Freitag, 6. Januar 2006
Erstaunen
uceda, 11:44h
Es gibt kein Land, in dem mehr Auslandskorrespondenten auf die Einwohner kommen als Israel. Man sollte denlen, dass deutsche Medien dadurch in der Lage wären, ein realistisches Bild der Lage zu zeichnen. Ist aber nicht so.
- Da ist die Rede davon, dass Sharon so beliebt ist. Weil er angeblich so wahnsinnig akzeptiert und bejubelt wird, von "den" Israelis. Komischerweise ist es kein Jahr her, da wünschte ihm ein gar nicht kleiner Teil der Rechten (das sind die, die nach Meinung mancher Neoconazis für die "westlichen Werte" gegen "die Araber" kämpfen) Sharon den Tod wünschte, weil er wohl nicht mehr so viel Lust auf den Kampf hatte. Und da war auch eine Likudpartei, die ihn faktisch davongejagt hat. Und da sind immer noch weite Teile der sozialdemokratischen Partei, die Sharon eine ganze Menge vorwerfen, was weit über das typisch deutsche Beharren auf die Massaker von Sabra und Shatilla hinausgeht. Druck auf die Gewerkschaften, eine unsoziale Politik, wenig Verständnis für die wirtschaftlichen Probleme - man übersieht gerne, dass Israel seit der zweiten Intifada ziemlich am Boden ist. Und dann gibt es auch noch die arabische Partei und ihre Wähler, die mit Sharon auch wenig anfangen konnten. Ganz Israel? Nein, allenfalls die 40%, die Sharons Partei Kadima ihre Stimme gegeben hätten.
- und da ist die behauptung, da gäbe ein ein Vakuum. mein lieber Scholli, wer so einen Bullshit schreibt, kennt weder die Biographie von Bibi Netanyahu, Ehud Olmert und Shimon Perez. Alle drei sind immer wieder damit aufgefallen, dass sie sich in entstehende Lücken gedrängelt haben, ohne dass sie dabei besonders fein oder ideologisch korrekt umgegangen wären. Netanyahu hat Sharon aus dem Likud gejagt, Olmerts Karriere begann mit der Diskreditierung eines Konkurrenten, dieser wäre ein Krimineller, und Peres war unlängst noch nicht mal bereit, seine demokratische Niederlage in der Arbeiterpartei zu akzeptieren. Übrigens hat der Likud-Block gerade die Chance genutzt, um von ihrem Austritt aus der Koalition wieder zurückzutreten. Opportunismus verträgt sich schlecht mit Vakuum.
- Ohne Sharon käme der Friedensprozess ins Stocken. Sowas hat gerade auch Henryk Broder im Spiegel Online geschrieben, und dabei den Begriff "Haudegen Gotttes" verwendet. Ich erspare mir hier die Bewertung seiner gejiddelten Anbiederung an das deutsche Publikum, aber wessen Gehirn länger als drei Tage zurückreicht, wird sich vielleicht an diese Meldung erinnern: Sharon wollte wohl die Roadmap kippen und im Westjordanland neue Tatsachen schaffen. Friedensprozess? Wo bitteschön?
- Sharon hätte die Wahlen sicher gewonnen. Hätte er wohl nicht. Sharons Clan stand immer im Ruch der Korruption, es gab viele Ermittlungen, mitunter wurde er in Israel auch als "Pate" bezeichnet. Und jetzt hat die Staatsanwaltschaft neues Material gegen Sharon - es geht um eine 3-Millionen-Spende, die Sharon im Wahlkampf eingesetzt haben soll. Wenn sich der Verdacht erhärtet, wäre es zur Anklage gekommen, dann hätte er wohl zurücktreten müssen -
und alle Medien, die jetzt flennen, hätten sich das Maul über den alten, kranken Mann zerrissen.
Die Darstellung von Ariel Sharon in den westlichen Medien wurde seiner Person nie gerecht. Weder im Guten, noch im Schlechten. Offensichtlich, weil sie nicht genug vom Nahostkonflikt und Israel verstehen.
- Da ist die Rede davon, dass Sharon so beliebt ist. Weil er angeblich so wahnsinnig akzeptiert und bejubelt wird, von "den" Israelis. Komischerweise ist es kein Jahr her, da wünschte ihm ein gar nicht kleiner Teil der Rechten (das sind die, die nach Meinung mancher Neoconazis für die "westlichen Werte" gegen "die Araber" kämpfen) Sharon den Tod wünschte, weil er wohl nicht mehr so viel Lust auf den Kampf hatte. Und da war auch eine Likudpartei, die ihn faktisch davongejagt hat. Und da sind immer noch weite Teile der sozialdemokratischen Partei, die Sharon eine ganze Menge vorwerfen, was weit über das typisch deutsche Beharren auf die Massaker von Sabra und Shatilla hinausgeht. Druck auf die Gewerkschaften, eine unsoziale Politik, wenig Verständnis für die wirtschaftlichen Probleme - man übersieht gerne, dass Israel seit der zweiten Intifada ziemlich am Boden ist. Und dann gibt es auch noch die arabische Partei und ihre Wähler, die mit Sharon auch wenig anfangen konnten. Ganz Israel? Nein, allenfalls die 40%, die Sharons Partei Kadima ihre Stimme gegeben hätten.
- und da ist die behauptung, da gäbe ein ein Vakuum. mein lieber Scholli, wer so einen Bullshit schreibt, kennt weder die Biographie von Bibi Netanyahu, Ehud Olmert und Shimon Perez. Alle drei sind immer wieder damit aufgefallen, dass sie sich in entstehende Lücken gedrängelt haben, ohne dass sie dabei besonders fein oder ideologisch korrekt umgegangen wären. Netanyahu hat Sharon aus dem Likud gejagt, Olmerts Karriere begann mit der Diskreditierung eines Konkurrenten, dieser wäre ein Krimineller, und Peres war unlängst noch nicht mal bereit, seine demokratische Niederlage in der Arbeiterpartei zu akzeptieren. Übrigens hat der Likud-Block gerade die Chance genutzt, um von ihrem Austritt aus der Koalition wieder zurückzutreten. Opportunismus verträgt sich schlecht mit Vakuum.
- Ohne Sharon käme der Friedensprozess ins Stocken. Sowas hat gerade auch Henryk Broder im Spiegel Online geschrieben, und dabei den Begriff "Haudegen Gotttes" verwendet. Ich erspare mir hier die Bewertung seiner gejiddelten Anbiederung an das deutsche Publikum, aber wessen Gehirn länger als drei Tage zurückreicht, wird sich vielleicht an diese Meldung erinnern: Sharon wollte wohl die Roadmap kippen und im Westjordanland neue Tatsachen schaffen. Friedensprozess? Wo bitteschön?
- Sharon hätte die Wahlen sicher gewonnen. Hätte er wohl nicht. Sharons Clan stand immer im Ruch der Korruption, es gab viele Ermittlungen, mitunter wurde er in Israel auch als "Pate" bezeichnet. Und jetzt hat die Staatsanwaltschaft neues Material gegen Sharon - es geht um eine 3-Millionen-Spende, die Sharon im Wahlkampf eingesetzt haben soll. Wenn sich der Verdacht erhärtet, wäre es zur Anklage gekommen, dann hätte er wohl zurücktreten müssen -
und alle Medien, die jetzt flennen, hätten sich das Maul über den alten, kranken Mann zerrissen.
Die Darstellung von Ariel Sharon in den westlichen Medien wurde seiner Person nie gerecht. Weder im Guten, noch im Schlechten. Offensichtlich, weil sie nicht genug vom Nahostkonflikt und Israel verstehen.
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che2001,
Montag, 9. Januar 2006, 11:03
Wie ist eigentlich Amir Peretz einzuschätzen?
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