Freitag, 7. Mai 2004

Gerettet
Gleich, als ich die Wohnung betreten hatte, wusste ich: Die nehm ich. Es ist nur eine Mietwohnung; abgesehen von einem kurzen Fehlstudium in Würzburg und in manchen Urlauben hatte ich immer eine eigene Wohnung, etwas, das ich nicht monatlich bezahlen musste. Mieten lohnt sich einfach nicht.

Hier in Berlin ist es etwas anderes: Es ist nie sicher, wie lange es noch weiter geht, es kann von einen auf den anderen Tag vorbei sein, und es wird höchstens noch 5 Monate dauern, aber auch das ist eher unwahrscheinlich. So sind nun mal die Fakten, und da kann man sich nicht mal eben eine Wohnung kaufen.

Was ich an dieser Wohnung mag, ist, dass sie seit ihrer Entstehung im Jahr 1928 kaum verändert wurde. Der jüdische Architekt wollte aus dem Geist des Bauhaus heraus etwas Gediegenes schaffen; schlichte Formen, die zeitlos sind und unbegrenzt halten.



Nächsten Sommer, heisst es, soll dieser Teil der Anlage restauriert werden. In den anderen Abschnitten der Anlage war es ein Gemetzel; vieles war heruntergekommen und wurde einfach rausgerissen, und endete im Container.

Jedesmal, wenn ich eine der Türen öffnete, schwang etwas Bedauern mit, dass das alles hier nächsten Jahr auf dem Müll landet; und schlimmer noch, nachdem in Berlin nur das Verschnörkelkte, Historistische wieder an die Türen geklatscht wird, die alten Bauhaus-Türgriffe wohl in der Schmelze enden würden.

Gestern traf ich dann die Chefin der Anlagenverwaltung und sagte ihr, wie schade es darum ist, wie wunderbar sich das alte Messing anfühlt, und wie hässlich dagegen die neuen, glatten, geschichtslosen Türen sind. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass ich wohl die besterhaltenste Wohnung der Anlage habe - und, weil die Türen und Böden in gutem Zustand sind, in meiner Wohnung der Originalzustand erhalten wird.

This made my day.

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