Freitag, 24. März 2006

Wie aus der antisemitischen Propaganda
Wenn man das schon geschmacklos bis voll daneben empfindet, kann man bei folgendem nur den Kopf schütteln.

Es geht um die Website "die Juedische.at", die trotz ihres offiziösen Namens und neben einigen jüdischen Autoren auch ein Tummelplatz für eine ganze Reihe selbsternannter, nichtjüdischer Israelfreunde ist. Nichts gegen Israelfreunde, nur hier gehören sie zu einem gewissen Spektrum der politischen Einseitigkeit, dem Israel gar nicht hart und radikal genug gegen Araber vorgehen kann. In der Folge haben deren Autoren auch schon mal den ein oder anderen Prozess gegen Leute verloren, die dort und anderswo angeschwärzt wurden: Der palästinafreundliche Politologe Ludwig Watzal und der israelische Journalist Igal Avidan haben sich erfolgreich gegen bei "Die Jüdische" tätige Autoren gewehrt. Dass man jüdischerseits Herrn Watzal nicht allzu toll findet, kann ich verstehen, aber die Attacken gegen Igal Avidan, dessen Beiträge zu redigieren mir schon mal als verantwortlicher Redakteur oblag, empfand ich als vollkommen aberwitzig und unbegründet. Und ich bin selbst auch nicht dafür berühmt, irgendwelchen Hamasterroristen nach einer gezielten Tötung eine Träne nachuweinen.

Wie auch immer, wenn ich in einer iranischen Zeitung die Behauptung lesen würde, eine jüdische Website würde sich finanzieren, indem sie einen sponsored Link zu Wetten anbietet, in denen man auf den Zeitpunkt eines Angriffs gegen iranische Kernreaktoren wetten könnte - ich würde es als übelste Propaganda abtun, ohne auch nur nachzuschauen. Weil es so dumm und platt ist. Der geldgierige Jude, der mit der Kriegsdrohung und der Krise auch noch abkassiert - das würde so eine Behauptung transportieren. Ich würde glauben, das tut keiner. Weil es durchaus Gründe gibt, der Bedrohung durch den Iran hart und nachhaltig mit allen Optionen zu begegnen, aber gerade die Problematik sollte einen derartig idiotischen Umgang mit dem Thema verhindern.



Wie man sieht, wurde ich eines Besseren belehrt. Der Sponsored Link auf "Die Juedische" führt tatsächlichin miserablem Deutsch zur Wettplattform tradesports.com, wo es diese Wette dann auch gibt. Sorry to say, aber sowas hat mit Judentum nach meinem Verständnis nichts mehr zu tun. Ganz abgesehen von der ethischen Komponente, wie hier mit Krieg Geschäft gemacht wird: Es ist schlichtweg zum Kotzen, mit Verlaub, wenn die eigenen Leute und ihre nichtjüdischen Kumpels sich auf diese Weise exponieren, und zwar genau so, wie die andere Seite sie sehen will. Und letztlich bleibt sowas an allen hängen.

... link (7 Kommentare)   ... comment