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Sonntag, 11. Juli 2004
Jüdisches Sonntagsquiz!
uceda, 21:18h
Was will uns dieses Grafitti aus Frankfurt sagen?
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a)Alle Geschlechter tuscheln, wenn es ums Judentum geht
b) Judentum hat auch auf grössere Entfernung anturnende Wirkung für Mann, Frau und alles was dazwischen ist
c) Mit sechs Sternenzacken
tun Juden Beischlaf machen.
d) Headbanging jewish Style
e) Gar nichts, da waren 2-3 unterschiedliche Schmierfinken am Werk.
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a)Alle Geschlechter tuscheln, wenn es ums Judentum geht
b) Judentum hat auch auf grössere Entfernung anturnende Wirkung für Mann, Frau und alles was dazwischen ist
c) Mit sechs Sternenzacken
tun Juden Beischlaf machen.
d) Headbanging jewish Style
e) Gar nichts, da waren 2-3 unterschiedliche Schmierfinken am Werk.
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Sonntag, 11. Juli 2004
Die einzige wahre Wahrheit
uceda, 00:02h
wegen diesem Kommentar: wenn man es ganz genau nehmen würde, dann müsste man viel. Allein schon beim Übersetzen. Denn das ist an sich schon ein Problem. Hu-hu, als die Thora im 3 Jahrhundert vor der Zeitrechnung der Majorität ins Griechische übersetzt wurde, weil die Jungs in Alexandria und Syracus keinen Schimmer mehr von Hebräisch hatten, gab es sicher auch schon a groiss Geschrei. Und Aramäisch erst, was für eine Geistesverrohung.
Und dann noch im Mittelalter, als man es wagte, Bibeln in "Weiberdeitsch" zu verlegen. Mit vielen Bildern. Was für ein Gemetzel! Welche Verrohung, welcher Frevel! Was bilden die sich ein, wo Bilder doch verboten sind. Wer das lesen will, soll sich gefälligst auch dabei anstrengen.
Und als Moses Mendelsohn dann anfing, eine deutschen Tempeldienst einzuführen, was haben sie geschrien, die Bewahrer des Wahren. Sodom. Echt. Mindestens.
Ob Shabbat oder Schabbat, ist mir sheissegal, echt.
Und hey, es ist verdammt lang her, dass ich mich mal so richtig rabbinisch-hardcore-mässig mit Judentum beschäftigt habe. Ich kann nichts beschwören, aber es kann sein, dass es mehr als 1 Leben zurück ist. Man mag mir also das ein oder andere Fehlerlein verzeihen.
Btw, ich hab es im Aufbau mal gewagt zu schreiben, dass für den Tempeldienst neun Männer für den Minjam (stimmt das so? ja? Danke.) ausreichen, weil dann die Thora als 10. mann gerechnet wird. Das sehen manche so, manch andere sehen das nicht so. Als ich dann den Leserbrief eines Rabbiners abdrucken liess, der das nicht so sah, wurde auf meinem Schreibtisch der 1. jüdisch-rabbinische Weltkrieg ausgetragen. Manchmal ist Judentum so was von uncool...
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Und als Moses Mendelsohn dann anfing, eine deutschen Tempeldienst einzuführen, was haben sie geschrien, die Bewahrer des Wahren. Sodom. Echt. Mindestens.
Ob Shabbat oder Schabbat, ist mir sheissegal, echt.
Und hey, es ist verdammt lang her, dass ich mich mal so richtig rabbinisch-hardcore-mässig mit Judentum beschäftigt habe. Ich kann nichts beschwören, aber es kann sein, dass es mehr als 1 Leben zurück ist. Man mag mir also das ein oder andere Fehlerlein verzeihen.
Btw, ich hab es im Aufbau mal gewagt zu schreiben, dass für den Tempeldienst neun Männer für den Minjam (stimmt das so? ja? Danke.) ausreichen, weil dann die Thora als 10. mann gerechnet wird. Das sehen manche so, manch andere sehen das nicht so. Als ich dann den Leserbrief eines Rabbiners abdrucken liess, der das nicht so sah, wurde auf meinem Schreibtisch der 1. jüdisch-rabbinische Weltkrieg ausgetragen. Manchmal ist Judentum so was von uncool...
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Freitag, 9. Juli 2004
Shabbat shalom heute schon etwas früher,
uceda, 20:36h
denn eigentlich ist dazu Zeit bei Sonnenuntergang, und ich möchte fragen: Welche Sonne bitte? Da draussen ist nichts mehr, was untergehen könnte. Ausser meinem frisch gepflanzten Basilikum vielleicht.
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Ein paar hundert Kilometer weiter südlich entwickeln sich dafür wenigstens meine Weinstöcke prächtig. Ende September ist es so weit...
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Ein paar hundert Kilometer weiter südlich entwickeln sich dafür wenigstens meine Weinstöcke prächtig. Ende September ist es so weit...
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Walls tumbling down
uceda, 20:09h
Noch nicht. Weil sich Israel nichts sagen lässt. So sind sie halt mal; nachdem man ihnen über die Jahrzehnte einfach zu viele UN-Resolutionen um die Ohren geprügelt hat, sind sie auf dem Ohr etwas schwerhörig. Das Problem: Die Mehrheit der Israelis steht hinter der Sicherheitsmauer, da hilft kein Argumentieren und kein Urteil im Ausland.
Was helfen könnte, kommt gerade reingetickert: Sharon (alter absteigender Politiker) will sich mit Peres (dito) treffen, um eine nationale Einheitsregierung zu bilden. Jaaaa, was die Palästinenser nicht geschafft haben, ist den Ultraorthodoxen mit ihren durchgeknallten Forderungen gelungen: Sharon weichzuklopfen.
Was helfen könnte, kommt gerade reingetickert: Sharon (alter absteigender Politiker) will sich mit Peres (dito) treffen, um eine nationale Einheitsregierung zu bilden. Jaaaa, was die Palästinenser nicht geschafft haben, ist den Ultraorthodoxen mit ihren durchgeknallten Forderungen gelungen: Sharon weichzuklopfen.
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Tale of two Cities
uceda, 10:21h
Berlin hat immer noch die sichtbaren Kriegsschäden von den in Wien immer noch sichtbaren Nazis.
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Donnerstag, 8. Juli 2004
Wir sind das härteste jüdische Blog
uceda, 23:35h
zwischen Tel Aviv und New York. Aber keinen Meter weiter westlich, vermute ich mal, denn so bloggt die jüdische Jugend in den USA.
Vielleicht auch mal eine Anregung für Leute, die meinen, dass mit myblog und 20six gewisse Grenzen erreicht sind. We ain´t seen nothing yet - und wenn meine Tochter bei suicidegirls wäre, würde ich ihren Rechner verbrennen. Cuz it ain´t right ya know bitchin araound like that, chawer.
Edit: Wobei das hier schon wieder echt Klasse hat: "It's not just for big nosed, kinky haired Jew bags like myself, ya' damn goy." Dem philosemitischen AStA-Vorstand Frankfurt zugeeignet
Vielleicht auch mal eine Anregung für Leute, die meinen, dass mit myblog und 20six gewisse Grenzen erreicht sind. We ain´t seen nothing yet - und wenn meine Tochter bei suicidegirls wäre, würde ich ihren Rechner verbrennen. Cuz it ain´t right ya know bitchin araound like that, chawer.
Edit: Wobei das hier schon wieder echt Klasse hat: "It's not just for big nosed, kinky haired Jew bags like myself, ya' damn goy." Dem philosemitischen AStA-Vorstand Frankfurt zugeeignet
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Weites Land
uceda, 17:03h
Dieses Bild zeigt gewissermassen die Gegenseite des Tales, das hier beschrieben wurde. Der Jura ist eigentlich eine ziemlich flache Hochebene, entstanden aus den Kalkablagerungen der erdgeschichtlichen Epoche, die von ihm den Namen hat. Damals herrschte hier tropisches Klima.
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Heute ist es hier oben sehr windig und kalt. Ein Problem ist die Wasserbeschaffung, denn Bäche sind selten. Das Wasser versickert direkt im porösen Kalkboden.
Der Ort auf dem Bild ist einer dieser kleinen Weiler, in denen es Juden gab. Für eine Gemeinde hat es nie gereicht; die jüdischen Bewohner mussten in die nächste Synagoge gehen, die etwa 10 Kilometer nördlich liegt. Die Hochebene streckt sich hier wie eine Zunge ins Altmühltal; der Ort hier war tatsächlich ein paar Jahrhunderte das Ende der jüdischen Welt. Aber es war auch eine Erfolgsgeschichte, die Jahrhunderte anhielt. Nach allem, was man weiss, verlief das Leben hier oben fast immer konfliktfrei.
Das geht so weit, dass man hier in manchen Bauernhäusern in den Balken noch kabbalistische Zeichen eingeschnitzt findet. Offensichtlich wollten manche Bauern auch den spirituellen Schutz der Juden haben.
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Heute ist es hier oben sehr windig und kalt. Ein Problem ist die Wasserbeschaffung, denn Bäche sind selten. Das Wasser versickert direkt im porösen Kalkboden.
Der Ort auf dem Bild ist einer dieser kleinen Weiler, in denen es Juden gab. Für eine Gemeinde hat es nie gereicht; die jüdischen Bewohner mussten in die nächste Synagoge gehen, die etwa 10 Kilometer nördlich liegt. Die Hochebene streckt sich hier wie eine Zunge ins Altmühltal; der Ort hier war tatsächlich ein paar Jahrhunderte das Ende der jüdischen Welt. Aber es war auch eine Erfolgsgeschichte, die Jahrhunderte anhielt. Nach allem, was man weiss, verlief das Leben hier oben fast immer konfliktfrei.
Das geht so weit, dass man hier in manchen Bauernhäusern in den Balken noch kabbalistische Zeichen eingeschnitzt findet. Offensichtlich wollten manche Bauern auch den spirituellen Schutz der Juden haben.
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Mittwoch, 7. Juli 2004
Frankfurter AStA nochmal
uceda, 23:41h
Das Studentenparlament hat in der Sache KUZ beschlossen, dass der AStA-Vorstand prüfen möge, ob es möglich sei, mit den Geldern des KUZ symbolisch eine Zwangsarbeiterorganisation zu unterstützen.
Aber wie das nun mal so ist: Auch der tapferste Antifaschist braucht mal Geld für seine Arbeit, so sehr er den Kapitalismus auch ablehnt. Nachdem der Haushalt des AStA aber auf Kante genäht ist, fragt man sich, wie man zusätzliche Begehrlichkeiten aus dem Kreis der Kämpfer für das Schöne, Wahre und linke Gute befriedigt. Ich würde nie behaupten, dass da jemand direkt nach den KUZ-Geldern fingert, aber ich glaube zu hören, dass es Leute gibt, die nach dem Ende des KUZ im kommenden Jahr einen finanziellen Spielraum sehen, mit dem andere Töpfe gefüllt werden könnten, aus denen sie jetzt schon mal gerne was hätten. Schlecht für die Zwangsarbeiter wäre das.
Wäre das ein Skandal? ich weiss es nicht. Zu viel Skandalöses in den letzten Wochen. Mal drüber schlafen. Ausserdem brauche ich noch Fakten, und zwei Gespräche, mit einem Unwissenden und einem Abtrünnigen. Kann also bis Freitag dauern, mit dem Artikel Nummer 2.
Aber wie das nun mal so ist: Auch der tapferste Antifaschist braucht mal Geld für seine Arbeit, so sehr er den Kapitalismus auch ablehnt. Nachdem der Haushalt des AStA aber auf Kante genäht ist, fragt man sich, wie man zusätzliche Begehrlichkeiten aus dem Kreis der Kämpfer für das Schöne, Wahre und linke Gute befriedigt. Ich würde nie behaupten, dass da jemand direkt nach den KUZ-Geldern fingert, aber ich glaube zu hören, dass es Leute gibt, die nach dem Ende des KUZ im kommenden Jahr einen finanziellen Spielraum sehen, mit dem andere Töpfe gefüllt werden könnten, aus denen sie jetzt schon mal gerne was hätten. Schlecht für die Zwangsarbeiter wäre das.
Wäre das ein Skandal? ich weiss es nicht. Zu viel Skandalöses in den letzten Wochen. Mal drüber schlafen. Ausserdem brauche ich noch Fakten, und zwei Gespräche, mit einem Unwissenden und einem Abtrünnigen. Kann also bis Freitag dauern, mit dem Artikel Nummer 2.
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Manche Referrer
uceda, 23:02h
gehen runter wie Öl. Aber es wird sicher wieder jemanden geben, der sagt, dass es ja kein Wunder ist, wenn es solche Blogs gibt ;-)
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Grenzerfahrung
uceda, 02:43h
Unten im Tal herrschten bis zum beginn des 19. Jahrhunderts die Eichstätter Fürstbischöfe. Es ist kein besonders guter Boden dort unten; ohne Eisenverhüttung und später Keramikproduktion hätte diese Region nie besonders floriert, aber alles zusammengenommen mit Wiedewirtschaft auf den Hängen war es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine wohlhabende Gegend.
Die Hocheben dagegen, von deren Rand herunter das Bild aufgenommen wurde, ist karg, kaum besiedelt, und die Äcker sind voller Steine. Hier ist die jahrhunderte lang die Grenze, die kein Jude ohne Passierschein überqueren durfte.
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Die Machtgier der Eichstätter Bischöfe war eigentlich auf das Tal begrenzt. Oben auf der Hochfläche sassen kleine, oftmals protestantische Adlige in ihren Kleinstterritorien. Man merkt es sofort daran, dass es hier oben keine "Marterl", Wegkreuze mit Jesus&Mary gibt. Nach den geschlossenen Herrschaftsgebieten Bayern, Pfalz-Neuburg und Eichstätt begann hier die Kleinststaaterei. Und manche dieser kleinen Territorien nahmen Juden auf, die im späten Mittelalter aus Altbayern vertrieben worden waren.
Es waren keine Goldenen Zeiten. Das Dorfjudentum hat kaum Spuren hinterlassen, wie es überhaupt in Dörfern nur sehr wenige historische Befunde gibt. Kleine Ladenbesitzer, Trödler, Viehhändler waren typische Berufe. Was unten im Tal an grösseren Orten wie Greding oder Beilngries lag, war selbst mit Erlaubnis eine No go Area. Das Tal ist bis heute voll von Geschichten über jüdische Hostiendiebe und Kindsentführer und deren grausamer Hinrichtung.
Gleich nach der Napoleonischen Ära zegen viele Juden nach Bayern. Der Fürstbischof war abgeschafft. Man konnte im Tal siedeln, ganz gleich ob Jude oder Evangele, oder weiter nach Regensburg, München und Ingolstadt. Die kleinen Gemeinden der Hochebene waren gegen 1900 meistens schon aufgelöst. Aber die Erinnerung an diese Grenze blieb über 200 Jahre lebendig. Kann gut sein, dass meine Vorfahren hier oben standen und runter ins Tal schauten, Jahr für Jahr, Generation für Generation, und was für mich nichts weiter als ein paar Meter mit dem Auto ist, war für sie das Ende ihrer Welt. Und manchen gelang es, auf der Hochebene dann wieder die Zeit des Nationalsozialismus zu überleben.
Diese Juden aus der Hochebene des südlichen Franken seien a bsondere Rass gewesen, sagt man in Bayern und Franken. Zäh. Beharrlich und stur. Und eine meiner intensivsten Kindheitserinnerungen ist ein Ausflug mit meiner Familie Mitte der 70er Jhre in dieses ärmliche Kaff, wo ein Teil der Familie herstammt. Mein Vater und ich kamen von der Burgruine herunter, und dann kam eine steinalte Frau auf uns zu und sagte, direkt und ohne zögern: Se san von de Viehhandler Meyer. Des seat man. A bei dem Kleana.
Das sind so die Dinge, an die man denkt, wenn man auf einem aufgelassenen Acker um Klee sitzt, einen Grashalm zwischen den Zähnen und dem Klatschmohn was erzählt.
Die Hocheben dagegen, von deren Rand herunter das Bild aufgenommen wurde, ist karg, kaum besiedelt, und die Äcker sind voller Steine. Hier ist die jahrhunderte lang die Grenze, die kein Jude ohne Passierschein überqueren durfte.
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Die Machtgier der Eichstätter Bischöfe war eigentlich auf das Tal begrenzt. Oben auf der Hochfläche sassen kleine, oftmals protestantische Adlige in ihren Kleinstterritorien. Man merkt es sofort daran, dass es hier oben keine "Marterl", Wegkreuze mit Jesus&Mary gibt. Nach den geschlossenen Herrschaftsgebieten Bayern, Pfalz-Neuburg und Eichstätt begann hier die Kleinststaaterei. Und manche dieser kleinen Territorien nahmen Juden auf, die im späten Mittelalter aus Altbayern vertrieben worden waren.
Es waren keine Goldenen Zeiten. Das Dorfjudentum hat kaum Spuren hinterlassen, wie es überhaupt in Dörfern nur sehr wenige historische Befunde gibt. Kleine Ladenbesitzer, Trödler, Viehhändler waren typische Berufe. Was unten im Tal an grösseren Orten wie Greding oder Beilngries lag, war selbst mit Erlaubnis eine No go Area. Das Tal ist bis heute voll von Geschichten über jüdische Hostiendiebe und Kindsentführer und deren grausamer Hinrichtung.
Gleich nach der Napoleonischen Ära zegen viele Juden nach Bayern. Der Fürstbischof war abgeschafft. Man konnte im Tal siedeln, ganz gleich ob Jude oder Evangele, oder weiter nach Regensburg, München und Ingolstadt. Die kleinen Gemeinden der Hochebene waren gegen 1900 meistens schon aufgelöst. Aber die Erinnerung an diese Grenze blieb über 200 Jahre lebendig. Kann gut sein, dass meine Vorfahren hier oben standen und runter ins Tal schauten, Jahr für Jahr, Generation für Generation, und was für mich nichts weiter als ein paar Meter mit dem Auto ist, war für sie das Ende ihrer Welt. Und manchen gelang es, auf der Hochebene dann wieder die Zeit des Nationalsozialismus zu überleben.
Diese Juden aus der Hochebene des südlichen Franken seien a bsondere Rass gewesen, sagt man in Bayern und Franken. Zäh. Beharrlich und stur. Und eine meiner intensivsten Kindheitserinnerungen ist ein Ausflug mit meiner Familie Mitte der 70er Jhre in dieses ärmliche Kaff, wo ein Teil der Familie herstammt. Mein Vater und ich kamen von der Burgruine herunter, und dann kam eine steinalte Frau auf uns zu und sagte, direkt und ohne zögern: Se san von de Viehhandler Meyer. Des seat man. A bei dem Kleana.
Das sind so die Dinge, an die man denkt, wenn man auf einem aufgelassenen Acker um Klee sitzt, einen Grashalm zwischen den Zähnen und dem Klatschmohn was erzählt.
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Dienstag, 6. Juli 2004
Buchhändlerin
uceda, 02:29h
Nicht, dass sich die Wege vorher schon gekreuzt hätten, aber die Buchhandlung damals in der Provinz war die gleiche. Ein mit viel Liebe zum Buch geführter Laden, der immer entweder Mädchen oder Jungs ausbildete, ein Jahr weiblich, ein Jahr männlich. Was dem Gesprächspartner die Buchhandelslehre gekostet hat, natürlich sein Leben veränderte, was ihn in die Nähe der Frau brachte, mit der er zusammen ist, die ich zufällig kennenlernte, die etwas ganz anderes tat, was ungeahnte Folgen hatte, das wiederum mich auf den Plan rief, weshalb ich bei ihr übernachtete und dabei ihn kennenlernte und über eben jenes Geschäft sprach. Da haben wir beide viele unserer Bücher her.
Alles steht auf ungeahnte Weise in Verbindung, und nichts ist jemals vorbei. Und eine Woche später bin ich in der Stadt, in der der Buchhändler immer noch ausbildet, und stehe vor dem Haus, in dem vor 10 Jahren eine seiner Auszubildeten wohnte. Ganz oben, unter dem Dach. In Untermiete bei einem Schauspieler, bei dem alle Mädchen ach und weh sagten. Sie wohnte bei ihm, teilte sein Bad und füllte seinen ewig leeren Kühlschrank, aber sonst war nichts.

Aber das war auch schon schlimm genug, in den Augen ihrer Familie. Denn so tough und fit sie in Lederhosen und mit kurzen Haaren aussah, so sehr ihre Lippen Sinnlichkeit versprachen, und die Augen viel Witz - sie hatte einen massiven Fehler. Den ich erst bemerkte, als ich sie nach vielen Büchern fragte, ob sie nicht mal nach München in die Oper wollte, Nozze di Figaro. Sie wollte. Und dann fragte ich sie, ob sie Essen gehen wollte. Wollte sie auch. Wir gingen in die Hauskneipe der CSU, das Pacelli. Irgendwann wurde das Gespräch sehr frostig und einseitig, ein bis dahin netter Abend entwickelte sich zu einer Katastrophe. Ich war mir dabei eigentlich sicher, dass ich keinen direkten Versuch unternommen hatte, eine Nozze di Uceda folgen zu lassen.
Ihre Kollegin erzählte mir eine Woche später, sie hätte es grauenvoll gefunden, dass ich über Sex redete. Nicht wie, sondern überhaupt. Nun ist mein Buchgeschmack durchaus so, dass mir jede Buchhändlerin allein anhand der bestellten Bücher ein gewisses Interesse an geschlechtlicher Liebe unterstellen darf. Nicht in Bezug auf sie, aber generell schon. Was aber überhaupt nicht akzeptabel war, in diesem Fall, denn die Buchhändlerin, um die es geht und mir damals auch ziemlich direkt ging, war bei den Zeugen Jehovas. Qua Geburt. Was ich nicht wusste. Und mir auch nicht vorstellen konnte, denn Zeugen Jehovas waren komische alte Leute mit komischen Zeitschriften, aber keine knackigen Händlerinnen von, um Beispiele meines damaligen Kanons zu liefern, Aragon, de Sade, Mirabeau und Le Sage.
Nun konnte man in dem kleinen Buchladen schlecht voreinander davonlaufen, und ich entschuldigte mich auch, falls ich denn ihre Gefühle verletzt hätte, die sie ja eigentlich gar nicht haben könnte, in dieser Angelegenheit. Und das wunderbare an unserer Service-Gesellschaft ist, dass im Beruflichen auch eine Zeugin Jehovas einen lästermäuligen Semiten mit ausgesuchter Freundlichkeit behandeln muss, was dieser dann zurückgeben kann. So sassen wir dann doch wieder manchmal im Cafe. Und ein halbes Jahr später erzählte sie beiläifig, dass sie ausgestiegen sei. Und ab jetzt beim Schauspieler wohnte. Und einen Freund hatte sie auch noch.
Das hielt auch nicht gerade lang, und dann war ich dort oben unter den Dachgauben bei ihr, wo Tauben müde zum Fenster reinblinzelten und alles sehr pariserisch tat, was diese Provinz manchmal beängstigend gut kann, so dass man sich fast vorstellen kann, hier zu bleiben und alt zu werden, und wo Kronzeuginnen gegen Jehova auspacken, geschieht ihm recht, dem alten Lustfeind, das Licht war pastellig auf ihrer Haut und sie lag auf dem Bett. Es wurde sehr spät, und ich sprach nicht nur über Sex, aber der Schauspieler war nicht da, und es war so eine dieser Nächte, die nie enden dürfen und wenn doch dann später als sie mit ihren Pianistinnenhänden meine Hand nahm und da noch ein letzter Rest Zweifel war, doch sie
Wenn es eine universelle Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre sie in dem Moment, hier, jetzt, heute, zufällig wieder in dieser Provinzstadt gewesen, die sie schon lange verlassen hat, und wäre die schmale Gasse hochgekommen, wo ich stand. Und ich hätte nicht das googlesche Orakel nach ihr befragen müssen, das mir jede Antwort schuldig blieb.
Alles steht auf ungeahnte Weise in Verbindung, und nichts ist jemals vorbei. Und eine Woche später bin ich in der Stadt, in der der Buchhändler immer noch ausbildet, und stehe vor dem Haus, in dem vor 10 Jahren eine seiner Auszubildeten wohnte. Ganz oben, unter dem Dach. In Untermiete bei einem Schauspieler, bei dem alle Mädchen ach und weh sagten. Sie wohnte bei ihm, teilte sein Bad und füllte seinen ewig leeren Kühlschrank, aber sonst war nichts.
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Aber das war auch schon schlimm genug, in den Augen ihrer Familie. Denn so tough und fit sie in Lederhosen und mit kurzen Haaren aussah, so sehr ihre Lippen Sinnlichkeit versprachen, und die Augen viel Witz - sie hatte einen massiven Fehler. Den ich erst bemerkte, als ich sie nach vielen Büchern fragte, ob sie nicht mal nach München in die Oper wollte, Nozze di Figaro. Sie wollte. Und dann fragte ich sie, ob sie Essen gehen wollte. Wollte sie auch. Wir gingen in die Hauskneipe der CSU, das Pacelli. Irgendwann wurde das Gespräch sehr frostig und einseitig, ein bis dahin netter Abend entwickelte sich zu einer Katastrophe. Ich war mir dabei eigentlich sicher, dass ich keinen direkten Versuch unternommen hatte, eine Nozze di Uceda folgen zu lassen.
Ihre Kollegin erzählte mir eine Woche später, sie hätte es grauenvoll gefunden, dass ich über Sex redete. Nicht wie, sondern überhaupt. Nun ist mein Buchgeschmack durchaus so, dass mir jede Buchhändlerin allein anhand der bestellten Bücher ein gewisses Interesse an geschlechtlicher Liebe unterstellen darf. Nicht in Bezug auf sie, aber generell schon. Was aber überhaupt nicht akzeptabel war, in diesem Fall, denn die Buchhändlerin, um die es geht und mir damals auch ziemlich direkt ging, war bei den Zeugen Jehovas. Qua Geburt. Was ich nicht wusste. Und mir auch nicht vorstellen konnte, denn Zeugen Jehovas waren komische alte Leute mit komischen Zeitschriften, aber keine knackigen Händlerinnen von, um Beispiele meines damaligen Kanons zu liefern, Aragon, de Sade, Mirabeau und Le Sage.
Nun konnte man in dem kleinen Buchladen schlecht voreinander davonlaufen, und ich entschuldigte mich auch, falls ich denn ihre Gefühle verletzt hätte, die sie ja eigentlich gar nicht haben könnte, in dieser Angelegenheit. Und das wunderbare an unserer Service-Gesellschaft ist, dass im Beruflichen auch eine Zeugin Jehovas einen lästermäuligen Semiten mit ausgesuchter Freundlichkeit behandeln muss, was dieser dann zurückgeben kann. So sassen wir dann doch wieder manchmal im Cafe. Und ein halbes Jahr später erzählte sie beiläifig, dass sie ausgestiegen sei. Und ab jetzt beim Schauspieler wohnte. Und einen Freund hatte sie auch noch.
Das hielt auch nicht gerade lang, und dann war ich dort oben unter den Dachgauben bei ihr, wo Tauben müde zum Fenster reinblinzelten und alles sehr pariserisch tat, was diese Provinz manchmal beängstigend gut kann, so dass man sich fast vorstellen kann, hier zu bleiben und alt zu werden, und wo Kronzeuginnen gegen Jehova auspacken, geschieht ihm recht, dem alten Lustfeind, das Licht war pastellig auf ihrer Haut und sie lag auf dem Bett. Es wurde sehr spät, und ich sprach nicht nur über Sex, aber der Schauspieler war nicht da, und es war so eine dieser Nächte, die nie enden dürfen und wenn doch dann später als sie mit ihren Pianistinnenhänden meine Hand nahm und da noch ein letzter Rest Zweifel war, doch sie
Wenn es eine universelle Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre sie in dem Moment, hier, jetzt, heute, zufällig wieder in dieser Provinzstadt gewesen, die sie schon lange verlassen hat, und wäre die schmale Gasse hochgekommen, wo ich stand. Und ich hätte nicht das googlesche Orakel nach ihr befragen müssen, das mir jede Antwort schuldig blieb.
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Montag, 5. Juli 2004
Gedanken beim Verfassen des nächsten Teils
uceda, 14:34h
Warum reden die immer von Minimalkonsens, wenn es um das Diktat ihrer Maximalforderungen geht?
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Publikumsreaktionen
uceda, 14:23h
sind beim Radio ja eher etwas selten. Aber gestern war es wieder mal soweit: Eine unserer 15.000 HörerInnen, ihres Zeichens alte Bekannte, die immer noch mit dem Münchner AStA zu tun hat, klingelte durch und sagte, dass solche, verbohrte *zensiert* wie die Frankfurter die Ausnahme sind und dass es ihr Leid tut, was die machen. Nein, nicht RCDS. Eine schwarz gekleidete Dame, mit der ich bei der Aktion gegen den 97er Naziaufmarsch im Tal stand, ganz vorne.
Und noch eins: Ich bin zwar nur ein doofer Radiomacher und musste mir dieses ganze Zeug von einem Bekannten installieren lassen, aber der wiederum hat da heute mal reingeschaut und Server (sagt man das so? jedenfalls so auswertbare Dingens) gesehen, die wohl dem Land Hessen gehören.
Es missfällt mir ausserordentlich, von der von uns bekämpften Koch-Regierung (mehr hier) instrumentalisiert zu werden. Das möchte ich hiermit klarstellen. Ich mag AStAe und Fachschaften und halte sie und ihr politisches Engagement für unverzichtbar - wenngleich ich zugebe, dass der AStA der JWG-Uni Frankfurt und seine Koalition von meiner Sympathie im Moment nichts abbekommen.
Trotzdem: Deshalb untersage ich hiermit ausdrücklich jede Verwendung, Speicherung und Verbreitung der Inhalte dieser Website durch das Land Hessen und dessen nachgeordnete Einrichtungen.
Listening: The Hives; Die, alright.
Und noch eins: Ich bin zwar nur ein doofer Radiomacher und musste mir dieses ganze Zeug von einem Bekannten installieren lassen, aber der wiederum hat da heute mal reingeschaut und Server (sagt man das so? jedenfalls so auswertbare Dingens) gesehen, die wohl dem Land Hessen gehören.
Es missfällt mir ausserordentlich, von der von uns bekämpften Koch-Regierung (mehr hier) instrumentalisiert zu werden. Das möchte ich hiermit klarstellen. Ich mag AStAe und Fachschaften und halte sie und ihr politisches Engagement für unverzichtbar - wenngleich ich zugebe, dass der AStA der JWG-Uni Frankfurt und seine Koalition von meiner Sympathie im Moment nichts abbekommen.
Trotzdem: Deshalb untersage ich hiermit ausdrücklich jede Verwendung, Speicherung und Verbreitung der Inhalte dieser Website durch das Land Hessen und dessen nachgeordnete Einrichtungen.
Listening: The Hives; Die, alright.
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