Mittwoch, 7. Juli 2004

Frankfurter AStA nochmal
Das Studentenparlament hat in der Sache KUZ beschlossen, dass der AStA-Vorstand prüfen möge, ob es möglich sei, mit den Geldern des KUZ symbolisch eine Zwangsarbeiterorganisation zu unterstützen.

Aber wie das nun mal so ist: Auch der tapferste Antifaschist braucht mal Geld für seine Arbeit, so sehr er den Kapitalismus auch ablehnt. Nachdem der Haushalt des AStA aber auf Kante genäht ist, fragt man sich, wie man zusätzliche Begehrlichkeiten aus dem Kreis der Kämpfer für das Schöne, Wahre und linke Gute befriedigt. Ich würde nie behaupten, dass da jemand direkt nach den KUZ-Geldern fingert, aber ich glaube zu hören, dass es Leute gibt, die nach dem Ende des KUZ im kommenden Jahr einen finanziellen Spielraum sehen, mit dem andere Töpfe gefüllt werden könnten, aus denen sie jetzt schon mal gerne was hätten. Schlecht für die Zwangsarbeiter wäre das.

Wäre das ein Skandal? ich weiss es nicht. Zu viel Skandalöses in den letzten Wochen. Mal drüber schlafen. Ausserdem brauche ich noch Fakten, und zwei Gespräche, mit einem Unwissenden und einem Abtrünnigen. Kann also bis Freitag dauern, mit dem Artikel Nummer 2.

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Manche Referrer
gehen runter wie Öl. Aber es wird sicher wieder jemanden geben, der sagt, dass es ja kein Wunder ist, wenn es solche Blogs gibt ;-)

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Grenzerfahrung
Unten im Tal herrschten bis zum beginn des 19. Jahrhunderts die Eichstätter Fürstbischöfe. Es ist kein besonders guter Boden dort unten; ohne Eisenverhüttung und später Keramikproduktion hätte diese Region nie besonders floriert, aber alles zusammengenommen mit Wiedewirtschaft auf den Hängen war es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine wohlhabende Gegend.

Die Hocheben dagegen, von deren Rand herunter das Bild aufgenommen wurde, ist karg, kaum besiedelt, und die Äcker sind voller Steine. Hier ist die jahrhunderte lang die Grenze, die kein Jude ohne Passierschein überqueren durfte.



Die Machtgier der Eichstätter Bischöfe war eigentlich auf das Tal begrenzt. Oben auf der Hochfläche sassen kleine, oftmals protestantische Adlige in ihren Kleinstterritorien. Man merkt es sofort daran, dass es hier oben keine "Marterl", Wegkreuze mit Jesus&Mary gibt. Nach den geschlossenen Herrschaftsgebieten Bayern, Pfalz-Neuburg und Eichstätt begann hier die Kleinststaaterei. Und manche dieser kleinen Territorien nahmen Juden auf, die im späten Mittelalter aus Altbayern vertrieben worden waren.

Es waren keine Goldenen Zeiten. Das Dorfjudentum hat kaum Spuren hinterlassen, wie es überhaupt in Dörfern nur sehr wenige historische Befunde gibt. Kleine Ladenbesitzer, Trödler, Viehhändler waren typische Berufe. Was unten im Tal an grösseren Orten wie Greding oder Beilngries lag, war selbst mit Erlaubnis eine No go Area. Das Tal ist bis heute voll von Geschichten über jüdische Hostiendiebe und Kindsentführer und deren grausamer Hinrichtung.

Gleich nach der Napoleonischen Ära zegen viele Juden nach Bayern. Der Fürstbischof war abgeschafft. Man konnte im Tal siedeln, ganz gleich ob Jude oder Evangele, oder weiter nach Regensburg, München und Ingolstadt. Die kleinen Gemeinden der Hochebene waren gegen 1900 meistens schon aufgelöst. Aber die Erinnerung an diese Grenze blieb über 200 Jahre lebendig. Kann gut sein, dass meine Vorfahren hier oben standen und runter ins Tal schauten, Jahr für Jahr, Generation für Generation, und was für mich nichts weiter als ein paar Meter mit dem Auto ist, war für sie das Ende ihrer Welt. Und manchen gelang es, auf der Hochebene dann wieder die Zeit des Nationalsozialismus zu überleben.

Diese Juden aus der Hochebene des südlichen Franken seien a bsondere Rass gewesen, sagt man in Bayern und Franken. Zäh. Beharrlich und stur. Und eine meiner intensivsten Kindheitserinnerungen ist ein Ausflug mit meiner Familie Mitte der 70er Jhre in dieses ärmliche Kaff, wo ein Teil der Familie herstammt. Mein Vater und ich kamen von der Burgruine herunter, und dann kam eine steinalte Frau auf uns zu und sagte, direkt und ohne zögern: Se san von de Viehhandler Meyer. Des seat man. A bei dem Kleana.

Das sind so die Dinge, an die man denkt, wenn man auf einem aufgelassenen Acker um Klee sitzt, einen Grashalm zwischen den Zähnen und dem Klatschmohn was erzählt.

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