Donnerstag, 12. August 2004

Da schau an
Die Insassen wären mal besser zum Beichtblog gesurft, statt weiterhin Schweinkram zu machen; dann hätte man den Laden auch nicht zugenagel - äh, gesperrt.

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Deutschland Deine Schmierfinken. Eine Anweisung.
Lieber Schmierfink. Bitte bedenken Sie, dass Sie bei aller Lust am Bekleben von Postverteilerkästen so deutsch-gründlich vorgehen, wie man das von Ihnen als ordentlicher deutscher Schmierfink erwarten kann.

Kleben Sie also nicht verschiedene Grössen durcheinander auf Postkästen. Nehmen Sie bitte für jeden Postverteilerkasten genau den Aufklebertyp, die Ihre Vorgänger bereits genutzt haben. Achten Sie beim Bekleben auf die genaue horizontale und vertikale Ausrichtung. So soll das aussehen:



Selbstverstädlich ist es Ihnen nicht erlaubt, dabei andere Aufkleber zu überkleben. Nur so kann sichergestellt werden, dass Ihre Botschaft wie die der anderen gleichmässig und gut lesbar angeordnet sind. Falls kein Platz mehr da ist, verwenden Sie bitte einen anderen Postverteilerkasten. Rücksicht, Ordnung, und Disziplin sind die höchsten Tugenden, die ein deutscher Schmierfink haben kann.

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Nach dem Aufwachen
kam der Postmann und hat neue Bücher des berlin Verlags vorbeigebracht: Ein eigenes Reich von Neal Gabler, das die Juden in Hollywood der Vorkriegszeit behandelt, und Babels Wandlung. David Markisch lässt das Buch über den Reporter der Roten Armee Isaak Babel hierzulande als "antibiografisch" vermarkten. Sowas ziept mir an die Nerven, weil es doch so ziemlich ebal ist - wenn es nicht biografosch ist, ist es ok, aber einen Act daraus zu machen, ist schon sehr bemüht.

Ja, es wird Herbst, und die jüdischen Neuerscheinungen fallen aus den Postwägen. Und wie immer ist es grauenvoll rückwärtsgewandt, vergangen, vorbei, tot, aus. Nur, weil es nicht Holocaut ist, ist es nicht lebendiger geworden. Blah. Ich frage mich immer, wer sowas wirklich kauft und liest.

Ich habe da eine ganz grauslige Vorstellung einer hageren, älteren Frau, die immer irgendwie zu weich, komisch, frustriert, abgehoben für das reale Leben war, jetzt in ihrer 3-Zimmer-Eigentumswohnung hockt und sich damit umfassendes Wissen für das nächste Treffen mit ähnlich gesinnten Frauen anliest, die Zeit abonniert hat, und gerne Fernseh-Sendungen über Krankheiten anschaut. Am nächsten Tag steht sie um 9 vor der Buchhandlung, um sich das nächste blasse, problemjüdische Buch zu holen. Seit drei tagen hat niemand mehr bei ihr angerufen, und ihre Tochter kommt nur alle 5 Monate vorbei udn vergisst manchmal ihren Geburtstag.

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