Montag, 17. November 2003

Jubel No. 3: Ich mag Dan Zevins Uncool
Und ich hasse Illies. Kein noch so stimmungsvoller Abend am Schreibtisch....

...kann dieses gallige Würgen unterdrücken, das ich jedesmal bekomme, wenn mein Blick auf das Rezensionsexemplar von Golf 2 fällt. Dieser neoconservative Schnösel aus Hohmanns Wahlkreis, diese Barbourjackenfummeltrine, dieser Gaudidiskriminierer, den es wahrscheinlich zutieft ärgert, dass sich kein Rezensent über seine non-pc-Sager mehr aufregt, dieses BWLer-Abgöttchen erlebt gerade zurecht, wie sein Machwerk aus den Regalen verschwindet, in Richtung Ramsch, da, wo es zwischen Pilcher-Sonderausgaben und den besten Tricks zum Blödverdienen am Neuen Markt auch hingehört. Bei mir wartet dieses Geschreibe nur auf Weihnachten, dann ab damit zu jemandem bestimmten, denn Rache ist bekanntlich Blutwurst.

Infantil, dieses Gemotze, oder? Sollte man sich ab einem gewissen Alter abgewöhnen? Von wegen. Deshalb mag ich Dan Zevin. Dan Zevin sagt mir, dass es völlig O.K. ist. Zevin ist ein amerikanischer Autor, ein schlaksiger, immer etwas runtergekommener blonder Jude, und hat einen veritablen Bestseller für die Illies-Hasser dieser Erde geschrieben.

Das Buch heisst Uncool und erzählt vom Älterwerden all derer, die keine natural born Spiesser sind. In zwanzig Kapiteln erklärt Zevin, wieso die aufgebügelten Ideale der 50er und Golfer zwangsläufig keine Chance bei Leuten haben, die sich einen Rest Jugend bewahrt haben. Das ist kein Plaedoyer für das Lauern vor Schulen im Alfa Spider, sondern anekdotenreiche Bestandsaufnahme eines Lebens-Gefühls.

Zevin schreibt dabei nicht über das Illies-"Wir", das auch totalitäre Systeme so schätzen, sondern über sich selbst. Wie er täglich auf die Schnauze fällt, wenn er sich den Regeln der Erwachsenenwelt anpassen sollte. Er gibt sich durchaus Mühe, den Wein gesittet zu trinken, den Rasen zu pflegen, segeln zu lernen und das Besteck richtig zu benutzen. Jedesmal endet es in einer Katastrophe, und der Erkenntnis, dass Uncool sein für ihn nichts taugt. Und hey, Zevin kann schreiben! Will sagen, der drechselt keine Sätze in diesem betulichen 80er-Jahre-Stil. Er knallt den Lesern die Gags um die Ohren, ein affektiertes Lächeln ist ihm schnurz, er ist Entertainer und langt kräftig hin. Das Lachen bringt die Erkenntnis.

Zevin schlägt den Brillenträger Illies. Und ist hoffentlich auch dann noch Popliteratur, wenn Benjamin längst seine Zirrhose lebert.

5 von 5 zerbrochenen Brillengestängen Modell Berlin-Mitte

Dan Zevin, Uncool, Heyne Verlag, ISBN 3453870344, 223 Seiten, 9 €

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A propos Bardot...
beim Kramen nach Gainsbourg und Reinhören im Musikarchiv:

Man könnte die BB selbst singen lassen. Den auch nicht unjüdischen Titel "Harley Davidson". Schliesslich veschlug es die Dame sogar mal ins Musikgeschäft. Das war lange Zeit vergessen, wie so vieles andere aus der Beat Ära bei notre Naschbaarn. Aber dann kamen die Jungs vom Atomic Cafe in München und haben den Take und viele andere Schätze aus den 60ern wieder gehoben. Das ganze ist auf CD und LP unter dem Titel French Cuts zu haben.

Unter anderem mit dem Teufel an der Hammondorgel Nino Ferrer, France Gall als Rockröhre, dem Titel Sado Maso als idealem Partyrausschmeisser, und einem unvergleichlichen Cover mit dem wunderbaren Popo eines Citroen Pallas vorne drauf. *hach*

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Radio Rants
In etwas weniger als 3 Wochen ist Sendung. Und die Equalizer, Exciter und Kompressoren gucken schon wieder so vorwurfsvoll.

Anders gesagt, eine ganze Redaktion inclusive Verantwortlichem hat seit 2 Wochen nichts gemacht ausser einmal Essen zu gehen, und mit der Frage zu scheiden, was wir denn das nächste Mal bringen - und dass wir uns darum kümmern werden. Bald.

Bald hat natürlich keiner was gemacht. 6 Themen in drei Wochen. Klingt nach Stress.

Hmm...auf die Heeb Party gehe ich sowieso. Ausserdem wurde die Gemeindewahl in Berlin annuliert, und dort läuft gerade eine Schlammschlacht sondergleichen. Das sind schon mal 2 Themen.

Und den Herrn Basch werden wir fragen, wie es so war, als er vor der halbnackten B. Bardot und der splitternackten Jane Fonda am Auslöser war. Und vielleicht braucht er ja ein paar Assistenten?

Was? Ob wir...? Nein. Echt nicht! Wir doch nicht. Reines Interesse an der Kunst. Äh. Tja.

Jedenfalls ist BB eine erstklassige Gelegenheit, um echt jüdisches Liedgut von Serge Gainsbourg zu bringen. Es geht doch nichts über die Weisen der Väter.

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Heeb Release Party am 27.11. in Berlin
Nein, dieser Herr ist nicht ein gewisser D. auf Speed nach einer Orgie mit Groupies. Dieser Herr ist ein ganz normaler Besucher einer Heeb Party in New York.

Heeb ist für Juden das, was "nigger" für Afroamerikaner ist. Oder besser gesagt, das war es einmal.

Denn vor 2 Jahren beschloss eine gewisse Jennifer Bleyer aus New York nach einigen Punk/Musik/Party/Indy-Erfahrungen, eine Zeitung für Juden wie sie selbst zu machen. Titel: Heeb. Bei den alteingessenen Bedenkenträgern der jüdischen Gemeinden schrillten alle Alarmglocken. Jeder meinte, ausdrücklich vor Heeb warnen zu müssen. Die zarte 25-jährige Miss Bleyer sei der Beginn des Untergangs des jüdischen Abendlandes und Verderberin der Jugend obendrein. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte.

Heeb hat es mittlerweile auf 4 hochglänzenden Ausgaben gebracht, es gibt einen Haufen Abonnenten, die sonst nie etwas jüdisches lesen würden, viele Mitarbeiter, etliche Parties, und jetzt auch noch den Sprung über den grossen Teich.

Jen Bleyer in persona, friends, DJs & Performances sind am Samstag, den 22. November ab 23 Uhr in der Villa Elisabeth (die sicher im Grabe rotiert, wenn sie das mitbekommt), Invalidenstraße 4.

Infos unter der Nummer 030 - 88 02 82 52

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Strudel update

So läuft das mit den Pappenheimer Apfelstrudeln. Ihr Geeks, wenn Eure Mütter anrufen und sagen, Kind, hör auf mit den Pizzas Nachts um 1, dann schickt ihr diesen Link mit dem Hinweis, dass es viel schlimmer sein könnte. In dieser Form waren die Kalorien von 6 schleimigen Pizzen.

Listening: Fat Boy Slim, Push the tempo

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