Montag, 21. Juni 2004

A grois Geschrei
aus dem einzigen europäischen Land, gegen das die deutsche Fussballnationalmannschaft vielleicht sogar zwei Mal in Folge gewinnen könnte: Im Vatican beschwert sich Karol Woysichnichtwiemandasschreibtsorry darüber, dass die Präambel der EU Verfassung keinen Hinweis auf das omnipräsente Christentum enthält. Wo sich doch an jeder Ecke so ein Kirchturm monströs in den Himmel bohrt.



Das mit der Präambel finde ich persönlich auch nicht unbedingt gut. Da könnte auch gerne drinstehen, dass Europa nach über 1500 Jahren zumeit christlich geprägten und verursachten Kriegen, Unterdrückung und Bevormundung es endlich auf die Reihe gekriegt hat, das umzusetzen, was in der Hauptsache, grob gesagt, einige Atheisten, Linke, Schwule und Juden schon seit Jahrhunderten gefordert haben. Das würde ich dann auch als humanistische Erbe Europas verstehen wollen, das in der Präambel steht. Von mir auch ein paar Christen, die nicht so verbohrt waren: Marsilius von Padua beispielsweise. Wobei, oops, den hätten die Päpste ja gerne verbrannt. Oder Johannes Reuchlin, ooops, ne, der ist ja auch bei den Päpsten in Ungnade gefallen, und wurde wegen seiner Verteidigung der Juden sein leben lang gemobt.

Ist eigentlich schon ziemlich nett für den Karol, dass da nichts über das Christentum drin steht.

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An die in Europa durchaus fortgeschrittene Trennung von Kirche und Staat haben sich einige noch nicht gewöhnt. Allerdings ist Deutschland auf diesem Gebiet noch Entwicklungsland...

Btw., warst du gerade nicht zu persönlich? John Paul II rettete einem (jüdischen) Mädchen das Leben, und das ohne mit der durchaus geeigneten Story hausieren zu gehen.

Gegen sein katholisches Team (eingebürgerte Brasilianer, Spanier, Italiener, Portugiesen, Mexikaner, Kameruner...) hätte Deutschland keine Chance.

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Tat er? Ich kenne dazu nur die wirklich erbärmliche Hagiographie von Marek Halter, Auf der Suche nach den 36 Gerechten. Und das Rumgetue um das Geburtshaus von Karol, das die Erben der jüdischen Besitzer gerne wiederhätten, und die Kirche findet das nicht chillig.

Abgesehen davon: Seine vor Ort befindlichen Kicker sind soch schon alle 50 oder älter. Und Hellebarden sind nicht erlaubt.

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in den letzten Jahren war das Mädchen von damals ein paarmal im dt. TV, z. B. hier
Die Geschichte um das Geburtshaus kenne ich nicht.

Einbürgerungen im Sport sind nicht gerade unüblich, wenn mit dem Bestand vor Ort nix zu gewinnen ist.

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Äh, ja. Nach der Befreiung. In Frankreich gibt es den Begriff der "Resistance de la dernier minute". Ich habe keinen fernseher, und nach einem Blick auf die Website weiss ich auch sofort wieder, warum.

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musst ja nicht alles in deinen Wortschatz übernehmen, Marek Halter ist auch mit Vorsicht zu genießen.

Viel spannender als Einzelpersonen finde ich das Gebilde "Vatikanstaat". Und warum niemand den Tod von John Paul I näher untersuchte, obwohl viele Katholiken (inklusive Familie meiner Freundin; 30% der Italiener) Mord für möglich halten.

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Ach? Nach meiner Kenntnis der Papstgeschichte gehört Mord dort zu den natürlichen Todesarten - wenn es nicht sogar die natürlichste ist.

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Klar, in der Urzeit. Aber 1978?

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Oldie but Goodie
Darf ich Filbinger zitieren? "Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein."

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das geht so nicht in Italien oder "es gab NIE Mord im Vatikan"
"Wir bedauern den Tod von John Paul I., für dessen schwaches Herz das Pontifikat eine zu hohe Belastung zu sein schien."

...die dementierten sogar die nachgewiesene Aktienmehrheit der Vatikanbank an Serono (Antibabypillenproduzent) seit 1968. Nach Aufdeckung wurden die Serono-Anteile an eine andere Bank verkauft, deren Anteile mehrheitlich bis 1972 der Vatikanbank gehörten - war Anfang der 90er in der Frankfurter Rundschau.

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