögen. Ich habe mich im Kino nicht gerade amüsiert, es gibt angenehmere Filme. Ich glaube nicht, dass der Film wirklich Sympathie für Selbstmordattentate erzeugt. Und dass er in der arabischen Welt mitunter auch nicht allzu bgeistert aufgenommen wird, zeigt, dass es sicher kein Anschauungsunterricht für die Hamas ist. Bleibt nur zu hoffen, dass Paradise Now nicht nur in München, sondern auch in Nablus und Gaza läuft. Dort sitzen die wirklichen Adressaten.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Sendung läuft
mit viel Glück. Ich habe die Karte für das Studio vergessen, der Ersatz ging nicht, aber es war jemand da. Puh...



Jetzt bin ich quasi 5 Stunden hier eingesperrt, bis zur Wiederholung um 16 Uhr. Mit einem netzwerk, über das man sich bei Blogger.de nicht einloggen kann. Zum Glück geht es über WLAN - zum 2 mal Glück.

Und zum dritten Mal: Die Sendung, voller Zwietracht und böser Geschichten aus dem Gemeindeleben, läuft bislang störungsfrei - gerade sind die Kaiser Chiefs durch, jetzt kommt der Beitrag über den Film "Paradise now" - dazu auch mehr gleich hier.

... link (2 Kommentare)   ... comment