Samstag, 27. März 2004

Back 2 the 90ies/2: Bucaille, Generation Intifada
oder, salopp gesagt: Kein Golf in Palästina

Aber trotzdem einige Parallelen. Laetitia Bucaille erzählt anhand fiktiver Personen die Geschichte der Intifada Ende der 80er Jahre, die Zeit des fragilen Friedensprozesses, und die Al-Aqsa-Intifada. 15 Jahre, in denen aus Steinewerfern erst Bewaffnete werden. Dann, nach dem Ende der Intifada, scheitert die Integration in die Zivilgesellschaft an den innerpalästinensischen Problemen. Sie werden Kriminelle, und letztlich wieder Leute, die losziehen und Anschläge verüben, allein schon, weil es das ist, was sie können, und worauf ihr Prestige in Palästina beruht.



Israelis tauchen im Buch praktisch nur als Besatzungsmacht auf, aber das macht es nicht zu einem antiisraelischen Pamphlet. Bucaille betrachtet vor allem die Probleme, die die Anhänger der Intifada haben, ihre von der PLO betrogenen Hoffnungen, die Unfähigkeit, ein geregeltes Leben zu führen, das Fehlen sozialer Bindungen. Es ist eine präzise, tiefgehende Analyse der problemlage im Nahen Osten, und sicher frustrierend für all die Friedensaktivisten und politisch korrekten Dampfplauderer, die glauben, ein Ende der Siedlungen würde die Gewalt im Nahen Osten beenden. Vielmehr macht Bucaille deutlich, dass es enorme Spannungen innerhalb der verschiedenen Gruppen in Palästina gab und gibt.

Da werden mutmassliche Verräter massakriert, Lokale verwüstet, Flüchtlinge gründen mafiöse Banden gegen die Reichen, die PLO ist bis ins Mark korrupt und kümmert sich nicht um die sozialen Probleme. Das alles zeigt so wenig Hoffnung auf, dass die Schlussfolgerungen nach der brillianten Analyse eher dürftig ausfallen. Trotzdem ein Buch, das jeder mal lesen sollte, bevor er die Klappe aufreisst. Wissen ist weder ansteckend noch krebserregend.

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