Donnerstag, 20. November 2003

Yo Baby hey hey da Gangsta Style of Tel Aviv
Die Neue Züricher Zeitung hat einen Artikel über Hip Hop in Israel und in Palästina veröffentlicht. Nettes Teil, schön lang, inhaltlich sauber recherchiert. Alles dabei, junge Leute, Gefühl, Nahostkonflikt, einmal alle Themen durchgesprochen.

Es gibt nur ein kleines Problem, das im Print nicht weiter auffällt: Wer israelischen Hip Hop anhören will und vielleicht sowas wie Schwellenland-Rap wieControl Machete erwartet, wird arg enttäuscht. Israelischer Rap ist so innovativ wie die Frisur von Angela Merkel. Das Zeug ist von den Lines her so flach und vorhersehbar, dass es weh tut. Die Beats haben den Namen nicht verdient. Ethno gibt´s nur in homöopathischen Dosen. Israelisch, aber fad. Nichtssagend. Und das darf Hip Hop nicht sein.

Kurz: Man orientiert sich am Kommerzrap der Musikindustrie, es ist kein Brösel böse, wütend, brutal, mit echtem Hass auf all die Scheisse im Nahen Osten. Es ist, leider, nur Pop mit hebräischen Texten. Wer fetten Beat will:



Der soll jetzt lieber umschalten zu MC Paul Barman. Kein Israeli, aber gute Lyrics. Yo.

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100 0 Zeilen Hass
Es war einmal ein knalliges Kerlchen, das der Welt seinen Hass ins Gesicht hämmerte. 100 Zeilen, Monat für Monat. Und es war gut so. Dann kam das Feuilleton, und liess ihn auch mal woanders was schreiben, als in der Tempo, die ihn berühmt gemacht hatte. Das war schon nicht mehr so gut.

Das Kerlchen, Biller mit Namen, zettelte dann noch 2 Debatten an, eine über Hirnf*ck im Kulturteil und eine über "Schlappschwanzliteratur" - ein Vorwurf, den sich die Popliteratur so zu Herzen nahm, dass sie in die Ecke ging und tatsächlich vor Scham und miesen Umsätzen starb. Das war gut so.

Biller hingegen versuchte sich an der Krönung des, zumal jüdischen, Intellektuellendaseins: Den grossen Romanen. No. 1 hiess Die Tochter und floppte. No.2 hiess Esra und wurde auf Antrag der mutmasslichen Namensgeberin und ihrer Mutter in Grund und Boden geklagt. Und zwar gleich so heftig, dass sich nicht mehr mal die nicht gerade zimperliche Volksbühne in Berlin rantraut. Statt dessen wird jetzt über das Buch und die Freiheit der Kunst debattiert.

In solchen blutleeren Skandälchen und beleidigten Ex-Geliebten also endet etwas, das mit 100 gnadenlosen Zeilen begann. Hatte der mal besser weitergehasst, statt sich so vorführen zu lassen. Gar nicht gut, das.

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Bravo Bracha
Grob gesagt, gibt es 3 Arten von jüdischen Lokalen in München. Da sind erst die alteingesessenen Lokale wie das Cohen´s, das aber eher was für ältere Semester ist. Rafi Seligmann hat es als Tempel der Philosemiten beschrieben und letzthin soll sogar die Münchner Kultureinstampfungs-Referentin dort gewesen sein... und das ist nun wirklich ...

Dann gibt es noch jüdisch tuende Delis und ein Cafe namens Schmock, das sich nicht zu blöd ist, den Namen auch noch in hebräisierenden Lettern zu schreiben. Das alles ist ungefähr so jüdisch wie Hohmann eine sympathische Erscheinung. Aber die Rettung ist da:



Mit dem Cafe Bracha in der Klenzestrasse gibt es endlich ein jüdisches Lokal, das man auch ohne rot zu werden als Location bezeichnen kann. Es ist eine Mischung aus trendigem Lebensmittelladen, coolen Cafe im Stil der 70er und Restaurant. Das alles zu den ortsüblichen Preisen, hübsch anzusehen, und - trotz einiger kolportierter Querelen mit dem Rabbinat - ziemlich koscher. Und mit grossen Fenstern zum rein- und rausspannen.

Was in der Klenzestrasse ja durchaus eine sehr angenehme Beschäftigung sein kann. Darüberhinaus hat es zartgelbe Wände, indirektes Licht, sehr schicke Stühle und eine doch ganz ordentliche Speisekarte für Vegetarier. Der Chuzpe-Essenstest durch apfelstrudelverwöhnte Gaumen kommt bald.

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Na ganz toll
Wer solche Mitstreiter auf dem europäischen Kontinent hat, braucht echt keine Gegner mehr.

Berlusconi will den Antisemitismus in Europa bekämpfen? Wie will er das tun? Zurücktreten? Seine Koalitionspartner einknasten?

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5 Ausreden, falls de jiddische Mame das Weblog entdeckt.
Vorbemerkung: Der Verfasser hat und kennt keine "jiddische Mame" im Sinne der Frauen, wie wir sie in Southpark oder die Nanny erleben. Solche Darstellungen sind natürlich nur schlimme Klischees. Allerdings sind die Medien daran schuld, dass sich diese Klischees stilbildend verbreiten und ausserhalb des Judentums Anhängerinnen finden. Deshalb hier aus den jahrtausendelangen Erfahrungen im Umgang mit der jiddischen Mame Tipps, wie man reagiert, so sie das Weblog findet. Angenommen, man kam nach dieser psychodelischen Heimfahrt



zum Rechner und verfasste den aktuellesten Beitrag in bester jüdischer Tradition als da Remix von daAli G. vs. da Georg Kreisler:

Uceda was in da Partyhouse,
erst um 9 schmissen sie in raus,
denn er brach hinter den Flügel.
Das nehmen ihm die Goldbergs übel.

Und de jiddische Mame ruft am nächsten Morgen an und fragt, was das heisst - Dann stelle man sich hin und sage aus dem vollen Brustton der Überzeugung:

1. Übers Internet bist Du da rangekommen? Quatsch. Kann gar nicht sein. Ne, das waren ein paar RSS von der Festplatte, RSS, das heisst Restdateien Secure Search, und Blogger ist eigentlich, wie der Name schon sagt, ein Blockierer, dass das nicht ins Internet kommt, ja, das ist so eine besondere Funktion, aber wenn Du das gemacht hast, dann ist brennt bald der Prozessor durch, und ich muss schauen, ob wir das noch über Garantie reparieren lassen können! Mach ihn sofort aus! Mist...Mama, ich hab doch gesagt, mit dem Internet muss man vorsichtig sein...wahrscheinlich alles kaputt...die Texte mit den Orgien, das waren nur Literaturzitate von Henry Miller für meine Seminararbeit...jetzt muss ich alles nochmal machen, nein...

2. Ich mache das nur, um entdeckt und Schriftsteller zu werden und später mal den Nobelpreis zu bekommen!

3. Ich mache das nur, weil ich damit mit der Naomi (Medizinstudentin, 9. Semester) von meinen Fortschritten berichten kann, die später den Nobelpreis bekommt!

4. Ich mache das gar nicht. Das hat David (Bruder von Naomi, Medizinstudentin 9. Semester, hat der jiddischen Mame ganz deutlich gesagt, dass sie auf die Hochzeit mit ihrem missratenen, stinkfaulen, quakespielenden, webaffinen Sohn warten wird, bis die Gehenna zufriert) gemacht um mich anzuschwärzen!

Das alles sind gute Ausreden. Sie ziehen meistens. Falls sie nicht ziehen, muss man zum Äussersten greifen. Das ist natürlich eine Guerilla-Methode, die höchsten Einsatz und Aufopferung verlangt. Hinterlistig, aber wirkungsvoll.

5. Dein XXX (Name des letzten Gerichts, im Falle des Autors Apfelstrudel) war so lecker, kann ich noch was davon haben?

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