Dienstag, 12. Oktober 2004

3.1. - die halle des Grauens
Religion und Spiritualität sind nicht halb so tot, wie sie Anno 2004 nach dem Business Plan der Aufklärung sein sollten. Da genügt ein Blick in Halle 3.1, um zu sehen, dass Voltaire noch viel zu tun hätte.

Bücher sind per se schon eher ein konservatives geschäft, aber was aus den freikirchlichen oder katholischen Verlagen ans Neonlicht der Messe in Frankfurt kriecht, ist schon eine besondere Nummer. Anzüge aus den frühen 80ern, Kernseifengeruch, von dem einem nur der Gestank der Räucherkerzen der Eso-Freax in der nächsten Reihe ablenkt. Die Bücher sind gestalterisch entweder mutige Ripoffs ost deutscher 60er-Jahre-Sachbücher oder Photoshop-Orgien, wo sich Ministranten an den verlaufsebenen austoben durften.

Und hier besonders oft, dieses Plakat, das auch sonst überall auf der Messe angepinnt war:



Irgendwas Freikirchliches. Keine Ahnung, ob da jemand hin ist. Wenn ja, dann wären die Leute relativ gesehen im Vormarsch - selten so viel Ödes zum Thema Judentum gesehen. Massenhaft altes Zeug, viel für Esoteriker, aber modernes Judentum war Fehlanzeige. Dabei ist Judentium viel zu oft eine Unterkategorie bei den Kernseifebenutzern. Man überlässt es einfach denen, die ihnen genehmen Autoren zu pflücken und damit die Löcher in ihrem völkermörderverwanzten VChristentum zu schliessen, denn so ein 500 Jahre toter Rabbi kann nicht mehr jammern, wenn er mit einem altnazioralen Kreigsprediger in ein Programm gepfercht wird.

Ich lese was von gemeinsamen Wurzeln und Brüderlichkeit auf den Covers und habe bald genug gesehen. Das wird ein Herbst der Verrisse. Fehlte nur noch ein zarter Gedichtband einer völlig vergessenen Frau, das einer von den Oberlehrern bei seinem Judenhobby in seinem Heimatkaff entdeckt und nochmal überarbeitet hat.

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