Mittwoch, 2. Februar 2005

Say it with a smile
und sie werden Dich mögen. Sie werden einfach übersehen, was Du sonst noch so zu sagen hast. Und wenn Du stirbst, werden sie um Dich trauern, auch wenn sie ansonsten, ohne Lächeln, Dich runtergemacht hätten.

Ich weiss nicht, ob jemand mal Interviews mit Kishon gelesen hat, in den letzten Jahren. Kishon war in den letzten Jahren ein beinharter Unterstützer der Politik Sharons, der jedes israelische Unrecht vehement bestritt. Kritk an Israel hat er kategorisch als antisemitisch abgelehnt. Manche seiner Quotes lassen einem den Mund offen stehen, bei allem Verständnis. Witzig war das nicht.

Sein deutscher Verleger Fleissner, ist nun nicht gerade das, was man als innigen Freund des jüdischen Volkes betzeichnen kann. Aber Kishon hat auch über Fleissner viel Nachsichtiges mit einem Lächeln gesagt. Was Fleissner natürlich hilft, auch an so Sachen wie "Zur Zeit" aus Österreich beteiligt zu sein. Ein jüdisches Kompliment ist immer eine gute Entschuldigung.

Nur mal so gesagt, zur Vollständigkeit der Nachrufe.

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Kishon hat auch u.a. der Jungen Frechheit als Feigenblatt gedient http://www.junge-freiheit.de/p_jf/jf_ges.htm und sich sogar für deren Eigenwerbung hergegeben. "Konservative" aller Länder...

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Kishon und der (jüdische) Witz
Vollständigkeit der Nachrufe? Ein wenig mag ich da noch hinzufügen:

Kishons letztes, meiner Meinung nach, gutes (möglicherweise einziges) Buch war der (im übrigen großartig verfilmte, jedoch kaum mehr erhältliche oder gar ausgestrahlte) «Blaumilchkanal». Hierbei kam jener jüdische Witz zum tragen, der im allgemeinen wohl deshalb so geschätzt wird, weil er tatsächlich, wie es auf neudeutsch heißt, authentisch ist: also seine Wurzeln in einer Lebensart hat, die historisch («genetisch»?) bedingt den anderen schlicht leben läßt, ohne jeden missionarischen Charakter: Gleichheit und Brüderlichkeit - also lange vor der Theorie der französischen Revolution ...

Der Witz und der Humor der armen Juden aus dem Osten - vielleicht -, der bei Kishon später in eine klischeehafte Version mündete, wie sie von den privaten Medien, durchaus auch von den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten gefördert (und damit verbreitet) wurde und wird: auf diese Weise erzielt man mehr sogenannte Breitenwirkung: Quote.

Daß Kishon die Kritik an Israel als grundsätzlich antisemitisch bezeichnet hat, hebt ihn aus der Masse derer, die diese Meinung vertreten, nicht heraus; das ist nicht nur in Israel, sondern auch dort hochprozentiger Alltag. Das sehe ich ebenfalls so: «Ein jüdisches Kompliment ist immer eine gute Entschuldigung.»

Es hebt ihn, Kishon, überhaupt nichts aus der Masse der mittelmäßigen Witzeproduzenten heraus. Kishon ist nicht Satiriker gewesen, sondern über lange Zeit hin Vorlagen-Schreiberling sogenannter Comedy; sogar einstmals gute deutschsprachige Kabarettisten bedienen sich seines tiefergelegten Humors - im Öffentlich-Rechtlichen.

Kishon hat diesen letztendlich ungemein scharfsinnigen, aus dem «Ur-Menschlichen» stammenden, jüdischen Witz platt-, ja kaputtgemacht. Er hat diese winzige, durch die Welten schwimmende Insel in seiner Auflagenmentalität auf das Niveau unser aller nach wie vor bevorzugten bebilderten Zeitung gehoben. Und (fast) alle haben ihm zugehört, nicht nur, indem sie seine Bücher gekauft haben. Seine Äußerungen zur zeitgenössischen Kunst, beispielsweise, entsprechen dieser Stammtisch- (oder ähnlichen) Mentalität. Und so manch einer anderen Verlautbarung von ihm sind diejenigen gefolgt, die Witz mit Diffamierung gleichsetzen.

Im übrigen: Fleißner hat unter anderem Schörghuber - Ich war dabei! - verlegt. Axel Springer war wenigstens ein Bußgänger ...

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