Freitag, 23. Juli 2004

shabbat shalom und dazu einen Tee
mit Minze und Zucker, und dann einen Silberlöffel zum Umrühren. Einen ganz besonderen Löffel. Ein Löffel mit Wappen, aus einem "adligen" Haushalt, was angesichts der weststelbischen Junkernhaftigkeit des Hauses fast zu viel der Ehre wäre. Darunter steht auch noch der Name des Besitzers, der augenscheinlich recht stolz auf diesen Besitz war.



Dieser Besitzer gehörte zur "Lost Generation" nach dem 1. Weltkrieg. Der Besitz des Klans war nicht viel wert, aber er blieb dabei und studierte auf Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Kolonisation - und das Anfang der dreissiger Jahre, als Deutschland keine Kolonien hatte. Aber das sollte sich dann schnell ändern.

Der Besitzer des Löffels stieg noch vor 33 in "die Partei" ein, und machte dort und in der Wehrmacht schnell Karriere. Für seinen Klan, der jahrhundertelang Offiziere ausgespuckt hatte, war das nichts ungewöhnliches - auch nicht, dass es 1939 gegen Polen ging. Der Besitzer war dann in der Etappe und beschäftigte sich mit der Ansiedlung von Reichsdeutschen - und im Gegenzug mit der Vertreibung der alteingesessenen Bewohner, die Slawen und Juden waren.

Andere Juden und Slawen liessen sich nicht so einfach vertreiben, und standen irgendwann in erst Form von Partisanen und dann in Form der Roten Armee vor seiner Tür. Er wurde wieder Soldat und gab sich alle Mühe, der "Herrenrasse" zum Sieg zu verhelfen, und die Gegner auszurotten. Ende des Krieges machte ein russisches Geschütz seinen Anstrengungen ein definitives Ende. Seine Familie wurde enteignet, und auf diese Weise geriet wohl auch der Löffel in den Handel, in dem er mir vor kurzem in die Augen stach.

Ich bin Jude. Ich glaube nicht an Jesus und den Gott der Christen und all das Zeug von Himmel und Hölle. Aber falls ich mich irren sollte und es wirklich eine Hölle gibt, dann sitzt jetzt der Teufel irgendwo im Eck des Raumes, macht ein Photo, geht in die Hölle und zeigt dem früheren Besitzer, was aus seinem stolzen Besitz wurde: Ein Jude sitzt in Berlin und rührt seelenruhig seinen Minztee damit um, und beginnt einen friedlichen Shabbat.

... link (2 Kommentare)   ... comment


This made my day
An solchen Bildschirmbildern kann ich mich gar nicht satt genug sehen, ich fernsehloser Radio/Print/Internet-Junkie, ich.



Nur um Tom & Jerry wär´s schade, um den Roadrunner und Bugs Bunny.

... link (0 Kommentare)   ... comment