Freitag, 5. November 2004
diese Woche, nach der Wahl in den USA, doch etwas seltener angebracht wurden - schliesslich ist Deutschland im Moment liberalstes Gold gegen das, was Durchgeknallte jenseits des Atlantiks als Dank für ihre Stimmen einfordern werden. Das verstehen sogar Autonome.
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Aber das waren nur die wenigsten. Die meisten, die ich kenne, standen dem Ding im Osten eher unemotional gegenüber, keine Freude, aber auch kein Jammern. Natürlich ist es gut, dass die Unterdrückung und Bespitzelung der religiösen Juden aufgehört hat, und die staatlich arrangierten Stasi-Juden auf dem Müllhaufen der Geschichte landeten, aber inzwischen ist man da längst wieder am Umdenken. Gysi ist, raunt man sich schon manchmal zu, eben doch einer von uns, man freute sich über die jüdischen Geschichten von Stefan Heym, und sogar die jüdische Seite des Markus Wolf findet soviel Wertschätzung, dass, wenn er irgendwo liest, schon auch Gemeindemitglieder auflaufen - zum klatschen, nicht zum demonstrieren.
So gesehen, verbindet einen doch manches ein klein wenig mit dem 3. Oktober, zumal es doch auch ein ziemlich entspannter Feiertag ist. Keine Verpflichtungen, kein plötzliches Religiositätsgedusel in der Nachbarschaft.
Zum Pfingstmontag - eben nur ein weiterer christlicher Feiertag, augenscheinlich der relativ gesehen überflüssigste, sonst würde man ihn nichteinfach zum Abschuss freigeben - hatte den Vorteil, in einer schöneren Jahreszeit zu liegen, ausserdem war es inmmer ein verlängertes Wochenende, was ja auch nicht schlecht ist. Allerdings wette ich, dass jetzut erst recht der Streit losgeht - die Kirchen werden auf die Barrikaden gehen, und das selbe Politik-Gesocks, das Schröder erst fehlenden Patriotismus vorgeworfen hat (Bush lässt grüssen), wird jetzt mit dem Untergang des christlichen Abendlandes kommen.
In diesen Fällen entlädt sich dan auch immer gleich der christliche Fundamentalismus in unserem Land, die schwarzen Netzwerke werden aktiviert, die gläubige Kamarilla in den öffentlich bezahlten Rundfunkanstalten wird aufbrausen, wahrscheinlich zieht auch die Gossenpresse mit, ach, das wird ein Aufschrei! Da wird man wieder sehen können, wie laizistisch dieser Staat doch ist.
Insofern kann man fast davon ausgehen, dass letztlich dann doch alles beim alten bleibt: Feiertag bleibt Feiertag, und unsereins muss sich am 24.12. wieder mal ein Alternativprogramm einfallen lassen.
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Donnerstag, 4. November 2004
Vergebens: 76% der Juden stimmten für Kerry, was der klassischen 3/1 Aufteilung entspricht. Nur die Orthodoxen (die nach deutschem Verständnis eher Ultraorthodoxe sind; "orthodox" dominiert ist zum Beispiel auch die Gemeinde, die die Radiosendung zum Blog trägt) haben in zwei Staaten fast zu 70% für Bush gestimmt. Nur sind das auch nicht mehr als früher - und es ist ein sehr kleiner Teil des amerikanischen Judentums.
Also, wer sich beklagen will: Schuld sind die Waffenlobby, die extremen Kirchen, die Castrofeinde, eigentlich so ziemlich alle - aber nicht 76% der Juden.
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TÄTÄRÄTÄÄÄ!
Maxim Biller Tapes
Was praktisch bedeutet, er singt, statt nur vorzulesen. Am 22. November erscheint die Platte. Dafür kriegt er dann, den gesetzen des Medienmarkts entsprechend, sicher 5 mal so viele talkshowauftritte, als für seine Bücher. ja, warum auch nicht. Gleich mal ein Rezensionsexemplar bestellen - und gucken, ob es eine Release-Party gibt.
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Nachdem es jetzt mehr oder weniger ein Jahr dieses Blog gibt -fast genau ein Jahr nach jüdischem Kalender - hier gewissermassen ein Jubiläums-Bild der grossen Synagoge in der Oranienburger Strasse. Verbunden mit dem Hinweis, dass die jüdische Gemeinde zu Berlin noch immer in der Krise steckt, es gibt Streit ums Geld und um Personen, die letztes Mal obsiegende Wählergruppe ist zerbröselt - und in dieser prächtigen Stimmung beginnen am 14. November die jüdischen Kulturtage, diesmal zu Moses Mendelsohn, dem Papa der jüdischen Aufklärung.
Aber der musste sich ja auch schon jeden Millimeter Freuiheit erkämpfen, Business as usual, also.
Übrigens, wegen dem Nachtbild: Kinder, wenn ihr männlich seid, macht das nicht ohne Begleitung nach. Rechts und links davon ist ein Strassenstrich, weckt böse Erinnerungen an Babylon, und die Annäherungen aus dieser Richtung sind schon ziemlich, hm, deutlich...
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Mittwoch, 3. November 2004
Und dann wird es auch noch Winter. Naja. Wieder rein gehen. Ach so, über Chabad wollten wir ja noch reden. Der Kampf geht weiter.
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Heute, vier Jahre später, ist in München Föhn, der Himmel ist wieder blau, und im La Boheme sitzen vielleicht wieder zwei Menschen mit Hoffnungen.
Das Problem ist nicht, dass es immer so ist - das Schlimme ist, dass es letztlich nicht so sein müsste.
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und jetz auch noch die Bettelei, weil seine Miesmacherei zu hohe Traffickosten verursacht; der Fluch des Erfolges, auch bekannt unter: So ist das nun mal, wenn man eine Horde Extremisten einen ausgibt.
Dennoch: Der grosse Verlierer in Davids Augen: Die deutschen Medien. Weil er täglich 2000 Besucher hat. Au weia.
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Ist es aber.Es gab mal was Vergleichbares, 2000 in Wien bei der Eröffnung des EUMC in der Hofburg. Ich war dort mit den Aktivisten der Anti-Haider-Bewegung, von denen ein paar rein durften, die anderen aber draussen bleiben mussten. Doron Rabinovici und die anderen nutzten damals die Kommentarfunktion vom Standard, um die da draussen schnell über die Ereignisse rund um die Skandalnudel Ferrero-Waldner und die ÖVP-Freaks zu informieren. Das war ähnlich schnell, und ging ähnlich völlig am eigentlichen Thema vorbei wie heute Abend.
Als Journalist war der Event verlorene Zeit. Keine relevanten Aussagen, etwas Smalltalk, aber ohne Netzwerk hatte man keine Ansprechpartner, und die allererste Garde war auch nicht da. Man würde was halbwegs Nettes daraus machen können. Als Blogger ist das egal, man pfeift auf das Relevant Set, man kümmert sich nicht um die immer gleichen Phrasen, man schreibt einfach, was man sieht.
Und das ist dann auch die Krux, denn immer hängt einem jemand über die Schulter und will sehen, was man da tut. Und es ist schon seltsam, über das Buffet unter Beobachtung durch das Botschaftspersonal zu schreiben, oder über die alte Lady, die nur 2 Meter entfernt ist und jederzeit wieder gucken jkönnte, was der junge Mann da treibt. Man produziert anders als im Journalismus. Es mussen keine 3000 Zeichen Texte sein. Gesehen, geschrieben, watz, rein ins Netz. Einfacher, weil ohne Zusammenhang wie die Realität, schwieriger, weil der ununterbrochene Produktionszwang da ist. Und bei all dem Lärm wird man schnell müde.
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Es waren viele nette Leute da. Teilweise echte Veteranen, die noch Gore/Lieberman-Buttons trugen. Viele Vertreter amerikanischer Organisationen in Berlin. Journalisten sowieso. Aber irgendwie war die Strecke bis zu den Ergebnissen zu lang, und nur um netten älteren Ladies das klicken auf Knöpfe und das Einrichten von Email-Accounts zu erklären (Er - can you show me this Ebay?), dazu war der 2,50 Euro/Stunde Parkplatz doch zu teuer. Warten und Bilder hochladen kann man auch hier, im Büro.
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Dienstag, 2. November 2004
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Am Rande: Beim Buffet kann man den Amerikanern keine Verschwendung vorwerfen - das meiste war nach kuerzester Zeit weg. Jetzt kommen manchmal mobile Hostessen in die Naehe,werden aber abgefangen.
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Dafuer habe ich gerade die Cheerleader verpasst...
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Uebrigens: Der Blogger vor mir kommt von der Weltwoche aus der Schweiz.
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Update: Hier laeuft gerade der Kampf der Systeme, rechts vor mir bloggt einer mit Typepad, da schau her ... Antville rulez, ich bin schneller, aber vielleicht ist er ja fundierter, wer weiss.
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Stellt Euch also den typischen Berliner Event vor, Herren im meist dunkelgrauen/schwarzen Anzug, Damen im gedeckten Kostuem, kein Smoking, kein Abendkleid, und naturgemaess gibt es nur ein foeflich verbraemtes Thema: Wird Kerrz die Traeume der alten Europaeer wahr werden lassen, oder gibt es nochmal 4 Jahre im unwirtlichen gebuesch der Weltpolitik?
Die Amerikaner nehmen es lockerer: Ja, Kerry hat noch (!) Chancen, aber normalerweise macht der Amtsinhaber das Rennen (vgl. Daddy Bush, wenden die Europaeer ein). Seltsam, aber die momentan rollende Offensive im Irak und die Autobomben spielen keine besondere Rolle: alles schon durchgekaut. Statt dessen spricht man ueber die wirtschaftlichen Probleme, auf die Amerika zusteuert, und natuerlich auch ueber die Wahlbeteiligung, die fuer US-Verhaeltnisse schon fast das Wort exorbitant verdient. Jaaa, die Latinos, die Schwarzen, die Rednecks, der White Trash wollen es diesmal auch wissen, und damit schrumpft automatisch der Einfluss der juedischen Waehler, die ansonsten ein wichtiges Zuenglein an der Waage sind. Gut fuer Kerry? Nicht zwingend: die Juden sind ohnehin a gmahde Wiesn, wie wir das in Bayern sagen.
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Ein paar technische Vorbemerkungen: Es gibt hier nur englische Tastaturen, deshalb wird es keine Umlaute geben, und Y und Z werden oft vertauscht sein, Sonderzeichen sowieso. Hell, it's 2 Years ago since the last time on an American keyboard!
Ntl, die Stimmung ist gut, das Panel bei der Podiumsdiskussion spricht gegen ein vollkommen den Begruessungsdrinks ergebenes Publikum an, und in der Glotze laeuft CNN nonstop.
Beim Eintritt bekam man neben der ueblichen Visitation auch noch ein huebsches deutsch-amerikanisches Fahnenpaar zum Anstecken ins Knopfloch - nachdem ich auf der Buchmesse auch tapfer den Anstecker der Vereinigten arabischen Emirate getragen habe, nehme ich das jetzt noch dazu und blicke mit freudiger Erwartung dem Moment entgegen, bis mich die security zu Boden wirft. Bis dahin werde ich - wahrscheinlich vergeblich - versuchen, meinen USB-Reader fuer die Bilder an den Rechner anzuschliessen.
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Dienstag, 2. November 2004
Dann nochmal die Einlassungen des inzwischen geschassten, geplanten EU-Komissars Butiglione lesen, und das Grauen ist perfekt.
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Die Bücher würden nur was bringen, wenn man sie in einen Flügel packen würde und vom 13. Stock auf eine einschlägige Versammlung fallen lassen würde, Methode Looney Toons, bekannt aus Roger Rabbit, Tom & Jerry und dem Road Runner.
Meek Meek!
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Sonntag, 31. Oktober 2004
Trotzdem, die innere Chuzpe-Uhr steht dadurch auf "die halbe Sendung ist fertig". Vielleicht sagt morgen wieder irgend ein Idiot wieder was doofes, sowas motiviert dann ungemein, sich nochmal ans Mikro zu setzen. Dafür schuf G´tt wohl die Baptisten, die Frankfurter AStAs und den Ratzinger. Immerhin, am Dienstag bin ich bei der US-Botschaft und schau mir die Wahlen an. Ein Thema ist damit schon gebongt, eigentlich zwei, genau genommen.
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Dessen Countrysänger-Einlage als Borat, die in Amerika wegen des Liedtextes für Wirbel sorgte, kann man sich übrigens hier anschauen. Ganz ohne Security übrigens, ist höchstens für den bauch gefährlich. Ja, es ist sicher ein Zeichen für die Dummheit derer, die bei sowas mitsingen, aber lustig ist es trotzdem - schaut Euch mal diese Fratzen an!
Happy Halloween.
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Sonntag, 31. Oktober 2004
Tolles Papier. Tolle Bilder. Viele schon bekannt, aber trotzdem ein Genuss. Damit ist klar, was ich das nächste Mal bespreche - zum Lesen fehlt mir im Moment sowieso etwas die Zeit. Peinlich, ich weiss.
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Ich wäre jetzt gern in der Fatah-Propaganda-Abteilung. Wenn Arafat sterben würde, hätten ihn sicher die Israelis auf dem Gewissen, der Mossad etc. Wenn er überlebt, dann haben die Israelis versagt, obwohl sie ihn tot sehen wollen. Und niemand würde sagen, dass die israelische egierung mit einer handlungsunfähigen, lebendigen, nichtmärtyrergewordenen Führungsfigur prima leben kann.
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