Mittwoch, 4. August 2004

Schmerzbefreit
"Palästinensische Soldaten sind auf ein Flüchtlingslager im Gazastreifen vorgerückt." meldet die Netzeitung. Und was steht nebenan bei den Marktplatz-Anzeigen auf der Nummer 1?

"Echte LastMinute- Schnäppchen? Nix-wie-weg®.de!"

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3rd day out of judaism
Da fährt sie hin, der Grund, warum ich dieses Overload-Gefühl hatte.



Wir geben fast nie Interviews. Journalisten sind sowieso nicht gerade gute Interviewopfer, und bei uns kommt noch einiges an schlechter Erfahrung dazu. Wir sagen: Entweder macht man die Story, oder man wird als Story eingemacht. Im Story machen sind wir gut. Im Eingemachtwerden sind wir mittlerweile zynisch, fies und durchaus in der Lage, zurückzuschlagen. Es gibt einen von geistigen Opas gemachten "Jugend-Funk" in Bayern, der nach der dritten schleimigen Philo-Anfrage unbeabsichtigt einen Platz in unserer Sendung bekam.

In solchen Momenten begreift man erst, wie endgeil es ist, nicht mehr Gegenstand der Berichterstattung zu sein, sondern selbst mal jemandem durch die Regler zu orgeln. Mal darüber zu reden, was für Käse da eigentlich gemacht wird. Ich sage das ganz offen: Ich finde einen grossen Teil der Berichterstattung über Juden heuchlerisch, verlogen, peinlich und von inkompetenten Idioten gemacht. Ich will kann mich deshalb nicht beschweren, denn solange sich jüdische Organisationen ihre Hofberichterstatter halten und sich auf irgendwelche drittklassigen Kulturkanäle abdrängen lassen, ist das auch ein ureigenes Problem der Juden in Deutschland.

München ist zum Glück anders. Wir haben absolute Narrenfreiheit bei Chuzpe, und wenn wir das Gejammere von christlichen Kollegen wegen der politischen Vorgaben und Hinweise höre, können wir nur lachen. Unsere Oberen lassen uns einfach machen; nicht, weil sie die Musik mögen oder unsere Art der Themengestaltung die ihre ist, sondern weil sie denken, dass es schon stimmen wird. Und als wir sagten: Interview-Anfragen an Chuzpe bitte in den Müll, wir haben keine Lust auf diese ganze PR-Medien-jungejudenindeutschland-Verwurstung, haben sie gesagt: OK, ist eure Entscheidung, macht, wenn ihr meint.

Diesmal war es etwas anders, denn die Anfrage kam von der Süddeutschen, und die Idee der Journalistin klang in den Ohren unserer Oberen vernünftig. Es folgte ein dreimonatiges Hin und Her der Mails, ein paar geplatzte Dates, und diesen Sonntag haben wir es gewuppt. Dauerte 2 Stunden. Es war sehr nett, wirklich, aber es war einfach etwas zu viel Judentum für dieses Wochenende.

Aber, dazugelernt: Es gibt Leute, die in 2 Stunden keine einzige blöde Frage stellen.

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