Montag, 16. August 2004

Manchmal frage ich mich
wieso niemand die Themen aufgreift, die eigentlich auf der Strasse liegen. Die längst fällige Abrechnung mit der sog. Gedenkkultur zum Beispiel. Rituale ohne Juden. Eiferer an der Spitze, feige Politiker dahinter, und niemand hat Lust, sich den Krempel überhaupt anzutun. In meinem Bekanntenkreis wird schon jetzt überlegt, wie man der Einladung zur Fertigstellung von Leas Roshky Horror Steinigungs Show im nächten Mai entgeht. Ein eigeflogener Bekannter fand das halbfertige Areal am Brandenburger Tor letzte Woche ganz grässlich und sagte, in zwei Jahren werde man hoffentlich Fussball auf dem Platz spielen - aber der ist ein lockerer Jude aus dem Ausland und hat keine Ahnung von der deutschen Gründlichkeit, mit der das durchgezogen wird.

Man kann nicht nochmal drüber diskutieren, denn alle Argumente sind gesagt. Man kann die Verantwortlichen nicht in Reportagen blossstellen, denn das wurde schon oft genug getan. Jede blöde Äusserung, jede Intrige, jedes Skandälchen ist von ihnen abgeperlt, wie von Teflon. Man müsste sich von ihnen abwenden, nur die Quintessenz ihrer Charaktere nehmen, in einen künstlichen, literarischen Raum sperren, der viel zu eng und schnell für sie ist, und dann zusehen, wie sie darin zugrunde gehen.

Das müsste man tun. Jede Realität zerbricht an diesen Leuten. Nur die Groteske hat Chancen, die Sache nochmal von ihrem breiten, versteinerten Ritualpodex zu pieksen.

... comment