Mittwoch, 15. Juni 2005

Heimat-Artikel
So, mal schaun, ob die Auftraggeber das schlucken - es ist ein "Ich"-Beitrag über die, hm, Liebe nicht, aber Neigung für dieses Land. Nicht das komplette Land, manche Ecken wie Berlin Mitte sind mir so fern wie Ramallah, aber doch die kleine Ecke, in der ich mich so bewege; etwa 150 Kilometer nach Norden und 200 Kilometer nach Süden, sprich, im grossen und Ganzen: Bayern, etwas Hessen und Baden-Württemberg und Österreich. Politisch ist das alles zwischen Übel und Unerträglich, menschlich zumindest ab Augsburg und Salzburg grenzwertig, aber zum Leben sehr angenehm.

Ich habe hier einen persischen Freund, dessen Hass auf die Mullahs grösser ist als auf israelische Siedler, und mit dem streite ich mich oft über den Nahen Osten. Der hat so eine Art, dass selbst der nachgiebigste Friedensaktivist Sharon zu lieben beginnt... trotzdem können wir gut miteinander. Letzte Woche sassen wir in einem Biergarten, er erzählte von der Schönheit Persiens im Frühjahr, wenn die Bergwiesen wie gigantische Teppiche aussehen, aber...

Aber, sagte er, wenn er aus dem Norden hier her kommt und über die letzte Anhöhe fährt, von wo man aus diese Stadt erblickt mit ihren Raffinierien, ihren Fabriken und dem grossen Dom in der Altstadt, dann fühlt er sich eigentlich doch sehr zu Hause. Und wenn die Mullahs an den Strassenlaternen hängen, wird er vielleicht mal hinfahren - aber trotzdem bleibt er hier.

Und mir geht es genauso. Ich glaube, mehr ist Heimat nicht und muss es auch nicht sein. Bleibt nur die Frage, ob das Leute in der ganzen Tiefe verstehen, die nicht zu einer ethnisch-religiösen Minderheit gehören, für die das Hiersein stinknormal ist.

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Die, die weggegangen sind, die, die Heimat im Plural verstehen, ja, die verstehen das, auch wenn sie nicht einer ethnisch-religiösen minderheit angehören.

Und ich glaube der Rest auch, zumindest die, die ihre Neuronen schonmal eingeschaltet haben und nicht das ganze Leben auf Stand-By verbringen.

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Das würde ich
auch so unterschreiben. In meinem Fall ist das Hierbleiben (im Sinne von nicht weiter als 50 km vom Geburtsort weggezogen zu sein) nie unhinterfragte Selbstverständlichkeit gewesen. Hätten die Rahmenbedingungen etwas anders ausgesehen, hätte ich auch anderswo aufschlagen können. Und ich würde es weiterhin nicht ausschließen, dass es mich noch weiter weg verschlagen könnte. Aber ich weiß, was mir fehlen würde...

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Heimat, das ist da, wo man sich nicht erklären muss.

Ist nicht von mir, find ich aber trotzdem passend. Bleibt noch die Frage, wie ein Heimatfilm heute aussehen würde und ob das überhaupt geht, so einen Film zu drehen, das ihn jemand versteht. Der müsste dann ja jemand von woanders sein, das hieße dann Fremder, womit wir wieder beim Thema wären. Aber was solls.

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Rolling Stones
My father was a Rolling Stone,
Where ever he laid his head
was his home.

Warum schreibst Du von der Stadt, dem Land, in dem Du Dich zuhause fühlst? Nur um dieses Gefühl dann in Frage zu stellen.
Müsste sich dann jeder Angehörige einer Minderheit trotz Heimat sich nicht zuhause fühlen dürfen.
Die rechten Klatzköpfe sind sicherlich auch eine Minderheit (nicht nur Ihre geistige Minderbemittelheit macht Sie dazu).
Andererseits, es würde mich mehr als nur nicht stören, wenn man diese Idioten entheimaten könnte.
Aber wie immer im Leben, wo hört man auf, wenn man erst einmal angefangen hat.

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