Samstag, 6. November 2004

Dieses Hickhack um Arafat
ist einfach unwürdig. Bei jedem anderen würde der Spiegel es nicht wagen, vom "Teufel aus der Kiste" zu schreiben. Wie grenzdebil darf man eigentlich bei SpON sein? Man könnte fast glauben, die sog. seriösen Medien nutzen die Chance, jetzt auch mal einen auf Bild-Zeitungs-Leichenfledderei zu machen.

Wenn in Palästina jetzt schon die Hamas in die Regierung will, dann sollte eigentlich jeder hierzulande begreifen, dass Arafat durchaus eine problematische Politik betrieben hat - die aber noch Gold ist gegen das, was jetzt dann kommen wird. Die Häme der Medien wird auch nichts daran ändern, dass jetzt ein Autoritätsvakuum entsteht, in dem die militärisch besiegten Durchgeknallten von Hamas und Fatach plötzlich wieder alle Chancen haben. Und das Gezerre um die Frage, ob Arafat ein grab in Jerusalem bekommt, ist auch nicht wirklich hilfreich - was die Israelis da gerade tun, ist nichts anderes, als aus einem gerissenen Terroristen, mittelmässigem Politiker und typischen, korrupten Nahost-Diktator ein Vorbild für die arabische Welt zu machen, der auch in hundert Jahren noch als Popidol für alle gelten wird, die sich irghendwo in Ramallah, Tel Aviv, Paris oder New York in die Luft sprengen.

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Ach. Mag sein. Und wofür wird ein in Jerusalem begrabener Arafat stehen? Und wer wird damit wofür motiviert werden? Wird sein Kadaver in Jerusalem nicht ebenso oder gar mehr dafür sorgen, dass der Status der so vielen angeblich heiligen Stadt noch problematischer und umkämpfter wird?

Wenn man so will eine weitere Tücke des listenreichen Guerillaführers, der er nie aufgehört hat zu sein: Selbst im Tod noch weiteren Unfrieden säen. Es gibt ja keinen Grund, warum er in Jerusalem begraben sein sollte. Er will dort geboren sein - aber er kam wohl in Kairo zur Welt.

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Sagen wir mal so: Schlimmer als ein andernorts begrabener Arafat kann es nicht sein. Dann wird es heissen: "Nicht mal als Leiche" und "Haben die aber Angst vor ihm". Und irgendwann wird man so oder so bald Frieden machen müssen, da ist es meines Erachtens besser, solche symbolischen Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Und doch, es gibt zwei Gründe: Seinen Wunsch (den ich ihm auch jenseits aller Ränke abnehmen würde), und die Achtung vor den Toten, die auch das Judentum vorschreibt.

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Achtung vor den Toten gibt es in jeder Religion und sogar unter Atheisten. Aber Arafat ist selbst als Toter ein politisches Symbol. Und glaubst du nicht, dass das Grab Arafats in Jerusalm ein weiterer (unheiliger) Wallfahrtsort wäre? Wo es in Israel schon so viele gibt, um die erbittert gestritten wird?

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Doch, klar wäre es ein Wallfahrtsort. Aber vermutlich wäre es die am wenigsten problembehaftete Lösung von allen schlechten Alternativen. Glatte, gute, saubere Lösungen gibt es da unten sowieso nicht.

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OK. Klar. Ich bleibe aber dabei, den Wallfahrtsort lieber in Chan Yunis oder Abu Dis zu haben ... ;-)

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Ich habe leiber die Wallfahrer in Jerusalem, als die Terroristen, die sich im Wallfahrtsort Chan Junis die Begründing für ihr Tun holen.

Aber wahrscheinlich spielt es in dem Irrsinn da unten sowieso keine Rolle. Gründe, sich in die Luft zu sprengen, wird man denen immer einreden können, egal, wo die Wallfahrtsorte sind.

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Was deinen letzten Absatz betrifft: definitiv.

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