Mittwoch, 5. Mai 2004

Plain, simple, good Story
auf dem Weg nach Berlin, kurz hinter Nürnberg.

Das flache Gemäuer auf dem Berg ist die Burg Schnaittach, eine Befestigungsanlage des 18. Jahrhunderts. Davor stand an dieser Stelle eine verschachtelte mittelalterliche Burg, eine sogenannte Gahnerbenburg eines weit verzweigten Geschlechts, die aber zusammen in dieser Burg lebten.



Nach den grossen Judenvertreibungen des 15. Jahrhunderts nahmen die Reichsgrafen von Schnaittach Juden auf. Der Ort zu Füssen ihrer Burg wuchs an, florierte, Synagoge und Kirche waren nah beieinander, und die Reichsgrafen sorgten dafür, dass es keine Reibereien gab.

Und als sie dann als Geschlecht ausstarben, verkauften sie Schnaittach an die judenfeindlichen bayerischen Herzöge - unter der Massgabe, dass sie versprechen mussten, nichts am guten Status der Juden in Schnaittach zu ändern. Die Bayern haben sich daran gehalten.

Just a simple, good Story. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Übrigens, Schnaittach hat ein hervorragendes jüdisches Museum. Und in dem weissen Gebäude unterhalb der Burg gibt es einen grandiosen fränkischen Apfelstrudel.

... comment

 
"Der Ort zu Füssen ihrer Burg wuchs an, florierte, Synagoge und Kirche waren nah beieinander..."
Egal in welchem Zusammenhang man ließt, dass "von den Herrschenden Juden angesiedelt, aufgenommen etc. und deren Leben und Wirken geschützt wurde" kommt spätestens im 2. Satz: "...und die Wirtschaft begann zu florieren." Ist das mehr als eine Legende? Und wenn nicht: Vielleicht sollten wir in D einfach ein paar 100.000 ansiedeln damits wieder mal aufwärts geht .-)

... link  

 
Historisch gesehen war das ein Fakt
Nachdem Bank- und Zinsgeschäfte sowie die Finanzierung von Transaktionen über mehrere Herrschaftsgebiete hinweg bis ins 19. Jahrhundert vor allem den Adiligen und Grossbürgern vorbehalten war, blieb in im Bereich der kleineren Kunden für Juden in Deutschland ein Geschäftsfeld übrig. Dazu kamen gewisse Quasimonopole jüdischer Händler: Beispielsweise Spiegelherstellung, oder Finanzierung von Ausweitung der Viehbewirtschaftung. Es ist vergleichbar mit den Hugenotten oder den salzburger Protestanten: Eine Gruppe mit besonderen Fertigkeiten, die andernorts aus ideologischen Gründen vertrieben wurden, bringt Umsatz mit.

Übrigens geht das auch andersrum: Das Bistum Euichstäät duldete keine Juden - aber die Bischöfe hatten den bauwurm ,und mussten Geld aufnehmen. Und zwar gleich um die Ecke bei der jüdischen Gemeinde Pappenheim. In der Folge wurde Pappenheim wohlhabend, Ein´chstätt bekam tolle Kirchen - aber die Region musste dafür die Zinsen zahlen.

... link  


... comment