Freitag, 2. April 2004

Kurz vor Mitternacht,
die ersten Lichtgeister schwirren schon durch die Luft, und ich brülle sie aus voller Kehle an, um wach zu bleiben für die restlichen 400 Kilometer, die diese Nacht fällig sind: I´m on a highway to hell....



und kann es mir leisten, denn im Judentum gibt es keine Hölle. Die ist eine rein christliche Erfindung; das Judentum kennt weder den Teufel als "Antichrist" (es gibt ja auch keinen Christ im Judentum), noch einen Platz der ewigen Verdammnis. Es gibt zwar eine Gehenna, aber das ist nur eine Art Schattenwelt für die Seelen bis zur Wiederkehr des Messias.

Apropos Mitternacht: Geisterstunde gibt´s im Judentum natürlich auch nicht. Und so fräst sich der Turbosdiesel tiefer in das Schwarz der Nacht, und wenn man ganz genau hinhört, dann dringt es durch das Sirren der Reifen:

And I'm going down, all the way down

bevor irgendwann das Dreckskaff Berlin aus der Sandebene auftaucht und unter meine Räder kommt.

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Mittwoch, 31. März 2004

Nett ist es auch,
wenn sich so selbsternennende Phrasenfeministinnen wie Frau H. offensichtlich nicht mehr genug als Opfer fühlen können und sich dann die Opfer par excellence raussuchen, um sich mit ihnen zu "solidarisieren": Die Juden. Da hat zwar keiner nach Frau H. geschrien, aber was juckt das so eine Schlunze*?

Schliesslich dürfte sie ihr Engagement als Lizenz empfinden, KritikerInnen ihrer Aussagen gleich mal in einen Blogeintrag mit, na sagen wir mal Eva Braun zu sperren. Immer so am Rande, dass der Leser die Schlussfolgerung noch selbst machen muss - und Frau H. sich den Vorwurf erspart, sie würde vorschnell ins Braune greifen. Da kann man dann im Zweitblog weiter über Engagement und Eigenlob sinnieren.

Aber so ist das nun mal, wenn so eine Frau H. vergeblich auf die Einladung der jüdischen Gemeinden wartet, dort über das eigene Tun zu referieren, um sich nachher bei Carmelwein und Pastrami den Bauch mitsamt Falten bepinseln zu lassen. Da wird man eben alt, verbittert und hässlich.

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Beispielbild. Real ausgelieferte Produkte können erheblich in Falten, Form und Farbe abweichen.

*Schlunze: Wortsinn = wässrige Suppe.

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Sonntag, 28. März 2004

Wie soll man jemanden
als antiamerikanischen Terroristen ernst nehmen, wenn er wie der neue Hamas-Boss Rantisi eine Baseballkappe trägt, noch dazu in quietschgrün, als käme er gerade aus Disney-World?

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Freitag, 26. März 2004

Shabbat shalom
oder auch nicht, wenn es nach diesen Herren geht:



Zur Photostory das Bild anclicken! (No Dialer inside)

Übrigens: Auf diesem Bild ist ein Fehler versteckt. Na?

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Alexanderplatz, 16.12 - 16.43 Uhr
Man kann Demos so oder so sehen. So waren es viele auf einem Haufen, dicht gedrängt, selbstbewusst, agressiv.



Mit ein paar Meter Abstand waren sie eigentlich nur ein kleiner Haufen. Angesichts der grossen arabischen Community und der Organisation von 20 Vereinen: Sehr wenig. Vielleicht lag´s auch am Thema - Scheich Jassin hatte nicht nur Freunde in der arabischen Welt.



Trotzdem waren auch seine Anhänger da - ins Mittelmeer mit den Juden, sagten etliche Fahnen. Laut sagte das niemand; die Polizei hatte entsprechende Auflagen gemacht.



Bei genauerer betrachtung blieb das alles sehr unaufgeregt. Kein Vergleich mit den Demos vor anderthalb, zwei Jahren. Fast schon Folklore.



Für die Ausreisser sind die nicht Strafmündigen da: Die üblichen Parolen, bei denen sich mancher Laberkopf wohl fühlen würde, schreien die Kleinsten im Chor. Übrigens auch gegen Bush. Eh klar. Am Alex nichts Neues.



Auch sonst nur die übliche Diskussionsbeiträge, auch auf den Handouts. Was solls, ist nur ne Demo.



Sie erkannte mich natürlich sofort als Journalisten, kam auf mich zu, und fragte: Presse?

Ja, sagte ich. Radio und Zeitung.

Darf ich Dir das geben?, fragte sie und hielt mir das Blatt hin.

Darf ich Dich ins Cafe einladen, es ist hier so fucking cold draussen, hätte ich sagen sollen, ich VOLLDEPP.

Aber gerne, sagte ich. DEPPDEPPDEPPDEPPDEPP.

Tschü-üs, flötete sie, so wie manche Berlinerinnen flöten, wenn sie gut gelaunt und beschwingt sind und einem ein gutes Gefühl mitgeben wollen.

Im Gegensatz zum gängigen Klischee verwenden Juden selten hebräische oder jiddische Worte in der deutschen Umgangssprache. Das ist eher ein Zeichen anbiedernder Philos. Man sagt zum Abschied Tschüss, Ade, Servus do, wo I herkum, aber niemals nie und nimmer nicht:

SchalOm und Tschü-üs, flötete ich zurück und lächelte sie an.

Sie stutze, ging dann aber weiter. Sie sah sich dann noch ein paar mal nach mir um. Es sah nicht böse aus.

Gut, ich sah mich auch oft nach ihr um, offen gesagt.

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Dienstag, 23. März 2004

Change of Business Model
Eine typische Frage in Interviews ist: "Können Sie es akzeptieren, wenn Nichtjuden über Judentum schreiben?" Die Frage ist nicht nur blöd, sondern auch a wengarl rassistisch. Natürlich kann ich das akzeptieren. Das hier ist ein freies Land. Hier kann jeder über alles schreiben. Und jeder kann seine Meinung vertreten, auch wenn sie anderen nicht passt. Das garantiert das Grundgesetz. Würde ich was anderes denken, könnte mir jeder Katholik sagen: "He, Du Jude, ich kann es nicht akzeptieren, dass Du was über das Katholentum den Katholizismus schreibst."

Und spätestens seit gestern Nachmittag ist es wieder soweit, dass ich mir die Bürscherl zur Maccabäer-Brust nehmen möchte und sagen: Freunde, ich bin grantig. Wegen dem da:



Sagt mal, was wird da eigentlich in dem Gottesdienst geboten? Das auf dem Bild? Eine Hardcore-Show wie bei Mel dem Genagelten? Die Rocky Horror Jesus Superstar Show? Und ist diese Strategie nicht in der Vergangenheit ein wenig problematisch gewesen? Haben die Kirchen nicht über Jahrhunderte mit genau solchen Splatterbildern die Leute zu religiösem Wahn aufgepeitscht? Und wollte man hierzulande nach 45 nicht die Bremse reinhauen, von wegen, dass man mit der eigenen Gräuelpropaganda, mit Verlaub, so tief ins Klo gegriffen hat, dass man selbst ziemlich braun wurde?

Und, btw, was ist das eigentlich für eine Religion, die es ohne Kommerz-Bullshit eines religiösen Fanatikers nicht schafft, die eigenen Leute in den Laden zu holen? Und das Leid des Gründers als Marketing-Gag braucht? Hauptsache Awareness?

Kurz: Wenn es nicht geht, wenn Euch keiner mag, wenn ihr keinen Markt habt, macht die Bude dicht und verteilt die restliche Kohle. Oder versucht es mal mit was Freundlichem, Positiven. Ich mein, wie krank muss man eigentlich sein, wenn man sich an einem friedlichen Sonntag Vormittag ein derartiges Splatterbild antut?

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Montag, 22. März 2004

1000,46ste Nacht
Mit Dolch, Pailetten und Turban.



Vom islamischen Selbstbewusstsein lernen heisst siegen lernen. Und sage bitte keiner, mit diesem Dress käme man hier in Europa nur bis zum Berliner Wedding, Wolkanstrasse.

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Donnerstag, 18. März 2004

Wiederlegte Gerüchte
etwa die von den gewieften, geschäftstüchtigen semitischen Händlern. Tatort: Wolkanstrasse, Berlin Wedding. Tatzeit: Gestern Abend, 18.30. Einer der typischen Entrümplerläden, draussen stehen CDs, Bücher, Platten, Möbel. Von ferne schon sieht Uceda, leicht levantisch aussehender Jude aus dem schönen München, 2 Stahlrohrstühle mit weissem Lederpolster. Während er sich noch denkt, die könnten qualitätsvoll sein, schleppen andere was weg. Uceda beginnt schneller zu gehen. Die werden doch nicht...? Nein, nur ein Tisch, der daneben steht.

Uceda kommt bei den Stühlen an, wirft einen missmutigen Blick darauf. Ich? Diese Stühle, die QUALITÄT SCHREIEN und deren Leder sanft ist, und die wunderbar in meine Wohnung passen werden? Nie! Oder wenn, dann nur hinterhergeschmissen, soll der Blick dem Typen sagen, der ein paar Meter weiter, die Bierflasche in der Hand, auf einem runtergewirtschafteten Polstermöbel der Kundschaft und des Umsatzes harrt. Ein angegrauter Möchtegern-Rocker, Lederklamotten, Vollbart, Sonnenbrille. Ein Mensch, der sicher mit der hier typischen Freundlichkeit behandelt werden will.

Häwasssolndiekosten?

Der Typ, in seiner Ruhe gestört, erhebt sich aus dem Polster und sagt: Damussickmafragen. Verschwindet im Laden, wo er auf einen Typen einredet. dann kommt er wieder raus und sagt: Fünnfundreissischfürbeide.

Damussichmaselberreden, und rein in den Laden, zu dem älteren Typen klassischer levantinischer Bauart, mit dem der Rocker gesprochen hat.

WaskostndieweissenStühledadraussen?

Und er, wie aus der Pistole geschossen: fünfundzwanzigdasStück.

Nezuviel.

Er wendet sich an einen jüngeren Kerl: MammoudwaskostendieweissnStühle.

10Euro.

Uceda: OK

Älterer Mann: OK

Junger Mann: OK

Rocker (von draussen): Ickholmanochnbia.

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Mittwoch, 17. März 2004

(n)one of my kind
Auch die mediale Dauerdröhnung, die gutmeinenden Freundeseinwollenden, die abgetakelten Versöhnungs- höhnungs- stöhnungs- luder und was sich da sonst noch im den modrigen Weichbild dieser komisch-deplazierten Volksreligion aus dem Nahen Osten tummelt - all das kann nichts daran ändern, dass es unsereins kaum gibt. Die Omnipräsenz und Relevanz auf Bildschirmen und Blättern ist nur eine Chimäre, ein Trugbild.

Auf den Strassen gibt es uns nicht. Wenn ich einen Religiösen sehe, wenn einer den typischen Hut trägt, oder um den Hals einer Frau das kleine goldene Schriftzeichen hängt, ist das noch nicht mal besonders angenehm. Denn es erinnert daran, dass man es selbst nicht zeigt; nicht aus Feigheit, sondern weil es zu anstrengend ist, man kann die dummen Fragen und die schlunzigen Blicke nicht ab, und gleich nach dem Gottesdienst, hinter der ersten Ecke, wird die Kipa zusammengelegt und verschwindet in der Tasche.

Es gibt uns nicht, wir bleiben unsichtbar, bestenfalls, und überlassen die Strassen und Plätzen den anderen.



Denen, die unter den Brücken an alten Buden sinnlos billige Würste in sich hineinstopfen und das Haar so fettig tragen, wie ihre Finger nach dem Fressvorgang sind. Denen, die gegenüber ihre Rikscha abstellen und Räucherstäbchen abbrennen, den Abgasen eine weitere Note des Gestanks hinzufügen und erwarten, dass eine ungefickte Studentin mit Indienfimmel vorbeikommt, die trashigen Leuchtsteine und Hareharekasetten zur einsamen Abendgestaltung braucht. Denen, die an der Ecke stehen, stehen bleiben und auch noch eine Stunde später da stehen, weil sie den Verstand verloren haben und die Einsamkeit mit sich selbst fürchten, weil sie sonst vielleicht begreifen würden, dass ihr Hirn nicht mehr ist als eine zertretene Schallplatte, und kein Psychopharmaka wird daran etwas ändern. Was sollten sie also tun und rumstehen im Dunst der Räucherstäbchen und der Wurstkohlerei und das Nichts ihrer Existenz betrachten.

Fressen, Aberglaube und Irrsinn haben ihren Platz oder nehmen sich ihn, und darüber donnern die Eisenzüge und bringen Menschen an andere Stellen der Stadt, wo sie die gleichen Zutaten in anderer Mischung erwartet. Weg von der belebten Allee, rein in die Seitenstrasse, vorbei an einem grünangelegten Fixerparadies, in dessen Mitte schon wieder ein Gebäude der Mehrheitsreligion steht, die Strasse runter, und dann, rechts Hochparterre, ein Fenster, das jemand bemalt hat.



One of my kind.

Wo bekomme ich Glasmalfarben her?

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Montag, 15. März 2004

Ich hasse Museen
wenn sie sich mit was Lebendigem beschäftigen. Museen sind eine von Hochkulturgeschichtlerinnen zugeschleimte Käseglocke, die Bedenken - Erinnerungs - Bewahrer - wiederinsGedächtnisrufer - nurvom100.zum1000.abersonstnichtkommenden - Tussikastratenspezialisten heissen Dr. oder M.A. und haben so irre viel Verständnis, dass man das kalte Kotzen kriegt. Wenn man mal sagt, dass einem ihr abgespacetes Gedenkprojekt nicht juckt und es in der Sendung absolut keinen Platz hat, weil sowas schon von ihren 29.456 Gleichgeunsinnten gemacht wurde und Juden umbringen nix mit Judentum zu tun hat, sind sie sauer. Nicht alle, aber viele.

Ihre Arbeit spiesst das wissenschaftlich Wichtige aus dem realen Leben auf und macht einen in Fussnoten ersaufenden Katalogtext für Hirnficker daraus. Und dann wundern sie sich, wenn man sich in den pädagogisch wertvollen Schulklassendurchnudelaparaten fühlt wie die Sau vor dem Bolzenschussgerät.

Und das dann auch noch in einer Architektur, die vielleicht bedeutend sein mag, aber schon a priori abschreckend ist, weil es aussieht wie das Mahnmal für all die armen, zerbombten Bunkeranlagen dieser Erde.



Hey, womit hat mein Judentum sowas verdient?

Ja, ich bin sauer. Ich hatte letzte Woche Kontakt mit derartigen penetranten Leuten, die ihr Tun verdammt gut finden und glauben, ich müsste ihnen deshalb den Polante (bayerisch für Dienstboten) machen. Morgen werde ich sie anrufen und noch 1 Mal freundlich sein. Wenn sie es dann nicht kapieren, mach ich hier Google-Spamming und ballere den Beitrag mitsamt Klarnamen auf Platz 1.

Mann bin ich grantig!

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