Sonntag, 23. Oktober 2005

Nicht wirklich konvertiert
Da hat es wohl nicht ganz geklappt mit der Assimilation: Ein Grabstein einer deutschjüdischen Familie auf einem christlichen Friedhof in Kreuzberg.



Heine hat mal gesagt, man kann aus dem Judentum nicht austreten. Da ist wohl was dran.

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Montag, 22. August 2005

Urlaub beendet
OK, ich bin wieder da, wo ist der nächste Papst zum bashen?

Spass beiseite, man muss ja nicht bei jedem Besuch sofort im Staub kriechen. Der Typ war Gast in der Synagoge, also geniesst er Gastrecht.

Aber es gibt da ein paar desiderate, die einer Lösung harren. Da erwarte ich mir aber vom Neuen nicht mehr als vom Alten. Wäre er ganz konsequent, würde er mal präzise seine eigene Bibel lesen und den Verein dann auflösen. Die Welt wäre dann sicher nicht schlechter, aber das kann man von ihm nicht erwarten. Also geht das Hin und Her sicher weiter.

Danke wegen der besorgten Nachfragen, ich bin weder blogmüde noch krank noch zum Islam Konvertiert, sondern nur auf Blogurlaub gewesen.

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Montag, 25. Juli 2005

Passt so einigermassen
You scored as atheism. You are... an atheist, though you probably already knew this. Also, you probably have several people praying daily for your soul.

Instead of simply being "nonreligious," atheists strongly believe in the lack of existence of a higher being, or God.

atheism

88%

agnosticism

83%

Judaism

71%

Islam

67%

Paganism

50%

Buddhism

38%

Satanism

33%

Christianity

17%

Hinduism

8%

Which religion is the right one for you? (new version)
created with QuizFarm.com

Judentum auf Platz 3... Entspricht in etwa dem Mummar le chol ha Thora kulah (Vollidiot der nicht kapiert dass die gesamte Thora recht hat), der ich wohl auch irgendwo bin.

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Freitag, 22. Juli 2005

Was für ein Studiengang?
Schon wieder Holocaust Studies? Und diesmal am Berliner Touro College, aha. Sehr kontextsensitive Werbung, btw.



Nun gibt es in Berlin ja schon das Zentrum für Antisemitismusforschung, und langsam muss man sich auch fragen, wo all diese Holocauststudierenden eigentlich mal hin sollen. Der "Boom"des Themas ist eigentlich vorbei, man wird sich über kurz oder lang wahrscheinlioch sogar überlegen müssen, die vielfältigen Gedenkstätten zu "konsolidieren". Es gibt viel zu gedenken, es gäbe noch vieles mehr, aber schon heute ist man von den Mega-Veranstaltungen abgekommen, die es beispielsweise 50 Jahre nach der Reichspogromnacht gab. Inzwischen stehen die Gedenkstätten auch in Konkurrenz um Besucher, Fördermittel und Zusatzaufgaben, und das in einem Bereich, der in einem stabilen Staat, mit einer in den nächsten Jahrzehnten leider verschwindenden Generation der Überlebendeen an Bedeutung verlieren wird. Ob das gut oder gefährlich ist, ist eine andere Frage.

Und jetzt kommt also das Touro College und macht noch einen Studiengang. Nun ist das amerikanische Touro College etwas anders gestrickt als deutsche Unis - es wendet sich an Juden, vor allem aus Osteuropa, bietet ein auf englisch gehaltenes US-Studium an und ist obendrein noch kostenpflichtig. Die Leute, die dort sind, haben andere Vorraussetzungen als deutsche Studenten. Nur startete das College mit dem Kernbereich Betriebswirtschaftslehre, und da gilt Touro wirklich als kompetent.

Der vorgesehene Leiter für das neue Fach Andreas Nachama ist fraglos kompetent, aber irgendwie sieht das für mich schon etwas nach bemühter Sinnsuche für Touro aus, das im Bereich BWL einen nicht allzu leichten Stand gegen die anderen deutschen oder schweizer Privatunis hat. Die Zielsetzung geht dabei weg vom Unibetrieb hin zu einer Einrichtung für die "Community". Mit der Folge, dass das College unorganisch wächst, und das in einem Bereich, in dem es ohnehin schon ein enormes Angebot gibt. Dass "eine Zusammenführung der zahllosen wichtigen und fundierten Arbeiten und Erkenntnisse" fehle, ist wohl eher ein schlechter Witz; genau das ist Thema zahlloser, sich ständig um die eigene Achse drehender Kongresse, Meetings und Task Forces. Und jetzt auch noch Touro - na dann mal viel Spass.

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Samstag, 16. Juli 2005

Noch mehr Shabbat Shalom -
auch wenn mal wieder allerorten gekürzt wird - in Frankfurt wird es zumindest noch einen Junior-Professor für jüdische Studien geben. Ich persönlich glaube ja, dass Judentum studieren so was ähnliches ist wie zu Tanzen Architektur machen, aber das ist nur eine Mindermeinung.

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Donnerstag, 14. Juli 2005

Terror-PR
So ein Selbstmordattentäter ist kein verstockter Schweiger, der grimmig seinen Job macht. Ein Selbstmordattentäter hat nur noch eine einzige Gelegenheit, das zu sagen, was er und seine Hintermänner denken: Den Anschlag an sich. Es mag zynisch klingen, aber der Anschlag ist Kommunikation, er ist PR, er orientiert sich an den Strukturen der Medien und liefert ihnen das, was sie brauchen - und dazu die Aussagen, die kommuniziert werden sollen.

Die Mörder von London sagen ein paar fraglos richtige Dinge: Es ist kein Krieg Land gegen Land mehr, kein ihr gegen uns. Die Front ist überall. Sie sagen ganz klar, dass die Herkunft und Erziehung keine Rolle spielt, und auch die Umwelt den nötigen Einfluss nicht immer hat. Sie sagen, dass sie zu allem bereit sind, und sie teilen uns mit, dass eine Clique dafür ausreicht, die sich selbst bestätigt. Sollte es sich herausstellen, dass es noch einen fünften Attentäter gab, der es dann doch nicht getan hat, würde das wenig an ihrer Aussage ändern; eine kleine Irritation, eine Ausnahme von einer Regel.

Sie sagen auch, dass wir uns etwas vorgemacht haben, dass hinter dem lustig erzählten Cultural Clash von "Mein wunderbarer Waschsalon" und "Kick it like Beckham" noch ganz andere Probleme stecken, als es sich die Briten und wir haben träumen lassen. Und die Beliebigkeit der Attentäter soll uns sagen, dass es jeder andere Pakistani, Syrer, Inder, Lybier, Saudi oder Indonesier genauso tun könnte. Hier jetzt, morgen, wann anders, in drei jahren, je nach Lust und Laune.



Es ist bei solchen Informationen immer schwer, zwischen wahren Aussagen und Propaganda zu unterscheiden. Selbst in der totalen Verblendung so eines Arschlochs steckt ein guter Teil wahrheit; leider ist der Irrsinnsteil ideales Futter für artverwandte Arschlöcher der Überwachungs-, Polizeistaat-, Bürgerrechtsabschaffungs-Fraktion. Meist sind das auch die eigenen Überfremdungs- und Durchrassungsfanatiker, die dank eigener christlich-abendländischer Überlegenheitssprüche der anderen Seite wieder Futter liefern. Araber gegen Europäer, Christen gegen Moslems - das sind die Fronten, die beide wollen.

Dabei geht es um einen Konflikt, der sich schon seit Jahrtausenden durch jedes Volk und jede Kultur zieht: Toleranz und Aufklärung gegen Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung. Die Arschlöcher in der U-Bahn denken strukturell auch nicht anders als die Arschlöcher der deutschen freikorps der zwanziger Jahre, die Hassprediger in den Moscheen verstünden sich ganz blendend mit französischen Klerikalen aus der Zeit der Dreyfus-Affaire. Und was passiert, wenn man die Irren zu lange gewähren lässt, sieht man im Moment bei den fanatischen Siedlern im Westjordanland - die Vorstellung, dass diese Durchgeknallten demnächst in Israel siedeln, ist für viele Israelis auch nicht gerade angenehm. Das Problem hat mit den klassischen militärischen Konflikten, bei denen Religion allenfalls ein Unterstützer ist, nichts zu tun, und ist deshalb nach militärischen Gesichtspunkten auch nicht zu gewinnen. Das Einzige, was da hilft, ist der zähe Kleinkrieg um die Ausgestaltung der eigenen Gesellschaft. Die Anschläge in London, verübt von Briten, treffen nebenbei auch das liberale Staatsbürgerschafts recht in England und Deutschland, und es wundert mich, dass da noch kein Hinterbänkler dazu seine rassistische Scheisse ausgekotzt hat.

Kommt wahrscheinlich noch. Aber es hilft nichts, da müssen die westlichen Gesellschaften durch, wir müssen die Minderheiten ansprechen, mitnehmen, bei Fortschritten belohnen und bei Rückfällen nicht pauschalisieren, sondern die durch solche Katastrophen, Versagen und Verbrechen sichtbaren Probleme anpacken. Also genau das tun, was die Terroristen auf keinen Fall wollen. Ihre Kommunikation entkräften. Und, so hart das auch sein mag, nie vergessen, dass man in jedem land, in jeder Gruppe und schicht immer die vier Arschlöcher finden, die sich zu so einer Scheisse überreden lassen. man kann sie nicht völlig verhindern, aber man kann ihnen das Sterben und Töten schwerer machen.

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Dienstag, 12. Juli 2005

Treibjagden
Ich hatte mir vorgenommen, in Berlin diesmal nicht auf die Kästen der Gossenjournaille zu schauen. gehalten habe ich mich daran natürlich nicht. Und sollte demnächst mal irgendein rechtslastiger Chefredakteur von einem tiefgespoilerten 5er-BMW mit Galataseray-Wimpel zwischen die Gullyritzen gerubbelt werden, wird es bei Berlins Ausländern eher wenig Trauer geben - ich könnte es verstehen.



Die Leichen in London waren noch nicht geborgen, da begann schon die Jagd auf die "gefährlichsten Islamisten Berlins", die flugs zum Bedrohungsszenario hochgejazt wurden. Wie überaus praktisch, dass gerade jetzt noch der Prozess gegen die drei Brüder beginnt, die ihre Schwester ermordet haben, weil sie zu westlich war. Es ist durchaus sinnvoll, mit einer Verurteilung ein deutliches Signal an ALLE zu schicken, die Frauen wie den letzten Dreck behandeln, aber leider sind damit Moslems nicht allein.

Aber für die Zeitungen mit den grossen Buchstaben ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Schliesslich fährt auch der Berliner U-Bahn, und der will natürlich am besten Bilder, um zu erkennen, ob der armenische Opa neben ihm nicht vielleicht eine Bombe dabei hat. Keine Bedrohungslage, sagt Schily? Na dann schnitzen sie sich eben selber eine.

Und es ist ja nicht nur für die Auflage, sondern auch für einen guten Zweck - vielleicht gelingt es mit einer Serie, auch das rotgrüne Projekt der kulturellen Annäherung zu diskreditieren. Vielleicht macht dann die Merkel auch Trauzeugin, wenn einer dieser Knilche kirchlich, ganz in Weiss und ohne störende Nichtarier äh Nichtindigene heiratet.

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Mittwoch, 6. Juli 2005

Was vom Broder übrig bleibt.
Irgendwann so um 1990 herum besuchte der damalige Jungautor Maxim Biller den Essayisten und Journalisten Hendryk M. Broder und schrieb, ganz im Gegensatz zu seinem sonstigen Texten, ein sehr blumiges Lob. Darin stellte er Broder so ziemlich an die Spitze der kritischen Geister dieses Landes, lobte seinen Stil und die Schärfe seiner Argumentation.

Biller schreibt mittlerweile für das rechte Schmarrnblatt Cicero, die sich neben ihren mickrigen Neocons deutscher Prägung ein paar Juden halten, um das ganze nicht gar so stramm auf einer Linie mit der Stahlhelmfraktion, Lobbyisten und schwarzen Krawallkritzlern erscheinen zu lassen. Broder ist noch nicht da unten gelandet, aber dass sein publizistisches Werk oft beim Internet-Resteverwerter des Spiegels, dem eigenständigen Bananenproduzenten Spiegel Online landet, spricht Bände.

Da schreibt er also alle paar Wochen eine kleine Volte gegen irgendwas. Der Stil dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein; Broder ist immer noch an dem Ort, wo sein 90er-Jahre-Beststeller "Erbarmen mit den Deutschen" entsprang. Sprich, an der damals noch recht heissen Front zwischen Philosemiten, Gutmenschen, Altnazis, Neurechten, ganz normal dummdeutschen Deutschen, Juden, die Broder nicht leiden konnte, und Juden wie Broder, von denen es aber auch nur einen gab: Ihn selbst. In den 90ern konnte er von diesem Punkt aus auf alles ballern, was sich da irgendwie bewegte, und Broder tat das mit grosser Lust. Weil es sonst niemand so deutlich sagte, weil er irgendwie Recht hatte.

Inzwischen ist diese Debatte aber ziemlich durch, nur Broder gibt immer noch den jüdischen Aussenseiter, der allen anderen die Meinung geigt. Twin Towers und Live 8, Neue Weltordnung und Friedman: Broder schreibt im Kern immer die gleiche Geschichte, drei politische Unkorrektheiten, 2 mässig witzige Wortspiele, eine Entgleisung zum Aufregen und 0 neue Ansätze. Immer der gleiche Aufbau, never change a winning Team, und tatsächlich wird er immer noch von vielen wahrgenommen, weil sie sich ärgern. Überraschenderweise über seine Aussagen und weniger darüber, dass sie dumm genug sind, schon wieder dem Brodersystem auf den Leim zu gehen. Was manche wohl bis heute dazu bringt, Broder nicht für einen 3-Tasten-Klimperer auf ihrem Gefühls-Pianola, sondern für einen kritischen Geist zu halten. Manchmal frage ich mich, ob Broder überhaupt noch anders könnte, wenn er denn wollte. Und ob es ihm nichts ausmacht, dass er im Medienbetrieb die nicht allzu überzeugende Rolle des zersetzenden Juden spielt, wofür eigentlich mehr nötig wäre als ein wenig Provokation hier und ein Brocken Beleidigung da.

Broder bringt heute keine Debatte mehr in Gang, Broder denkt nicht mehr voraus, er trägt nichts zur Gegenwart bei, noch nicht mal was Kritisches, sondern blafft von seinen breitgesessenen Lorbeeren der 90er Jahre aus hinterher. Spiegel Online bekommt dadurch einen Promi, und Broder wirkt angesichts der dort versammelten, vom Nachrichtendruck glattgebügelten Publischißten wie einer, der schreiben kann. Vielleicht sogar wie ein Intellektueller. Der er mal war, und der er vielleicht immer noch sein könnte, aber längst nicht mehr ist.

Es wäre spannend zu lesen, was der heute weiten Teilen der Jugend unbekannte Autor Biller heute wohl schreiben würde, wenn er ihn treffen würde. Vermutlich irgendwas, was ohne korrigierenden Eingriff in der Zeit stehen könnte, oder in der FAZ. So tief unten ist das alles angekommen. Sehr tief - zum Glück aber immer noch ein paar Kilomter über dem selbstverschuldeten Sumpf, in dem Gemeinden wie Augsburg, Berlin und Potsdam sowie ein gewisser Zentralrats-Vize gesteckt ist.

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Mittwoch, 15. Juni 2005

Heimat-Artikel
So, mal schaun, ob die Auftraggeber das schlucken - es ist ein "Ich"-Beitrag über die, hm, Liebe nicht, aber Neigung für dieses Land. Nicht das komplette Land, manche Ecken wie Berlin Mitte sind mir so fern wie Ramallah, aber doch die kleine Ecke, in der ich mich so bewege; etwa 150 Kilometer nach Norden und 200 Kilometer nach Süden, sprich, im grossen und Ganzen: Bayern, etwas Hessen und Baden-Württemberg und Österreich. Politisch ist das alles zwischen Übel und Unerträglich, menschlich zumindest ab Augsburg und Salzburg grenzwertig, aber zum Leben sehr angenehm.

Ich habe hier einen persischen Freund, dessen Hass auf die Mullahs grösser ist als auf israelische Siedler, und mit dem streite ich mich oft über den Nahen Osten. Der hat so eine Art, dass selbst der nachgiebigste Friedensaktivist Sharon zu lieben beginnt... trotzdem können wir gut miteinander. Letzte Woche sassen wir in einem Biergarten, er erzählte von der Schönheit Persiens im Frühjahr, wenn die Bergwiesen wie gigantische Teppiche aussehen, aber...

Aber, sagte er, wenn er aus dem Norden hier her kommt und über die letzte Anhöhe fährt, von wo man aus diese Stadt erblickt mit ihren Raffinierien, ihren Fabriken und dem grossen Dom in der Altstadt, dann fühlt er sich eigentlich doch sehr zu Hause. Und wenn die Mullahs an den Strassenlaternen hängen, wird er vielleicht mal hinfahren - aber trotzdem bleibt er hier.

Und mir geht es genauso. Ich glaube, mehr ist Heimat nicht und muss es auch nicht sein. Bleibt nur die Frage, ob das Leute in der ganzen Tiefe verstehen, die nicht zu einer ethnisch-religiösen Minderheit gehören, für die das Hiersein stinknormal ist.

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Freitag, 3. Juni 2005

Politisch nicht ganz korrekt,
der Inhalt eines Telefonats von gestern Mittag zwischen mir und einem ebenso nichtarischen Bekannten:

Ich: Kannst Du Dir diese Frau als kanzlerin vorstellen?

Er: Nach dem Holocaust kann ich mir in Deutschland alles vorstellen.

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