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Donnerstag, 27. November 2003
The Hebrew Hammer revisited
uceda, 19:15h
Kurzkritik: Doch, ganz nett.
The Hebrew Hammer lässt kein Klischee aus, um sich dann darüber lustig zu machen. Der Film ist absolut respektlos; so bitterböse und zynisch in der Beiläufigkeit des Übertretens aller Grenzwerte, dass es manchmal selbst für Abgebrühte *etwas* viel wird.
Die Handlung ist ebenso simpel wie durchgeknallt: Der Weihnachtsmann fällt einem Komplott der Rentiere und seines Sohnes, der Weihnachtsmann anstelle des Weihnachtsmannes werden will, zum Opfer. Kaum an der Macht, macht der sich daran, Juden zu konvertieren und die jüdische Atomuhr für die Feiertage zu vernichten, um das jüdische Chanukka-Fest auszulöschen.
Auf der anderen Seite steht Mordechai, the Hebrew Hammer, im schwarzen Ledermantel, immer eine Kanone in der Hand und einen flotten Spruch auf den Lippen. Angeheuert von einem jüdischen Geheimdienst, verprügelt der Hammer Nazis, terrorisiert Antisemiten und jagt den Weihnachtsmann von New York über Jerusalem bis zum Showdown am Nordpol. Dazwischen legt er Frauen flach, was bei einem Mann nicht überraschen kann, auf dessen Bürotür "Certified Circumcised Dick" steht. Dabei wird kräftig in der Filmgeschichte geplündert. Shaft ist noch irgendwie logisch, aber Rambo und Hollywoods schwarze Serie sind beim Hammer auch dabei.
Es gibt ein paar echte Highlights. Allein die Eingangsszenen, ein Alptraumerlebnis des jungen Hammer in einer katholischen Schule zu Weihnachten, sind den Eintrittspreis wert. Danach fällt der Film immer wieder in nicht allzu sauber gemachten Klamauk ab. Wenn es um die Demontage der Kuppelei in der Familie geht, war Kissing Jessica weitaus witziger und treffender, ohne in die ganz tiefen Schubladen greifen zu müssen.
The Hebrew Hammer fängt die Defizite durch ein rasantes Tempo und viel Spielwitz auf. Der Sprachwitz geht dagegen unter - das Tohuwabohu aus Jiddisch und Rapper-Slang ist eher schwer zu verstehen, und eine deutsche Übersetzung scheint kaum möglich. Bei der Musik klappt´s aber mit dem Crossover: Das Shaft-Thema mit einer Klezmer-Fidel remixed - klingt verrückt, passt aber.
Der Low-Budget-Produktion sieht man dem Film allenthalben an, aber das verleiht ihm eher eine gewisse Authentizität. Dazu kommt eine ausgeprägte Lust am Minoritätenbewusstsein und an politischer Unkorrektheit, besonders bei der Darstellung des Katholizismus. Hier sind nicht die üblichen Hollywood-Stereotypen zu sehen, sondern etwas sehr bewusst anderes, das sich den Zwängen der geleckten Bilder entzieht.
Fazit: Man könnte einiges kritisieren. Aber seit den Marx Brothers hat sich niemand mehr an einen derartig unverschämt jüdischen Film gewagt. Die 500 Besucher in Berlin waren ziemlich angetan. Es sind 90 gelungene Minuten ohne Längen und Respekt vor irgendwas. Gläubige Katholiken werden ihn hassen.
Ja. Das ist ein Kompliment.
The Hebrew Hammer lässt kein Klischee aus, um sich dann darüber lustig zu machen. Der Film ist absolut respektlos; so bitterböse und zynisch in der Beiläufigkeit des Übertretens aller Grenzwerte, dass es manchmal selbst für Abgebrühte *etwas* viel wird.
Die Handlung ist ebenso simpel wie durchgeknallt: Der Weihnachtsmann fällt einem Komplott der Rentiere und seines Sohnes, der Weihnachtsmann anstelle des Weihnachtsmannes werden will, zum Opfer. Kaum an der Macht, macht der sich daran, Juden zu konvertieren und die jüdische Atomuhr für die Feiertage zu vernichten, um das jüdische Chanukka-Fest auszulöschen.
Auf der anderen Seite steht Mordechai, the Hebrew Hammer, im schwarzen Ledermantel, immer eine Kanone in der Hand und einen flotten Spruch auf den Lippen. Angeheuert von einem jüdischen Geheimdienst, verprügelt der Hammer Nazis, terrorisiert Antisemiten und jagt den Weihnachtsmann von New York über Jerusalem bis zum Showdown am Nordpol. Dazwischen legt er Frauen flach, was bei einem Mann nicht überraschen kann, auf dessen Bürotür "Certified Circumcised Dick" steht. Dabei wird kräftig in der Filmgeschichte geplündert. Shaft ist noch irgendwie logisch, aber Rambo und Hollywoods schwarze Serie sind beim Hammer auch dabei.
Es gibt ein paar echte Highlights. Allein die Eingangsszenen, ein Alptraumerlebnis des jungen Hammer in einer katholischen Schule zu Weihnachten, sind den Eintrittspreis wert. Danach fällt der Film immer wieder in nicht allzu sauber gemachten Klamauk ab. Wenn es um die Demontage der Kuppelei in der Familie geht, war Kissing Jessica weitaus witziger und treffender, ohne in die ganz tiefen Schubladen greifen zu müssen.
The Hebrew Hammer fängt die Defizite durch ein rasantes Tempo und viel Spielwitz auf. Der Sprachwitz geht dagegen unter - das Tohuwabohu aus Jiddisch und Rapper-Slang ist eher schwer zu verstehen, und eine deutsche Übersetzung scheint kaum möglich. Bei der Musik klappt´s aber mit dem Crossover: Das Shaft-Thema mit einer Klezmer-Fidel remixed - klingt verrückt, passt aber.
Der Low-Budget-Produktion sieht man dem Film allenthalben an, aber das verleiht ihm eher eine gewisse Authentizität. Dazu kommt eine ausgeprägte Lust am Minoritätenbewusstsein und an politischer Unkorrektheit, besonders bei der Darstellung des Katholizismus. Hier sind nicht die üblichen Hollywood-Stereotypen zu sehen, sondern etwas sehr bewusst anderes, das sich den Zwängen der geleckten Bilder entzieht.
Fazit: Man könnte einiges kritisieren. Aber seit den Marx Brothers hat sich niemand mehr an einen derartig unverschämt jüdischen Film gewagt. Die 500 Besucher in Berlin waren ziemlich angetan. Es sind 90 gelungene Minuten ohne Längen und Respekt vor irgendwas. Gläubige Katholiken werden ihn hassen.
Ja. Das ist ein Kompliment.
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6 Uhr Abend in Berlin
uceda, 19:12h
ist eine leckere Zeit, wen man an der Ecke zwischen Wilhelmstrasse und Lazarettstrasse steht, und alle vor einem nach links abbiegen wollen. Rechts hingegen wartet ein Termin mit 20 Leuten, und man selbst ist der Stargast. Das dauert. Und so lange kann man all die hübschen jiddischen Schimpfworte üben, die man einen Tag zuvor bei The Hebrew Hammer gelernt hat.
Es sind viele Schimpfworte. Aber man hat genügend Zeit, sie anzubringen. Mehrfach.
Es sind viele Schimpfworte. Aber man hat genügend Zeit, sie anzubringen. Mehrfach.
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