Dienstag, 22. März 2005

Buchmesse Leipzig
Ich mag die Messe in Leipzig lieber als die in Frankfurt. Zum einem ist es Frühling, da kommen die lockeren Bücher raus. Zum anderen ist es eine Publikumsmesse. Frankfurt ist während der Fachbesuchertage sehr traurig, man verliert alle Illusionen zum Thema Buch. Nur ein Geschäft, mehr nicht. Entsprechend angestrengt und erfolgsorientiert sind alle. In Leipzig stehen dagegen ausnahmsweise mal die Autoren im Vordergrund. Das ist schön. Und fast wie Urlaub.



Wenn da nicht die vielen Besucher wären. Dieses Jahr gab es einen neuen Rekord, entsprechend übervoll war es auch. Extrem viele manga-Freunde in der entsprechenden Verkleidung - falls jemand Lust hat, übder den Untergang des christlichen Abenmdlandes nachzudenken, bekommt er hier genug Anregungen. Nicht dass ich das allzu schlecht finden würde, nur ist mir die Vorstellungswelt der Mangas mit ihrer, hm, mitunter doch leicht totalitären Weltsicht doch etwas fern.

Ganz grosses Thema diesmal: Das Kriegsende. Da hat jeder Verlag irgendeinen alten Bericht, Photos oder Dokus aufliegen. Der Schwerpunkt liegt - natürlich - besonders auf dem Vormarsch an der Westfront und der Vertreibung im Osten. Vielleicht habe ich es einfach nicht gefunden, aber ein Buch zum deutschen Rückzug und zur verbrannten Erde in der Ukraine und Ostpolen habe ich nicht gesehen.



Es scheint unvermeidlich, dass das deutsche Leid sich in der Verlagsbranche einen festen Platz erkämpft. Und, vermute ich, mittelfristig den Platz einnimmt, den früher die Holocaust-Literatur hatte - die ist übrigens auf dem Rückzug. Wir haben so viel davon, es gab bis vor etwa 2 Jahren einen dauernden Anstieg dieser Bücher, es wurde zu viel; zu viel zum lesen, zum besprechen, zum noch interessant finden. Jetzt verschwindet das Phänomen, aber der Ersatz ist auch nicht wirklich schön.

Was schön ist, sind die Gespräche, die man führen kann. Auch wenn die Themen letztlich nicht schön sind. Manchmal würde ich mir wünschen, alle würden einfach nur die Klappe halten, kein Geschwafel wegen Antisemitismus, kein in Posen werfen. Es ist alles halb so wild, aber sobald nur der kleinste Verdacht aufkommt, entsteht sofort ein Konflikt, der völlig sinnlos und nicht zielführend ist - wenn es überhaupt Ziele gibt. Was die Normalität so unheimlich ausbremst, sind all die Denkverbote und das angebliche Fürsprechertum.



Versteht jetzt keiner, vermute ich. Ist aber auch egal. ich fürchte, da kommt noch früh genug was. Vielleicht hier, vielleicht woanders. Aber ich will nicht, dass das Thema in Händen von Leuten zur Waffe wird, die nur ihre Eigeninteressen verfolgen.

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