Mittwoch, 17. März 2004

(n)one of my kind
Auch die mediale Dauerdröhnung, die gutmeinenden Freundeseinwollenden, die abgetakelten Versöhnungs- höhnungs- stöhnungs- luder und was sich da sonst noch im den modrigen Weichbild dieser komisch-deplazierten Volksreligion aus dem Nahen Osten tummelt - all das kann nichts daran ändern, dass es unsereins kaum gibt. Die Omnipräsenz und Relevanz auf Bildschirmen und Blättern ist nur eine Chimäre, ein Trugbild.

Auf den Strassen gibt es uns nicht. Wenn ich einen Religiösen sehe, wenn einer den typischen Hut trägt, oder um den Hals einer Frau das kleine goldene Schriftzeichen hängt, ist das noch nicht mal besonders angenehm. Denn es erinnert daran, dass man es selbst nicht zeigt; nicht aus Feigheit, sondern weil es zu anstrengend ist, man kann die dummen Fragen und die schlunzigen Blicke nicht ab, und gleich nach dem Gottesdienst, hinter der ersten Ecke, wird die Kipa zusammengelegt und verschwindet in der Tasche.

Es gibt uns nicht, wir bleiben unsichtbar, bestenfalls, und überlassen die Strassen und Plätzen den anderen.



Denen, die unter den Brücken an alten Buden sinnlos billige Würste in sich hineinstopfen und das Haar so fettig tragen, wie ihre Finger nach dem Fressvorgang sind. Denen, die gegenüber ihre Rikscha abstellen und Räucherstäbchen abbrennen, den Abgasen eine weitere Note des Gestanks hinzufügen und erwarten, dass eine ungefickte Studentin mit Indienfimmel vorbeikommt, die trashigen Leuchtsteine und Hareharekasetten zur einsamen Abendgestaltung braucht. Denen, die an der Ecke stehen, stehen bleiben und auch noch eine Stunde später da stehen, weil sie den Verstand verloren haben und die Einsamkeit mit sich selbst fürchten, weil sie sonst vielleicht begreifen würden, dass ihr Hirn nicht mehr ist als eine zertretene Schallplatte, und kein Psychopharmaka wird daran etwas ändern. Was sollten sie also tun und rumstehen im Dunst der Räucherstäbchen und der Wurstkohlerei und das Nichts ihrer Existenz betrachten.

Fressen, Aberglaube und Irrsinn haben ihren Platz oder nehmen sich ihn, und darüber donnern die Eisenzüge und bringen Menschen an andere Stellen der Stadt, wo sie die gleichen Zutaten in anderer Mischung erwartet. Weg von der belebten Allee, rein in die Seitenstrasse, vorbei an einem grünangelegten Fixerparadies, in dessen Mitte schon wieder ein Gebäude der Mehrheitsreligion steht, die Strasse runter, und dann, rechts Hochparterre, ein Fenster, das jemand bemalt hat.



One of my kind.

Wo bekomme ich Glasmalfarben her?

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