Freitag, 13. Februar 2004

Raubgut
dachte ich lange Zeit, wenn ich in Antiquitätenladen Judaica sah: Büchsen, Thorazeiger, Kerzenhalter, alles aus Silber, und liebevoll geputzt, als ob es wirklich aus jüdischen Familien kommen würde. In den letzten Jahren war es immer öfter zu sehen. Natürlich würde das niemand verkaufen. Wenn es also auf den Markt kommt, dann muss es mehr oder weniger gewaltsam zu jemandem gewechselt sein, dessen Nachfahren das 1933ff erworbene Gut jetzt versilbern. Es passt: In den 40ern geraubt, jetzt sterben die alten Nazisäcke, und da kommt es zum Vorschein.

Und jedes mal dieses komische Gefühl, hinzugehen und den Händler zu fragen, ob ihm das eigentlich klar ist...

Heute war wieder so ein Tag. Ein Laden, in dessen hinterem Bereich ein Schubladen voll Judaica lag. Ich stand davor, und der geschätzige Händler bemerkte mein Gschau.

Ob ich interessiert wäre -

und bevor ich ihn angiften konnte, machte er gleich weiter - es sind nämlich totale Ladenhüter, weil der Markt vollkommen von russischen Kopien der alten Originale überschwemmt ist, die hier sind auch solche nachgemachten Teile, die er auf Kommission hatte, aber der Typ schuldete ihm Geld und jetzt hat er sie kassiert und er würde es mir ganz billig machen, 10 Euro für den Zeiger...

Ich nahm, unter diesen Vorraussetzungen, doch lieber den Art Deco Leuchter. Einen Zeiger gab´s als Zugabe.

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