Dienstag, 5. April 2005

Wunderbar
Das sind so die Tage, da sitzt man auf seinem Medaillonteppich in der Sonne des frühen Nachmittags, trinkt Tee und erfahrt alle paar Minuten etwas über das Absaufen von Leuten, denen man schon immer einen Mühlstein und ein 10-Meter-Becken gewünscht hat, damit sie mal begreifen, was sie mit ihrer Politik für so an sich nicht unschöne Länder wie Österreich und Italien bedeuten. Herrlich, man ist ausgewogen und ruhig, wie man das eben auf Teppichen sein soll, deren florales Muster den Paradiesgarten symbolisiert.



Ad 1: Silvio Berlusconi hat die Regionalwahlen in Italien desaströs verloren - 11 von 13 Provinzen gingen an die Opposition. Da hilft dem Westentaschen-Mossulini auch keine Gleichschaltung der Medien mehr. Vorsicht ist angeraten - gestürzte Dikatoren in Italien enden schon mal kopfüber und durchsiebt an einer Tankstelle baumelnd, auch wenn sie jahrelang mit den Medien das Land kontrollieren wollten. Oder wie wären ein paar Jahre Knast wegen Bestechung? Letzter Furza Italia, vermute ich.

Ad 2: Jörg "anständige Beschäftigungspolitik" Haiders anständiger politischer Selbstmord unter gleichzeitiger Vernichtung der FPÖ und Neugründung einer Bewegung, die ihm lemminggleich ins Nichts folgen wird. Das letzte Mal in dieser krassen Form am rechten Rand war so ein Spektakel im Führerbunker vor ziemlich genau 60 Jahren zu beobachten. Was für eine Freakshow! Was für ein abstossendes, machtgeiles Geschmeiss, das sich da gegenseitig an die Gurgel geht!

Unser Europa wurde heut ein Stück schöner. Ganz sicher.

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Freitag, 11. März 2005

Gestern, in Regensburg
Zu dumm, dass meine liebste Freundin gestern keine Digicam dabei hatte: Als sie gestern mit Hermes, ihrem nicht ganz kleinen Bernhardiner-Golden-Retriever-Mischling durch die Gassen Regensburgs zog, war da mal wieder das Unvermeidliche in diesem Frühjahr: Eine Demo von Rechtsrechtskonservativen, die lautstark die 60 Years after Betroffenheit ob der deutschen Opfer des 2. Weltkriegs einforderten. Etwas pauschal natürlich, denn so ziemlich jeder Tote ist ein Opfer, auch wenn er Schickelgruber heisst, und sowas bedauern - ne, echt nicht.

Jedenfalls waren da also diese Neonazi-Altkonservativen-Mischlinge, und meine süsse Freundin musste durch deren Aufmarsch durch. Und wurde prompt bedrängt, doch deren Flugblatt zu nehmen. Was sie nicht tat. Statt dessen schnauzte sie eine der älteren Herrschaften an, was denn da auf dem Plakat stehe:

"Gedenkt an die deutschen Opfer."

Sie sollten doch bitte erst mal Deutsch lernen, schlieslich heisst es:

"Gedenkt der deutschen Opfer."

Das muss für den alten Sack ein ziemlich trauriger Moment gewesen sein.

Und nein, meine Liebste hat nicht ihren Hund auf sie gehetzt und sie dadurch gezwungen, 100 Mal an dei Regensburger Fassaden "Gedenkt der deutschen Opfer" zu pinseln.

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Sonntag, 27. Februar 2005

Klezmorim, das Massel und das Silber
Es ist so: Ich persönlich bin kein besonders gläubiger Mensch, und schon gar nicht abergläubisch. Wenn ich höre, dass eine faltige Hüpfdohle wie Madonna plötzlich den Judenrappel kriegt und "Kabbala" macht, kriege ich nur das grosse Kotzen, und das hat höchst natürliche Ursachen. Wunderrabbiner, Pseudomessiase, Spiritioten und ähnliche krude Unterformen des real existierenden Judentums kriegen hier in diesem Blog schneller war vorn Latz, als sie den Namen G´ttes nicht aussprechen können.

Nun besagt so ein jüdischer Aberglaube, dass, wer zu bedürftigen Strassenmusikanten nett und freigiebig ist, sich im Leben schon vielen Massels - Glück - erfreuen kann. Daran glaube ich absolut sicher überhaupt nicht, denn ich bin durchaus freigiebig und gebe gern - aber Glück habe ich deshalb nicht. Nur Unglück. Allein diesen Winter: Klezmorim in der Strasse des 17. Juni, kurz darauf: Unfall, nicht meine Schuld, aber Generve ohne Ende. Klezmorim in Hamburg, kurz darauf: Jemand parkt mir die Frontscheinwerfer zu Bruch und haut ab. Klezmorim in der Bernauer Strasse: Ich lächle noch hold und fliege mit verdrehtem Fuss von der Eisplatte auf die Bodenplatte, natürlich hold lächelnde Fresse vorraus. Klezmorim in Pankow, vor dem Mieten eines LKWs: Das Getriebe streikt 70 Kilometer nach Berlin, 500 Kilometer vor dem Ziel München.

Eigentlich sollte ich Klezmorim aus dem Weg gehen, denn es ist meist noch nicht mal meine Musik. Irgendwie erwischen mich meist ältere Herren, die osteuropäische Weisen spielen; also genau das, was man hier als Klezmer bezeichnet. Das wiederum hat nun so absolut gar nichts mit dem Judentum zu tun, für das ich mit meinen Clans stehe. Es ist bekannt, mit was sich meine Urgrosseltern unter dem Kaiser delektierten: Heil Dir im Siegeskranz, An der schönen blauen Donau, Gebirgsschützenmarsch, bayerischer Defiliermarsch, manchmal sogar erbärmliche Schnulzen wie das Siegfried-Idyll. Klezmer wäre für diese Leute absolut undenkbar gewesen, aber das war etwas, das es damals im nördlichen Bayern und Franken schlichtweg nicht gab.

Es war eben die Zeit der Assimilation, und meine Clans waren da ganz vorne mit dabei. Nicht armes, eher wohlhabendes Bürgertum, dessen Lebensziel nicht wie bei den Berliner Polacken (so die liebevolle Bezeichnung der preussischen Hebräer durch den ordentlichen bayerischen Juden) die Schriftstellerei oder der Professorentitel war, sondern nur das arbeitslose Wohlleben als Hausbesitzer oder Privatier, was dann auch stolz auf den Grabsteinen vermerkt wurde. In dieser Zeit wurde dann auch die Familiengeschichte ordentlich aufgesext. Nach allem, was mir erzählt und steif und fest behauptet wird, sieht das Dasein meiner Clans in etwa so aus:

Sie waren reich, es gab immer genug zu Essen und besonders viel Fleisch, sie hatten das beste Geschirr der Stadt, verkehrten nur mit den Honoratioren, haben immer ihre Steuern gezahlt, waren die besten Staatsbürger, sie waren die besten Jäger und das alles eigentlich schon immer.

Nun sind da drei Punkte anzumerken: Das meiste mag unter dem Kaiser gestimmt haben; und tatsächlich war Viecher im Wald abknallen ein Hobby vieler Vorfahren; meine Oma hat heute noch eine stattliche Anzahl von unbrauchbaren, in Ölpapier eingelegten Schiessprügeln im Wandschrank. Aber, ganz grosses Aber: Es gab wohl auch Verwandtschaft, wie etwa die legendäre "Bezechte Kohlen-Monika", (zwingt mich bitte nicht, das auf Bayerisch zu sagen) deren Sexualverhalten die Sippschaft bis heute, über 100 Jahre später nicht gut heisst. Nicht alle also waren so wohlerzogene Honoratioren. Dann ist da das Problem, dass beide Teile der Sippschaft ihre Wurzeln eigentlich in Wien, im Elsass und in der Tschechei haben, und zwischenzeitlich nur bedingt in Orten lebten, in denen man einen hohen Lebensstandard erwarten würde. Und dann kommt noch ein Problem dazu: Aller Reichtum begründet sich im Kern auf vier Personen, die im 18. und 19. Jahrhundert einen grandiosen Aufstieg hingelegt haben - wo waren die bitteschön davor?

Zu diesen Punkten schweigt die mündliche Überlieferung schamhaft. Vermutlich, wenn es sie gäbe, würde sie sagen, dass die Familien hocherhobenen Hauptes wegzogen, lässig die flennenden Ortsadligen, die ihre Knie umfasst hatten, abschüttelten und mit grossem Gepäck zum nächsten gesellschaftlichen Höhepunkt eilten. Nun gibt es aber auch noch die Wissenschaft, und die hat über den tollsten Teil des Clans eine extrem untolle Vorgeschichte ausgegraben: Als die Familie Utitz aus dem heutigen Tschechien nach Franken, in die Region Bamberg einwanderte, waren es unsagbar arme Schlucker. Der Aufstieg kam nur ganz langsam, bis dann einer der Familie namens Johann Steuereintreiber wurde und sich dabei dumm und dämlich verdiente.

Davor - nun, die Vermutung legt nahe, dass die Leute alles gemacht haben, um zu überleben. Sie waren heimatlos, "Wirtschaftsflüchtlinge" würden CDUler heute sagen, sicher ziemlich arm und abgerissen. Besagter Johann erwies sich in seinem späteren Leben als extrem habgierig und ans psychopathische grenzend egoman; es kann gut sein, dass sein krankhaftes Streben seiner Erfahrungen als Kind von Menschen entspringt, die wir heute als Bettler oder, CDU-Slang "Asoziale" bezeichnen würden. Andere Teile der Familie stiegen langsam und solide auf; manche Wohltäter waren auch dabei, und es kann sein, dass ihre Erfahrungen in der Armut besser waren. Ich nun verdanke ihrem Streben viel, leite aber für mich selbst die Pflicht ab, die weniger glücklichen sozialen Nachfahren meiner Vorfahren nicht unbeachtet stehen zu lassen. Und wenn ich hundert Mal auf die Fresse fliege.

Heute nun, Flohmarkt Bernauer Strasse: Schon von weitem ist ein Duo zu hören, Trompete und Ziehharmonika, und die Weisen sind mir vertraut. Osten. Südosten. Bukowina vielleicht, Ungarn, sicher keine Litwaks, sondern, wie sich dann auch zeigte, typische kurzbeinige, kurzhalsige Männer mit dicken Lippen, so wie wir halt in meinem Clan auch aussehen, wenn man sich mal die Anzüge wegdenkt. Was a Mann schöner ist als a Aff, ist ein Luxus, oh ja... Gut, etwas Luxus gibt es schon, aber es ist nicht der Luxus eines Brad Pitts. Jedenfalls gebe ich, sage testweise "Seid gesund", kriege die richtige Antwort - dacht ich´s mir doch, die Stimme des Blutes - steige in mein Auto und fahre in der Gewissheit los, dass das Schicksal schon die Keule auspackt, und darauf stehen meine Initialen und das Wort Schlamassel...



Und was passiert? Nu, ich werd Euch sagen was passiert: Steh ich eine Stunde später auf dem Flohmarkt, fall nicht Fresse, baue keinen Unfall, laufe keinen Neonazis in die Arme - aber ich find 12 silberne Löffel, und a Sach naches ist, dass sie billig sein, mir machen nur die Mitte ohne Schachern, und sie sind praktisch für lau, a Mezie, und es sind 12 Stück, praktisch wie neu, ohne Macke, geputzt sind sie wunderbar - und sie sind nicht nur von die Gebrüder Friedländer, die wo waren die besten Juweliere von Berlin, sondern es ist auch noch mein Monogramm drauf. So, als ob sie für mich gemacht wären.

Jetzt muss ich mir nur noch eine Maisse erfinden für die kommenden Generationen, um zu erklären dass das die Löffel sind, die der Ururgrossvater mitgebracht hat aus Berlin zu des Kaisers Zeiten...

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Samstag, 19. Februar 2005

Operation Last Chance
Ihr habt einen Opa, den ihr nicht leiden könnt, weil er Euch immer von seinen Heldentaten an der Ostfront gegen "Partisanen" erzählt hat,und ihr braucht 10.000 Euro? Oder die alte Nachbarshexe hat unvorsichtigerweise erzählt, was sie damals als Siedlerin in der Ukraine mit Zwangsarbeiterinnen gemacht hat, und auf eurem Konto ist mal wieder alles r ot?

Hier kommt Eure Chance mit der Operation Last Chance - liefert einen Naziverbrecher und kassiert bis zu 10.000 Euro Kopfgeld!

(Im ersten Moment war ich beim Lesen etwas, hm konsterniert, aber hey, warum eigentlich nicht? Gutes Geld für gute Taten.)

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Freitag, 18. Februar 2005

Jüdischer iPod
Kein Witz: Während HP mit seinem iPod ins Schleudern gerät, wird er jetzt von den Leuten "who brought you banking" entdeckt - und natürlich gleich gierig als Bank für Daten genutzt. Bei Aishaudio gibt es das Kultteil gleich noch mit 250 vorgeladenen Files mit jüdischer Erbauungsliteratur vom Rabbi. Damit kriegt man wahrscheinlich sogar technikfeindliche, computerhassende Mitarbeiterinnen der Gemeinden zum Einloggen.

Denn neben dem Ipod und den Belehrungen für 495 Dollar gibt es auch gleich noch 3 Monate kostenlose Mitgliedschaft bei Aish zum Downloaden von - hört, hört - MP3. 10 Downloads im Abo pro Monat kosten 10 Dollar - hat da wer jamba gesagt? nein? OK... Immerhin steht das Ganze offen und gross auf der Website.

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Montag, 10. Januar 2005

morgen Mankowitz
Der Starphotograph Gered Mankowitz ist morgen in Persona in Berlin, mitsamt seinen Bilern von Jimi Hendrix.



Anlass: Vernissage für eine große Ausstellung bei Dussmann.

Ort: Dussmann
Friedrichstrasse 90, 10117 Berlin
Datum: Dienstag, den 11. Januar 2005
Beginn: 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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Samstag, 8. Januar 2005

Rüsseleien
Ich gehöre durchaus zu den Leuten, die der Ansicht sind, dass der hessische Koch bräunlicher Suppen wegen der angeblichen jüdischen Vermächtnisse was auf den Rüssel verdient hat. Aber erstens hätte ich nicht gedacht, dass er es sich selbst besorgt, und zweitens, lieber Roland: Ich meinte es im übertragenen Sinn.

Alles muss man diesen Hessen erklären, also echt. Und noch ein gut gemeinter Rat einer bayerischen Juden: Wannst as mit de Breddln ned konnst, geh hoam, Saupreiss, vakochta!

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Freitag, 17. Dezember 2004

Erinnert sich die werte Leserschaft noch
an diese üble Geschichte? Eine Bande von "Judenfreunden" einer Sorte, nach der man als Jude keine Feinde mehr braucht, war im AStA der Uni Frankfurt ans Ruder gekommen. Mit dabei war ein gewisser Gianfrancesco und n0ch ein paar andere Typen, die unbedingt einen auf Linksradikal machen wollten, und bei der Gelegenheit gleich mal ein stalinistisches Tribunal gegen die studentische Kulturinitiative KUZ durchzogen - mit einer ganzen Reihe von Verfehlungen, wie nicht umgesetzte Parlamentsbeschlüsse, rechtlich nicht wirksame Kündigungen und einer Hetzkampagne in der Studentenzeitung, die einen Tiefpunkt der dummdreisten Nazivergleiche setzte. Das wird irgendwann schief gehen, sagte ich damals zur betroffenen Andrea Diener. Die landen irgendwann auf dem Müllhaufen der Studentengeschichte, in etwa so:



Nun, wie eine aufmerksame Leserin hier postete, haben sich die Hetzer von damals jetzt selbst die Rübe runtergeballert - das kommt davon, wenn man solchen Gestalten die Macht gibt. Netterweise wurden sie jetzt vom Stimmvieh der Giraffen abgenippelt, das damals noch brav die Hände zum angeblich judenfreundlichen Schwur gegen das KUZ hob.Anlass ist nicht das moralische Versagen, sondern die schlichte Unfähigkeit des Gianfrancesco & Consorten, einen anständigen Haushalt vorzulegen.

Wenn sich das so fortsetzt, ist es ein wirklich wunderbares Chanukkageschenk für mich - hoffentlich fliegen sie bald genauso aus der Verantwortung, wie Antiochus vor 2170 Jahren aus Israel flog.

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Freitag, 3. Dezember 2004

Klasse Idee
Hier wäre ich sofort dabei. Da eventuell auch. Vielleicht lässt sich das eine ja mit dem anderen verbinden ;-)

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Mittwoch, 24. November 2004

Christliche Diskurse
hat wirres.net hier zu bieten, die wir im Rahmen gelebter Interkonfessionalität natürlich mit grösstem Vergnügen linken - wenngleich wir uns auch von solche Aussagen distanzieren, also echt, wie können die nur...

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