Freitag, 11. Februar 2005

Shabbat Shalom mit ein paar Worten
über den Luftangriff auf Dresden, der sich morgen zum 60. Mal jährt, und der in einigen Medien nicht weniger umfangreich als die Befreiung von Auschwitz begangen wird. Gerade bei Spiegel online hat man den Eindruck, dass Dresden die V2 fürs deutsche, angekratzte Bewusstsein ist, aber das muss man relativ sehen: Seit dem Bestseller "Der Brand" sind unsere Freunde da drüben natürlich auch auf den Trichter gekommen, mit den armen deutschen Bombenopfern und dem Luftkrieg der Alliierten Quote zu machen. Endlich können die Berufsbetroffenen mal die devote Pflichtgedenkerei lustvoll an sich selbst zelebrieren, heissa, im eigenen Arsch steckt es sich immer noch am Besten...

Also, Februar 45. Deutschland liegt schon am Boden, wehrt sich aber noch nach Kräften - Kurland, Ungarn, Westpolen, am Rhein, in Italien. Wenn die deutschen Piloten noch Benzin hätten, würden sie natürlich fliegen, gern auch bis nach London oder besser New York, zwecks Abwerfen einer Atombombe. Weil es weder passendes Fluggerät noch Bombe gibt, bomardiert man weiter London - erst ab 1940 mit Flugzeugen, was auf Dauer verlustreich ist, dann mit V1 und schliesslich, auch noch im Februar 45, mit V2-Bomben. Nebenbei hatte man den ein oder anderen Völkermord begangen, und die Geiseln der Zivilbevölkerung wurden auch nicht gerade zu Tode gestreichelt. Die, die das getan haben, wurden über den Eisenbahnknotenpunkt Dresden versorgt und an neue Frontlinien gebracht, und die meisten waren noch kräftig mit dabei bei der Sache des kleinen Österreichers, der gerade in den Bunker ging.



Also: Wie behutsam hätte man die Niederlage im 2. Weltkrieg denn gehabt? Bitte, lieber Ami, nur mit Negerküssen schiessen? Bitte, lieber Engländer, den wir 1940 leider nicht erobern konnten, bleib noch ein paar Wochen in Biaritz, oder geh an die Cote d´Azur? He, Iwan, wart noch drei Monate, dann ziehen wir uns komplett zurück, bauen unsere Stellungen ordentlich aus und bringen nebenbei noch den Holocaust zu Ende? Alle leben gern, aber weil eben jeder gern lebt, war jeder Tag weniger Krieg mehr gerettete Menschenleben. Dazu gehört auch, den Gegnern die Infrastruktur zu nehmen. Normalerweise wird, auch übrigens im Spiegel, gejammert, dass die Alliierten versäumt hätten, die Zugverbindungen nach Ausschwitz zu bombardieren. Hier haben sie es mal getan, damit die Todesmärsche aus den KZs erheblich behindert - und jetzt wird wieder gejammert.

Die Bombardierung Dresdens hat den Sieg der Alliierten erleichtert. Nicht viel unbedingt, aber immerhin. Vielleicht nicht der sinnvollste Luftangriff, aber ohne die wäre es nicht gegangen. Krieg bedeutet nun mal, den anderen bei jeder Gelegenheit möglichst schweren Schaden zuzuführen, und da waren die Deutschen nun mal die Meister, die anderen haben sich dagegen ziemlich zurückgehalten. Es war die Hölle für die Menschen am Boden, keine Frage, aber da stehen sie eben auch in einer Reihe mit vielen anderen Toten dieses Krieges, den die anderen nicht angezettelt haben.

Eine Sache noch: Spiegel Online bringt das Thema als Veröffentlichung der Tagebücher von Victor Klemperer, eines Juden, der damals in Dresden war. Nichts kann weniger angemessen sein, nichts ist feiger, als den Juden vorzuschieben, nach dem Motto, wir waren alle Opfer. Ich kenne auch eine Jüdin, die jetzt in Weiden lebt und das alles in Dresden, besonders aber auch die Jahre davor mit Zwangsarbeit und dauernder Todesgefahr auch mitgemacht hat. Sie sagt bis heute über die Deutschen da unten in der Hölle: Das geschah ihnen recht. Ich jedenfalls würde gern das Tagebuch eines Nazis lesen, das am 13. Februar wegen der Tods desselben endet. Das wäre dem Thema angemessen, und wäre für mich wirklich mal was Unterhaltsames.

Face it: Der einzige Grund, warum die Alliierten gewonnen haben, war der Umstand, dass Deutschland die Nazis ausgingen. Und das ging nun mal nur mit Bomben.

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