Montag, 26. April 2004

Ich fordere 6 Monate Einzelhaft für Andrea Diener.
Besagte Frau soll eingekerkert werden, ohne Radio, TV, Bücher jemseits eines Rechtschreibdudens, nur mit dem iBook, täglich nicht mehr bekommen als eine Meisterköchinnenversorgung, 7 Kannen Tee oder Kaffee und 300 Gramm Schokolade, und in dieser Zeit soll sie jeden einzelnen Tag 1 Seite einer Satire auf den Kulturbetrieb schreiben, beiu dem folgendes Ereignis der Kern sein soll

http://gig.antville.org/stories/765722/

Und davon ausgehend das Leben, Schicksal und hoffentlich mitunter grausame Ende mancher Protagonisten.

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Donnerstag, 15. April 2004

Maxim Biller kann es doch
Letzte Woche war eine Journalistin da, die zu jung war, um den alten Hass-Biller von Anno Tempokolumne noch zu kennen. Als wir darüber sprachen, wie wenig gute jüdische Literatur es hier in Deutschland gibt, dass so viele Kretins es zwischen die Buchdeckel schaffen, dass es jetzt wenigstens ein gutes Buch von Biller gibt - da leuchteten ihre Augen.



Das Buch von Maxim Biller heisst Bernsteintage und liest sich am Besten auf dem alten Perserteppich, den die Eltern 1978, kurz vor dem Ende des Schahregimes noch gekauft haben; also dem Teppich, mit dem wir einige unserer Jugenderinnerungen verknüpfen. Dieses eigenartige Kribbeln beim Drüberstreichen empfinden wir nicht nur in der Hand, sondern aich im Kopf, wenn wir das Buch mit dem genialen Cover aufschlagen, und über die Kindheit und Jugend lesen.

Biller schreibt grandios, stilistisch ausgereiift, baut mit kleinen Nuancen und Drehungen genau so viel Begeisterung für seine Gestalten auf, wie es sein soll. Das sind dann nicht die labbrigen Waschweiber von Judith Hermann, Maike Wetzel und ihrer Fräuleinplunderapanage, sondern glaubwürdige Charaktere. Romane auf wenigen Seiten. Vollendete Literatur. Grossartig.

Und gar nicht mehr der Hass-Biller. Literatur, die Augen leuchten lässt. Ideal, wenn sie dann, Tage später, von einer Frau auf dem Perserteppich gelesen wird, der wie dabei den Rücken streicheln.

Damit wir dann morgen wieder kraftvoll zuhassen können.

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Sonntag, 11. April 2004

Kalauer Update
weil es thematisch so gut passt, was von Herrn Broder:

Das Risiko, sich den Schmock beim Trockenwichsen zu brechen, ist weit höher, als einen verliehen zu bekommen.

Böse. Und gut.

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Samstag, 27. März 2004

Back 2 the 90ies/2: Bucaille, Generation Intifada
oder, salopp gesagt: Kein Golf in Palästina

Aber trotzdem einige Parallelen. Laetitia Bucaille erzählt anhand fiktiver Personen die Geschichte der Intifada Ende der 80er Jahre, die Zeit des fragilen Friedensprozesses, und die Al-Aqsa-Intifada. 15 Jahre, in denen aus Steinewerfern erst Bewaffnete werden. Dann, nach dem Ende der Intifada, scheitert die Integration in die Zivilgesellschaft an den innerpalästinensischen Problemen. Sie werden Kriminelle, und letztlich wieder Leute, die losziehen und Anschläge verüben, allein schon, weil es das ist, was sie können, und worauf ihr Prestige in Palästina beruht.



Israelis tauchen im Buch praktisch nur als Besatzungsmacht auf, aber das macht es nicht zu einem antiisraelischen Pamphlet. Bucaille betrachtet vor allem die Probleme, die die Anhänger der Intifada haben, ihre von der PLO betrogenen Hoffnungen, die Unfähigkeit, ein geregeltes Leben zu führen, das Fehlen sozialer Bindungen. Es ist eine präzise, tiefgehende Analyse der problemlage im Nahen Osten, und sicher frustrierend für all die Friedensaktivisten und politisch korrekten Dampfplauderer, die glauben, ein Ende der Siedlungen würde die Gewalt im Nahen Osten beenden. Vielmehr macht Bucaille deutlich, dass es enorme Spannungen innerhalb der verschiedenen Gruppen in Palästina gab und gibt.

Da werden mutmassliche Verräter massakriert, Lokale verwüstet, Flüchtlinge gründen mafiöse Banden gegen die Reichen, die PLO ist bis ins Mark korrupt und kümmert sich nicht um die sozialen Probleme. Das alles zeigt so wenig Hoffnung auf, dass die Schlussfolgerungen nach der brillianten Analyse eher dürftig ausfallen. Trotzdem ein Buch, das jeder mal lesen sollte, bevor er die Klappe aufreisst. Wissen ist weder ansteckend noch krebserregend.

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Freitag, 26. März 2004

Back 2 the 90ies/1: Rabinovici, Ohnehin
Nach der Machtübernahme der blauschwarzen Koalition wurde ich nach Österreich versetzt. Meine Heimat Bayern ist nicht gerade ein liberales Land, ich bin auch aus anderen europäischen Ländern einiges gewöhnt, aber dieses Österreich ... ein Alptraum. Wir von der amerikanischen Auslandspresse wurden behindert, belogen, angedisst, und überhaupt mit der ganzen Unverschämtheit behandelt, mit der in Österreich die freie Berichterstattung unterdrückt wird. Der metternichsche Obrigkeitsstaat lebt bis heute in den Ritzen der Amtsstuben.



Dieses bleierne Österreich ist die Kulisse für Doron Rabinovicis Roman "Ohnehin". Rabinovici klagt das System nicht an, sondern lässt es als kaum fühlbare Bedrohung im Hintergrund mitlaufen: Den Rassismus, die Willkür, die dümmliche Ignoranz, Attentate und braune Sager. Nur manchmal schlägt diese Wiener Melange zu und greift in das Leben der Hauptpersonen ein: Eine Clique von thirtyandsomethings, die sich auf dem Naschmarkt treffen. Sie sind sowas wie ein ambivalenter Gegenentwurf zur österreichischen Gesellschaft. Im Freundeskreis der Hauptperson Stefan Sandtner sind gewandelte Maoisten, durchgeknallte Töchter von Naziverbrechern, Flüchtlinge des Bürgerkriegs auf dem Balkan, Griechen, Türken und Juden.

Das Buch begleitet sie eine Weile, wandert unspektakulär vom Einen zum Anderen, und macht keine Anstalten, die aufgeworfenen Fragen zu beantworten. Kann sein, dass manche Leser den gesamten Roman als skizzenhaft und unfertig empfinden werden, aber gerade im trägen Fortschreiten der Handlung ohne Spannungsaufbau und Höhepunkt gibt dem Buch etwas sehr Authentisches - zumindest, wenn man eine Weile die Wiener Kreise miterlebt hat, die Rabinovici beschreibt. Wenn nicht - dann kann es sein, dass man die fragilen Netze, Beziehungen und das Ungesagte in "Ohnehin" nicht versteht.

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Montag, 22. März 2004

Rockt,
das hier. Something Jewish.

Oder so.

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Sonntag, 21. März 2004

Ohnehin
Der Roman "Ohnehin" von Doron Rabinovici ist so eine Sache, wenn man zu lesen anfängt: Wegen der leicht apathischen Beschreibung der Hauptpersonen etwas langatmig zu Beginn. Und dann noch mit Themen, die wegen der Nähe zur Geriatrie auch nicht gerade frühlingskompatibel sind.

Denkt man nach den ersten Seiten, und mag es nicht glauben, wenn man den Rabinovici live erlebt hat, bei den Demos gegen HJaider oder bei der Eröffnung des EUMC in Wien. Eine bissige Giftschleuder, wenn´s sein muss - und in Österreich muss es oft sein - ansonsten witzig und blitzgescheit. Reaktionsschnell. Gar nicht so behäbig, wie er auf dem Autorenbild früh vergreist vor sich hinsinniert, oder so, wie der Roman beginnt.

Zum Glück: Nach 50 Seiten geraten langsam die Philos ins Schussfeld, die innerjüdischen Streitereien, und hey, da isser ja, der Rabinovici, wie man ihn schätzt. Yo.

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Mittwoch, 17. März 2004

Darf man das sagen?
Er wird nicht mehr verurteilt. So ist es aber auch ok.

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Samstag, 13. März 2004

Shabbat Schalom
bei einer guten Freundin. Und 2 Tage später kommt dann für sie die grosse Einführungsparty ins Rabbinat....

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Sonntag, 22. Februar 2004

Ich möchte Teil
einer Jugendbewegung sein und



sowas wollte ich ja schon immer haben, und

hey, ich habe sowieso ein Fahrrad gebraucht, robust sollte es sein, billig, irgendwie zum Terrain passend, wenn ich schon den Sommer über in Berlin sein muss.

Auch wenn sie mich dann wahrscheinlich für einen Rap-Poser halten.

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