Mittwoch, 16. Juni 2004

Ein paar Worte über den Herausgeber Friedmann
Ich hatte es beinahe vergessen. Als Michel Friedmann letztlich eingestanden hatte, dass das Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft beste frauenhandelnde Gründe und drogenmissbrauchende Ursachen hatte, liess er seine Verteidiger ziemlich im Regen stehen. Vor einem Jahr tauchte er ab, liess seine Kumpels aus den Medien ins offene Messer rennen, und zeigte der Republik, was er im realen Leben von der moralischen Integrität hält, die er von anderen einforderte.

Der erste frische Posten in der Kulturindustrie für den Bedauernden kam dann von Herrn Lunkewitz, seines Zeichens Besitzer des Aufbau-Verlags. Mit grossem Trara wurde Friedmann als Herausgeber auf der Frankfurter Buchmesse eingeführt. Und was für hohe Erwartungen wurde da postuliert: Friedmann werde bedeutende Beiträge zu den Debatten dieser Republik liefern, bla bla...

Wie sehr Bla Bla, merkte ich erst gestern, als ich nochmal den Katalog mit den Neuerscheinungen des Aufbau-Verlags in die Hand nahm:



Ganze drei dürre Seiten sind es, über die ich beim ersten Anlauf noch nicht mal gestolpert bin. Eine Seite Einführung von Friedmann himself. Es wimmelt von neoconservativen Phrasen wie "Gleichmacherei", "parteipolitischer Identitätslosigkeit", "Entpolitisierung" (schelcht), und "Steritkultur", "besondere Verantwortung", "Fortschritt" (gut also vorsicht Friedmann).

Also mal wieder die ganz grossen Worte. Die fliegen dann gleich auf die Fresse, angesichts der beiden von ihm herausgegebenen Bücher: Eines über Vertreibungen von Micha Brumlik, einem Autor, der wahrlich keinen Herausgeber-Tingeltangel vor seinen Werken bräuchte. Und die 147. oder so Biographie über Theodor Herzl zu dessen 1oo. Todestag. Bei dem schätzungsweise 2-jährigen Vorlauf, den die Herzl-Bio im Verlag gehabt haben dürfte, hat die Quickie-Herausgeberschaft einen ziemlichen Hautgout.

Gleichwohl: Eher unwahrscheinlich, dass sich daran irgendein Streit entzünden wird, nur bei Brumlik wird vielleicht der ein oder andere Vertriebenenfunktionär loskeifen. Aber Streitkultur?

Beide Bücher werden, im Gegensatz zu den Spitzentiteln, nur mit jeweils einer Seite vorgestellt - das Minimum. Ganz hinten, wie gesagt. Aber unten auf jeder Seite ist die Unterschrift von Friedmann.

Man sollte vielleicht über die Einführung des Begriffes "Frühstücks-Herausgeber" nachdenken.

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Der Lunkewitz. Über den - natürlich so wenig zu erkennen, wie ein reicher Erbe in anderen Büchern - hatte ich mal ein grandioses Buchmanuskript in der Hand, geschrieben von einem Mann, der mal Krimineller, mal Künstler, mal Journalist war im Leben. Offenbar soll es da Überschneidungen gegeben haben. Köstlich zu lesen. So schnell hatte ich danach nur dein Werk gelesen. Dieses Genre des übersteigerten ökonomischen Drangs zieht offenbar an.

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