Mittwoch, 30. Juni 2004
Mit den Medien ist es so eine Sache
uceda, 22:55h
Es gibt da ein paar Gerüchte. Etwa das, dass jedes Zitat erst mal authorisiert werden muss. Quasi, ich frage, bekomme Antwort, schreibe auf, schicke hin, und der Gegenüber sagt dann, ist ok - oder sagt, ne, so hab ich das nicht gemeint und das sag ich jetzt ganz anders.
Ich habe eigentlich nur einmal ein Interview authorisieren lassen - bei einem Minister der Bundesrepublik. Alles, was da von seinem Büro gemacht wurde, waren 2 Kommata und 7 (hüstel) Rechtschreibfehler. Bei einer Passage fragte man bei mir höflich nach, ob man das vielleicht noch einen Tick schärfer formulieren könnte, aber nur, wenn es mir nichts ausmacht, weil er da die Überleitung zwischen zwei Teilantworten etwas geglättet sehen wollte.
Andererseits gab es mal in Bayern einen Minister, der in einem Interview einen kapitalen Bock angeschossen hatte. Bei dem Bock handelte es sich um seinen Ministerpräsidenten und dessen "Das Boot ist voll"-Kampagne. Das Interview war leichtsinnig nach einer Pressekonferenz gegeben worden, und es wurde ihm schnell klar, dass er nicht eben weise gesprochen hatte. Dennoch blieb er dabei, dass er es so gesagt habe, und wenn es so auf dem Minidisc sei, dann dürfe es auch so gebracht werden.
Ich habe andererseits auch eine Weile in Österreich gearbeitet, unter den dortigen halbdemokratischen Strukturen. Österreichische Politiker gleich welcher Coleur sehen in ausländischen Reportern sofort eine Belästigung und Gefahr. Um die zu minimieren, muss man das Interview ebenfalls transkribieren und absegnen lassen - denken die. Ich hatte da einen schwarzen Politikunfall gegenüber, der damals noch sehr grosskotzig tat. Eine halbe Woche später hatte ihn jemand aus einem fernen Land rund gemacht, und da wollte er das Interview nochmal komplett umschreiben lassen, noch 2, 3 Diffamierungen umleiten auf Andere, und so weiter. Das müsse man ihm bei so einer Sache doch zugestehen.
Was ich nicht tat. Das Interview ging 1:1 original in Druck, er drohte mit Anwälten, und so weiter. Allerdings hatte er dann erst mal 3 Wochen die spitzen Zähne einiger ungemütlicher Rechtsvertreter aus Übersee in seinem Keantna Oasch, und dann war ihm eh alles egal.
Will sagen: Authorisierung ist von Seiten des Journalisten ein Gnadenakt. Der Gesprächspartner kann einlenken, begründen, überzeugen. Aber den Journalisten erst expressis verbis anlügen und dann zu glauben, die Lüge zurückziehen zu können und durch eine aufgehübschte Viertelwahrheit ohne juristische Folgen für ihn ersetzen zu können - das geht nicht. Nicht bei den Rechtsextremisten der FPÖ, und auch nicht bei ihren Brüdern in der geistigen Grunddisposition sonst wo auf der Welt.
Ich habe eigentlich nur einmal ein Interview authorisieren lassen - bei einem Minister der Bundesrepublik. Alles, was da von seinem Büro gemacht wurde, waren 2 Kommata und 7 (hüstel) Rechtschreibfehler. Bei einer Passage fragte man bei mir höflich nach, ob man das vielleicht noch einen Tick schärfer formulieren könnte, aber nur, wenn es mir nichts ausmacht, weil er da die Überleitung zwischen zwei Teilantworten etwas geglättet sehen wollte.
Andererseits gab es mal in Bayern einen Minister, der in einem Interview einen kapitalen Bock angeschossen hatte. Bei dem Bock handelte es sich um seinen Ministerpräsidenten und dessen "Das Boot ist voll"-Kampagne. Das Interview war leichtsinnig nach einer Pressekonferenz gegeben worden, und es wurde ihm schnell klar, dass er nicht eben weise gesprochen hatte. Dennoch blieb er dabei, dass er es so gesagt habe, und wenn es so auf dem Minidisc sei, dann dürfe es auch so gebracht werden.
Ich habe andererseits auch eine Weile in Österreich gearbeitet, unter den dortigen halbdemokratischen Strukturen. Österreichische Politiker gleich welcher Coleur sehen in ausländischen Reportern sofort eine Belästigung und Gefahr. Um die zu minimieren, muss man das Interview ebenfalls transkribieren und absegnen lassen - denken die. Ich hatte da einen schwarzen Politikunfall gegenüber, der damals noch sehr grosskotzig tat. Eine halbe Woche später hatte ihn jemand aus einem fernen Land rund gemacht, und da wollte er das Interview nochmal komplett umschreiben lassen, noch 2, 3 Diffamierungen umleiten auf Andere, und so weiter. Das müsse man ihm bei so einer Sache doch zugestehen.
Was ich nicht tat. Das Interview ging 1:1 original in Druck, er drohte mit Anwälten, und so weiter. Allerdings hatte er dann erst mal 3 Wochen die spitzen Zähne einiger ungemütlicher Rechtsvertreter aus Übersee in seinem Keantna Oasch, und dann war ihm eh alles egal.
Will sagen: Authorisierung ist von Seiten des Journalisten ein Gnadenakt. Der Gesprächspartner kann einlenken, begründen, überzeugen. Aber den Journalisten erst expressis verbis anlügen und dann zu glauben, die Lüge zurückziehen zu können und durch eine aufgehübschte Viertelwahrheit ohne juristische Folgen für ihn ersetzen zu können - das geht nicht. Nicht bei den Rechtsextremisten der FPÖ, und auch nicht bei ihren Brüdern in der geistigen Grunddisposition sonst wo auf der Welt.
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chile,
Mittwoch, 30. Juni 2004, 23:18
Wenn ich mich recht entsinne, dann gibt es diesen Authorisierungstick im angloamerikanischen Raum gar nicht,
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uceda,
Donnerstag, 1. Juli 2004, 01:58
Ich fange gerade damit an, ein paar Jungpolitikersurrogaten diesen Tick abzuerziehen. Unser Land muss schöner werden.
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kaltmamsell,
Donnerstag, 1. Juli 2004, 10:18
No na, ich kannte noch Redakteure, die Lokalpolitikern die Antworten sogar am Telefon vorsagten, bevor sie sich diese schriftlich absegnen ließen: "Des Zeig kann aba keinen größeren Schaden anrichten, gell?"
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thgrendel,
Donnerstag, 1. Juli 2004, 11:14
Oesterreich halbdemokratisch? Zuviel der Ehre! Demokratische und rechtsstaatliche Strukturen gibt's in .at nicht wirklich.
Das ganze Land haengt in einem permanenten stinkenden Paternalismus, in dem man es sich halt "irgendwie richtet", statt zu streiten.
Die widerlichen Effchen sind nur die deutlichste Ausgabe. Die Schwarzen sind im Moment die gefaehrlicheren, und die Kronenzeitung ist der Brutsumpf.
Das einzige was in naechster Zeit nett anzuschauen wird, wird wie dem Schuesselchen die Regierung zerbroeselt, ohne dass er sich nach Bruessel absetzen konnte.
Und die einzige Zeitung die in .at lesenswert ist, ist der Falter, der auch schon ein paar Gerichtstermine wegen "nicht autorisierter" Interviews hatte.
Das ganze Land haengt in einem permanenten stinkenden Paternalismus, in dem man es sich halt "irgendwie richtet", statt zu streiten.
Die widerlichen Effchen sind nur die deutlichste Ausgabe. Die Schwarzen sind im Moment die gefaehrlicheren, und die Kronenzeitung ist der Brutsumpf.
Das einzige was in naechster Zeit nett anzuschauen wird, wird wie dem Schuesselchen die Regierung zerbroeselt, ohne dass er sich nach Bruessel absetzen konnte.
Und die einzige Zeitung die in .at lesenswert ist, ist der Falter, der auch schon ein paar Gerichtstermine wegen "nicht autorisierter" Interviews hatte.
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