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Freitag, 17. Dezember 2004
Shabbat shalom ohne Missverständnisse
uceda, 23:48h
wie in diesem Kommentar, was die Funktion der Geldwechsler im Tempel rund um die christliche Zeitenwende betrifft: Natürlich sind die Wechsler dank der Christenbibel übel beleumundet. Und es gab gute Gründe für Sekten wie die Christen, sie zu hassen; schliesslich symbolisierten die Wechsler ein aufgeschlossenes, weltoffenes Judentum, was den Eiferern nicht gefallen konnte. Christus beispielsweise soll durchaus korrekt nach jüdischem Glauben betont haben, dass er nur für die Juden der Messias ist, nicht aber für die anderen Völker. So jemand muss die Wechsler hassen.
Denn diese Wechsler waren keine schmierigen Geldumtauscher, die ihre Kunden betrogen. Ganz im Gegenteil! Die Juden profitierten im besonderem Masse vom Eroberungszug Alexander des Grossen. Ab dem 4. Jahrhundert wurden die Juden ein der führendes Handelsvolk, mit Niederlassungen im gesamten Mittelmeerraum. Nun braucht jeder vernünftige Handel entweder Geld oder Geldersatz. Geld hiess damals Edelmetall, was für den Besitzer erhebliche Risiken für Leib und Leben mit sich brachte; Piraterie war damals ein einträgliches Geschäft.
Nun sind im Judentum 2 Dinge zu bedenken: Einerseits sind auch Gelehrte gehalten, einen Brotberuf wie den des Händlers auszuüben. Zum anderen war der Tempel in Jerusalem das religiöse Zentrum schlechthin, zu dem alle Gelehrten enge Beziehungen unterhielten. Und hier kam den Juden eine grandiose Idee: Statt mit Geld über das Meer zu reisen, konnte man sich bei den bekannten Gelehrten in den Kolonien oder im Tempel Schriftstücke ausfertigen lassen, mit denen man reisen konnte. Da stand dann in etwa auf Hebräisch drin: Der Tempelpriester Jochanaan bittet seinen alten Freund, den Lehrer Petachia in Alexandria, dem Händler Moshe 200 Goldstücke auszuzahlen. Moshe hatte das Geld zuvor in Jerusalem hinterlegt, und musste sich keine Sorgen machen: Ein Pirat hätte mit dem Schriftstück nichts anfangen können. Wenn Moshe dann in Alexandria seine Geschäfte getätigt hatte, konnte er dort wiederum sein Geld gegen ein Schreiben deponieren und es sich in Jerusalem ausbezahlen lassen.
Die angeblichen Wechsler sind also keine Schurken, sondern Personen, die dem in der Thora ausdrücklich als gut bezeichneten Handel unterstützten; der Tempel war eine Art Bank, für die damalige Zeit extrem sicher, und finanzierte seinen Betrieb über die Spenden, oder soll man sagen die Zinsen der Händler. Ohne dieses System wären die Juden weniger erfolgreich gewesen, sie wären Hinterwäldler geblieben, wie es die Urchristen sein wollten. Die Wechsler sorgten dafür, dass mit dem Handel neue Ideen und Philosophien in das Land kamen; bezeichnenderweise haben Strömungen wie die Stoa und Zynismus eines Aristipp von Cyrene auch im Judentum ihre Entsprechungen.
Als dann der Tempel zerstört wurde, war das System schon so stark, dass es auch ohne die Zentrale überleben konnte. Man tauschte sich eben zwischen den Gemeinden aus. Wichtig wurde das erst, als das römische Reich unterging und die Wirtschaft in Europa zusammenbrach. Es waren die einzig und allein Juden, die im frühen Mittelalter den Handel zwischen Orient und Okzident aufrechterhielten; mit dem System, das ein gewisser Christus gerne beseitigt hätte. Und es dauerte gut 800 Jahre, von 400 bis 1200 nach der christlichen Zeitrechnung, bis die Christen ansatzweise etwas ähnliches auf die Reihe brachten.
Kurz gesagt: Jeder, der heute mit Papiergeld oder Karte zahlt und nur ungern versuchen möchte, seine Brötchen beim Bäcker gegen einen selbstgetöpferten Becher einzutauschen, sollte froh um diese Wechsler im Tempel sein.
Denn diese Wechsler waren keine schmierigen Geldumtauscher, die ihre Kunden betrogen. Ganz im Gegenteil! Die Juden profitierten im besonderem Masse vom Eroberungszug Alexander des Grossen. Ab dem 4. Jahrhundert wurden die Juden ein der führendes Handelsvolk, mit Niederlassungen im gesamten Mittelmeerraum. Nun braucht jeder vernünftige Handel entweder Geld oder Geldersatz. Geld hiess damals Edelmetall, was für den Besitzer erhebliche Risiken für Leib und Leben mit sich brachte; Piraterie war damals ein einträgliches Geschäft.
Nun sind im Judentum 2 Dinge zu bedenken: Einerseits sind auch Gelehrte gehalten, einen Brotberuf wie den des Händlers auszuüben. Zum anderen war der Tempel in Jerusalem das religiöse Zentrum schlechthin, zu dem alle Gelehrten enge Beziehungen unterhielten. Und hier kam den Juden eine grandiose Idee: Statt mit Geld über das Meer zu reisen, konnte man sich bei den bekannten Gelehrten in den Kolonien oder im Tempel Schriftstücke ausfertigen lassen, mit denen man reisen konnte. Da stand dann in etwa auf Hebräisch drin: Der Tempelpriester Jochanaan bittet seinen alten Freund, den Lehrer Petachia in Alexandria, dem Händler Moshe 200 Goldstücke auszuzahlen. Moshe hatte das Geld zuvor in Jerusalem hinterlegt, und musste sich keine Sorgen machen: Ein Pirat hätte mit dem Schriftstück nichts anfangen können. Wenn Moshe dann in Alexandria seine Geschäfte getätigt hatte, konnte er dort wiederum sein Geld gegen ein Schreiben deponieren und es sich in Jerusalem ausbezahlen lassen.
Die angeblichen Wechsler sind also keine Schurken, sondern Personen, die dem in der Thora ausdrücklich als gut bezeichneten Handel unterstützten; der Tempel war eine Art Bank, für die damalige Zeit extrem sicher, und finanzierte seinen Betrieb über die Spenden, oder soll man sagen die Zinsen der Händler. Ohne dieses System wären die Juden weniger erfolgreich gewesen, sie wären Hinterwäldler geblieben, wie es die Urchristen sein wollten. Die Wechsler sorgten dafür, dass mit dem Handel neue Ideen und Philosophien in das Land kamen; bezeichnenderweise haben Strömungen wie die Stoa und Zynismus eines Aristipp von Cyrene auch im Judentum ihre Entsprechungen.
Als dann der Tempel zerstört wurde, war das System schon so stark, dass es auch ohne die Zentrale überleben konnte. Man tauschte sich eben zwischen den Gemeinden aus. Wichtig wurde das erst, als das römische Reich unterging und die Wirtschaft in Europa zusammenbrach. Es waren die einzig und allein Juden, die im frühen Mittelalter den Handel zwischen Orient und Okzident aufrechterhielten; mit dem System, das ein gewisser Christus gerne beseitigt hätte. Und es dauerte gut 800 Jahre, von 400 bis 1200 nach der christlichen Zeitrechnung, bis die Christen ansatzweise etwas ähnliches auf die Reihe brachten.
Kurz gesagt: Jeder, der heute mit Papiergeld oder Karte zahlt und nur ungern versuchen möchte, seine Brötchen beim Bäcker gegen einen selbstgetöpferten Becher einzutauschen, sollte froh um diese Wechsler im Tempel sein.
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