Samstag, 7. Mai 2005

Shabbat Shalom für "die" Juden.
Das Netz bringt bekanntlich allerlei Merkwürdigkeiten aus den Tiefen der menschlichen Seele nach oben, und seitdem es Blog gibt, sind da auch noch ein mehr oder weniger apetitliche Fundstücke dazugekommen. Schönes, Freuindliches, aber auch leider solche Geschichten. Das ist ein Typepad-Blog, will sagen, der Verfasser gibt Geld dafür aus und meint diese virtuelle Lesung aus der sog. "Apostelgeschichte" ernst.

Diese Geschichte, eine später zuammengestöpselte Sammlung von durch die weitere, unsichere Geschichte nötigen Behauptungen und Legenden, ist im Ton etwa so zurückhaltend wie die Raptexte von Snoop Dog. Saulus rockt da Tempel, da coole Sau-lus ist hip, da staunt der Jude, und weil Saulus das Gottestum von Jesu auch aus der Schrift beweisen kann, wetzt der böse Jude das Messer. Denn, so der Verfasser: "Die Juden sind entsetzt über die Wandlung des Menschen, von dem sie sich anderes erwartet und vielleicht sogar erhofft hatten."

Historisch gesehen ist das Bullshit; das Judentum lässt durchaus andere Deutungen und Thesen zu, zwingt zur Aufbewahrung von Mindermeinungen, fordert sogar, mit Abtrünnigen zu reden. Abgesehen vom judäischen Krieg, wo man manchmal auch aufeinander losging, wäre so ein Verhalten eher atypisch gewesen - besonders der heimtückische Mord. Diese Zeit war voll mit Durchgeknallten voller messianischer Erwartungen, man hätte an jeder ecke zehn Laberköpfe erstechen müssen, und die Behauptung, die Juden hätten sich da über den angeblichen Jesus besondere Gedanken gemacht, kann auch nach ein paar Jahrhunderten Bibelforschung nicht belegt werden.

Will sagen: Wer aufgrund so einer Legende dann "die Juden" in sein Blog klatscht, braucht sich nicht wundern, wenn man ihn nicht ernst nimmt. Wenn er dann noch herausfettdruckt: "Auch HEUTE noch wird bekennendes Christsein angefeindet. Ist das der Grund, warum unser Christsein oft so lau ist?" -

kann ich nur sagen: Ich bin froh um jeden Christen, der kein Extremist ist, der den Auswüchsen seiner Religion mit etwas Hirn begegnet - und den Durchgeknallten die Meinung zu geigen ist nicht anfeinden, sondern erst mal nur Meinungsfreiheit.

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Ich plädiere unbedingt für Hirn und Meinungsfreiheit und wünsche als aus der Kirche Ausgetretene herzlich (und ein bisschen verspätet)
Schawua Tov!

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