Montag, 24. Mai 2004

Fragen an Herrn Sofsky.
Manche Bücher, zumal die schnell runtergeschriebenen, sollte man nicht sofort lesen, sondern mit etwas historischem Abstand. Churchills Memoiren zum Beispiel. Auch nach 50 Jahren immer noch gut. Beim Buch "Operation Freiheit" des Soziologie-Professors Wolfgang Sofsky reichen gerade mal 9 Monate vom Ersterscheinungstermin, um sich auf den persischen Seidenteppich zu setzen und es zu lesen.



Dieser Teppich ist in meinem Fall ein sogenannter Jagdteppich. Raubtiere reissen Ziegen, oder, wie in diesem Fall, Reiter töten Raubtiere mit dem Säbel. In diesen Teppichen kommt einiges über die Weltsicht des Orients rüber, was nicht in den klugen Soziologiebüchern der kalten Krieger in Göttingen steht.

Als ein solcher erweist sich Wolfgang Sofsky. Damals, vor 9 Monaten, sah die Lage im Irak noch einigermassen gut aus: Der Krieg war schnell beendet, die Horrorszenarien der Kriegsgegner waren nicht eingetreten. Sofsky lobt die moralischen Werte der USA, die Durchführung des Krieges, die Entschlussfreudigkeit, und kanzelt Deutschland und Frankreich als moralische und politische Verlierer ab: Kleinliche, egomane Hasadeure, die viel zu weich gegenüber Saddam waren, und Schuld daran sind, dass die UNO an Ansehen verloren hat. Idioten, die die EU gespalten haben, mit ihrer Feigheit.

Sofsky´s Fazit: Die Luschen in der UNO werden Amerikas Haltung nachträglich schon noch billigen, weil es super gelaufen ist. Das sei nun mal die neue Weltordnung, und die ist ok. Die Iraker würden begreifen, "dass der Siegeszug der fremden Macht doch neue Freiheiten mit sich gebracht hat."

Im Irak scheinen nun aber Kräfte am Werk zu sein, die sich nicht von Soziologen, sondern von den Stories auf den Teppichen inspirieren lassen, von wegen, wie man mit den Räubern umzugehen hat, die in den Garten eindringen - ganz gleich, wie falsch das aus Sicht des Westens sein mag. Der Irak ist das Westjordanland Amerikas geworden. Von einem politischen Sieg ist keine Rede mehr, und moralisch? Das Wort kann man sich nach den Folterungen eine Weile sparen.

Sofsky wollte seinen Standpunkt bringen. Er wollte ihn schnell auf dem Markt haben. Er machte aus Allgemeinplätzem über Diktatoren, westrliche Politiker und Nachkriegsgeschichte waghalsige Folgerungen. Er fand Bush und seine Falken so richtig cool. Eigentlich sollte man heute mal mit ihm ein Interview machen, peu a peu die Behauptungen durchgehen und fragen, ob er das heute noch genauso sieht.

Vermutlich würde er sich sehr winden.

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Black Hawk Down
Die Lehren aus Somalia sind offenbar wirkungslos verpufft.

Bei "Restore Hope" vor 10 Jahren hat die U.S.-Intervention nämlich kurzfristig tatsächlich das Ziel erreicht, wofür sie durchgeführt wurde: nämlich die somalischen Bürgerkriegsparteien zu einen ----- gegen einen gemeinsamen Feind nämlich.

Die blöden Somalis wollten irgendwie nicht einsehen, warum die Amis dringend ein Hotel mit Hubschraubern beschießen mußten - Folge: 50-70 Tote - nur mal eben auf den Verdacht hin, daß da ein paar böse Buben von Ajdid drin sind.
Und da diese Nochzuentwickelnden traditionell Blutrache praktizieren, war das Desaster für die Invasoren perfekt.

Hätte man alles von Clinton lernen können - aber der war ja ein Weichei.

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