Sonntag, 19. Juni 2005

Mal wieder im Fränkischen,
genauer, in Fürth gewesen. Die Reichsstadt Nürnberg hatte im späten Mittelalter das Judenviertel mit einer der damals typischen Vertreibungen zerstört, also siedelten sich die Juden ein paar Kilometer weiter in Fürth an. Und waren, wie auch an anderen Orten, sehr erfolgreich im Geschäft mit einem der wichtigsten Luxusgüter der Neuzeit: Dem Spiegel. Das erklärt auch, warum Namen wie "Spiegel" oder "Spiegelmann" im Judentum ziemlich häufig sind.

Ironischerweise sind es die Spiegel, oder besser ihre Herstellung, die dann auch Fürth bis heute prägen: In jedem Altstadthaus besteht die gefahr, dass die Balken immer noch mit den giftigen Rückständen der Produktion gefüllt sind. Für Spiegel benötigte man Quecksilber, dessen Giftigkeit damals noch unbekannt war - mitunter galt es auch als Medizin. Das hat sich im Holz auch über 100 Jahre nach dem Ende der Fürther Spiegelmacher gehalten. Wer mal im Jüdischen Museum im Speicher ist, wird jetzt auch nach Jahren noch den typischen Geruch der Entgiftung in die Nase bekommen; schwer, süsslich, stickig.

Die manshohen Fürther Spiegel der damaligen Zeit mit Schliff und Ätzung zieren heute dieNobelappartments rund um die Welt, und Antiquitätenhändler schwören darauf, dass sie aus Venedig kommen. Insofern ist das Quecksilber fast das Einzige was bleibt - nur manchmal kommt noch einer dieser Spiegel aus einem hiesigen Haushalt, wo er weggekauft wird und im Antikhandel verschwindet.

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