Mittwoch, 3. März 2004

Wenn ich mal mies drauf bin,
weil ich den ganzen tag irgendwas jüdisches sagen, machen, erklären, schreiben musste, dann kommen von mir so Bemerkungen wie "Wieso sollen nur Juden über Juden schreiben? Dann dürften ja auch nur Neanderthaler über Neanderthaler* schreiben." Heute war so ein Tag. Too much. Bis dann das hier kam:

"Was koscher ist, ist seit 3 000 Jahren unverändert in den heiligen Schriften festgelegt: den Büchern Mose und in der Thora." Dieser, mit Verlaub, Dreck, kommt dabei raus, wenn man die Australopitheci aus der Berliner-Zeitungs-Schlucht über Juden schreiben lässt.

1. Die 5 Bücher Mose sind ein Teil, der Kern, die Basis der gesamten Thora.

2. Die 5 Bücher Mose sind aber nicht der Teil mit den Kashrutbestimmungen, die erklären, was koscher ist. Die stehen in der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz.

3. Die Halacha wurde in ihrer bis heute grundlegenden Form vor ungefähr 1800 Jahren von Rabbi Jehuda ha Nassi entwickelt.

4. Seit 3000 Jahren unverändert: Completely bullshit. Allein schon, weil so Dinge wie Tomaten früher nicht bekannt waren, heute aber durchaus als kosher betrachtet werden. Da hat sich also jemand Gedanken gemacht. Seit 3000 Jahren wird ständig daran rumgeschraubt, was kosher ist und was nicht. Um 1850 galt Tabak als kosher, heute hingegen nicht mehr.

5. "Die heiligen Schriften", ein Begriff, der allein schon zienlich blöd ist, enden bekanntlich nicht vor 3000 Jahren mit Moses, sondern gehen weiter: Elias, David, Richter, Könige in no specific order. Fakt ist: Mit dem Jerusalemer und Babylonischen Talmud, die bis heute so etwas wie die Grundlage des Judentums sind, dauerte es bis zum 5. Jahrhundert nach christlicher Zeitrechnung.

Und wenn ich das schon nicht weiss, ihr Australopitheci der Berliner Zeitung, dann google ich wenigstens. Button drücken ist auch nicht schwerer als mit der Faust wo draufhauen.

Frohes Uga Uga noch.


*In Wahrheit ist dem Verfasser durchaus bekannt, dass die Neanderthaler (Homo Sapiens neanderthalensis) einer der grossen Fortschritte in der menschlichen Zivilisation waren: Zum ersten mal rannte der Mensch nicht vor Klimakatastrophen wie der Eiszeit davon, sondern entwickelte Strategien und Techniken zum Überleben.

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