Donnerstag, 25. November 2004

Mega-peinlich
Wenn das Gedenkkultur ist, dann sollte man sie einfach bleiben lassen. Erst gigantomanisch einen Bau über die Topographie des Terrors planen, dann alles wieder abreissen - wer´s nicht kann, braucht es nicht tun, ihr Peinsäcke!

Aber dann ein völlig sinnloses Loch mit Steinen "f. d. ermordeten Juden", Zitat der Initiartorin, daneben klatschen. Keine Schmerzgrenze, wirklich nicht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 24. November 2004

Für Moni
Virtuelle Akzente, im Frankfurter Nachthimmel.



Und so mancher davon errichtet von Leuten, die es jetzt nicht gewesen sein wollen, weil es ja einen Fetzenskandal gibt. Und auch in der skandalgewohnten Frankfurter Gemeinde soll es Betroffene geben, verlautet aus vorlauten Münchner Kreisen. Gewissermassen "Berliner Verhältnisse", von denen ich ganz ganz weit weg bin. Noch. Bis Freitag.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Dienstag, 23. November 2004

Ach so, richtig, die Türme
Es gibt da diese jüdische Geschichte von den Typen, die in den Himmel bauen wollen und dabei versagen, weil irgendwann alle unterschiedliche Sprachen sprechen. Diese Geschichte hat sich jetzt im schönen München wiederholt. Auf der einen Seite sind die Parteien, die Wirtschaft, die Staatsregierung, die glauben, alles für den Fortschritt tun zu müssen. Und auf der anderen Seite sind die Bürger, die den Krempel vor die Nase gesetzt bekommen. In Sachen Hochhäuser in München konnte man idealtypisch sehen, wie Volksverdummung in Bayern praktiziert wird. Die medien stellten sich in den Dienst der Sache, und jeder wollte der lauteste Jubler sein.

Aber ungeachtet dessen sah jeder, der von der Münchner freiheit aus nach Noden blickte, die Zwingburg des Kapitals. Den Leuten war es vollkommen egal, ob das Ding einen berühmten Architekten hat und ob da so ein Promiberater ganz oben sein Büro hat, wie die Mastdarmakrobaten in den Medien zu wiederholen nicht müde wurden. Der Münchner als solcher will seine Ruhe, und keinen modernen Scheiss, der auffällt. Und es gibt ja genug davon und er kann auch bleiben, wenn er sich nur schön niedrig macht und in Unterföhring, in Riem oder in Perlach bleibt. Nur diese Türme, die waren eindeutig zu viel.



Deshalb ging der Münchner als solcher, und auch der jüdische Münchner, der dieses Blog hier betreibt, zur Urne, um denen da oben und ihren Jubelbabyloniern mal zu zeigen, dass die eine andere Sprache als unsereins sprechen. An den Urnen waren auch viele geschleckte Karrierestreber, dynamisches Jungvolk und Lederhosenlaptopianer, aber der Müncher als solcher hatte am Ende 50,8%, und denen da oben gezeigt, wo der Bartel den Most holt. Was als Redewendung übrigens aus dem jiddischen kommt, und auch endgültig klar ist, warum das hierm steht. Passt scho. Und den Dreck, den sie uns da vor die Stadt gesetzt haben, den macht der Münchner als solcher auch noch irgendwann weg. Wos bei dene Irakern in Babylon ganga is, des packan mia oiwei.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Samstag, 20. November 2004

Sehen muss
Sky Captain and the World of Tomorrow. Es geht doch nichts über einen Film, in dem amerikanisch Flieger mit altmodischen P-40 Warhawks deutsche Nurflügler vom Himmel putzen. Gute alte Zeiten, in gewisser Weise, schön einfach und sicher gut bebildert.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Freitag, 19. November 2004

Morgen ist ein besonderer Tag
Und eigentlich gäbe es gute Gründe, ihn in Berlin zu erleben. Schliesslich wird es dort etwas geben, was eine kleine jüdische Sensation ist. Keiner rechnet damit, und batz! Ist es schon passiert.

Nur soll es morgen auch den ganzen Tag schneien, und die, die es letztlich tun, sind da und zu jeder Tat bereit. Ich muss da nicht sein, ich kann auch hier bleiben. Und mir das alles aus der Ferne anschauen. Hauptsache, es wird gut.



Statt dessen noch ein paar Tage Bayern. Sonne. Föhn. Biergarten. Das letzte Mal für dieses Jahr.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 17. November 2004

Jawoll! Polizei stellt neue Räume für Siedler!
Und zwar gut gebaute, sichere Räume, mit dicken Wänden und erstklassigen Eisenstäben vor dem Fenster: Siedler aus Itamar im Westjordanland haben Steine auf palästinensische Olivenpflücker und später auch auf die anrückende Polizei geworfen. Dafür wurden sie eingeknastet - vielleicht hätte man sie auch gleich abschieben sollen, aber das Problem mit den Typen ist, dass man sie in Israel oft auch nicht besonders schätzt.

Was aber kein Grund ist, sie bei den Palästinensern abzuladen, stimmt schon.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 15. November 2004

365 Tage später
haben sich die Verantwortlichen doch mal dieses Blog angeschaut. Aber ja doch nett, Aber so wirklich viel können sie damit nicht anfangen, und jeden Tag was schreiben wäre ihnen zu viel.



Da müsste man dann ja auch jeden tag lesen, und beim Radio weiss man wenigstens, dass da was zu einem bestimmten Zeitpunkt kommt, radio ein, fertig, aus.

Übrigens, so auf Webseiten gehen sie eigentlich sowieso nicht. Email ja, aber surfen nein. Was soll das bringen?

Dann also auf ins nächste Jahr! (Ich könnte nicht mehr ohne)

... link (4 Kommentare)   ... comment


Samstag, 13. November 2004

Zöschen/Sachsen-Anhalt
Es gibt Themen, von denen denkt man, dass sie ein gutes Thema wären, gut im Sinne von wichtig. Zöschen in Sachsen Anhalt zum Beispiel. Ein Kilometer nördlich des kleinen Ortes ist ein Denkmal für eine "Besonderheit": Ein "Arbeitserziehungslager", das auf Veranlassung der IG Farben 1944, also im letzten Jahr des 2. Weltkriegs eingerichtet wurde. Kein normales Lager, sondern eines, bei dem man die "Erfahrungen aus dem KZ Monowitz" bei Auschwitz berücksichtigte. Die Ausweitung der Vernichtung der Juden auf Russen, Belgier, Italiener, Rumänen, Engländer, Franzosen, Moldawier; schlichtweg alle, die keine "Volksgenossen" waren. Das Ding war ein Testgelände für das, was nach dem Endsieg geplant war.



Aber wenn man dann dort steht, inmitten der flachen Landschaft, ohne Grenze und Ziel, es ist still, und man merkt schon an den Blicken der Leute, wenn man den abgelegenen Weg dorthin fährt, dass sie nicht reden werden, und sieht dann das kleine Areal, auf dem Tausende zusammengepfercht waren, auch an einem Tag wie diesem bei 2 Grad und Nebel, vor dem letzten, schlimmen Winter, dann vergeht einem die Lust auf den Beitrag.

Ich verabscheue die Arbeiten von Guido Knopp; der Mann ist mit seinem gossigen Nazi-Soap-Stil und seinen Stilisierungen vielleicht das Schlimmste, was der Aufarbeitung des Themas passieren konnte. Völkermord, Chips-und-Bier-kompatibel. Und dann steht man selbst da und fragt sich, wie man das, was man sieht, so in einen Beitrag packt, dass es weder verlogen noch moralisch überheblich noch das Grauen verwertend ist. Klar, wir machen das ehrenamtlich, keiner zahlt und irgendwas, und es würde schon nicht so anbiedernd werden - aber wie so etwas gut werden soll, weiss ich auch nicht. Also kein Beitrag darüber in der Sendung. Nur ein paar Bilder hier, irgendwann.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Samstag, 13. November 2004

Shabbat Shalo Hallo Arbeitstag,
äh, ne, eigentlich Arbeitsnacht. Folgen einer problematischen Planung, und eines BMW-Fahrers, der in Thüringen seine nicht existenten Fahrkünste an mir ausprobieren wollte; sprich, nach dem Einfädeln auf meine Spur rüberzog, die verdamm na auch egal. Wie auch immer, in Thüringen möchte ich weder sterben, noch begraben sein, und schon gar nicht auf diese blöde Art. Thüringen, das sieht einfach nicht gut aus.

So sitzen wir erst jetzt hier und checken die kranke Nachrichtenlage. Ghaddafi ermuntert Juden zur Einwanderung nach Lybien, beispielsweise. Auf nichts ist mehr Verlass, also echt. Wenn das so weiter geht, wird Saddam noch zu 1500 Tagen gemeinnütziger Arbeit in einem jüdischen Altersheim verurteilt. Ausserdem gibt es in Bayern eines dieser bescheuerten Kopftuchgesetze. Zumindest auf die bayerischen Fundis ist noch Verlass, wenn schon nicht mal mehr Staatsterroristen – aber lassen wir das.

Und es gibt so viel Streit... Prag, Russland, Berlin, Zürich, New York, Orthodoxe gegen Liberale, Liberale gegen Liberale, Machthaber gegen Revoluzzer, ach, ein garstig Lied – das werden wir wohl eher kurz machen. Ja, klar, alle sind sie die Guten und die anderen sind böse. Peinlich, einfach nur peinlich.



Eigentlich könnten wir auch Essen gehen, oder sonst was Nettes machen...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 9. November 2004

Und dann waren da heute
am Tag des Mauerfalls einerseits und am Tag des 1938er Pogroms andererseits, ein paar Herren mit Bomberjacken, Spingerstiefeln und sehr wenig Kopfbehaerung. Erst nur zwei, dann etwas mehr und am Ende doch eine ganze Anzahl, die da draussen vor dem Fenster rumlungerten und irgendwas vorzuhaben schienen.

Vielleicht eine spontane, kleine Demo, oder auch nur mal eben ein paar Punks anmachen, oder Türken, oder vielleicht auch hier rüberkommen.



Hier steht nicht gross drauf, dass hier eine jüdische Insititution drin arbeitet. Vielleicht wussten sie es auch nicht. Jedenfalls, als es ungefähr ein halbes Dutzend waren, kamen ein paar Polizisten zu Fuss, und wenige Augenblicke später dann das obige Fahrzeug mit Blaulicht. Das kommt hier übrigens öfters; manchmal auch um 4 Uhr Nachts, wann immer halt was Besonderes in der Luft liegt.

Man gewöhnt sich an die Bedrohung. Die ist irgendwie sehr abstrakt, nicht wirklich greifbar, und solang ein paar Typen sich nur die falsche Ecke zum Rumstehen raussuchen, um dafür eine halbe Stunde im Regen eingehend befragt zu werden, bleibt es auch abstrakt. Vielleicht etwas realer an solchen Tagen, mag sein, aber kein Grund, sich das Dasein vermiesen zu lassen.

Man kann an Deutschland viel aussetzen, runtermachen, sich beschweren. Dass es solche enthaarten Typen gibt, ist ein Problem. Aber dass sie hier keine zehn Meter über die Strasse kommen, ohne auf so ein grosses Auto zu treffen, ist doch irgendwie sehr angenehm zu wissen. Nachdem es aber keinen Anruf gab, von wegen, dass die was von mir wollten, hatten sie wohl was anderes vor. Die Spontandemo, vielleicht.

Danke Deutschland. Auch und gerade heute.

... link (6 Kommentare)   ... comment