Sonntag, 23. Mai 2004

Geschichte kann wie Scheisse am Schuh kleben
sagte mir mal ein Vertreter der deutschen Industrie entnervt nach den Verhandlungen um die Zwangsarbeiterentschädigung in Bonn. Ich war damals durch einen Irrtum des Wachpersonals in den Sitzungssaal gelangt, weil die dachten, mein amerikanischer Auftraggeber wäre an den Verhandlungen beteiligt. Bevor sie mich entdeckten, ging ich dann doch von selbst, aber davor hatte ich dieses denkwürdige Interview mit diesem Manager, der gerade von den Tschechen* in die Mangel genommen worden war. Er sah nicht gut aus, und klang auch so.

Das Zitat habe ich dann aus dem Interview gestrichen, aber sowas bleibt einem im Kopf. Wenn ich jetzt höre, dass die Wertheim-Erben gegen Karstadt hier in Deutschland vorgehen wollen, unter anderem wegen dem Grundstück, auf dem das grauenvolle Beisheim-Center steht -



dann möchte ich den Karstadt-Managern diesen Spruch mit auf den Weg geben. Das Ding hat das Potential, die gesamte Restitutionsgeschichte und ihre juristische Bewertung umzukrempeln.


*Die Tschechen - von allen Delegationen haben die am besten gearbeitet. Mann, die wussten genau, was sie taten. Für die war das keine politische Frage, sondern ein zweites inneres Benes-Dekret.

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Mittwoch, 19. Mai 2004

Watz! Zack! Bumm Bumm!
Jüdische Gemeinden haben meistens noch nicht mal eine Website - von wegen, Volk der Schrift, des Textes, des Buches und so. Frankfurts Hinlanger und Watschenbaumumfaller haben dagegen sogar ein Blog.

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Mittwoch, 19. Mai 2004

Michael Wolffsohn vs. Struck
war kein Unentschieden. 100:1, dass da noch was Bitteres nachkommt. So wie Struck aussah, hätte er gerne was Bush-mässiges gesagt, wie etwa "we´re gonna smoke him outa his hole". Konnte er nicht. Aber vermutlich wird hintenrum schon erheblich an den Lehrplänen der Bundeswehruni gefeilt.

Dass es keine rechtliche Handhabe gibt, heisst ja auch im Rechtsstaat nicht, dass es nicht trotzdem eine Handhabe gibt.

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Mittwoch, 12. Mai 2004

Schon komisch
Der im Irak ermordete Zivilist Nicholaus Berg war Jude - irgendwie kommt das hier in den Medien nicht an. Am Dienstag wurden sechs israelische Soldaten bei einem Anschlag im Gazastreifen mit einer Mine getötet, und anschliessend wurden Leichenteile wie in Falludscha von Hamas-Anhänger durch die Strassen gezerrt - auch davon gibt es Bilder, aber nichts davon hierzulande in den Medien. Alles überdeckt durch die Foltervorwürfe.

Israel ist erst wieder auf der Mattscheibe, wenn die militärische Reaktion kommt. Und solange ist erst mal der Wolffsohn das Thema. Sucks.

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Dienstag, 11. Mai 2004

Nächsten Mittwoch
tritt Rumsfeld zurück. Das ist in etwa der Zeitraum, der ihm bleibt, unm das alles mit Würde zu managen - was Würde in diesem Zusammenhang halt so bedeutet.

Und dann wird sich das Wall Street Journal auf Frau Rice einschiessen, und auf Wolfowitz. Das WSJ hat den Hintern von allen seriösen Medien am weitesten rausgehängt und muss was tun, um nicht blöd dazustehen, mit ihrem gerede von den Values, die die Amerikaner in den Irak bringen.

Und inzwischen tun sich arabische Medien erkennbar schwer, die USA noch als Israels Büttel zu bezeichnen. Der Irak ist noch nicht Vietnam, aber längst härter als alles, was die arabische Welt in Palästina erlebt hat.

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Donnerstag, 6. Mai 2004

Einer für alle,
titelt die jüdische Allgemeine, das Zentralorgan des Zentralrats. Will sagen, der real existierende Zentralrat tue genug für alle Gruppen des Judentums - auch die Liberalen. Wer´s liest, liest es mit Erstaunen und mitunter auch Unglauben.

Umgekehrt sagt die liberale Union dem Spiegel (Zeit- und Sudelschrift), dass die meisten Juden, für die der Zentralrat zu sprechen bahauptet, nur auf dem Papier Juden sind, und sich ansonsten nicht um die Religion scheren.

Umgekehrt könnte man auch sagen, dass manche Liberale...

Was man wirklich sagen kann, ist, dass auf beiden Seiten Judentum und Wahrheit mit Füssen getreten werden. Erstaunlich schmerzfrei, diese Leute. Aber auch im Judentum bekommt man die Führungspersönlichkeiten, die man verdient.

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Mittwoch, 5. Mai 2004

Plain, simple, good Story
auf dem Weg nach Berlin, kurz hinter Nürnberg.

Das flache Gemäuer auf dem Berg ist die Burg Schnaittach, eine Befestigungsanlage des 18. Jahrhunderts. Davor stand an dieser Stelle eine verschachtelte mittelalterliche Burg, eine sogenannte Gahnerbenburg eines weit verzweigten Geschlechts, die aber zusammen in dieser Burg lebten.



Nach den grossen Judenvertreibungen des 15. Jahrhunderts nahmen die Reichsgrafen von Schnaittach Juden auf. Der Ort zu Füssen ihrer Burg wuchs an, florierte, Synagoge und Kirche waren nah beieinander, und die Reichsgrafen sorgten dafür, dass es keine Reibereien gab.

Und als sie dann als Geschlecht ausstarben, verkauften sie Schnaittach an die judenfeindlichen bayerischen Herzöge - unter der Massgabe, dass sie versprechen mussten, nichts am guten Status der Juden in Schnaittach zu ändern. Die Bayern haben sich daran gehalten.

Just a simple, good Story. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Übrigens, Schnaittach hat ein hervorragendes jüdisches Museum. Und in dem weissen Gebäude unterhalb der Burg gibt es einen grandiosen fränkischen Apfelstrudel.

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Montag, 3. Mai 2004

Sharon hat die Likud-Abstimmung verloren
40:60, das ist nicht weniger als ein Schlag ins Kontor. Zurücktreten will er trotzdem nicht. Also weiter wie bisher. Kann ja heiter werden. Wahrscheinlich denkt er sich, was interessiert mich mein Gerede von gestern, und macht, was er für richtig hält: Den Gaza räumen.

Naja. Wer den Gaza mal gesehen hat, weiss, dass man da nicht viel verpasst, wie auch das Westjordanland. man muss schon ziemlich durchgeknallt sein, wenn man da freiwillig hingeht.

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Dienstag, 27. April 2004

Konkurrenzdenken
Nett: Gestern sagt der Chef der Antidefamation Legue in mein Mikrophon: Alle Studien gehen davon aus, dass der Antisemitismus in Europa abflaut.

Heute behauptet der Chef des World Jewish Congress genau das Gegenteil - alle Studien zeigten einen Anstieg.

Das an sich ist schon ziemlich bescheuert, aber so richtig lustig wird es erst, wenn die Journalisten zu feige sind, in den PKs auf sowas hinzuweisen. Oder, wie gestern bei den NGOs, sich mit hohlen Phrasen seitens des American Jewish Comittee abspeisen lassen, von wegen, man werde (als kleiner Laden mit ein paar Praktikanten in Berlin, nachdem die US-Zentrale doch lieber die Dependance in Brüssel aufbaut) hier in Europa die Regierungen dazu bringen, mehr zu tun. Und dann, wenn eine kritische Nachfrage kommt, das Ganze ins Engliche zu übersetzen und bei der Gelegenheit auch gleich noch die Schärfe zu eliminieren.

Ts ts ts. Aber so ist das nun mal, wenn man hier in old Europe aufschlägt und denkt, die Leute hier werden schon andächtig beschweigen, was die da vorne an Weisheiten verbreiten.

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Montag, 26. April 2004

Realsatire
Denn sie begreifen nicht, was sie da schreiben:

"Das Bündnis gegen Antisemitismus [BgA] ist Anfang 2003 aus einer Spaltung des "Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus" hervorgegangen."

von hier.. Judäische Volksfront? Pah! Wir sind die Volksfront vion Judäa!

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