Samstag, 13. November 2004

Shabbat Shalo Hallo Arbeitstag,
äh, ne, eigentlich Arbeitsnacht. Folgen einer problematischen Planung, und eines BMW-Fahrers, der in Thüringen seine nicht existenten Fahrkünste an mir ausprobieren wollte; sprich, nach dem Einfädeln auf meine Spur rüberzog, die verdamm na auch egal. Wie auch immer, in Thüringen möchte ich weder sterben, noch begraben sein, und schon gar nicht auf diese blöde Art. Thüringen, das sieht einfach nicht gut aus.

So sitzen wir erst jetzt hier und checken die kranke Nachrichtenlage. Ghaddafi ermuntert Juden zur Einwanderung nach Lybien, beispielsweise. Auf nichts ist mehr Verlass, also echt. Wenn das so weiter geht, wird Saddam noch zu 1500 Tagen gemeinnütziger Arbeit in einem jüdischen Altersheim verurteilt. Ausserdem gibt es in Bayern eines dieser bescheuerten Kopftuchgesetze. Zumindest auf die bayerischen Fundis ist noch Verlass, wenn schon nicht mal mehr Staatsterroristen – aber lassen wir das.

Und es gibt so viel Streit... Prag, Russland, Berlin, Zürich, New York, Orthodoxe gegen Liberale, Liberale gegen Liberale, Machthaber gegen Revoluzzer, ach, ein garstig Lied – das werden wir wohl eher kurz machen. Ja, klar, alle sind sie die Guten und die anderen sind böse. Peinlich, einfach nur peinlich.



Eigentlich könnten wir auch Essen gehen, oder sonst was Nettes machen...

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Freitag, 12. November 2004

Wo ich war, als ich davon hörte?
Eigentlich da, wo ich meistens bin, wenn sowas passiert: Im Auto, ganz banal. Am Morgen quäkte der Wecker sehr unvokal, dann mussten noch ein paar Dinge getan werden, und dann ging es los Richtung Süden. Etwa auf Höhe Potsdam kam es dann im "Listen to the"-Radio, genau nach Robbie Williams. Hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, er würde sich mehr ans Leben krallen. Wobei monatelanges, machtloses Siechtum für Arafat sicher auch keine Gnade gewesen wäre.

Man muss es realistisch sehen. Natürlich sind die westlichen Nachrufe auf Arafat nicht wirklich nett. Können sie auch nicht sein, denn dass der Nahe Osten dort ist, wo er ist, ist im Guten wie im Schlechten ein Gutteil Werk von Arafat. Ob es ein anderer anders, besser oder sogar gut hätte machen können, kann man bezweifeln; Handlungsmöglichkeiten sind in solchen Situationen immer begrenzt. Man wird ihm Oslo zu Gute halten, und wegen seiner Rolle bei Entführungen und Morden verabscheuen. Da bleibt nicht wirklich viel Platz für Sympathie. Allerdings - würde Sharon sterben, hätte man seine Nachrufe wahrscheinlich ähnlich formuliert. Der Westen kann mit solchen Typen einfach nichts anfangen, und bis zu einem gewissen Grad ist das auch verständlich.

Die Medien - offen gesagt, kotzt mich das an. Spiegel.de hat an Arafat das nachgeholt, was die Typen dort wahrscheinlich gern bei anderen Promis machen würden, so wie es die Bild-Zeitung macht. Dieses gierige Geifern, diese Warten der Aasgeier.

Arafat war ein prägnanter Gegner, ein Feind auch und ein Partner nur sehr begrenzt, aber er war immerhin berechenbar und im Kern ein relativ europäischer Revoluzzer. Mehr RAF denn Hamas. Das wird sich jetzt ändern. Und wahrscheinlich wird man ihn erst dann vermissen.

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Mittwoch, 10. November 2004

Al Aqsa Intifada
Nicht mehr nur als Intifada!



Jetzt auch als Konditorei lieferbar!

Ja, das Posting ist non pc und obendrein dämlich. Aber natürlich reisst es einen, wenn man Al Aqsa liest, weil man gleich was Schlimmes denkt - und dann sind das nette Leute, die nach eigenen Angaben "arabische und europäische backwaren" im Programm haben. Na denn.

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Der Grosse Knall im EJC
Nachdem sich der World Jewish Congress wegen obskurer Finantpraktiken in Schwierigkeiten gebracht hat, fliegen jetzt auch die Fetzen im europäischen Unter-Dachverband: Nachdem die Geldtransaktitionen, bei denen erhebliche Summen einfach so von zumindest grauen Konten in bar abgeräumt wurden, in der Schweiz stattfanden, hat die Schweizer Vertretung der Juden mehrfach laut eine genaue Prüfung gefordert. Die gab es auch - durch einen Vertrauten des seit 25 Jahren amtierenden Vorsitzenden Edgar Bronfman.

Gerade eben, bei der Jahrestagung des EJC, bestanden die Schweizer weiterhin auf einer Buchprüfung - und wurden prompt mit dem Ausschluss von der Leitung des EJC bedroht - die ganze Geschichte ist hier zu lesen. Als Unbeteiligter fragt man sich natürlich schon, warum man nicht nochmal prüfen lassen sollte - die Stories, die in der Schweiz veröffentlicht wurden, klangen so hahnebüchern, dass eine Klärung eigentlich im Interesse aller Mitglieder sein sollte.

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Dienstag, 9. November 2004

Und dann waren da heute
am Tag des Mauerfalls einerseits und am Tag des 1938er Pogroms andererseits, ein paar Herren mit Bomberjacken, Spingerstiefeln und sehr wenig Kopfbehaerung. Erst nur zwei, dann etwas mehr und am Ende doch eine ganze Anzahl, die da draussen vor dem Fenster rumlungerten und irgendwas vorzuhaben schienen.

Vielleicht eine spontane, kleine Demo, oder auch nur mal eben ein paar Punks anmachen, oder Türken, oder vielleicht auch hier rüberkommen.



Hier steht nicht gross drauf, dass hier eine jüdische Insititution drin arbeitet. Vielleicht wussten sie es auch nicht. Jedenfalls, als es ungefähr ein halbes Dutzend waren, kamen ein paar Polizisten zu Fuss, und wenige Augenblicke später dann das obige Fahrzeug mit Blaulicht. Das kommt hier übrigens öfters; manchmal auch um 4 Uhr Nachts, wann immer halt was Besonderes in der Luft liegt.

Man gewöhnt sich an die Bedrohung. Die ist irgendwie sehr abstrakt, nicht wirklich greifbar, und solang ein paar Typen sich nur die falsche Ecke zum Rumstehen raussuchen, um dafür eine halbe Stunde im Regen eingehend befragt zu werden, bleibt es auch abstrakt. Vielleicht etwas realer an solchen Tagen, mag sein, aber kein Grund, sich das Dasein vermiesen zu lassen.

Man kann an Deutschland viel aussetzen, runtermachen, sich beschweren. Dass es solche enthaarten Typen gibt, ist ein Problem. Aber dass sie hier keine zehn Meter über die Strasse kommen, ohne auf so ein grosses Auto zu treffen, ist doch irgendwie sehr angenehm zu wissen. Nachdem es aber keinen Anruf gab, von wegen, dass die was von mir wollten, hatten sie wohl was anderes vor. Die Spontandemo, vielleicht.

Danke Deutschland. Auch und gerade heute.

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Stille
Kein US- oder sonstwelches Fernsehteam schreit übrigens danach, diemal in Falludscha als embedded journalists dabei zu sein. Und obwohl das, was da gerade geschieht, um den Faktor 10 grösser und wahrscheinlich auch blutiger sein wird, als der weltweit für Empörung sorgende Angriff der Israelis auf Jenin, mag sich irgendwie niemand im Sicherheitsrat rühren.

Es ist nicht so, dass ich jetzt von Doppelmoral reden will, aber ich verstehe es einfach nicht. Auch nicht, warum es keine Demonstrationen im Westen wie vor dem Krieg gibt. Agonie? Langeweile? Thema tot? Oder ist einfach nur klar, dass die Amerikaner es alleine tun, und keiner hierzulande mitmachen mus?

Wie auch immer, Falludscha wird das Jenin der USA, im Bösen sicher und im Guten wahrscheinlich, man muss sagen, hoffentlich auch. Aber trotzdem: Manchmal wüsste man gern, ob amerikanische und israelische Militärs auch mal über die langfristigen Folgen solcher Aktionen sprechen.

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Friedlicher Dialog
kann wirklich schön sein.



Echt.

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Montag, 8. November 2004

Nette Idee
diese Website marryanamerican.ca.

Ich habe ja schon überlegt, ob ich nicht ein jüdisches Spezialangebot schalten soll. In etwa so:

"Hey JAPs (JAP = Jewish American Princess). I´m a cute, handsome jingele, journalist and son of a real german-jewish Jecke-family living in Berlin and Oktoberfest City, so just come over fpr some Schmooz and make yourself and your Mame lucky!"

Allein, zwei Dinge stehen dagegen: Ich will überhaupt nicht heiraten, weder jüdisch noch sonstwie, und es tut so verdammt weh, wenn meine Freundin die Hunde auf mich hetzt.

Aber vielleicht geht auch ein Nagelfeil&Kaffekoch-Internship?

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Moment mal.
Gab es da nicht einen amerikanischen Präsidenten, der was sagte, von wegen, der Krieg im Irak sei erfolgreich beendet?

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Sonntag, 7. November 2004

Heute
sollte eigentlich Sendung sein - aber nachdem ich mir bei der US-Wahlparty den Fuss verknakst habe, konnte ich nicht fahren, Flüge waren auf die Schnelle nicht zu bekommen - und so wird das Ganze eben um eine Woche verschoben.

Offen gesagt, bin ich nicht wirklich traurig deshalb. Es ist immer so eine Krux ein Problem mit dem 9. November. ja, die Reichspogromnacht ist ein historischer Einschnitt, ein Verbrechen, eine Schande - aber der Jahrestag ist kein jüdischer Teiertag, und das ist auch gut so. Man steht in den Tagen davor immer vor der Frage, ob man den Tag abhandeln soll. Ich tue mit mit meinem privaten Gedenken in der Öffentlichkeit extrem schwer -nicht, weil mir die Geschichte egal ist, aber es ist nun mal eine persönliche Sache, und nur bedingt radiotauglich, wenn man dann schon ein paar Tage vorher einen auf betroffen macht.

So aus dem Bauch heraus käme eher die Anwort, dass das beste Mittel gegen den am 9. November zu gedenkenden Todeswunsch gegen "die Juden" eigentlich "die jüdische Lebensfreude" ist, denn dagegen richtete sich der Mob 1938, und das einzige, was man an Positivem aus dem Datum mitnehmen kann, ist, dass die Vernichtung der Juden nicht vollständig ist, dass es weitergeht und weitergehen wird, und dass die Verbrecher von damals entweder tot sind oder in den nächsten Jahren sterben werden - und wenn es nicht schmerzfrei ist, fände ich das nicht zwingend problematisch, so gutmenschlich bin ick ooch nich.

Wie auch immer. "Juden umbringen ist kein jüdisches Thema", sagt man oft, und Gedenken sollte man natürlich, nur - wiegesagt, ein schwieriges Thema. Zumal die öffentlichen Veranstaltungen zum 9. November oft nicht einer gewissen absurden Komik entbehren, wenn beispielsweise Kids, die den Komplex wegen ihrem Alter noch gar nicht erfassen können, dann zu irgendwelchen seltsamen Textvorleseritualen gebracht werden. Man wird sich über kurz oder lang auch mal mit der Frage auseinander setzen müssen, ob jede Gedenkveranstaltung allein durch den Anlass schon gut ist. Ich denke, befürchte, dass es ebenso gute, schlechte und verzichtbare Veranstaltungen gibt,wie etwa guten, schlechten oder verzichtbaren Sex...

Und damit haben wir ein Stichwort, um uns anderen themen zuzuwenden - also, geht der Rabbi zu seiner Frau und sagt...

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Samstag, 6. November 2004

Für die derbe
Lu ein hoffentlich etwas ruhigerer Hafen mit blauem Schiff in Richtung Zukunft.



Leinen los ;-)

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Seltene Einigkeit
Auch die arabischstämmigen Amerikaner haben, soweit man weiss, gegen Bush gestimmt - fast 70% waren für Kerry, und damit wählten sie fast genauso wie die amerikanischen Juden. So, don´t blame it on the arabs and the jews. "Die Christen" sind schuld.

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Dieses Hickhack um Arafat
ist einfach unwürdig. Bei jedem anderen würde der Spiegel es nicht wagen, vom "Teufel aus der Kiste" zu schreiben. Wie grenzdebil darf man eigentlich bei SpON sein? Man könnte fast glauben, die sog. seriösen Medien nutzen die Chance, jetzt auch mal einen auf Bild-Zeitungs-Leichenfledderei zu machen.

Wenn in Palästina jetzt schon die Hamas in die Regierung will, dann sollte eigentlich jeder hierzulande begreifen, dass Arafat durchaus eine problematische Politik betrieben hat - die aber noch Gold ist gegen das, was jetzt dann kommen wird. Die Häme der Medien wird auch nichts daran ändern, dass jetzt ein Autoritätsvakuum entsteht, in dem die militärisch besiegten Durchgeknallten von Hamas und Fatach plötzlich wieder alle Chancen haben. Und das Gezerre um die Frage, ob Arafat ein grab in Jerusalem bekommt, ist auch nicht wirklich hilfreich - was die Israelis da gerade tun, ist nichts anderes, als aus einem gerissenen Terroristen, mittelmässigem Politiker und typischen, korrupten Nahost-Diktator ein Vorbild für die arabische Welt zu machen, der auch in hundert Jahren noch als Popidol für alle gelten wird, die sich irghendwo in Ramallah, Tel Aviv, Paris oder New York in die Luft sprengen.

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