Mittwoch, 3. November 2004

Rausgehen
An die kühle Nachtluft. Fuckit sagen. Hier darf man das noch, in Amerika wird das bald anders. Die Übelkeit beim Gedanken an die grinsende Schimpansenfratze verdrängen.



Und dann wird es auch noch Winter. Naja. Wieder rein gehen. Ach so, über Chabad wollten wir ja noch reden. Der Kampf geht weiter.

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Deja vu
Vor vier Jahren war der Morgen kalt, aber sonnig, der Himmel stahlblau, und das Mädchen, das wie immer zu spät ins La Boheme in der Türkenstrasse kam, war noch sehr unausgeschlafen und roch nach Bett. Sie sagte, sie hasse es, dass Bush gewonnen hatte - das Drama in Florida hatte sie noch nicht gehört. Wir sassen sehr lange da, sprachen über eine Zukunft, die dann ganz anders wurde, sie wollte wirklich nichts zum Essen und pickte dann doch alleine den Salat weg, und trotz aller Hoffnung lag der Mehltau der Katastrophe über allen Worten.

Heute, vier Jahre später, ist in München Föhn, der Himmel ist wieder blau, und im La Boheme sitzen vielleicht wieder zwei Menschen mit Hoffnungen.

Das Problem ist nicht, dass es immer so ist - das Schlimme ist, dass es letztlich nicht so sein müsste.

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Was ich gelernt habe
Ich war schon oft als Journalist auf Events, bei denen die Arbeit schnell gehen musste. Schreiben, zuhören, Stellen markieren, den Beitrag im Kopf schon mal zusammenfahren. Von einem Event bloggen sollte eigentlich nichts anderes sein.
Ist es aber.Es gab mal was Vergleichbares, 2000 in Wien bei der Eröffnung des EUMC in der Hofburg. Ich war dort mit den Aktivisten der Anti-Haider-Bewegung, von denen ein paar rein durften, die anderen aber draussen bleiben mussten. Doron Rabinovici und die anderen nutzten damals die Kommentarfunktion vom Standard, um die da draussen schnell über die Ereignisse rund um die Skandalnudel Ferrero-Waldner und die ÖVP-Freaks zu informieren. Das war ähnlich schnell, und ging ähnlich völlig am eigentlichen Thema vorbei wie heute Abend.



Als Journalist war der Event verlorene Zeit. Keine relevanten Aussagen, etwas Smalltalk, aber ohne Netzwerk hatte man keine Ansprechpartner, und die allererste Garde war auch nicht da. Man würde was halbwegs Nettes daraus machen können. Als Blogger ist das egal, man pfeift auf das Relevant Set, man kümmert sich nicht um die immer gleichen Phrasen, man schreibt einfach, was man sieht.

Und das ist dann auch die Krux, denn immer hängt einem jemand über die Schulter und will sehen, was man da tut. Und es ist schon seltsam, über das Buffet unter Beobachtung durch das Botschaftspersonal zu schreiben, oder über die alte Lady, die nur 2 Meter entfernt ist und jederzeit wieder gucken jkönnte, was der junge Mann da treibt. Man produziert anders als im Journalismus. Es mussen keine 3000 Zeichen Texte sein. Gesehen, geschrieben, watz, rein ins Netz. Einfacher, weil ohne Zusammenhang wie die Realität, schwieriger, weil der ununterbrochene Produktionszwang da ist. Und bei all dem Lärm wird man schnell müde.

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Und weg
Irgendwann muss man mal weg vom Rechner. Prompt war jemand anderes dran, und nachdem es nicht mehr wirklich prickelnd war - die Cheerleaders zogen sich um, die Band baute ab, die Häppchen wurden weniger -war´s das.



Es waren viele nette Leute da. Teilweise echte Veteranen, die noch Gore/Lieberman-Buttons trugen. Viele Vertreter amerikanischer Organisationen in Berlin. Journalisten sowieso. Aber irgendwie war die Strecke bis zu den Ergebnissen zu lang, und nur um netten älteren Ladies das klicken auf Knöpfe und das Einrichten von Email-Accounts zu erklären (Er - can you show me this Ebay?), dazu war der 2,50 Euro/Stunde Parkplatz doch zu teuer. Warten und Bilder hochladen kann man auch hier, im Büro.

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Dienstag, 2. November 2004

Die eigentliche Party
soll, wie gerade durchgesickert ist, heute in Berlin beim Aspen Institute laufen. Hier im Amerikahaus lichten sich schon etwas die Reihen, immer mehr kommt zu den Bloggern durch, und auf den Tischen sieht es langsam aus wie im Beirut der 80er Jahre. Fingerfood ist sehr, sehr unstylisch, manchmal.

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262 zu 261
meldet Electoral Vote nach allen Polls. Ist das schon das erste Ergebnis, wollte gerade jemand wissen. Nein - dann entspannten sich die Gesichtszuege der Dame wieder. Noch 5 Stunden bis zu den ersten Prognosen.



Am Rande: Beim Buffet kann man den Amerikanern keine Verschwendung vorwerfen - das meiste war nach kuerzester Zeit weg. Jetzt kommen manchmal mobile Hostessen in die Naehe,werden aber abgefangen.

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Panel closed
Nach dem, was man so eingeklemmt zwischen lauten Bundeswehrjournalisten, Bildschirmuebertragung aus dem Saal und Display mitbekommen hat, war die Debatte etwas mau. Der angeheuerte Tagesschaumoderator war wohl doch eher ein Sprecher; die Diskussion war eher lasch gefuehrt. Keine klare Konfrontation, nichts von der angeblichen Armageddon-Stimmung, die auch die Intellektuellen in Amerika erwischt haben soll. Sehr hoeflich, das alles, sehr, vorsichtig gesagt, normale Argumente. Nichts gegen fundierte Beitraege, aber das war eher n-tv-Niveau.

Dafuer habe ich gerade die Cheerleader verpasst...

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Verhinderter Saeufer
Das ist gar nicht gut: Der ziemlich rechtsgerichtete Blogger von Vodkapundit, der die juedischen Schluckspechte unter den Politkommentatoren repraesentiert, ist unter dem Ansturm des Wahltages schon ausgeknockt. Schade aber auch.



Uebrigens: Der Blogger vor mir kommt von der Weltwoche aus der Schweiz.

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Gerade noch rechtzeitig
jetzt verstehe ich, wie sich die Convention Blogger gefuehlt haben muessen. Das Problem: Es gibt nur 7 Terminals, eines hab ich ergattert, und ueberall sind Leute, die auch gern wollen wuerden. Da heisst es durchstehen, die eisigen Blicke eiskalt missachten, weiterbloggen bis die tasten qualmen und die kabel schmoren...

Update: Hier laeuft gerade der Kampf der Systeme, rechts vor mir bloggt einer mit Typepad, da schau her ... Antville rulez, ich bin schneller, aber vielleicht ist er ja fundierter, wer weiss.

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USB Blues
OK, nicht nur, dass die alte Schmattes hier keinen erkennbaren USB-Anschluss hat - nein, sie hat auch praehistorisches Win95 installiert.

Stellt Euch also den typischen Berliner Event vor, Herren im meist dunkelgrauen/schwarzen Anzug, Damen im gedeckten Kostuem, kein Smoking, kein Abendkleid, und naturgemaess gibt es nur ein foeflich verbraemtes Thema: Wird Kerrz die Traeume der alten Europaeer wahr werden lassen, oder gibt es nochmal 4 Jahre im unwirtlichen gebuesch der Weltpolitik?



Die Amerikaner nehmen es lockerer: Ja, Kerry hat noch (!) Chancen, aber normalerweise macht der Amtsinhaber das Rennen (vgl. Daddy Bush, wenden die Europaeer ein). Seltsam, aber die momentan rollende Offensive im Irak und die Autobomben spielen keine besondere Rolle: alles schon durchgekaut. Statt dessen spricht man ueber die wirtschaftlichen Probleme, auf die Amerika zusteuert, und natuerlich auch ueber die Wahlbeteiligung, die fuer US-Verhaeltnisse schon fast das Wort exorbitant verdient. Jaaa, die Latinos, die Schwarzen, die Rednecks, der White Trash wollen es diesmal auch wissen, und damit schrumpft automatisch der Einfluss der juedischen Waehler, die ansonsten ein wichtiges Zuenglein an der Waage sind. Gut fuer Kerry? Nicht zwingend: die Juden sind ohnehin a gmahde Wiesn, wie wir das in Bayern sagen.

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