Donnerstag, 10. Juni 2004

Platz der Opfer des Nationalsozialismus in München
mitunter, wenn wir mal wieder böse sind, auch: Kranzabwurfserprobungsstelle München 1. Es ist ziemlich peinlich, dass es an diesem Platz an der Brienner Strasse, Münchens erstklassiger Einkaufsmeile, keine Hausnummer gibt. Da möchte keiner sein. Und auch sonst ist das Ding, wenngleich zentral, so unverbindlich wie sein Name. Als Opfer dieser Zeit empfinden sich ja auch überlebende Angehörige der Waffen-SS, nicht wahr, die armen Hascherl, die leider dann doch zu feige waren, sich an der Front für den Führer abknallen zu lassen. Nicht mal das haben diese Endsieger geschafft, die Pfeifen. Dabei ist das ganz einfach, immer dem Geschützdonner nach, jeder nur eine 9mm-Kugel, so wie der Führer das wollte, und dem hatten sie doch einen Eid geschworen.

Da ist also dieser Platz. Manchmal kommt jemand und legt einen Kranz hin, manchmal ist es sogar ehrlich, manchmal fangen dort die Demos der Linken an. Es könnte schlimmer sein - ein Paar Meter weiter ist der Platz für einen der Schlächter des 30jährigen Krieges. Der war angesichts seiner Verbrechen sicher auch ein Psycho, aber er hat den Krieg gewonnen, deshalb ein Reiterstandbild für ihn und nichts für die Opfer. Leer sind übrigens beide Plätze. keiner hält sich da gerne auf. Ich kann es verstehen.



Aber wenn dann doch an einer Ecke ein Punkerpärchen auf dem Rasen des Platzes sitzt, rumknutscht und die Sonne auf dem Rücken fühlt, dann ist das schön. Dann hat dieser Platz einen Sinn.

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Tucholsky ist tot.
Das erspart ihm immerhin, die neue Vorschau seines alten Rowohlt-Verlags zu sehen. Der Verlag, mit dessen Verleger er in "Schloss Gripsholm" diesen wunderbaren Dialog vorrausstellte.

Dieser Verlag ist sich nicht zu blöd, in der Vorschau Tucholkys "Deutschland, Deutschland über alles" in der Gesamtausgabe gleich vor dem rechten Textferkel (copyright Don Alphonso) Martin "Moralkeule" Walser zu bringen - der mit der Beschreibung "eines der grössten lebenden Autoren deutscher Sprache" eingeführt wird.

Klar. Ist er. Fast so gut wie Thor Kunkel.

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Alle Achtung.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland bedauert die Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf, Metin Kaplan aus der Haft zu entlassen und seine Abschiebung in die Türkei abzulehnen. In einer Zeit, wo alle staatlichen Stellen, einschließlich die Justiz, einen entschiedenen und aufeinander abgestimmten Einsatz gegen den Terror leisten müssen, geht von der Entscheidung der Düsseldorfer Richter ein falsches Signal aus. Die TGD kann dieses Urteil nicht nachvollziehen und empfindet es als unerträglich, da es Metin Kaplan zu öffentlichen Auftritten verhilft.

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Nächstes Mal Thema bei Chuzpe:
Neuwahlen in Israel. Weil seine Koalition zerbröselt. Es sei denn, Sharon steigt doch mit der Arbeiterpartei ins Bett, und macht es ohne die Nationalreligiösen. Für Israel wäre das eine echte Erlösung, aber da wird es sicher wieder jemanden geben, der zu hohe Forderungen hat. Dann eben nochmal: Neuwahlen.

Und die wird Sharon haushoch gewinnen, weil der Terror tatsächlich nachgelassen hat, und besonders die Hamas mit ihrem militärischen Arm am Ende ist. Der Bestechungsskandal um seine Söhne ist ebenso abgebogen wie die "italienische" Parteienfinanzierung. So haushoch, dass er machen kann, was er will. Und Netanyahu wird dann von Jerusalem nach Tel Aviv und zurück getreten, wegen seiner Intriganz. Sharon wird es allen zeigen, seiner eigenen Partei und den anderen Politikern: Ministerpräsident bis zum Ableben. Es ist klar, dass er unbeliebt ist, aber der Westen wird sich mit ihm arrangieren müssen.

Ich würde mal Arafat gern eine Frage stellen: War die 2. Intifada ein Flop für Sie?

Für Sharon ganz sicher nicht. It sucks.

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