Dienstag, 16. Dezember 2003

He´Brew: Koscheres Reinheitsgebot für Bier
Endlich mal ein Judentum., das man auch in der tiefsten bayerischen Provinz verstehen kann: In den USA entwickelt sich gerade ein Hype um He´Brew Beer, mitsamt Claim: The beer for the chosen People. Was 1996 mit 100 Kästen aus einer mexikanischen Brauerei begann, tourt jetzt quer durch die Staaten, um Delis und Restaurants von der Qualität des He´Brew Biers zu überzeugen.

Während US-Brauereien so ziemlich jeden chemischen Zusatz und sogar Tierreste ins Gesöff kippen, entspricht He`Brew exakt den jüdischen und bayerischen Reinheitsgeboten. Darauf gibt es den Kosher-Stempel de luxe. Und bald auch überall in den Vereinigten Staaten zu beziehen. Geplanter Jahresumsatz 2003: 20.000 Kästen.

Na denn Prost. Nur für die amerikanischen Bekannten des Verfassers wäre das nichts. Die dröhnen sich ganz klassich. Mit Wodka. Nasdrowje.

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Samstag, 13. Dezember 2003

Selbstreferenzielles Remake
Fett werden im Dezember geht auch ohne Plätzchen. The famous franconian-jewish Apfelstrudel will be back. Gleich nach dem Bloggen. Hier beginnt gleich der Verteilungskampf.

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Montag, 8. Dezember 2003

Koshere Freuden - Halloumi
Während der Nahe Osten eine lukullische Pampa ist - obwohl dort der Ackerbau erfunden wurde - zeigen die Zyprioten, wie man mit einem Bratkäse das Problem der getrennt milchig-fleischigen-Küchen elegant und exquisit löst. Die beste Erfindung seit dem Linsenmahl, mit dem Esau abgelinkt wurde, heisst:

Halloumi

Halloumi ist ein Käse, den man braten kann. Erhältlich beim Lebensmittelhändler Ihres Vertrauens. In etwa so dick wie Filet geschnitten; 0,5 - 0,8 cm, in etwas Öl und roten Zwiebeln anbraten und einen Schuss Rotwein dazu, bis der Halloumi auf einer Seite goldbraun ist. Auf die andere Seite 1 grosses Salbeiblatt legen, wenden. Am Ende etwas scharfen Paprika dazu.

Dazu: In Butter Zwiebeln leicht andünsten, kleingezupfte Austernpilze schmoren, Creme fraiche dazu, sowie eine gute Portion Parmesan. In diesem Fall bitte fein gerieben!

Als Salat empfiehlt der Maitre Feldsalat, aufgeschmeckt mit etwas Tete de Moin, einem schweizer Reibekäse.

Wichtig: Den Koch küssen nicht vergessen. Kurz davor. Lang danach, und so 20 Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen.

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Samstag, 6. Dezember 2003

Chanukka Hämmer II
Bernard Manischewitz ist zwar vor kurzem gestorben, aber die Produkte seiner Dynastie sind weiterhin auf dem Markt. Und das ist gut so. Gerade für Nichtjuden am heutigen Tag.

Nehmen wir also an, man ist heute bei der Family, weil ja Nikolaus ist. Es klappern die Kuchengabeln, und im Radio plärrt Rebroff was von angeblich stillen Nächten. Und überhaupt will die grenzdebile Tante Gerti einen sehen, um dann noch einen weiteren Juden im Keller gehabt zu haben, und Opa Kurt war ja gar kein Nazi, die schuld waren.

Dann ist das der Moment für Manischewitz. Manischewitz ist hochprozentig, kosher und garantiert jüdisch. Stilvoller kann man der philosemitischen Tante Gerti gar nicht die Dröhnung geben. Immer kräftig einschenken, mit Hinweis auf den Davidstern! Manischewitz ist Likörwein, und der Untertitel lautet nicht zum Spass auf Concorde. Geht volle Kanne ab. 0,75 Liter, und Tante Gerti sieht aus wie die späte Leni Riefenstahl. Und ist genauso still.

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Dienstag, 2. Dezember 2003

Semi kosher II: Falafel revisited
Die S-Bahnstation Humboldthain an der Hochstrasse im ehemaligen Osten ist mit ihren oktogonalen Baukörpern und den flachen Fenstern ein kleines Juwel des modernen Bauens, und das ganz ohne die sonst typischen Flachdächer und Betonwände.Vielleicht kommt ja mal ein Kunsthistoriker vorbei und entdeckt die feine Qualität des Baus.



Im Inneren der Eingangshalle befindet sich ein unauffälliges, türkisches Takeaway. Er hat sich über die letzten Jahre zu einem meiner bevorzugten Anlaufspunkte entwickelt. Zum einem hat er studenten- und schülerfreundliche Preise, zum anderen ist der Falafel wirklich ordentlich. Eher der härtere SBZ-Typus, wohingegen der Istanbul Grill in Schöneberg Falafel US-zonen-weich macht. Von der Frische der Zutaten kann man sich nebenan überzeugen - es gibt eine Einkaufsgemeinschaft mit dem Lebensmittelladen an der anderen Seite des Gebäudes. Dort gibt es übrigens auch sehr delikate Champignions - meinte eine Freundin, die ich damit bekochte.

Zurück zum Falafel: Für manche ist es vielleicht nur Junkfood an der Haltestelle. Für den Kundigen, der über die Brücke geht und die Stuktur der Architektur bewundert, ist der Falafel an dieser Stelle ein sinnlicher Hochgenuss.

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Montag, 1. Dezember 2003

Semi kosher
Und nachdem man den Ärger über die Möchtegern-Kollegen losgeworden ist, braucht man was zwischen die Kiemen. In meinem Fall: Falafel. Am besten beim Istanbul Grill in Schöneberg, an der Potsdamer Strasse.



Oben drüber rumpelt die S-Bahn, nebenan kann man billig nach Ghana telefonieren, ein paar Strassen weiter macht die Polizei eine Razzia. Drinnen ist der Falafel semi kosher - kein Rabbiner gibt da einen Kosher-Stempel drauf, aber auf die Köche ist Verlass.

Falafel hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil, vegetarisch zu sein. Weshalb man ihn auch mit milchhaltiger Sosse essen kann. Döner dagegen muss man ohne Zaziki nehmen - die Vermengung von Fleisch und Milch ist im Judentum nicht erlaubt. Und so ein trockener Döner ohne Zaziki ist eine harte Angelegenheit. Es gilt als unmoralisch und damit nicht koscher, ein Tier zu essen und zur geschmacklichen Verfeinerung dann noch in die Milch seiner Mutter tauchen. Vegetarier wie ich sparen sich in dieser Hinsicht viel Ärger.

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Sonntag, 30. November 2003

Warum Chala nicht auf dem Beifahrersitz sein sollte
Das ist Chala. Chala ist ein traditionelles jüdisches Gebäck. Ein Hefezopf mit Mohn obendrauf und Rosinen innen drin. In diesem Fall, handgemacht in der jüdischen Gemeinde zu Berlin. A.d. Spree. Ein üppiges Ding, diese Chala, es gibt sich auch in klein, aber in aller Regel nimmt man die 0,75-Kilo-Brummer.



Man sollte Chala prinzipiell nur im Kofferraum transportieren. Chala auf dem Beifahrersitz ist sinnlich und wird unweigerlich zur Versuchung. Man fingert daran rum, man packt sie aus ihrem ohnehin schon durchsichtigen Plastikkleid, man macht sich über sie her, man sagt sich erst noch: Nur ein kleines bisschen, aber letztlich will man sie doch ganz. Nachts um 3, in den dunklen Strassen von Schöneberg.

Im Radio läuft Air, Don´t be light. Keine Sorge, nicht mit so viel Chala.

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Donnerstag, 20. November 2003

Bravo Bracha
Grob gesagt, gibt es 3 Arten von jüdischen Lokalen in München. Da sind erst die alteingesessenen Lokale wie das Cohen´s, das aber eher was für ältere Semester ist. Rafi Seligmann hat es als Tempel der Philosemiten beschrieben und letzthin soll sogar die Münchner Kultureinstampfungs-Referentin dort gewesen sein... und das ist nun wirklich ...

Dann gibt es noch jüdisch tuende Delis und ein Cafe namens Schmock, das sich nicht zu blöd ist, den Namen auch noch in hebräisierenden Lettern zu schreiben. Das alles ist ungefähr so jüdisch wie Hohmann eine sympathische Erscheinung. Aber die Rettung ist da:



Mit dem Cafe Bracha in der Klenzestrasse gibt es endlich ein jüdisches Lokal, das man auch ohne rot zu werden als Location bezeichnen kann. Es ist eine Mischung aus trendigem Lebensmittelladen, coolen Cafe im Stil der 70er und Restaurant. Das alles zu den ortsüblichen Preisen, hübsch anzusehen, und - trotz einiger kolportierter Querelen mit dem Rabbinat - ziemlich koscher. Und mit grossen Fenstern zum rein- und rausspannen.

Was in der Klenzestrasse ja durchaus eine sehr angenehme Beschäftigung sein kann. Darüberhinaus hat es zartgelbe Wände, indirektes Licht, sehr schicke Stühle und eine doch ganz ordentliche Speisekarte für Vegetarier. Der Chuzpe-Essenstest durch apfelstrudelverwöhnte Gaumen kommt bald.

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Montag, 17. November 2003

Strudel update

So läuft das mit den Pappenheimer Apfelstrudeln. Ihr Geeks, wenn Eure Mütter anrufen und sagen, Kind, hör auf mit den Pizzas Nachts um 1, dann schickt ihr diesen Link mit dem Hinweis, dass es viel schlimmer sein könnte. In dieser Form waren die Kalorien von 6 schleimigen Pizzen.

Listening: Fat Boy Slim, Push the tempo

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Sonntag, 16. November 2003

Mitzwa* am Sonntag
Mutter nicht mit irgendwelchem kalorienbewussten Blödsinn widersprechen, wenn es den echten Pappenheimer Apfelstrudel gibt. Pappenheim war früher mal eine grosse jüdische Landgemeinde im Altmühltal, etwa 30 Kilometer südwestlich von Nürnberg. Dort macht die Altmühl eine grosse Schleife, durch die eine fruchtbare Ebene entstand.

Von den dortigen uralten Obstbäumen kommen bis heute die besten Äpfel, klein und mehlig, für den besten Strudel, und das Familienrezept wird bei uns bis heute gepflegt. Auch wenn die Familie Pappenheim gegen 1830 verlassen hat.

Der Strudel muss warm gegessen werden. So sieht der Strudelrest 1 Minute und 30 Sekunden nach dem Verlassen das Backrohres aus:



*Mitzwa, hebräisch für Pflicht

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