Montag, 19. Juli 2004

Fehlt noch was
an diesem Tag? Richtig, eine Sache noch. Ein anständiges Eswirdnichtmehrsommergewitter. Bitte, wird sofort geliefert.



Und zur Verdauung 100 Meter Schirmstafettenlauf ins Büro. Es sind so richtig fette, fiese Berlinerkneipierstropfen, ölig und hingerotzt.

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Sonntag, 18. Juli 2004

Nachtflug
Zuerst ist es leer auf der Autobahn, bei Ingolstadt ist alles dicht. Ich presche erst danach auf das Betonband Richtung Nordosten. Es ist 10 Uhr, und immer noch etwas hell, der Himmel ist tiefblau und schimmert wie eines dieser Kleider, das meine Liebste früher gerne trug.

Du aber gehst mit weichen Schritten in die Nacht,
Die voll purpurner Trauben hängt
Und du regst die Arme schöner im Blau.


heisst es bei Trakl.



Dann fällt alles ins Schwarz der Nacht, ein gnädiger Schatten deckt die Ödnis zu, die sich von Hof an hinunter in die Ebenen erstreckt, mit Namen wie Bitterfeld und Vockerode. Es wird spät, mit Pausen sehr spät, bis ich im ersten wolkengedämpften Licht das grosse Slumgebiet an der Spree erreiche, und so fast ohne Schlaf falle ich durch den Tag, bis ich jemand treffe, auf die ich mich schon lang gefreut habe. Und weil Shabbat ist, und weil es passt, und weil sich in dieser Nacht wieder so viele zu Tode gebrettert haben, und ich wie bisher immer in meinem Leben unbeschadet durchkam, egal wo und wie, sage

Ich muss nicht erschrecken vor dem Grauen der Nacht
und vor den Pfeilen, die am Tag fliegen,
vor der Pest, die durch das Dunkel schleicht,
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.

Wenn auch tausende fallen zu meiner Linken
und zehntausende zu meiner Rechten Seite
es wird es mich nicht treffen.

Und sie auch nicht, denn sie ist ein Glückskind.

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Sonntag, 11. Juli 2004

Jüdisches Sonntagsquiz!
Was will uns dieses Grafitti aus Frankfurt sagen?



a)Alle Geschlechter tuscheln, wenn es ums Judentum geht

b) Judentum hat auch auf grössere Entfernung anturnende Wirkung für Mann, Frau und alles was dazwischen ist

c) Mit sechs Sternenzacken
tun Juden Beischlaf machen.

d) Headbanging jewish Style

e) Gar nichts, da waren 2-3 unterschiedliche Schmierfinken am Werk.

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Dienstag, 29. Juni 2004

Pic of the day
Dieser Aufkleber liegt in Berlin auf dem Boden, und die Leute trampeln darauf rum.



Ich werde heute in Westdeutschland sein. Niemand wird sich verlieben, wo ich reingehe, aber vielleicht werden sie ja einen Moment aufhören, auf einander gegenseitig rumzutrampeln. Zumal sie das auf einem Minenfeld machen.

Falls nicht: So what. Es ist vielleicht ein tieferer Begriff von Gerechtigkeit, wenn die beiden Schlimmsten von ihnen dann von einem rasiert werden, der auch nicht besser ist. Die wissen noch nicht, was Schmerz bedeutet, aber sie werden es begreifen. Mal schaun, wie tief ihr Irrsinn geht, und wann die Angst ums blosse Überleben einsetzt.

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Donnerstag, 24. Juni 2004

Einziger EM-Eintrag
Wenn Budweiter, dann Schnauze völler.

Hey, ein Teil meiner Family kommt aus Tschechien. Ist zwar schon 310 Jahre her, aber -

WO IST DER NÄCHSTE AUTOKORSO!!!!

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Sonntag, 20. Juni 2004

Normalerweise tue ich sowas nicht
aber diesmal treffen mich die Fragen von cult7 ins Mark, habe ich doch letzte Woche zugesagt, noch ein verfluchtes Jahr hier in Berlin dranzuhängen. Hier also die Echtzeitvariante der Fragen, was ich tue, wenn ich 7 Jahre in Verbannung muss (1 Jahr Berlin entspricht in etwa 7 Jahre Kabul oder Medellin oder o,75 Jahre Leipzig):

In 25 Stunden verlässt du das dir bekannte Leben und musst für sieben Jahre unfreiwillig weggehen.
Nenn mich Depp, bitte. Die Fragen?

1. Was ist dein letztes Essen zu Hause, Depp?
Danke. Pappenheimer Apfelstrudel und ganz viele bayerische Brezen der Bäckerei Uhlmann.

2. Was ist dein letzter Song?
Die Ärzte, Der Rebell, selbst intoniert unter einer anständig eingebauten bayerischen Dusche, bei der keine Kacheln von der Wand fallen, in einem Haus, das nach 400 Jahren besser aussieht als jeder Berliner Neubau. Und auch in 400 Jahren noch da ist - was ich von Berlin nicht erwarte.

3. Was wird deine letzte Handlung in deiner jetzigen Freiheit?
Wenn irgend möglich: Ficken*.

4. Welchen Ort besuchst du auf jeden Fall noch einmal?
Das Bett. Zum Ficken. In besagtem 400 Jahre alten Haus. Meine Oma wegen des Apfelstrudels. Ist aber im gleichen Haus, 4 Stockwerke weiter unten.

5. Welchen Gegenstand, den du immer bei dir tragen darfst, nimmst du mit?
Eigentlich hätte ich gesagt: Die Gesänge Schelomos. Aber die habe ich auf meinem Notebook. He, ich muss nach Berlin, kann mir jemand einen Flammenwerfer in den Thinkpad einbauen?

6. No way. Verstösst gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, du Depp. Aber du darfst einen Brief mitnehmen. Von wem ist er, und was steht darin?
Von einer wunderbaren Frau, die ich nie vergessen werde. Es war nur ein Zettel, den sie mir gab, und darauf stand: "Ich möchte mit Ihnen schlafen. Wenn Sie das auch wollen, lächeln Sie. Sie dürfen diesen Zettel behalten".
Es war too good to be true. Aber das war damals so, in den wilden, frühen 90ern.

7. Welchen Ort besuchst du nach deiner Rückkehr als erstes?
Das Piano Nobile des 400 jahre alten Hauses, wo meine Oma mit dem Apfelsrudel schon auf mich lauert und mir Vorwürfe macht, weil ich zu selten angerufen habe. Was ich eigentlich jetzt gleich tun sollte. Sofort.

Roger and Over.

*Edit: Und zwar einen Trostfick on der Sorte, wie Etgar Keret ihn in seinem wunderbaren Buch "Pizzeria Kamikaze" beschreibt. Vielleicht mit einer Frau, mit der man monatelang rumgetan hat, nie genau wusste, woran man bei ihr war - und in der letzten Nacht dann das Aufeinandertreffenm, das einen aus der Lebensbahn schiesst wie eine Billard-Kugel, und man sitzt im Auto und denkt nur: Was hab ich nur getan, und warum fahre ich weg?

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Donnerstag, 3. Juni 2004

Es kotzt mich an
Die Spiegel Online Berichterstattung zum D-Day verdient den Guido-Knopp-Preis für Landserheftchen-Geschichtsaufarbeitung. Mit Brillianten, Schwertern und Eichenlaub.

Alles eine Familie, erzählen die mir. Haben wir, Amis und Deutsche, nicht gemeinsam gelitten? Zumal sich die Spiegel-Leute ja gar nicht mehr einkriegen, mit ihren nassen Realträumen vom amerikanischen Debakel im Irak. Endlich kriegen die Amis auch mal was aufs Maul, wie des Spiegelpraktikanten Grosspapa an der Ostfront. Das freut. WWII wird gleichgeschaltet, beim Krieg gegen den Terror sind sie endlich mal auf der richtigen Seite.

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Dienstag, 1. Juni 2004

Nachttransfer
von Berlin in die allertiefste bayerische Provinz. Wo ich mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag nicht, da bin ich in München auf Sendung, dann wieder Montag sein werden.



Dann gibt´s auch mal Bilder mit hügeliger Landschaft, schön restaurierten Bürgerhäusern und Strassen, die nicht von Schlagloch zu Schlagloch entlang einer 4-Millionen-Favela führen. Breite, glatte, saubere bayerische Strassen eben.

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Montag, 31. Mai 2004

Es mag etwas übertrieben sein.
Aber ich mag es so.

Ich habe das Glück, aus einer Familie zu kommen, die, wie man bei uns in Bayern sagt, ned auf da Brennsuppn doheagschwumnma is. Was soviel bedeutet, als dass es unsereins nicht nötig hatte, Wassersuppe zu löffeln. Meine Eltern wollten das beste für ihre Kinder und sind deshalb in eine Vorstadt rausgezogen, wo die Gärten gross, der Seen gleich daneben sind und Einfamilienhäuser unter 150 Quadratmeter Wohnfläche etwas abwertend als "Hundehütten" bezeichnet werden.

Leider war das zu einer Zeit, in der, wer konnte, sein Heim zur Burg ausbaute. Romanische Rundbögen. Türme, Erker, Kachelöfen und Kasettendecken und waren damals die grossen Bausünden, und meine Eltern können es sich nicht leisten, Naturkalkstein zu werfen, ohne das Butzenglasscheibenimitat zu zerstören - was ich, btw, durchaus begrüssen würde. Doch so waren die Zeiten, und an die niedrigen Decken kamen per so durchaus schöne, historische Messingleuchter. Und es dauerte bis vor wenige Wochen und bis zu einer gezielten Intervention meinerseits, bis endlich ein richtiger Maria-Theresia-Kronleuchter in den Eingangsbereich kam.

So sehr mich also die Liebe meiner Eltern zu persischen Teppichen geprägt hat, so wenig habe ich von ihrem Geschmack in Sachen Beleuchtung. Ich mag Kronleuchter mit Kristall, und in Berlin lässt sich so etwas leicht finden. Nachdem bereits alle Zimmer, der Flur, das Bad und die Garderobe im Schein der Kristalle funkeln -



kam ich am Freitag auf dem Rückweg einer Einkaufstour durch einen Schlenker zufällig an 2, in Kisten verpackten Schrotthaufen vorbei. Etwas Metall, und am Boden viel Kristall. Nun kann man das Glas immer brauchen, wenn anderen Leuchtern mal was fehlt. Nachdem die beiden vor ihrer Zerstörung offensichtlich zusammengehörten - ein grosser und ein kleiner Korbleuchter - erwarb ich sie beide. Vielleicht geht ja "Aus zwei mach eins", und es gibt daheim bei meinen Eltern weiteren Bedarf.

Zuhause angekommen, dann die grosse Überraschung: Beide Leuchter waren komplett. Beide Leuchter waren sogar sehr schön, als sie fertig geputzt waren. Nicht unbedingt erste Qualität, aber doch, sehr fein anzusehen.

Nur habe ich absolut keinen Platz mehr in meiner Wohnung. Echt nicht. Alles voll, bis auf den Balkon. Der Balkon. Hm.

Wiegesagt, es mag etwas übertrieben wirken. Aber es sieht Tags und in der Nacht sehr schön aus.

Und den anderen, den Grösseren, damit lasse ich Berlin ausbluten und bringe ihn nach Bayern.

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Mittwoch, 26. Mai 2004

Dirty City needs dirty Treatment
Das Kriegswaffenkontrollgesetz verbietet den Einsatz gepanzerter Fahrzeuge mit montierter Bewaffnung durch Zivilisten, zumal in den Städten dieses Landes. Obwohl Berlin im Jahre 1945 das Beste Beispiel für die Sinnahftigkeit des Panzereinsatzes in Städten ist, gibt es hier keine Ausnahmeregelung. Und das, obwohl die nicht vorhandenen Fahrkünste der Berliner ein weiterer guter Grund wären.



Unter diesen Vorraussetzungen habe ich das schmutzigste, härteste und fieseste Mountainbike meines Arsenals mitgebracht und diese Woche einsatzfähig gemacht.

An alle Autofahrer, die meinen, man kann mir auf dem Ding die Vorfahrt nehmen: Irgendwann müsst ihr Euren Blecheimer verlassen. Dann seid ihr verletzlich.

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