Sonntag, 29. Januar 2006

Spielbergs Munich
Eine sehr schöne, unaufgeregte Rezension des Filmes "Munich" findet sich bei Anke Groener.

Die damit sehr zufrieden ist. Im Gegensatz zu den jeweiligen Extremauslegern der diversen Lager, die den Film nicht mögen: Die einen, weil er angeblich Juden und palästinensische Terroristen gleichsetzt, die anderen, weil der Film die Aktionen des Mossad erheblich verschönert und einige der gröberen Schnitzer verschweigt.

Ich fand den Film recht ausgewogen und gut gemacht. Auch wenn ich daran zweifle, dass Mossad-Agenten allzu grosse Probleme wegen solcher Aktionen bekommen. Die Leute, die ich kennengelernt habe und in ähnlichen Situationen waren, hatten ein recht stabiles Ego.

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Mofaz und die Hamas
Angesichts all der kalten Krieger, die jetzt vor allem im deutschen und amerikanischen rechtsradikalen Blogmillieu sofort ein harsches Vorgehen gegen die Hamas fordern, eine kleine Anmerkung aus Israel. Von einem gewissen Shaul Mofaz. Der ist, das sollte man wissen, nicht irgendwer, sonder israelischer Verteidigungsminister. Also der Mann, in dessen Tätigkeitsbereich die Hamas und ihre Terrorzellen fallen. Der Mann, der den Einmarsch der Israelis in Jenin durchgeführt hat. Ein Mann, dem man nachsagt, ein Falke und ein rechter Hardliner zu sein.

Mofaz jedenfalls sieht die sache mit der Hamas und den palästinensischen Wahlen so:

"Defense Minister Shaul Mofaz said Sunday that since its victory in the elections for the Palestinian Legislative Commission last week, Hamas has been acting responsibly. [...] Speaking at the weekly cabinet meeting, Mofaz said that it is believed that in the short term, Hamas will try to curb terror. [...] Mofaz added that at this stage, Hamas is trying to appoint professional candidates to government posts rather than candidates with a high political profile."

Jetzt kann man darüber nachdenken, ob die Hamas den Falken Mofaz einer Gehirnwäsche unterzogen hat, oder die besagten Blogger aka feigen Hühnchen mit grosser Klappe ohne Bereitschaft selbst den Arsch hinzuhalten nicht einfach nur Idioten sind, die abweichende Meinungen nicht zur Kenntnis nehmen, um ihrem Hass auf alles Islamische, US-demokratische, Friedensbereite, Unvoreingenommene, Nicht-Extremistische weiter pflegen zu dürfen.

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Mittwoch, 25. Januar 2006

Zurück zu den zwei Wochen?
Es hält sich hartknäckig das Gerücht, dass die Jüdische Allgemeine, das Blatt des Zentralrats der Juden in Deutschland, in näherer Zukunft doch wieder auf zweiwöchentliche Erscheinung umgestellt wird. Momentan erscheint es nach einer Reform unter dem damaligen Herausgeber Michel Friedman wöchentlich. Da denkt man jetzt über einen Schritt zurück nach, hört man. Angeblich, weil die Kosten für das in der Regel weitgehend anzeigenlose Blatt recht hoch sind, und so viel dann auch nicht zu berichten ist.

Wenn es so kommt, dann hat die Allgemeine ihre Chance zurecht verpasst. Sie hat es noch immer nicht geschafft, sich vom Ruf des Verbandsblattes zu befreien, und hält viele Dinge unter der Decke. Gewisse innergemeindliche Konflikte wie in Hamburg, Magdeburg oder Potsdam werden sehr schonend, wenn überhaupt behandelt, obwohl vor Ort die Gehenna los ist. Statt dessen mühen sich einige Schreiber manchmal rührend, manchmal peinlich, um eine Juden angemessene Art der Hofberichterstattung, was sich dadurch erklärt, dass es halt keine Juden sind, die über ihr Thema schrieben, sondern Nichtjuden, die versuchen, einen jüdischen und dem Zentralrat genehmen Ton zu finden. Mitunter merkt man einfach, dass denen schlichtweg die Kontakte in die Szene fehlen.

Sollte es so kommen, wie ansatzweise erzählt wird, dann hätte sich gezeigt, dass sich dieser babyblaue Windelweichkurs nucht lohnt. Zurecht.

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Sonntag, 22. Januar 2006

Kalte Buffetkrieger
oder auch: Der Casus Deppi.

Es gibt da ein Problem im Iran. In einem absehbaren Zeitrahmen von etwa 4 bis 10 Jahren könnte die dortige Führung in den Besitz von Atomwaffen und einem passenden Trägersystem gelangen, wenn man den Berichten glauben will, die Experten als Geheimdienstinformationen ausgeben. Und all diejenigen, die schon den Irakkrieg für eine gelungene Veranstaltung halten, schreien jetzt natürlich nach weiteren Aktionen.

Nun ist es aber so, dass die eventuell selbst betroffenen Israelis diesmal wohl nicht die Kraft haben, Atomanlagen im ganzen Land zu zerstören. Und auch die USA, wenn sie denn wollten, hätten keine Garantie, dass es klappt und die Machthaber nicht anderweitig zurückschlagen - Biowaffen und Giftgas, die Atombomben des kleinen Mannes, könnten im Gegenzug üble Auswirkungen haben. Wer - immer vorrausgesetzt, es ist mehr gewünscht als die beteuerte friedliche Nutzung der Kernenergie - nach Atombomben strebt, würde wohl auch nicht zögern, zu anderen Massnahmen zu greifen.

Deshalb wird jetzt mehr und mehr über eine Tötung der Führung des Irans debattiert. Was Churchill als Komandoaktion gegen Hitler untersagte, soll jetzt also gegen den iranischen Präsidenten zur Anwendung kommen. Nun ja. Ich kann mich düster erinnern, dass die amerikanischen Versuche, auch nur einen Mann, Saddam Hussein zu töten, mit voller militärischer Macht unter Kriegsbedingungen nicht erfolgreich waren. Mutmasslich ist es auch etwas anderes, in einem besetzten Flecken wie dem Gazastreifen Hamasmitglieer auszuspionieren und sie dann mit einem Hubschraubereinsatz zu töten. Bei Gaddhafi lagen die Amerikaner auch ein paar Meter neben dem Ziel. Und ob Teheran ein Gebiet ist, das sich für einen Drohnenangriff so eignet wie ein pakistanisches Bergkaff, ist auch nochmal eine andere Frage. Die sich die Deppen, mit Verlaub, in ihren sauberen Schlagträumen nicht stellen.

Dazu kommt dann noch der Umstand, dass es in einem Land mit 70 Millionen Einwohnern nicht wirklich einfach ist, Kommandostrukturen und ihre Befehlshaber soweit zu zerstören, dass gar nichts mehr geht. Aber genau das müsste man tun, denn mutmasslich bohrt die iranische Armee nicht in der Nase, wenn die Jets angreifen - wenn es sich dabei nicht um einen Atombomben-Erstschlag handeln würde. Und dann ist da noch die These vom geknechteten iranischen Volk, das der Armee die Waffen entreissen würde, wenn nur die Führer tot wären - dieselben, die in einer halbwegs demokratischen Wahl von der Mehrheit der Bevölkerung ins Amt gehoben wurden. Die Mehrheit, die auch ohne Mullahs die Juden gern im Meer sähe. Naja.

Man wird, das ist bereits jetzt erkennbar, an einer Kraftprobe mit dem Iran nicht vorbeikommen. Andererseits gehen die Iraner das Risiko ein, die Geduld ihrer Freunde zu überspannen und am Ende isoliert dazustehen. Isoliert auch in einer arabischen Welt, in der sie die Führungsrolle anstreben - schliesslich könnten sie ihre Atomwaffen auch gegen andere Länder richten, in denen die Schiiten von den Sunniten bis heute unterdrückt werden. Noch haben die Iraner keine Atombombe, noch kann man sie politisch in die Knie zwingen, wenn alle überlegen, was ihr Vorteil dabei ist, und entsprechend handeln. Es kann nicht darum gehen, Appeasmentpolitik zu betreiben, sondern konsequent die Chancen zu nutzen, die bei einem vertretbaren Risiko maximalen Erfolg bringen. Und in diesem Fall geht es nun mal nicht um eine Bombe im Bus, sondern um das ganz grosse Ding - wenn der Iran tatsächlich eine Atombombe bauen will. Was ich für wahrscheinlich, aber nicht für bewiesen halte.

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Strange Stuff
ich bin ja schon ziemlich abgehärtet, was den Kulturschock in Mitteleuropa angeht, aber dann gibt es doch immer wieder so Dinger, da fragt man sich... ich mein, eine ganze Kirche voll mit so Zeug:



Geht´s nicht auch irgendwo spassiger? Lässiger? Ich weiss ja, dass das Judentum historisch bedingt auch etwas viel über den gewaltsamen Tod nachdenkt und spricht, aber sowas ist dann doch irgendwo heftig. Schaurig. Uähhh. Nichts wie raus hier.

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Freitag, 20. Januar 2006

Nervthema Atombomben
In der Haaretz ist ein sehr feiner Artikel zum Umgang mit dem Iran durch führende israelische Politiker, insbesondere der vergleich zwischen Olmert und Sharon. Kurz gesagt: Sharon dachte nach, bevor er den Mund aufgemacht hat, und er dachte an Verbündete. Olmert dagegen, mit seiner Ankündigung, Israel werde keine atomare Bedrohung dulden, hat einen Fehler gemacht, der der westlichen Welt das Vorgehen gegen den Iran massiv erschwert.

Es ist Wahlkampf. Olmert sitzt nicht fest im Sattel. Ob er Ministerpräsident bleibt, wage ich zu bezweifeln. Insofern sind solche markigen Sprüche verständlich, und im Kern auch richtig. Nur: Wenn man es Ernst meint, muss man zuerst zuschlagen und dann reden, wie im Fall der irakischen Atomanlagen. Oder man macht es in zusammenarbeit mit anderen Staaten. Dann muss man ihnen helfen. Und das geht nicht mit leeren Drohungen, von dem Pack gibt es auf der anderen Seite ohnehin zu viel.

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Nervthema Juden
ich musste diese Woche einen Artikel schreiben. An sich nichts besonderes, wenn es sich nicht darum gehandelt hätte, einen neutralen Artikel über zwei Personen zu schreiben, die eigentlich keine Neutralität brauchen, sondern eigentlich nur einen gemeinsamen Raum, wo sie sich weitab jeder Zivilisation das antun können, was sie sich antun möchten. Ich rede vom Konflikt Abi Melzer (unbedeutender Verleger) gegen Henryk Broder (Journalist, der weitaus bessere Tage hatte). Beide schädigen meines Erachtens das Ansehen des Judentums, weil sie ihren Streit um Sachthemen mit den maximalen Keulen des Nazivergleichs austragen. Wobei die Verwendung des Begriff "Berufsüberlebender" durch Broder nach meinem Dafürhalten für alle seine Arbeitgeber ohnehin ein Anlass sein könnte, sich die nicht in Medien veröffentlichten Einlassungen von Broder der letzten Jahre mal genauer anzuschauen. Dass es auf der Linie des real existierenden SPIEGELs liegt, ist irgendwo verständlich, aber in einigen Texten sind einfach Grenzen weit hinter jeder Polemik überschritten.

Natürlich könnte man sagen, dass Juden mit Worten ebenso rumsaubeuteln dürfen wie alle anderen. Wenn sich schon Neonazis, Wirtschaftsbosse und Politiker jeder Coleur nicht an Mindeststandards halten, warum sollte das ein Jude tun? Muss nicht sein, wenn er den Ruf eines anderen Juden kaputt machen will - und vielleicht noch vorhat, durch den Skandal etwas gegen die eigene Bedeutungslosigkeit zu tun. Das Problem ist die logische Konsequenz für die Umwelt, die da lautet: "Die Juden sagen doch selbst..."

Broder dürfte das egal sein; es dauert noch lange, bis die Vorsicht im Umgang mit dem Judentum, die in gewissen Bereichen sicher nicht sinnlos ist, durch Aktionen wie die Seinigen abgeschliffen ist. Er selbst wird vermutlich nicht mehr in den "Genuss" kommen, auf die gleiche Art - vorsicht - "behandelt" zu werden, ganz gleich, wie er seine problematischen Kampagnen gegen Oliver Gehrs und andere durchzieht. Dass er jetzt in der Sache Melzer- mal wieder - vor Gericht steht, ist eine menge Publicity für kleines Geld, mit der er den Verteidiger der jüdischen Sache geben kann.

Es sind diese billigen Nummern, dieses platte Gewäsch von beiden Seiten, die das Thema so eklig machen, es ist jüdischer Streit auf unterstem Niveau, es kotzt einen beim Schreiben an, weil im Prinzip beide Recht haben, die jeweils andere Seite ist schlichtweg unerträglich, eine Belästigung und ein brilliantes Argument für alle, die über Juden herziehen wollen. Und das nur wegen eines Buches, in dem ein gewisser Hajo Meyer eine - meines Erachtens - saublöde, dummkontoverse Attacke auf Irael reitet. So what. Man könnte einfach ein paar Witzchen drüber reissen, oder mal debattieren, was Zionismus wirklich noch bedeutet, wenn die Leute in Scharen das gelobte Land Richtung Deutschland verlassen. Wäre doch mal prima.

Statt dessen - dieser Mist, angerichtet von ein paar leuten, denen man gerne den Ruhestand wünschen möchte. Soll Melzer doch Grabwache bei Arafat machen, soll Broder doch ein Bildungszentrum für angehende rechts-neoconservative Judenanschleimer aufmachen, aber bitte: Nicht mehr die Öffentlichkeit mit diesem piefigen, privaten Kleinscheiss belästigen.

So. Jetzt ist es raus, jetzt geht´s wieder. Ich persönlich glaube, dass Broder den Prozess am 27.1. verliert. Und es wird mich nicht mal betroffen machen. Umgekehrt aber auch nicht.

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Sonntag, 15. Januar 2006

Knapp
Entgegen der gewohnheiten war ich heute 4 Stunden zu früh fertig. Entgegen der Gewohnheiten habe ich in die fertig produzierte Sendung länger als 5 Minuten reingehört. Nach 15 Minuten kam ein kapitaler Schnittfehler, keine Ahnung, wie das passieren konnte. So ein grausamer "Technicker und Moderator fluchen über den Text"-Schnittfehler, 22 Sekunden Totalaussetzer mitten im Beitrag.

Früher wäre das eine Menge Arbeit gewesen. Heute wird kurz rumgeschnippselt, geschoben, neu gebrannt. Alles kein Problem dank Digitaltechnik. Aber trotzdem: Mit dem alten Band würde man einfach nicht so schludrig arbeiten, weil man eben weiss, dass man vorsichtig sein muss. Wenigstens gibt es bei uns noch grosse Mengen Analoggeräte im 19´´-Format, da kann man wenigstens mit echten Reglern echte hardwarebasierte Fehler reinmachen. ;-)

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Freitag, 6. Januar 2006

Letzte Aufnahme
Ach ja, es ist eine Plag mit der Sendung: Die Moderatorin nimmt das letzte Abendmal in Deutschland zu sich, bevor sie monatelang in die australische Wüste verschwindet. Ausgerechnet.



Was bedeutet, dass wir ihre beiträge für diese zeit bereits jetzt vorgetaped haben. Vielleicht kriegen wir aber auch ein paar Eindrücke aus dem Judentum down under.

sag ich jetzt mal so im wissen, dass es noch nie geklappt hat, aus dem urlaub einen beitrag mitzubringen

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Erstaunen
Es gibt kein Land, in dem mehr Auslandskorrespondenten auf die Einwohner kommen als Israel. Man sollte denlen, dass deutsche Medien dadurch in der Lage wären, ein realistisches Bild der Lage zu zeichnen. Ist aber nicht so.

- Da ist die Rede davon, dass Sharon so beliebt ist. Weil er angeblich so wahnsinnig akzeptiert und bejubelt wird, von "den" Israelis. Komischerweise ist es kein Jahr her, da wünschte ihm ein gar nicht kleiner Teil der Rechten (das sind die, die nach Meinung mancher Neoconazis für die "westlichen Werte" gegen "die Araber" kämpfen) Sharon den Tod wünschte, weil er wohl nicht mehr so viel Lust auf den Kampf hatte. Und da war auch eine Likudpartei, die ihn faktisch davongejagt hat. Und da sind immer noch weite Teile der sozialdemokratischen Partei, die Sharon eine ganze Menge vorwerfen, was weit über das typisch deutsche Beharren auf die Massaker von Sabra und Shatilla hinausgeht. Druck auf die Gewerkschaften, eine unsoziale Politik, wenig Verständnis für die wirtschaftlichen Probleme - man übersieht gerne, dass Israel seit der zweiten Intifada ziemlich am Boden ist. Und dann gibt es auch noch die arabische Partei und ihre Wähler, die mit Sharon auch wenig anfangen konnten. Ganz Israel? Nein, allenfalls die 40%, die Sharons Partei Kadima ihre Stimme gegeben hätten.

- und da ist die behauptung, da gäbe ein ein Vakuum. mein lieber Scholli, wer so einen Bullshit schreibt, kennt weder die Biographie von Bibi Netanyahu, Ehud Olmert und Shimon Perez. Alle drei sind immer wieder damit aufgefallen, dass sie sich in entstehende Lücken gedrängelt haben, ohne dass sie dabei besonders fein oder ideologisch korrekt umgegangen wären. Netanyahu hat Sharon aus dem Likud gejagt, Olmerts Karriere begann mit der Diskreditierung eines Konkurrenten, dieser wäre ein Krimineller, und Peres war unlängst noch nicht mal bereit, seine demokratische Niederlage in der Arbeiterpartei zu akzeptieren. Übrigens hat der Likud-Block gerade die Chance genutzt, um von ihrem Austritt aus der Koalition wieder zurückzutreten. Opportunismus verträgt sich schlecht mit Vakuum.

- Ohne Sharon käme der Friedensprozess ins Stocken. Sowas hat gerade auch Henryk Broder im Spiegel Online geschrieben, und dabei den Begriff "Haudegen Gotttes" verwendet. Ich erspare mir hier die Bewertung seiner gejiddelten Anbiederung an das deutsche Publikum, aber wessen Gehirn länger als drei Tage zurückreicht, wird sich vielleicht an diese Meldung erinnern: Sharon wollte wohl die Roadmap kippen und im Westjordanland neue Tatsachen schaffen. Friedensprozess? Wo bitteschön?

- Sharon hätte die Wahlen sicher gewonnen. Hätte er wohl nicht. Sharons Clan stand immer im Ruch der Korruption, es gab viele Ermittlungen, mitunter wurde er in Israel auch als "Pate" bezeichnet. Und jetzt hat die Staatsanwaltschaft neues Material gegen Sharon - es geht um eine 3-Millionen-Spende, die Sharon im Wahlkampf eingesetzt haben soll. Wenn sich der Verdacht erhärtet, wäre es zur Anklage gekommen, dann hätte er wohl zurücktreten müssen -

und alle Medien, die jetzt flennen, hätten sich das Maul über den alten, kranken Mann zerrissen.

Die Darstellung von Ariel Sharon in den westlichen Medien wurde seiner Person nie gerecht. Weder im Guten, noch im Schlechten. Offensichtlich, weil sie nicht genug vom Nahostkonflikt und Israel verstehen.

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Samstag, 31. Dezember 2005

Blick zurück in - naja.
Achtung Nörgelcontent.

Es ist ja nicht so, dass es nicht schon genug Probleme gäbe. 2005, wenn man hier ein christliches Jahr als Grundlage nehmen darf, sah weltweit, in Israel und in Deutschland eine ganze Latte höchst unangenehmer Erscheinungen. In Amerika sind christliche Extremisten auf dem Vormarsch, Stichwort "Intelligent Design" an den Schulen, was in der Praxis eine Dominanz christlicher Inhalte bedeutet. Es ist mir durchaus klar, dass die Geschichte der Schöpfung vonen denen nur aus der Torah geklaut wurde, dass es neben den vielen jüdische n Protesten auch ein paar Juden gibt, die sowas unterstützen - lästig ist das Ergebnis allemal.

Und es geht mir persönlich einfach näher als die Sickos im Iran mit ihrer PR-Kampagne gegen Israel in der arabischen Welt. Einerseits vermag ich da trotz all der Aufregungen nicht mehr drin sehen als billige Awareness, zum anderen ist man das ja gewohnt. Es ist halt bitter, wenn man sieht, wie auf der eigenen Seite das von den Deppen kassiert wird, was die Gegner ohnehin schon längst weghaben wollen. Leiden tut die Mitte, die Aufklärung und alle, für die das Judentum einfach mehr oder weniger ein Lebensstil ist, aber nichts, hinter dessen Fahnen man stets stramm stehen müsste, wie es angesichts der Entwicklungen immer wieder mal gefordert wird. Ich mag keine iranischen Atomraketen, ich mag aber auch keinen israelischen Militärschlag gegen den Iran, der die Welt nochmal destabilisiert - zumindest nicht, bevor nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Und es kotzt mich an zu sehen, wer diejenigen sind, die das gern anders hätten. Nicht die Leute, die ich in Israel kenne und die es primär angeht - die haben aufgrund ihres Wissens eine recht plausible Haltung. Ich meine die Hetzbattalione im von ihnen als "Westen" bezeichneten Lager der Neocons, angefangen bei Wolfowitz über Limbaugh, das Frontpagemag und ihre deutschen Freunde bis zum Henryk Broder, der in meinen Augen sowas wie die Enttäuschung des Jahres ist, neben einigen schhlimmen innerjüdischen Geschichten in Deutschland.

Denn es bringt gar nichts, immer nur "den Antisemitismus" zu verschreien, wenn man grad keine Argumente hat. Broder und all die anderen wie Honestly Concerned, Die Jüdische oder auch die diversen nichtjüdischen Zulieferer, die bei der jüdischen Allgemeinen den jungen Sharon geben, sorgen nur dafür, dass uns die Munition ausgeht, wenn es mal wieder richtige Probleme gibt. Das Vorgehen gegen Leute wie Oliver Gehrs oder Juden mit anderen Meinungen wie Abraham Melzer, die Kampagne gegen die gähnend langweiligen und altbekannten Bemerkungen eines Ludwig Watzals oder gegen den Film Apocalypse Now waren alles andere als ein Ruhmesblatt. Nichts gegen Polemik, aber sie sollte halt dem gesetzlichen Rahmen entsprechen, allein schon, weil es sonst zu Urteilen kommt wie dem gegenSamuel Laster. Das bringt keinem was, egal, wie man da zur Frage von Schuld und zur Haltung von Watzal stehen mag.

Ich wünsche mir, dass diese selbsternannten Vortruppen - ich würde sie ja eher als Etappenhengste bezeichnen, nur meine Meinung - ihren Kampf, wenn sie ihn schon betreiben, intelligent und angemessen durchführen. Denn das Geheule des letzten Jahres drang über das Internet und die Winzprojekte der Kombattanten kaum hinaus. Und wenn man sich so die allgemeinen Reaktionen auf Broders Einlassungen bei Spiegel Online anschaut - jenseits der rechtsgerichteten Blogosphäre, die sich stolz mit Broder ablichten lassen - dann möchte ich auch die Wirksamkeit dieses früheren publizistischen Schwergewichts massiv bezweifeln.

Wenn ich das mal so hart sagen darf: Die jüdische Publizistik ist danl solcher Vorgehensweisen inzwischen weitgehend wirkungslos. Und das ist nicht das Problem der Deutschen, sondern das Problem unserer eigenen Qualität. Beispiele gäbe es genug: Wo bleiben denn die Insiderberichte aus Krisengemeinden wie Berlin oder Hamburg? Wo wird denn mal offen intern darüber debattiert, ob man der Renaissance von Friedman und seinem Nichts ausschliessen in Bezug auf den Zentralrat akzeptieren soll? Wo stehen wir mit der Integration wirklich? Wo bleiben die Debatten wegen der versauten Finanzen und Skandale in Brandenburg und Sachsen-Anhalt? An diesen Stellen liefern wir die Munition der anderen Seite, das kann angesichts prekärer Finanzen schnell ins Auge gehen, und wie manches orthodoxe oder liberale Grüppchen auf Kollisionskurs schon erfahren durfte, spielen die Landesregierungen auch nicht mehr bei jedem Geschrei mit.

Statt dessen wird weiter an "den Deutschen" rumgemäkelt, weil sie antiamerikanisch seien, Israel schlechte Presse hätte und dergleichen simple Dinge mehr. Das ist einfach, das geht schnell, da ruft man ein paar Kumpels an, und wenn es denn nur genügend Rechtsextremisten auf dem Philosemitentripp abgeschrieben haben, klopft man sich auf die Schulter. Ohne auch nur wahrzunehmen, dass dergleichen noch nicht mal in den jüdischen Gemeinden ankommt, die ganz andere Probleme haben.

Insofern wäre es nett, wenn die ganze Bagage mit ihrem Anspruch, die Jüdische Stimme zu sein, genau diesen Anspruch mal eine Weile weglassen würde und ihren kleinen Dreckskrieg unter der eigenen Verantwortung im Unterholz des Netzes und mit- brandaktuell - rechtlichen Mitteln führt, wenn sie es denn für nötig halten. Ich, mit Verlaub, finde es bescheuert. Vor allem, weil mit solchen Vorgehensweisen wir alle von dieser kleinen Gruppe instrumentalisiert werden.

Also, packt Euch wenigstens 2006. Nochmal so ein Jahr wie 05 braucht keiner.

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