Freitag, 16. September 2005

Palästinensische und deutsche rechte Extremisten - gleich blöd
Erinnert sich noch jemand an den vesuchten Anschlag islamistischer Terroristen in Strassburg? Das sind so die Dinge, bei denen man nicht weiss, ab man nicht doch lachen soll: Da kommen also - laut eigener Aussage - diese Terroristen, der Obermacker drückt ihnen eine Videokamera in die Hand und sagt, sie sollen die Synagoge zwecks Anschlag filmen. Und was machen diese Idioten? Denken, dass die Synagoge etwas extrem Tolles sein muss, weil Juden ja furchtbar reich sind, und deshalb gehen sie auf den Weihnachtsmarkt und filmen - das Strassburger Münster. Wie muss sich eigentlich so ein Oberterrorist fühlen, wenn er dann die Bilder sieht?

Ähnlich bescheuert sind die Typen, die der Weltöffentlichkeit diese Bilder geliefert haben. Palästinenser verbrennen Synagogengebäude, das macht Quote, keine Frage. Obwohl klar war, dass die Palästinsische Autonomiebehörde die Gebäude ohnehin platt machen würde. Was man sicher auch still und leise hätte machen können, ohne allzu viel Aufregung. Ich finde diese Bilder absolut nicht schön, und die darin zum Ausdruck kommende Haltung ist fraglos durchgeknallt, allein schon angesichts der Tatsache, dass es den Palästinensern nun wirklich sinnlos schadet. Juden schadet es nicht, auch wenn manche jetzt laut klagen. Denn auch die wissen, was der oberste Gerichtshof in Israel im Fall dieser aufgelassenen Synagogen bestätigt hat: Die Gebäude sind irrelevant.

Das mag im christlichen Kulturkreis ungewöhnlich klingen, aber das Judentum ist nun mal ursächlich die Religion eines Nomadenvolks. Selbst der spätere Inhalt des Tempels war zu Beginn mobil untergebracht. Judentum funktioniert also ohne Gebäude genauso. In der Zeit der jüdischen Königshäuser bis zur Zerstörung des Tempels durch die Römer war das anders: Damals entwickelte sich ein ausgeprägter Tempelkult. In anderen Städten entstanden religiöse Gemeindezentren, die Synagogen. Aber die waren und sind alles andere als der Tempel. Das ist ein grundlegender Unterschied zum Kirchengebäude, das in der Regel versucht, ein zukünftiges Jerusalem nachzubilden und durch die Weihe per se ein sakrosankter Raum ist.

Eine Synagoge ist nichts dergleichen. Zentrale Einrichtung des Judentums, das erste, was in einer Gemeinde getan werden muss, ist der Friedhof. Der ist wichtig, weil die Toten dort bis zur Wiederkehr des Messias körperlich unversehrt bleiben müssen - das war übrigens auch der Grund, warum die Körper der toten Siedler im Gaza unter massiven Protesten nach Israel umgebettet wurden - was im Übrigen nun wirklich ein Bruch des jüdischen Religionsgesetzes ist.

Aber eine Synagoge? Synagogen werden laufend abgerissen. Jede Pioniersiedlung in der Westbank macht zuerst irgendwas, das sie zu einer Synagoge erklären, und wenn die israelische Armee das Ding auflöst, wird auch die "Synagoge" mitabgeräumt. In den USA verschwinden an der Ostküste immer wieder kleine Gemeinden, danach werden die Gebäude verkauft und oft genug abgerissen. No big deal, weil die Synagoge nichts Heiliges ist. Sondern nur ein Ersatztreffpunkt mit reduzierten Kultbetrieb, bis der Tempel wiederersteht. Jeder Versuch, eine Synagoge in den Tempel mit dessen religiöser Zentralfunktion umzudeuten würde bedeuten, der Wiederkehr des Messias vorzugreifen. In dem Momente, in dem die Gemeinde einen Ort verlässt und das Kultgerät mitnimmt, ist die Synagoge nur noch ein Gebäude, das eine Synagoge beherbergte. Ein Haus wie jedes andere auch.

Beispiele gibt es genug. Die Gemeinde in München hat ziemlich leidenschaftslos zur Baufinanzierung das Gelände der ehemaligen Synagoge am Stachus verkauft. In Franken starben die meisten Gemeinden weg, bevor die Nazis kamen. Wer konnte, zog Anfang des 19. Jahrhunderts in die Städte. Irgendwann wurden die Gemeinden aufgelöst und die Gebäude verkauft, ohne dass jemand einen Gedanken daran verschwendet hätte, was später daraus wird.

Natürlich hat das Vorgehen der Palästinenser einen eminenten Symbolcharakter - vor allem aber für ihre eigene Dummheit. Sie zielen auf etwas, das schon nicht mehr existiert. Im Kopf genauso bescheuert sind aber auch die Jungs, die hier in der rechten bis rechtsextremen Ecke bloggen und Juden anschleimen. Genauer der Typ, der im Internet als "Statler" auftritt und seie URL unter gefälschter Adresse betreibt. Für die sind "brennende Synagogen" ein gefundenes Fressen, auch wenn es zeigt, dass sie vom Objekt ihrer Kreicherei absolut keine Ahnung haben. Es ist einfach falsch zu behaupten, dass hier explizit Synagogen brennen, denn genau das würde Israel nicht zulassen. Und es steht nach meinem Erachten solchem Gesocks auch nicht an, sich hier als Anwalt eines Judentums aufzuwerfen, das so, wie oben ersichtlich, nur in ihren Köpfen existiert. Noch dazu, wenn Opa im Osten, na ihr wisst schon. Im Kern zeigt es nur, dass ihnen das Judentum am Toches vorbeigeht, solange sie es für ihre Propaganda nutzen können. Da wird das eigene braune Süppchen gekocht, das ist alles.

Und damit ticken sie genauso wie die Irren da auf den Photos. Beide fahren voll auf diese brennenden Häuser ab, weil es ihr vernageltes Weltbild bestätigt, ganz gleich, wie die Realität aussieht. Diese Schwachköpfe reichen schon in der Feindesausführung, für eine Extraportion als falsche Freunde besteht keinerlei Bedarf mehr.

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…ich habe schon seit Wochen auf eine Reaktion von Dir @Chuzpe gewartet - betreffend den Abzug (Vertreibung) der jüdischen Siedler aus dem Gaza Streifen. Nun, dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Folgen - wenigstens etwas. Irgendwie liegt eine Blockade auf diesem Thema. In einigen Gesprächen mit unseren Kulturbrüdern und Schwestern wurde mir klar dass dieses menschenverachtende Verhalten der israelischen Regierung tabuisiert wird. Einzig israelische Auswanderer hatten eine Meinung dazu. Eine, die Menschen in ihrer Verzweiflung betreffende Meinung die kopfschütteln und teils Tränen hervorrief.

Die israelische Führung hat den Abriss von Synagogen wieder aufgehoben. Einerseits um das jüdische Volk nicht noch weiter zu erniedrigen und andererseits haben auch Synagogen eine Bedeutung, sowohl eine kulturelle als auch eine spirituelle.

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Versteh mich nicht falsch, ich weiss sehr wohl, dass die Aufgabe einer Heimat furchtbar sein kann und ist. Bei den Siedlern muss man aber sehr genau hinschauen. Irgendwelche verrückten Konvertiten auf ihrem eigenen Kriegspfad sind nichts, was besonders erhaltenswert wäre, wenn ein ganzer Staat darunter leidet. Und jeder von denen wusste, dass es kommt, dass es eine demokratische Entscheidung dafür gibt, dass Israel das schon zweimal gemacht hat - Sinai und Südlibanon. Die Frage war: Will man irgendwie weiterkommen oder weiterhin Krieg? Will man ein paar jüdische Siedler rausholen und auch noch finanziell entschädigen, oder ruiniert man damit weiterhin die israelische Wirtschaft?

Das waren die Fragen, und Sharon hat das durchgesetzt. Ich denke, Israel hat viel erreicht. Der Wert von Israel liegt nicht in irgendwelchen Häusern oder Höhenzügen oder Mauern, er liegt in den Menschen. Das ist - nach meiner Meinung - der Kern der Botschaft des Judentums überhaupt. Und wer wirklich glaubt, der weiss, dass am Ende der geschichte der Tempel wieder errichtet wird, und der, der das tut, wird jeden Sharon, Arafat und wie sie alle heissen, vergessen machen.

Und nochmal: Der Abriss von Häusern, in denen Synagogen waren, erniedrigt niemanden, wenn man sich an die Halacha hält. Wenn man sich nicht daran hält, kann es einem egal sein. Natürlich gibt es darüber immer wieder Debatten und Aufschreie, viele hier hätten gern die alten Synagogen 1:1 am selben Ort wieder aufgebaut. Aber keine Gemeinde tut das. Einfach, um den vorläufigen Charakter der Synagoge herauszustellen. Sie ist nicht wichtig. Die Menschen, die sich zum G*ttesdienst treffen sind wichtig, und die Thora. Sonst nichts.

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